(Nachdruck verboten.) pfuigrtfonne. Bon Ernst Preczang . Sie blinzelte durchs Fenster und streichelte den grünen Birken- zweig, der an den Thürpfosten genagelt war. Dann kitzelte sie mit ihren feinen, blanken Glühnadeln die Schläfer: Steht auf, liebe Leute! Steht auf unK kommt heraus aus eurem Käfig! Kommt! Verschlaft mir nicht den köstlichen Tag, den ich extra für euch her- gerichtet habe. Für euch, grübelnde Köpfe und schaffende Ärmel Ihr habt euch lange genug geplagt. Habt im Dunkeln gesessen und mit eurer Mühsal und Sorge lange Zwiesprache gehalten. Vergeht es für einen Augenblick, meine Kinder, daß sie euch mir entfremdet haben. Laht euren Kummer daheim und kommt, daß ich euch wieder einmal die andre Seite des Lebens zeige. Kommt! Kommt! Und sie kamen. Hunderte. Tausende, Unzählbare. Männer mit grauen Bärten und zitternden Händen. Mütterchen, welche den Schnee des Daseins auf ihren Häuptern trugen und sich beim Gehen auf einen altmodischen Schirm stützen mußten. Kräftige Mannes- gestalten mit braunen Gesichtern; zähe Frauen, denen Arbeit die Hände gehärtet. Jünglinge mit trotzigen Gesichtern und mutigen Augen; zwrte, blaßwangige Mädchen mit blondem, braunem und schwarzem Haar, in hellen, dunklen und farbigen Kleidern. Und Kinder Kinder in Scharen, die neugierig in die Welt blickten und schwatzten und fragten mit unermüdlichem Munde. Euch lieb' ich am meisten, schmeichelte die Sonne. Euch, ihr Kleinen. Ihr versteckt euch noch nicht vor mir, sucht nicht den Schatten, wie es die Müden thun müssen, die das Leben ermattete. In euren kleinen Seelen glüht noch hell der Funke, den ich jedem auf die Welt gebe. Unvcrschüttet, unverglommen brennt die winzige Flamme in eurer Brust. Keine Frage erstickte, kein Sturm verlöschte sie bisher. Ach, könntet ihr doch immer.so bleiben! Könntet ihr doch mit Hellem Herzen bis zu Ende gehen! Aber ich weiß wohl: das ist ein Wunsch und bleibt ein Wunsch. Allerlei dunkele Mächte werden kommen, werden eure blanken Augen trüben und die harmlose Freude in eurer Seele ertöten. Auseinandcrrcitzen wird uns das Leben! Wie eine finstere Wolke wird's sich zwischen euch und mich schieben und manch- mal werden wir glauben, einander gar nicht mehr zu kennen. Aber wir wollen Freunde bleiben, hört ihr! Wollen uns zuweilen wieder- sehen. Trotz alledem. Der heimliche, goldene Faden, welcher hin- überleitet von euch zu mir, von mir zu euch, darf nicht zerreißen. Fest müßt ihr ihn halten. Und wenn die Tage auch grau sind und schwer, einmal doch müßt ihr sie abwerfen und zu mir kommen, daß ich euch erheitere und den stillen Funken, der zu erlöschen droht, von neuen! erglühen mache. Gut. wir verstehen uns! Wir auch! Die Sonne zwinkerte lustig zu den jungen Mädchen hinüber. Ei, wie ihr euch geputzt habt! Das gefällt mir. Nun will ich eure Wangen noch ein wenig schminken! Ein ganz feines Rosa leg' ich auf die Blässe. In die Augen meinen Wioderschein. So! Seht, wie hübsch ihr geworden seid! Jetzt geht nur und sucht euer Glück. Hier herum muß es zu finden sein. Dort, dem jungen Mann im schwarzen Rock, mit der weißen Krawatte, glänzen schon die Augen. Nicht so unmutig, Freund! Heute ist Pfingsten und man darf sich wohl einen Scherz erlauben. Die stillem Wege im Wald Hab' ich mit prachtvollem Grün geschmückt und hinter der Hecke am Wiesenrand läßt sich's vorzüglich träumen. Die Blonde und du, das wäre ein Paar! Ja, seht euch nur an! Mein kleiner Bruder, der Mond, wird mir'S morgen erzählen, ob ihr einig geworden seid. und ob ich euch im nächsten Jahre meine Musikanten zur Hochzeit schicken darf. Was ist denn mit dem Herrn Nachbar dort? Haha, einer von den allzeit Unzufriedenen. Wahrhaftig, er schmäht mich und streift die Jacke herunter just wie sonst, wenn er an der Hobelbank steht. Nun singt er und schwingt seinen Stock. Neckst so, Freund! Du kannst nicht böse bleiben, ich will es nicht. Deine Frau auch nicht. Sie kacht aus vollem Halse und reicht dir ein Brötchen: , Alter!" Nun kaut er und singt dabei! Ach, ihr Materialisten! Da sitzen sogar vier im Grase und dreschen einen Skat. Mir alles einerlei! Wenn ihr nur vergnügt seid und die Freude in eurer Brust aus den Schlacken hüpft! Und wir, Väterchen? Tu, Großmütterchen? Es geht nur langsam vorwärts auf den alten Beinen, wie? Seht mal, da steht eine Eiche mit wunderhübschem Dach. Auf ihren breiten Wurzel- knollen läßt sich's gut sitzen. Dort ruht euch. Gegen die Mücken ist dein Knaster gut, Alter! WaS machst du plötzlich so fröhliche Augen, Mütterchen? Hier habt ihr schon einmal gesessen? Vor langer, langer Zeit? Richtig, ich entsinne mich. War auch dabei. Ach ja! Damals saht ihr anders aus als heute, so viel weiß ich. Auch die Hiche hat ein älteres Gesicht bekommen. Und mit der Schlankheit ist's bei ihr wie bei euch vorbei. Das war auch ein Pfingsten da- mals! Glatte Wangen und krauses Haar, wie, Großmutter? Einen Strauß an der Brust. Den hat dir der da zerdrückt. Ja, du, Alter! Schmunzle nirt! Man weiß es noch, was du für ein Bursch' warst! Was für eiti prächtiges Mädel du, Großmütterchen I Einen Tag nach dem andern habt ihr gemeinsam auf den Buckel genommen. Die Rücken sind ein wenig krumm davon gcivorden. Ihr habt zu schleppen gehabt, das ist wahr I Manchen Fluch, manchen Seufzer Hab' ich gehört. Aber eins freut mich noch heute: ihr habt mich nicht vergessen, habt mich hereingelassen in euer Fenster und euren Sinn und zuversichtlich mich am neuen Morgen erwartet, wen» der Zlbend vorher trübe gewesen. So ging manche schwere Stunde leichter vorüber. Bringt es so zu Ende und gehabt euch wohl! Ich muß wieder einmal nach meinen andern Kindern schauen. Ob irgendwo noch ein trauriges Gesicht ist. versteht ihr? Ich streichlo es so lange, bis es lacht. Denn heute ist Pfingsten. Die Erde Hab' ich mit Grün und Blüten geschmückt. Und im Menschen möcht' ich die Hoffnung sehen. Kleines feuületon. gc. Pfingstwcttrenncn im Böhmerwald . Die Wettrennen, welche im Böhmerwalde alljährlich am Pfingstmontag abgehalten werden, haben durch die Scherze des Spatzmachers, der nie dabei fehlen darf. noch einen besonderen Reiz für das umwohnende Landvolk. Dieser Spatzmacher sitzt, drollig angezogen, auf der erbärmlichsten Mähre der ganzen Gegend, welcher man noch dazu auf der Schwanzscite einen künstlichen Hals und Kopf aus Stroh und aus dem Kopfe ein ebensolches Hinterteil gemacht hat, so daß über die Augen ein Schwanz herabhängt. Will er aufsteigen, thut er es mit einer Leiter. Die Reiter tragen auf dem Kopfe eine kleine Ledormütze, die nicht mehr als den Wirbel bedeckt, unr den Hals ein locker geschlungenes Tuch, haben keine Jacke an und sitzen ohne Sattel auf dem Pferde, welches an Zaun, Mähne und Schweif mit roten Seidenbandmaschen ge- schmückt ist. Sie sammeln sich beim Wirtshans, Ivo auf einer Fahne die Preise, ein rot- oder blanseidener Westenstoff, ein karmesinrot- seidenes Halstuch und ein schöner Hosenträger, nebst einem Strauß von künstlichen Blumen hängen. Der vierte Sieger erhält einen iin- bedeutenden Geldbetrag. Zur Bestreitung aller Ausgaben haben die Reiter das nötige Geld zusammengeschossen. Unter luftiger Musik brechen die Reiter auf und postieren sich. Eine dünne Strohspur be- zeichnet das Ziel. Ein Flintenschutz giebt das Zeichen zum Abritt und bringt eine wahrhaft fieberhafte Aufregung unter die dicht- gedrängten Zuschauer. Ter Sieger ergreift jauchzend die Fahne und lätzt aufspielen. Doch plötzlich knallt ein zweiter Schutz, und der Spaßmachor beginnt ein Rennen allein, steigt nach 20 Schritten ab, füttert sein Pferd, treibt alle möglichen Possen, reitet dann bis zum Ziel und fängt mit dem Sieger einen heftigen Streit um die Fahne an, der damit endigt, daß ihm fein Lohn zugesagt wird, welcher ge- wöhnlich in zwölf Päckchen Rauch- oder Schnupftabak besteht. Unter Musik, Jauchzen und Lärmen zieht man nach dem Dorfe zurück, wo nach kurzem Tanz die Burschen, die Musik voran, durch alle Straßen reiten und um jeden Bauernhof einige Male herumsvrengen, während der Spatzmacher mit einem großen Tragekorbe auf dem Rücken bei jeder HausfrauKüchln" �Schmalzgebäck) und Eier einsammelt. Die gesammelten Küchln und Eier verspeisen die Burschen im Wirts- hause, worauf Tgnz das Fest beschließt. In der Umgegend von Pilsen geht dem Wettrennen noch ein Pfingstspiel vormis. das viel Aehnlichkeit mit den Pfingstritten in Schwaben hat. k. Verdi und sein Verleger. Folgende Anekdote erzählt der Gaulois" anläßlich einer Aufführung, die die Pariser Oper zum Besten des Verdi-Denkmals in Mailand veranstaltet. Nach der Erst- aufführung desNebukadnczar" in Mailand , durch die Verdis Ruhm begründet wurde, begab sich der Künstler in sein äußerst bescheidenes Stäbchen, dessen ganze Einrichtung aus einem Bett und einem Tisch bestand; seine Frau war in dieser armseligen Wohnung einige Monate zuvor buchstäblich den Entbehrungen, die das junge Paar zu erdulden hatte, erlegen. Am nächsten Morgen wurde Verdi in aller Frühe durch Klopfen an der Thür geweckt. Verschlafen richtete er sich auf und erkannte in dem frühen Besucher den berühmten Mailändischen Verleger Merelli, der seinen Kollegen zuvorkommen wollte und des- halb zu so ungewöhnlicher Stunde zu dem jungen Komponisten ge- kommen war. Er hoffte, den Musiker leicht für sich zu gewinnen und fädelte die Unterhandlungen mit feinster Diplomatie ein.Wie- viel wollen Sie also für Ihre Oper haben?" fragte er schließlich.' 30 000 Frank!" Merelli fiel aus allen Himmeln und wiederholte mit tonloser Stimme seine Frage.Ich sagte Ihnen bereits: 30 000 Frank aber nur, weil Sie um 6 Uhr aufgestanden sind, um zu mir zu kommen. Bis heute abend wird die Summe auf' 550 000 Frank steigen!" Schließlich gab der Verleger, der immer noch ein gutes Geschäft»rächte, nach; aber infolge des Schrecks bekam er die Gelbsucht und mußte zwei Monate lang das Bett hüten. ie. Die Anziehung des Lichtes für Nachtschmcttcrlinge ist von dem Zoologen Joseph Perraud in einer der Pariser Akademie der Wissenschaften vorgelegten Arbeit untersucht worden. Die Forschungen haben zu folgenden Schlüssen geführt: Die Nachtschmetterlinge sind im stände, sämtliche Lichtstrahlen wahrzunehmen, werden aber von den verschiedenen Teilen des Spektrums in verschiedenem Grade be- einflutzt. Das weiße Licht übt die stärkste Anziehungskraft auf diese Insekten aus. Merkwürdigerweise werden sie ferner durch zerstreutes Licht mehr angelockt als durch grelles. Bekanntlich hat man die früh festgestellte Thatsache, daß die Nachtschmetterlingc nach einem Licht fliegen, auch zu verwerten gesucht durch Herrichtung von eigenartigen Fallen, die inmitten der Felder angebracht werden. Perraud giebt an, daß es für solche Lichtfallen zwcckniätzig ist, die Stärke des Lichtes abzudämpfen und ihm gleichzeitig durch geeignete Blenden ein möglichst großes Strahlungsfeld zu geben. Besonders wird darauf Rücksicht zu nehmen sein, daß die Lichtstrahlen auch für die am Bode»