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Bedingungen nur zu ertragen vermochten.

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angenommen; allein es bedurfte der Zengenschaft von vier oder übelriechendem Atem und Schweiß behaftet, Heuchler, Lügner, fünf Cagots, um diejenige eines gewöhnlichen Mannes aufzutvägen. Wollüftlinge, Geschöpfe von wilden, heftigen Leidenschaften, daß ihre Sie konnten sich nur untereinander heiraten, denn durch die eheliche Dhren mißgestaltet seien, die polizeilichen Vorkehrungen für die Berbindung mit einem von ihrem Stamme entehrte sich der andre Absperrung von der gesunden Bevölkerung, das Verbot, barfuß über Teil. Wo fie immer erschienen, waren sie die Zielscheibe von Spott, die Straße zu gehen oder die Vorübergehenden mit ihren Kleidern Hohn, Geschrei, Schimpfreden, Verfolgung oder Mißhandlung, und zu streifen, die Mangelhaftigkeit und sogar teilweise ungültigkeit wenn hieraus 8ant und Raufereien entstanden, kam der unglückliche ihres Zeugnisses vor Gericht all dies find nur all zu häufig Er­Cagot dabei gewöhnlich am schlimmsten weg. Es ist verwunderlich scheinungen und Charakterzüge in der Behandlung der Ausfäßigen und kaum begreiflich, wie diese Menschen das Dasein unter solchen im Mittelalter. Ein neuer franzöfifcher Schriftsteller, v. Rochas, welcher Ganz derselbe Druck von Vorurteil und Haß lastete auf den sich eingehend mit der Geschichte und den Zuständen der Cagots Angehörigen dieses Stammes auch in den Nachbarprovinzen der befaßte, hat, um der Sache auf den Grund zu kommen, mehrfach Pyrenäen  , wo jene ehedem noch weit zahlreicher waren, nun aber Reisen in die nördlichen und südlichen Nachbarprovinzen der Pyrenäen  infolge Verfolgung und Beschränkung stellenweise ausgestorben find. während der letzten Starliftenfriege gemacht und die noch vorhandenen Neuere sorgfältige Nachforschungen in den benachbarten Provinzen da und dort in die Bevölkerung eingesprengten Cagots aufgesucht. haben aber dargethan, daß es dort noch immer Aus- Er hat überall gefunden, daß die Abkömmlinge der Cagots in förper­gestoßene" giebt, welche in ihren allgemeinen Charakter- lichen und geistigen Charakterzügen ganz mit der Masse der Ein­zügen vielfach mit den Cagots übereinstimmen. Im spanischen   wohnerschaft übereinstimmten, keinerlei fremden Ursprung verrieten, Navarra   und den übrigen Vascongadas oder baskischen Provinzen durch keinerlei ungewöhnliche oder abnorme Merkmale ausgezeichnet waren die Agotes, wie man sie dort nannte, früher sehr häufig, und waren. Unter den heutigen Cagots ist jede Spur von Ausjaz, von man findet fie noch gegenwärtig da und dort. Zu Anfang des Kropf und Kretinismus verschwunden; viele von ihnen zeigen sich 17. Jahrhunderts schilderte ein Navarrese, Marten de Vizcag, die zwar von Stropheln heimgesucht, welche aber nicht erheblich und Agotes von Navarra  , Aragon   und Bearn. Sie waren damals feuchenartig auftreten, sondern auf Armut, mangelhafte Ernährung, gleichsam geachtet und als eine unreine, verachtete Rasse von der schmuzige Hütten und physische Vernachlässigung zurückzuführen sind. Gemeinschaft mit dem übrigen Volfe ausgeschlossen, mußten in n einer spanischen Gemeinde, unter deren Einwohner die Cagots Höhlen, in abgelegenen Weilern und ärmlichen Hütten Zuflucht durch besonders zahlreiche Nachkommen vertreten waren, fand suchen, fonnten kein Amt bekleiden, durften nicht mit andren Leuten v. Rochas die Leute kräftig, gesund, einfichtsvoll und anstellig; sie am Tische figen oder aus demselben Becher trinken, damit die Ge- bebauten fleine Grundstücke, züchteten Schweine und Hühner und bes fäße nicht vergiftet oder berunreinigt würden, durften keine Kirche trieben so ziemlich dieselben Gewerbe wie ihre Nachbarn. Geduldig betreten, um einen Teil der Messe am Altar zu empfangen, sondern unterzogen sie sich etlichen von den alten feindseligen Bräuchen mußten an der Kirchenthüre warten, bis der Priester ihnen das der Ausschließung, wie zum Beispiel dem Verbot der Verheiratung Meßopfer herausbrachte u. drgl. m. Die eheliche Verbindung mit außerhalb ihres eignen Kreises, aber nur, weil dies ein alter ihnen galt für nahezu ebenso entwürdigend als diejenige mit Brauch war, über welchen weder sie selbst noch ihre Nachbarn Moresten, Zigeunern und andren Nichtchristen, und man gab ihnen genügende Rechenschaft zu geben vermochten. Die Mitglieder der ohne Grund schuld, daß eine Menge efelhafter Krankheiten und ab- fleinen Cagots- Gemeinden waren überhaupt weder in physischer noch stoßender Uebel von ihnen herrührten. in moralischer Beziehung von ihren übrigen Landsleuten zu unterscheiden, so daß das Vorurteil gegen sie noch unbegreiflicher ist. In Frankreich   hatten Regierung und Gesetzgebung bis zur großen französischen   Revolution sehr wenig für den Schutz der armen ver­stoßenen Cagots gethan; von da an war es aber besser geworden, und als die Wissenschaft erst angefangen hatte, sich mit der Unter­suchung der Erscheinungen des Cagotismus zu beschäftigen und den Urgrund des Vorurteils gegen dieselben darzuthun, begann dieses allmählich abzunehmen, wenn es auch noch ziemlich lange dauern dürfte, bis dasselbe in den entfernteren Dörfern des Gebirges und des platten Landes ganz verschwunden sein wird. J. Wiese.

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In Guienne dort Cahets genannt sind sie urkundlich schon zu Ende des 13. Jahrhunderts die Opfer ähnlich grausamer Vor­urteile und abergläubischer Furcht gewesen. Auch sie waren aus den geheiligteren Teilen der Kirchen verbannt, wurden nur in einer ungeweihten Ecke des Friedhofes beerdigt, durften nicht mit Vieh und Geflügel handeln, feine Geldgeschäfte und Wechslerei betreiben( wer von einem Cahet Geld borgte, konnte gesetzlich nicht zur Wieder­erstattung desselben angehalten werden), durften niemals barfuß oder ohne den roten Lappen als Warnungszeichen an ihrer äußeren Kleidung außerhalb des Cahetquartieres erscheinen usw. Es war ein Gesetz in Kraft, wonach sie nur an Montagen in die Stadt kommen durften, um zu verkaufen oder einzukaufen, und wonach sie, wenn sie auf der Gasse oder Landstraße andren Leuten begegneten, so weit wie möglich beiseite treten mußten, damit sie niemand ansteckten. Ja noch heute oder wenigstens bis in die jüngste Vergangenheit fommt als Ueberreft jener alten gezwungenen Ab­sonderung die Thatsache vor, daß an manchen Orten in dem oben bezeichneten Länderkomplex die noch vorhandenen Angehörigen dieses Stammes fast ausschließlich Zimmerleute, Holzhauer, Faßbinder und Fuhrleute sind, und daß man diese Gewerbetreibenden überhaupt als Cagots oder Cahets bezeichnet.

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Ein französischer Gelehrter, Francisque Michel  , hat ein wert­volles Buch über die Geschichte der verfluchten Rassen von Frank reich und Spanien  " geschrieben und darin mit großer Glaubwürdig keit darzuthun versucht, daß der Aussat die Ursache der grausamen Behandlung war, welcher die Cagots unterworfen wurden. Der Aussat, diese furchtbare, mehr erbliche als ansteckende Krankheit, welche noch heutzutage in Jerusalem  , im ganzen Morgenlande und in Nordafrika  vorkommt, wurde unter den Völkern des Altertums und besonders unter den Juden für eine göttliche Büchtigung und Heimsuchung wegen großer Sünden angesehen, so daß man sowohl aus physischen als auch aus moralischen Gründen auf Absonderung der Aussäßigen von den Gefunden bestand, daß die Angst vor der Berührung sich nicht nur auf die Lebenden, sondern auch auf die Toten erstreckte und man daher die Leichen der Ausfäßigen auf besondere Friedhöfe beerdigte usw. Das christliche Mittelalter hielt sich an dieselbe An­ficht, die das Heiden- und Judentum der Vorzeit gehabt hatte, und hegte einen noch tieferen Abscheu vor dem Ausjazz.

Es ist klar, daß es in Frankreich   oder Spanien   keinen in religiösem oder politischem Sinne besonderen und abgegrenzten Bezirk gab, welcher sich durch eine unbestimmte Furcht vor jenen Ausfähigen hervorgethan hatte. Wenn wir aber den volkstümlichen und noch bis in die jüngste Vergangenheit heraufreichenden Glauben, daß die Cagots mit Aussat behaftet gewesen oder noch seien, berüd­fichtigen, so wird alles übrige erklärlich. Etymologische Forschungen haben dargethan, daß schon der Name Cagot mit dem Aussat zusammenhängt; im Altbretonischen heißt der Aussäßige Katod  , und in vielen französischen   Mundarten lassen sich ähnliche Bedeutungen des Wurzelwortes von Cagot nachweisen. Offenbar war daher die Thatsache oder die Ansicht, daß die Cagots zu irgend einer fernen Vorzeit vom Aussat befallen gewesen seien, der Anstoß zu der Be handlung, welche ihnen eine finstere, rohe Zeit angedeihen ließ, denn die meisten der gegen die Cagots gemachten Vorurteile wurden zu irgend welcher früheren Zeit auch in andern Ländern gegen die Aussäßigen geübt. Die Beschuldigung, daß sie mit

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Kleines feuilleton.

gz. Hummer   und Hummerfang. Es dürfte wenig bekannt sein, daß der Hummer in Deutschland   nur an den Küsten von Helgoland  gefangen werden kann, da diese wegen ihres Felsgrundes den Skrebs­tieren allein die geeigneten Lebensbedingungen geben. Nach einem in der Fischerei- Zeitung" veröffentlichten Vortrag von Professor Ehrenbaum- Helgoland wird der Hummer in der Regel in Fang­förben erbeutet, die, mit einem Köder versehen, dem Tiere den Ein­gang sehr bequem machen, dagegen den Ausgang möglichst erschweren. Diese vogelbauerähnlichen Körbe, welche die Helgoländer   Tiners nennen, enthalten am Boden Steine oder Cement, um auf den Grund zu sinken. Eine mit Kork   besetzte Leine verrät dem Fischer die Stelle, wo das Fanggerät versentt ist. Jeden Tag wird dieses einmal vermittelst der Leine aufgehoben, seines Inhaltes beraubt und mit einem frischen Köder versehen. Von solchen Fangförben wird eine sehr große Anzahl verwendet, fie liegen alle in Reihen, ein zwei Mann enthaltendes Hummerboot arbeitet mit 40 bis 100 Stück, in der unmittelbaren Nähe von Helgoland   liegen deren mehrere Tausend. Als Köder dient der Dorsch und andre Fische. Von einem Boot werden in einem Tage bis zu 50 Stück Hummer  gefangen. In der kältesten Zeit des Jahres verfällt der Hummer in eine Art Kältestarre, es wird deshalb zu dieser Zeit der Fang nicht betrieben. Außerdem besteht eine Schonzeit, die von Mitte Juli bis Mitte September dauert. Die meisten Hummer werden im Frühjahr gefangen, im Herbst nicht einmal halb soviel. Da tein Zuzug von außerhalb erfolgt, so ist also die Zahl der zu fangenden Tiere stark begrenzt. In dem ungünstigsten Jahre 1902 wurden 41 300 Stüd erbeutet, in günstigen Jahren dürfte sich die Zahl auf 60 000 belaufen. Die Hummer werden, nachdem man ihnen die Scheren zusammengebunden, mit denen sie einander leicht be= schädigen können, in hölzernen, durchlöcherten Stästen aufbewahrt und hier bis zum Verbrauch sorgfältig gefüttert. Solange das Wasser warm bleibt, ist das Krebstier sehr freßbegierig, fein Appetit wird mit minderwertigen Fischen gestillt, die in fleine Stückchen zera schnitten werden. So nimmt der Hummer in der Gefangenschaft bedeutend zu, er wird stärker. Da aber der feste Panzer eine Zu­nahme nur bis zu einem gewissen Grade gestattet, so pflegt das Tier sich nach einer bestimmten Zeit zu häuten. Kleine Tiere häuten sich mehrmals, der marktfähige Hummer in der Regel nur einmal im Jahre. Auch in den Kästen erfolgt die Häutung. Nachdem das Tier den Panzer verloren hat, ist es lange Zeit sehr unbeholfen, außerdem ist sein Körper alsdann schutzlos den übrigen Hummern