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Nein, ich habe ihren nur schnell eine Eierspeise gemacht, fie werden in Baden bei meiner Schwester bewirtet."
So, so, nach Baden. Sie haben für Ihre Kinder immer ein Vergnügen parat, setzen Sie sich doch, aber glauben Sie mir, es ist nicht gut, seine Kinder so zu verwöhnen."
Elise schlug die großen, dunklen Augen zu dem Gestrengen auf und entgegnete sanft:„ Meine Kinder können sich über jede Kleinigkeit so sehr freuenach, das war heute eine Glückseligkeit, Sie können es gar nicht glauben."
" D, das glaub' ich schon, gelt, Tini, da möchtest Du Dich auch freuen, und wie, aber so ein Spaß mit der Eisenbahn kostet zu viel, das können wir uns nicht leisten. Na," fügte er mit ironischem Blinzeln hinzu, jeder muß wissen, wie es in seinem Beutel aussieht."
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Plaz nehmen und ihnen den Schlaf nicht austragen, und, ohne[ weil man teils den eigentlichen Witz des flaffischen Geigenbaues finden sich selbst zu rühren, wies er ihr gönnerhaft einen Stuhl an. wollte und ihn an allen möglichen und unmöglichen Stellen fuchte, teils " Danke," sagte Frau Witte, ich wollte die liebe Haus- und noch mehr deshalb, weil für die Geige eine Ansicht besteht, die frau nur fragen, ob ich mir nicht das bißchen Kaffee hier auf- bisher unfres Wissens noch für kein andres Werkzeug aufgestellt wärmen könnte, ich meinte, Sie hätten noch Feuer im Herd." Da ist es begreiflich, daß aller Fortschritt lahmgelegt wird, da sich worden ist: die Ansicht von dem„ Besserwerden mit dem Alter". Das ist längst ausgegangen," beeilte sich die Hausfrau ja bei höheren Ansprüchen niemand mit einer eben fertig gewordenen zu sagen, wir haben heute zeitlich gegessen, da der Emil" Geige einlassen will, und alle Kraft in der Jagd nach den alten " Ja, die Ihrigen sind ja auch frühzeitig ausgeflogen, Sie Geigen und nach ihrem Geheimnis aufgebraucht wird. Man hat haben wohl gar nicht gekocht?" inquirierte der Hausherr, seine da die unmöglichsten Entdeckungen machen wollen, z. B. daß dieses Frau unterbrechend. Geheimnis in einem besonderen Lacüberzug liege. Wir haben unsren Lejern bereits das eine oder das andre Mal über Derartiges sowie über weitergehende Versuche berichtet; beispielsweise erinnern wir uns der Loewenthalschen Theorie bom durchbohrten Baßballen. Es war unbehaglich, derlei herumirrende Auseinanderſetzungen zu lesen. Erscheint dagegen eine Darlegung, die schon durch ihre psychologische und physikalische Einsichtigkeit erfreut, so darf man bereits eher mit einer Wahrscheinlichkeit rechnen, daß sie auch thatsächlich dem Wirklichen nahekomme. Im Jahre 1898 hat Sanitätsrat Dr. May Großmann in Friedrichsfelde bei Berlin seine Forschungsergebnisse über diese Frage verkündigt, und nun Verbessert das liegen sie in einer eignen Broschüre vor: Alter und bieles Spielen wirklich den Zon und die Ansprache der Geige? Eine fezerische Studie"( Berlin 1904, Verlag der Deutschen Instrumentenbau- Zeitung"). Kurz: das Geheimnis liegt einfach in einer harmonischen Abstimmung von Deckel und Bogen der Geige, und die Lehre vom Besserwerden durch die Zeit und durch das Spiel erweist sich als eine Täuschung durch die Gewohnheit. Völlig widerlegt scheint uns die ältere Theorie noch immer nicht zu sein, und in manchen Einzelheiten müßten wir mit dem Verfasser erst noch rechten( es ist z. B. merkwürdig, daß er mehr nur an Schwingungs8ahlen als an Schwingungs Formen denkt). Seine Polemik gegen die Geigenmacher, die im Sinne des eingangs angeführten Ausspruches auftreten, dann seine Berichte über die eignen Erperimente, die er zum Eriveis seiner Theorie erfolgreich angestellt hat, endlich seine Hinweise auf die Unterstügung, die er dafür bei einem hiesigen Industriellen gefunden hat, fönnen wir nicht näher auführen. Der Verfasser ruft auch einige angesehene Künstler als Zeugen an. Da nun solche Anrufungen sich hinterher häufig als Schwindel entpuppen, so wendete ich mich schriftlich an ein Künstlerpaar, das hier ebenfalls genannt ist, und das mir und andern an Tüchtigkeit und Redlichkeit als verläßlich erscheint. Die Antwort sagt, die mit den betreffenden Geigen gemachten Erfahrungen seien die denkbar günstigsten. Wenn eine Theorie in die Praxis umgesetzt ausnahms los so vorzügliche Resultate liefere, müsse man doch logischerweise den Schluß daraus ziehen, daß die zu Grunde gelegte Theorie eben richtig sein müsse; um so mehr als es sich um feine andern Aenderungen in der Bauart als um die fragliche Abstimmung handle. Wiederholt seien solche Geigen gegen alte kostbare, echte italienische Instrumente im Siege geblieben.
Frau Witte erhob sich und griff nach dem Kännchen. Er hielt sie am Arm zurück.
Sagen Sie doch, werteste Frau, kann Ihr Mann Bilder malen, ich meine solche, die man sich in die Zimmer hängt?" Er sah auf seine ungeschmückten Wände, die mit einem häßlichen Muster bemalt waren. Sie schüttelte den Kopf. Er malt wohl hie und da Studien nach der Natur, aber feine Bilder. Sein Fach ist ein beschränktes, aber darin leistet er gutes."
,, Aber Sie haben ja mit Witte gezeichnete Bilder in Ihrem Zimmer?" Sie rühren von seinem Vater her, das war ein bedeutender Künstler."
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Sie sagte es mit unverkennbarem Stolz und fuhr dann in ihrer bescheidenen Weise fort:„ Er war eben Profeffor an der Akademie geworden, als ihn ein tückisches Leiden hinraffte; ja, menn der nicht so früh gestorben wäre-" " Wahrscheinlich ohne etwas zu hinterlassen?" forschte der Hausherr, während er seine beringten Hände über der Lehne ausspreitete.
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„ Es hat uns zwei seiner schönsten Bilder hinterlassen, Sie fennen Sie ja.'
Alte Bilder," bemerkte Schönbrunner mit demselben Ton, in dem er gesagt hätte, alte Stiefel".
Was können die wert sein?" " Ihre Wangen röteten sich leicht. ,, Sie sind nicht verkäuflich."
,, Weiß schon, aber Sie glauben doch, daß Sie etwas oafür bekommen würden, wenn Sie zum Beispiel gezwungen wären hm sie zu verkaufen, oder nicht?"
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,, Sie werden unsern Töchtern einst zufallen, und diese werden auf das Erbe ihres Großvaters ebenso stolz sein und es in Ehren halten, wie wir es thun... Aber ich muß meinen Kaffee wärmen. Nehmen Sie es nicht ungütig, wenn ich Sie gestört habe. Adieu!"
Sie grüßte den Hausherrn mit einem leichten Neigen des Kopfes, warf einen freundlichen Blick auf Leopoldine , die ihr bertraulich zunickte, und verließ, von Frau Schönbrunner begleitet, die Stube.
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Schönbrunner brummte hinter ihr drein: " Sonderbare Manier. adieu sagt sie zu mir, als wenn ich mein Hausmeister wär' die hat auch ihren Fum, wegen was, weiß ich nicht." Vielleicht wegen der alten Bilder," lächelte Leopoldine . Er schlug eine breite Lache auf: Kann schon sein, aber wenn das das einzige ist, was die Mädeln mitkriegen, da dank ich drauf." ( Fortsetzung folgt.)
Aus dem Mufikleben.
In den drei Jahrhunderten, welche uns die Entwickelung unsrer modernen Instrumente gegeben haben, ist für jedes dieser Instrumente ein beträchtlicher und stetig weiter gehender Fortschritt festzustellen. Nur die Geige ist seit ihrer flaffischen Zeit des Stradivarius und andrer schlechtweg stehen geblieben, und zwar hauptsächlich deshalb,
Wie wir hier einen Vorteil für die Kunst aus einem sorgsamen Achten auf Naturverhältnisse gefunden haben, so finden wir auch immer wieder Vorteile für die hohe Kunst durch eine Achtung auf ihre Beziehungen zu den Verhältnissen des Voltslebens und des volkstümlichen Geschmackes. Die erst nur den weitesten und dann engeren Streifen eignen Tänze, wie sie namentlich am Anfange der Neuzeit reichlich vorhanden waren, sind aus dieser ihrer naturalistischen Bedeutung allmählich in die Kunstmusit übergegangen und haben ihr einen noch lange nicht ausgeschöpften Reichtum von Formen gegeben. Wenn uns heute zugemutet wird, uns für sogenannte leichte Musik zu interessieren, so dürfen wir wohl fragen, ob hier solche Fortfchritte vorliegen, daß schließlich die eigentlich fünstlerische Musik von Julius Jäger( Berlin ) ist vor kurzem unter dem Titel:„ Frau eine Befruchtung daraus gewinnen kann. In dem Musikalienverlag Musita" eine Sammlung moderner Salon- und Tanzmusik erschienen, zusammengestellt von dem Operettenkomponisten Jean Gilbert . Wir würden uns gefreut haben, wenn uns das Heft nicht nur, wie es thatsächlich der Fall ist, eine schäßenswerte Unterhaltung, sondern auch einen Hinweis auf etwas Neues wenigstens in dieser musikalischen Sphäre geboten hätte. Die Mache ist nun zwar nicht schlecht, und das Stückchen von Otto Wellmann: Konzertgavotte" Ein Plauderstündchen", verdient eine Hervorhebung. Daß aber in dem ganzen Heft nicht anders komponiert worden ist, als man vor ungefähr 30 Jahren ungefähr ebenfalls komponiert hätte, ist doch eine kleine Enttäuschung.
Wenn man am Abend eines arbeitsreichen heißen Sommertages ein beinahe dreistündiges Konzert mit ernster Musik bis zum Ende anhört, so muß in dieser schon ein ganz besonderer Ernst stecken. Eine Art Oratorium von H. Berlioz hat diesen Zauber vollbracht: Des Heilands Kindheit. Geiftliche Trilogie( op. 25). Es ist eines der charakteristischten Oratorien, die wir kennen, der musikalischen Dramatit so nahe stehend, daß wir nur wiederum die Bernachlässigung von Berlioz ' Opern in dem berühmten Hause unter den Linden mit seinen ewigen Ankündigungen von neueinstudierten Opern bedauern fönnen. Eine eigentlich religiöse oder gar kirchliche Mufit ist natürlich in jenem Werte keineswegs zu suchen: es enthält rein weltliche, doch im Wesen nicht etwa durch Instrumentaleffekte, sondern durch Schlichtheit und zum Teil auch durch Wärme gut wirkende Mufit, deren Breiten man sich gefallen lassen kann. Wohlflingend besonders in den Hirten- und Engelchören, interessant vor