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Na, nun hast Du wohl einen ordentlichen Baben eingeheimst?" empfing fie der Alte. " Nein. Die Arbeit wird schlecht bezahlt." Und zum Kellner: Eine Tasse Kaffee, bitte."

Und Kuchen," bestellte die Großmutter. " Nein! Keinen Kuchen für mich. Das flang entschieden. " Früher aßest Du gern Kuchen."

" Ja, früher."

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Du hast wohl manche Deiner Gewohnheiten ändern müssen?" Manche."

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,, War es nicht..." die Großmutter sondierte vorsichtig das Feld," Du mußt mich nicht mißverstehen! Ich meine: gewissermaßen war Eure Hochzeit doch wohl ein wenig voreilig? Ich frage nur. Wie lange hätten wir nach Eurer Meinung warten sollen?" " Nun." Die alte Dame wiegte den Kopf mit wohlwollendem Lächeln. Bis Eure Verhältnisse dementsprechend waren." " So? Dann warteten wir jeht noch."

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Ach?" Die Großmutter notierte es sich in Gedanken. Ihr Mann, der bisher schweigend gesessen, erhob nun die Stimme: Und ich meine wie damals noch heute: Deine Wahl war an sich ein großer Fehler. Ein unverzeihlicher Fehler! Das siehst Du heute, to Du Mäntel nähen mußt, wohl auch selber ein." Nein! Ich würde heute genau so handeln!"

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Wirklich? Es ist Dir dann also auch gar nicht fühlbar ge­worden, daß wir unsre hand von Dir gezogen haben?" Doch. Die Stimme bebte in unterdrücktem Hohn." Ich habe Frieden gehabt vor Bevormundungen und so weiter." Diese Bevormundungen wollten Deine Bestes, Kind." Die Alte fagte es feierlich.

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Und er fügte erregt hinzu:" Diese Bevormundungen hatten immerhin einige Tausend Thaler hinter sich. Wärst Du ihnen ge­folgt, dann fäßest Du nicht im Kattunrod neben uns. Hättest eine Hochzeitsreise nach Italien   hinter Dir und einen Mann, der

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Kellner, zahlen!" Ein Geldstück klirrte heftig an der Tasse. " Den Kaffee bezahle ich natürlich." Der Alte zog die Börse. Danke!" Die junge Frau schob seinen ausgestreckten Arm zur Seite und reichte dem Kellner das Geld. Dann beugte sie sich über den Tisch und die Augen funkelten in dem blassen Gesicht: Eure Thaler, Eure seidenen Kleider, die Hochzeitsreise mitsamt dem Mann schenke ich Euch! Für all Euren Reichtum und Eure Güte geb' ich diesen Kattunrock und die ganzen, lezten Jahre nicht hin! So, nun wißt Jhr's! Adieu!"-

Geographisches.

noch nicht ganz entschieden. Frühere Versuche lehren jedoch, daß schon bei einem Gehalt von 1-3 Tausendstel dieses Gases in der Atemluft Tiere unter großer Atemnot, Lungenentzündung und Krämpfen eingehen. Die Vergiftung erfolgt vermutlich durch eine Blutzersehung. Ob der Schwefelwasserstoff in Verbindung mit größeren Mengen von Kohlensäure noch schädlicher wird bleibt noch zu untersuchen. Dr. Traphagen fand an toten Tieren: zwei Bären, mehrere Hirsche, drei Vögel, verschiedene Motten, Schmetterlinge, Fliegen und Maden. Das Vorkommen toter Maden war besonders beachtenswert, da es auf eine Unterbrechung in den giftigen Wirkungen der Gase schließen ließ. Nach dem Tod der größeren Tiere mußte eine Reinigung der Luft eingetreten sein, die nicht nur den Fliegen die Ablegung von Eiern in die Leichen, sondern auch letzteren ihre Entwicklung zu Maden ermöglichte, bis auch diese von einem neuen Giftstrom getötet wurden. Der Forscher begegnete auch lebenden Fliegen in der Schlucht. Wenn er sie in das aus den Spalten strömende Gas hielt, so starben sie binnen sechs Sekunden. Die Bodengestaltung der Stätte ist äußerst eindrucksvoll und wild. Die Abhänge sind so steil, daß sie von einem Menschen kaum erflommen werden können. Dadurch wird sebstverständlich die Ansammlung von Gasen in der engen Schlucht sehr begünstigt. Auf die Menschen scheint die Atmosphäre der Todesschlucht nicht gerade lebensgefährlich zu wirken, jedoch stellten sich bei allen Besuchern gewisse Vergiftungs­erscheinungen ein.

Humoristisches.

Brotest. Hausmeister: Der Hausherr läßt ersuchen, daß Sie erlauben, weil die Liberalen gesiegt haben, daß ich die Fahn' bei Ihrem Fenster' naussted" I seine Gefühle bei meinem Fenster hinaussteckt?" Mieter: Ja, wie fomm' denn ich dazu, daß der Hausherr

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Aus einem Lotalbericht.... Glücklicherweise hatte der Ermordete sein Geld gerade am Vormittag in die Sparkasse gegeben, so daß er mit dem Verluste des Lebens davonkam. Reklame.

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rolle von" Fiesto" die Worte sprach: hätt ich nur seinen Weltbau Herr Schauspieler Hottmann, der gestern Abend in der Titel zwischen diesen Zähnen!" trägt Zähne bon Gustav Medler, Zahntechniker.

Notizen.

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( Fliegende Blätter  ".)

Ernst hädel läßt demnächst zu seinem Werke Die Welt­rätsel" eine" Die Lebenswunder" betitelte Ergänzung er scheinen.

Einen Preis von 300 M. schreibt der Riefengebirgsverein für ein Festspiel aus, dessen Inhalt Beziehungen zum Riefen­gebirge hat. Näheres durch Prof. Dr. Rosenberg in Hirschberg.- Arthur Pserhofers vieraftige Komödie Jm Ehe­ha fen" hat bei der Erstaufführung im Deutschen Schau spielhause zu Hamburg   feinen Erfolg gehabt.

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Die Wiener Hofoper hat Hans Pfigners Oper Die Rose vom Liebesgarten" und Schillings Ing­welde" zur Aufführung in der nächsten Saison erworben. - Die große goldene Medaille der Dresdener Kunst ausstellung wurde zuerkannt: den Malern Otto Greiner  , Robert Haug  , Arthur Kampf  , Toni Stadler  , den Bildhauern August Hubler, Hugo Lederer   und dem Graphifer Otto Greiner  . Die leine goldene Medaille erhielten: die Maler Fritz Bär  , Ferdinand Dorsch  , Eugen Kampf  , Gustav Kampmann  , Christian Landenberger, Hans Dide, W. G. Ritter, Sascha Schneider  , Otto Heichert  , die Bildhauer Frizz Klimsch, Paul Peterich  , Georg Römer  , August Th. Schreitmüller, Konstantin Stard, Georg Wrba  , die Graphiker Otto Fischer, Franz Hein  , Eugen Kirchner  , Karl Schmoll  v. Eisenwerth und Ernst Riegel  ( für Kleinkunst).

ie. Die Schlucht des Todes. Auch der modernen Erd­tunde fehlt nicht jede Poesie. Die Alten vermuteten an besonders un heimlichen Stellen der Erdoberfläche eine Pforte zur Unterwelt, und noch jetzt giebt es für ähnliche natürliche Verhältnisse Namen, die fast eine gleiche Bedeutung haben. Am berühmtesten ist in dieser Hinsicht das Thal des Todes auf der Insel Java. Seltener dagegen ist die Rede von der Todesschlucht im Bereich des wundersamen Yellowstone National Park   in den Vereinigten Staaten  . der so viele Werkwürdigkeiten in fich birgt wie kaum eine andre gleichgroße Fläche des Erdbodens. Die dort gelegene Todesschlucht wurde erst im Jahre-Im Karlsruher   Hoftheater fand A. Pauls Zeit 1888 bon Dr. Weed, einem Beamten der Geologischen Landes- bild Tante Regine" bei der Erstaufführung eine freundliche amtersuchung der Vereinigten Staaten  , entdeckt. Weed fand damals Aufnahme.- in der Schlucht fünf Bären, einen Wapiti- Hirsch, viele kleine Säuge­Wilbrands neuem Schauspiel Zimandra" scheint tiere und zahlreiche Insekten in verschiedenen Stadien der Zersehung es bei der Erstaufführung im Wiener Burgtheater nicht bes umberliegend. Steins dieser Tiere zeigte Spuren eines gewaltsamen sonders gut ergangen zu sein. Todes, so daß ihr Ende durch Einwirkung giftiger Gafe wahrscheinlich war. Etwa zehn Jahre später fand ein andrer Forscher die Leichen bon acht Bären in der Schlucht, aber auch damit konnte das Rätsel noch nicht gelöst werden, das über dem sonderbaren Thale   lag. Man begann sogar schon an den früheren Berichten zu zweifeln, während von andrer Seite angenommen wurde, daß die giftige Atmosphäre der Schlucht zeitweise durch schwere Regenfälle oder durch Frühlings wasser gereinigt würde. Nunmehr hat Dr. Traphagen die Todes­schlucht mehrmals durchforscht und die Ergebnisse seiner Unter­suchungen in der Wochenschrift Science  " mitgeteilt. Das erste Mal fand er, wie die meisten seiner Vorgänger, eine große Zahl von Tierleichen an der unheimlichen Stelle und bemerkte auch einen Scharfen Geruch von Schwefelwasserstoff. Er nahm sich daraufhin vor, fich für den nächsten Besuch mit Apparaten zur Feststellung der Gas­entwicklung in dem Thal auszurüsten. Bei seinem zweiten Aufenthalt war der Geruch nach Schwefelwasserstoff noch stärker, und die Silber­münzen, die der Forscher in seiner Tasche trug, wurden durch den Einfluß des Gases schwarz. Es stellte sich heraus, daß die Luft in der Nähe des Bodens der Schlucht über 10 Proz. Kohlensäure und Starke Spuren von Schwefelwasserstoff enthielt und daß diese Gase aus Felsspalten an den Gehängen des Schlundes hervordrangen. Die aus den Spalten entweichende Luft bestand zu mehr als 50 Broz. aus Kohlensäure und zu etwa 1 Proz. aus Schivefelwasserstoff, ob­gleich ein ziemlich starker Wind durch die Schlucht ivehte und außer dem verschiedentlich Regenfälle eintraten. Die Beschaffenheit der diesen Spalten entströmenden Gase mußte danach als derartig er­scheinen, daß selbst große Tiere auf dem Boden des Schlundes da­durch erstickt werden könnten, zumal wenn die Luft innerhalb der Schlucht ganz ruhig ist, so daß sich die Gase weniger schnell mit der übrigen, reineren Luft vermischen. Die Frage, inwieweit durch Schwefelwasserstoff eine Vergiftung herbeigeführt werden kann, ist

c. Die Zeitungen Japans  . Noch einer Statistik, die der Gaulois" veröffentlicht, hat in den letzten zwanzig Jahren die Zahl der Zeitungen in Japan   sich verdoppelt. Im Jahre 1852 erschien die erste Beitung in Japan  , 1879 existierten schon 266, bis 1886 stieg die Baht auf 2000 und jetzt erscheinen bereits 4000 Blätter. In Tokio   allein werden 120 Beitschriften herausgegeben. Die wichtigsten davon sind: Djidji Skimpo"( Die Beit), Nippon  "( Japan  ), " Djimin"( Das Volt), Kokormen Shinbun"( National- Beitung), Tokio   Nitelli Shinbun"( Tokioer Zeitung). Das in Japan   am weitesten verbreitete Blatt ist die Dsissi Skimpo"( Die Neue Zeit), die 400 000 Abonnenten hat. Jede Nummer umfaßt 48 große Blätter, die mit Illustrationen, Photographien und Karikaturen bes deckt sind. Eine andre, besonders in Voltstreisen vielgelesene Beitung ist der Ni Koku Shinbun" mit 300 000 Abonnenten. Dieses Blatt wurde vor ungefähr drei Wochen von der japanischen Regierung ver boten, weil der Redakteur Oliama einen Artikel gegen den Krieg mit Rußland   veröffentlicht hatte.-

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Berantwortl. Redakteur: Paul Büttner  , Berlin.-Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.