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Reifigbündeln für nichts und wieder nichts. Nun, er wollte erst mal| warten, wie sich die Sache mit dem versprochenen Mittagessen ge= stalten würde.
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Da sahen sich die beiden Eheleute an.
Als mun Jodofus seinerseits anfing zu erzählen und an das Mittagessen tam und ohne Willen begann von Hasenbraten und Rheinwein zu schwärmen, da hatte er plöglich eine ordentliche Ohrfeige sigen, die stammte von der Hand seiner Ehefrau, das fühlte er am Brennen.
Er bog in die Dudemonder Dorfstraße ein und besorgte seine Briefe, Körbe und Wecken an die richtigen Empfänger, wobei ihm allerdings auffiel, daß die ganze Gesellschaft den Handel mit den Bombeamten schon zu wissen schien, denn es wurden ihm verfäng- So begann ein wechselreiches Gefecht, das erst endete, als liche Fragen gestellt. 3. B.: ob er immer jemand unterm Reifig zu Jodokus, hinterm Ofen in die Enge getrieben, mit dem Nest des liegen habe, ob man auch einmal so mitfahren dürfe, ob er sich auch Geldes herausrückte. Da ließ Frau Barbara von ihm ab und zählte fein geschmuggeltes Seidenstück um den Leib gewickelt habe und die Groschen. andre Anzüglichkeiten. Die Meerheimer aber hatten einmal wieder ihren gelungenen Er dachte: redet ihr, und wollte erst das Mittagessen abwarten; Kirmesschabernack ausgedreht, und feit dieser Zeit heißt Jodokus denn nun regten sich seine schlemmerhaften Gelüfte wieder; gebratene das Hühnchen à la Tirelire. Er nimmt nie mehr einen Liebesbrief Hasen und Rebhuhnpasteten, Enten und Gänse, Apfelfuchen und mit nach Dudemonde, geschweige denn einen Mann, der Seide Spriggebäd, auch noch manch andre Leckerei hielten in seinem schmuggeln will.- Schädel einen wilden Tanz ab Dazu goß eine gütige Hand von oben das beste Getränk darüber aus, Rüdesheimer, Affenthaler und Eiercognat, alles was man sich wünschen konnte. Er setzte sich also, nachdem er zuletzt dem schmunzelnden Wirt das Reisig abgeliefert hatte, in die Gaststube und wartete.
Es dauerte kaum ein Viertelstunde, da kam eine große Ge sellschaft Meerheimer an, der Bellermann mit der Emma und wohl noch zehn andre. Er traute seinen Ohren nicht, als das lachende Volt ihn einlud, ins Herrenstübchen zu kommen. Er folgte, wurde an den Ehrenplay gesezt und durfte sich aussuchen, was er wollte. Der dicke Marchand mit dem Sammettäppchen auf der Glaze brachte selbst die Speisekarte. Jodokus wählte also Hafenbraten und die teuerste Flasche Rheinwein. Die andren ließen sich auch dies und das kommen, und bald war die Unterhaltung im Gange. Bellermann erzählte die ganze Geschichte noch einmal, Emma dankte für die Seide, und Jodotus trant, so schnell er konnte, seine Flasche Rheinwein aus.
Bellermann bestellte für ihn eine zweite. Nun solle er sich auch ein andres Gericht aussuchen auf der Speisekarte, die ihm wieder hingelegt wurde. Da er Hasenbraten schon gegessen und das andre meist billiges Zeug war, wählte er Hühnchen à la Tirelire, das kostete vier Franken und stand seitlich mit großen Buchstaben die Karte heruntergeschrieben.
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Es dauert eine halbe Stunde," schmunzelte der Wirt. Schadet nichts", rief die Gesellschaft, von der sich Bellermann und die Emma still abschieden und hinausschlichen. Endlich kam die Schüssel an. Marchand trug sie, Bellermann und seine Braut gingen rechts und links. Auf der weißen Steingutschale lag ein riesenhafter, gebratener Hühnerleib, der streckte Beine und Flügel fläglich nach ihren vier Himmelsrichtungen.
Jodokus, dem der ungewohnte Rheinwein im Kopf fieberte, schrie mit den andren Bravo, ließ sich Messer und Gabel in die Hände spielen und wollte sich eins der statiösen Beine abfäbeln. Aber die Leute fielen ihm in den Arm und erklärten, beim Hühnchen à la Tirelire sei die Füllung das beste, er müsse erst den Brustkorb durchstoßen.
Jodokus, der für sein Leben gern etwas Gutes aß, wenn es nichts kostete, ließ sich das nicht zweimal fagen und bearbeitete von oben herunter den schweren Knochen mit Gewalt, bis er auseinanderriß. Damit fnirschte das Messer wie auf Stein, die Höhle öffnete sich und darin lagen, mit einem roten Bande sauber zusammengebunden, drei, vier Bruchstücke seiner Sparbüchse, denn auf der obersten Scherbe war deutlich der vierte Dezember, von Barbaras fester Hand geschrieben, zu lesen. Ein wieherndes Gelächter erhob fich, als Jodokus einen Augenblick lang die Scherben sprachlos befühlte. Da kam Leben in den alten Bauern, seine Augenbrauen zu sammenkneifen, die Schüssel aufnehmen und auf den Tisch schmeißen, daß die Gläser und Flaschen huppelten, war eins, dann stürzte Jodokus hinaus zu seinem Wagen.
Die Emma hinter ihm her, während die jungen Männer in der Thür stehen blieben. Wie ein Schmeichelfäßchen kam das schöne Mädchen herangelaufen zu dem Wütenden, der nicht auffah. Sie zählte ihm hurtig Groschen und Zweigroschen auf den Kutschersiz: So, hier ist Euer Geld aus der Sparbüchse, Herr Jodokus, läßt Euch der Bellermann sagen, was fehlte, dafür hättet Ihr einen Mann unterm Reisig fahren lassen und Euch mal satt gegessen und getrunken, guten Morgen auch, Jodokus." Damit lief sie weg.
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Jodokus strich das Geld ein, setzte sich auf den Bock, trieb sein Pferd an und jagte nach Hause. Er saß weder gerade noch krumm und hatte auch feinen Herenschuß mehr.
Daheim erwartete ihn die Barbara.
Sie hatte auch etwas zu erzählen. Ms er am Morgen gerade fortgewesen, waren die Burschen aus dem Dorf mit umgekehrten Röcken, geöffneten Regenschirmen und mit Heugabeln, von einer großen Kindergefolgschaft begleitet, vors Haus gekommen, hatten das Schwein aus dem Stalle geholt und waren damit unter Brüllen und Schreien im Hofe herumgejagt. Als sie selbst heraustam, hatten sie vom Schweine abgelassen und die Scheltende in einen Kreis eingeschlossen und waren wohl zehn Minuten lang unter anhaltendem Jubel der Kinder um sie herumgetanzt und hatten sich so fest bei den Händen gehalten, daß sie sich in ihre Gefangenschaft ergeben mußte. Als die böse Gesellschaft dann fort war, fehlte hinter dem Ofen die Sparbüchse, und statt dessen stand ein halbfauler, gelber Wasserkürbis da, so groß wie ein Butterfaß.
Kleines feuilleton.
k. Ausgrabungen im Reiche der Inkas. Die Nachrichten von der Wiederausfindung des Schakes der Inkas haben das Intereffe wieder auf die merkwürdige Kultur im Reiche der Inkas gelenkt, die die Spanier bei ihrer Landung in Südamerika vorfanden und vollständig zerstörten. Der Vandalismus der spanischen Soldaten und der Fanatismus der Missionare ging so weit, daß nichts mehr von jener alten Stultur übrig blieb, alle Spuren der früheren und der verhältnismäßig vorgeschrittenen Civilisation fich verwischten. Seit einiger Zeit ist man nun bemüht, über diese zerstörte Kultur mehr Licht zu gewinnen. In den letzten Jahren haben der Archäologe Bandelier und seine Frau, mit Unterstützung des amerikanischen Museums für Naturgeschichte, interessante Forschungen an der Westküste Perus und auf dem Hochplateau Bolivias unternommen, derem Ergebnisse in dem letzten Heft der„ Revue" veröffentlicht werden. Eine große Rolle spielte bei den Infas der Totenfultus. Hierüber haben die Nachgrabungen auf den Friedhöfen Perus Aufschluß ges geben. Um die Toten vor allen Angriffen der Elemente zu bes wahren, trafen die Inkas die größten Vorsichtsmaßregeln. Für ihre Totenstädte wählten sie sehr trockne Orte, und da sie jedes Fleckchen bestellbaren Bodens dem Ackerbau nubbar machten, wurden die Toten immer in der Wüste oder am Abhang eines steilen Felsens beerdigt. Die Gräber sind besonders sorgfältig von dem Ehepaar Bandelier durchforscht worden. Man sieht sie gewöhnlich in Gruppen geordnet. Sie enthalten manchmal nur eine einzige Leiche, manchmal drei und mehr in runden oder viereckigen Gruben, deren Tiefe 60 Centimeter bis zu 4 Meter beträgt. Sie sind mit geflochtenem Schilfrohr bedeckt, um den durchsickernden Sand aufzuhalten. An den neben den Toten liegenden Gegenständen und den Bändchen, die die Mumie einhüllen, erkennt man den Rang der Bestatteten. Mehrere dieser Gegenstände werfen ein Licht auf die ursprünglichen, peruania schen Industrien. Die Kunst, Stoffe zu weben und sie mit Stickereien zu verzieren, war bei den Inkas sehr ausgebildet. Die meisten Mumien haben das übliche Kleidungsstück, den Poncho, den man ihnen für die lange Reise ins Jenseits mitgab. Außerdem versorgte man sie mit einem Säckchen, das Koka und andre Nahrungsmittel enthielt. Gewöhnlich befinden sich die Leichen in hockender Stellung, die die alten Peruaner beim Ausruhen einnahmen, und die ewige Ruhe sollte der Ruhe bei Lebzeiten ähnlich sein. Neben dem Toten befinden sich im Grabe Gegenstände, die gleichsam Zeugen seines Daseins vor dem Tode sind. Selbst die Armen waren dieser Erinne rungen nicht beraubt. Man fand viele Kinder ausgestreckt in einer fleinen Wiege mit dem letzten Spielzeug in der Hand. In den Gräbern der Frauen sieht man Arbeitstörbe aus Binsengeflecht, die Wolle, Nähzeug, Kämme und andre Toilettenartifel enthalten. Unter anderm wurde ein vollständiger Webstuhl entdeckt. In vielen Fällen enthält der Arbeitsforb reich verzierte Spindeln aus Holz, mit verschiedenen Farben bemalt oder mit Schnitzereien und Holzbrand= malereien. Einige Stoffe haben ihre glänzende Frische behalten. Auch die ausgegrabenen Tapisserien find prächtige Exemplare. Einige können es in den Figuren, Vögeln, Tieren oder geometrischem Mustern mit berühmten Teppichen oder Gobelins aufnehmen. Die Teppiche sind meistens aus Alpaka - oder Vigognewolle. Besonders eigentümlich ist bei diesen Mumien der hinzugefügte falsche Kopf, den man im Innern mit Seefräutern und Blättern ausgestopft hat. Augen, Mund und Lippen waren durch einen weißen Faden bezeichnet; die hölzerne Nase war oft weiß gefärbt. Oft stellte man diese wichtigsten Teile des Gesichts auch durch fleine Kupfer- oder Goldfragmente dar, die geschickt ausgeschnitten waren. In andern Fällen gab man der Mumie eine Maste aus einem einzigen Stück, ganz aus Silber. Eine Lage roter, blauer oder geiber Farbe stellt die Hautfarbe dar, und die Haare sind braun bemalte lange Fasern. Diese falschen Stöpfe sind mit Bändchen am Körper befestigt. gweifellos liegt diefer seltsamen Sitte der Gedanke zu Grunde, daß dem Toten dadurch die Physiognomie bewahrt werden sollte, die er vor der Beerdigung hatte, und die auf diese Weise wenigstens bildlich dem zerstörenden Werk der Zeit entging. Den Gold- und Silberreichtum erkennt man an einer Sammlung mehrerer Hundert Gegenstände aus diesen Metallen, die das Ehepaar Bandelier mitgebracht hat. Darunter befinden sich Votivstatuetten, religiöse Bierate, Schmuc sachen, Halstetten aus Goldkugeln mit einem Durchmesser von
-1 Centimeter; große filberne Pokale von 30 Centimeter Höhe und kleinere goldene, mit Bildnissen geschmückt; Armbänder aus