-

474

-

Die Ueberraschung raubte ihr die Sprache, endlich löste| Angelegenheit. Im übrigen: Ich erkläre auf Ehrenwort, und alle, fich's wie ein Seufzer von ihrer Brust:

,, Was fang' ich da an, ich hab' nichts zum Anziehen," 100 Er hatte ein brutales Lachen.

Immer dieselbe G'schicht bei den Weibsbildern, wenn Du nichts hast, dann lassen wir's stehen." Höchstens mein schwarzes Seidenkleid,"

at st das nichts?"

Aber es hat so enge Aermel."

Willst Du vielleicht auch Ballonärmel tragen?" och brauche ja nur zwei Meter dazu."

Eine so dumme Mode!"

316

lat

Er schielte nach seiner Tochter hinüber, bei der sich die Bluse schon modern über den Schultern bauschte. Er hätte Tini lieber mitgenommen, mit ihr konnte er Staat machen, aber er tannte und füchtete ihre Prätention, die war mit Ballon­ärmeln allein nicht zufrieden zu stellen.

die mich kennen, werden mir das bezeugen, es ist alles mit rechten Dingen zugegangen. Ich bin viel zu anständig, als daß ich so indistret fein tönnte, zu verraten, was mit den beregten 20 Millionen ge­fchehen ist. Der Borsigende: Sehr wohl, Herr Kommerzienrat. Die Sache ist nunmehr aufgeklärt. Haben Sie noch eine Frage, Herr Staatsanwalt?

Der Staatsanwalt: Hm! Herr Verteidiger, haben Sie vielleicht noch eine Frage an den Herrn Angeklagten ?

-

Der Verteidiger( berwindert): Ich? Nein. Der Vorsigende: Dann ziehen wir uns also Der Staatsanwalt( sehr verlegen): Noch einen Augen­blick, Herr Vorsitzender. Ich habe nämlich einen Beugen laden Der Vorsigende: Was sollte der noch aussagen können? Ich denke, die Sache ist vollständig aufgeflärt.

Lassen.

201

Verteidiger: Ich verzichte auf den Zeugen.

Der Angeklagte: Und ich lehne alle Zeugen entschieden ab. Das fehlte noch, daß ich mich mit solchem Back herumschlagen müßte. Der Staatsanwalt: Gleichtvohl: Der Beuge muß ge­

Sein Vaterstolz kämpfte mit seiner Sparsamkeit. Er erwartete ihren flehenden Blick, dann wollte er fie ordentlich anschnauzen, sie sollte was zu hören friegen, aber wenn sie hört werden. Sonst könnte die Deffentlichkeit ihn recht schön gebeten, hätte er ihr schließlich die weitere zu: Der Angeklagte: Die Deffentlichkeit besteht aus den gehör als unverdiente Gnade an den Kopf geworfen, aber Lini fah so gleichmütig vor sich hin, als ob sie dasjenige, was da berhandelt wurde, gar nicht berührte. Das verdroß ihn. Er nahm den Mund jetzt noch voller, um sie zu reizen, und sprach bon den hohen Persönlichkeiten, die sich zu dieser Feier ein­finden werden.

Und da sind Leute darunter-es könnte Dir schon Haffieren, Anna, daß Du neben einen Prinzen zu fiten tommit."

-

" Ich möcht lieber bei Dir sizen," verfekte Frau Anna ängstlich. Das giebt's nicht," schrie er sie an, da kannst Du gar nichts mögen, dazu sind die Festordner da. Da geht's anders zu, als Du glaubst. Kaum trittst Du ein, nimmt Dich gleich einer beim Flügel und führt Dich in den Saal und zum Ehrentisch, wie fich's für meine Gemahlin gehört und wenn er Dich g'rad neben den Prinzen hinsetzt, da kannst nicht sagen: Ich mag nicht!" Da mußt Du Dich benehmen und Tiebenswürdig sein und Deinen Nachbarn zu unterhalten fuchen." mach?!"

-

" Der Prinz ist ein ganz guter Kerl, besonders gegen Damen.

Aber wie kann ich denn mit den engen Mermeln-!" Wie ein Verzweiflungsschrei rang es sich aus dem Busen der Frau Schönbrunner empor.

Ihr Mann fraute sich hinter den Ohren. Neben einem Prinzen schienen ihm die engen Aermel felbft anstößig zu sein. Er warf einen forschenden Blick nach feiner Tochter fam fie noch immer nicht bitten? Aber fie ftand abgewendet und framte in ihrem Nähkorb herum. Auch gut," dachte er, die Gans glaubt doch nicht, daß ich fie bitten werde."

17

Er war aufgeftanden und nachdem er eine Weile mit dröhnenden Schritten auf und nieder gegangen, blieb er vor seiner Frau stehen und warf einen Fünfer vor sie auf den Tisch. ,, Da hast, damit fannst Du Dich ausstaffieren, aber bitte, fein weiteres Lamento."

Sie stürzte fich hastig auf das Geld, als fürchtete fie, feine Großmut fönne ihn im nächsten Augenblick wieder reuen, und steckte es ein.

" Danke, danke vielmals," rief sie, trat dicht an ihn heran und spitzte den Mund, als wolle sie ihm einen Auß geben. s schon gut," sagte er phlegmatisch und wendete ihr Sen Rücken.d

sin sial t

+420 5753/ bl

( Fortseßung folgt.).

300

med matinis Juſtiz Juftiz à Discrétion .

I.

Der Vorsitzende: Wir bitten Sie vielmals um Verzeihung, berehrter Herr Kommerzienrat, daß wir Sie hierher bemühen mußten, aber nachdem nun einmal die Anzeige erstattet worden ist, daß von ben Ihnen zur Aufbewahrung gegebenen Depots etwa 20 Millionen verschwunden sind, konnten wir nicht gut anders. Wir müssen mit der Presse rechnen.

Lumpen, denen wir die Zuwendungen verweigert haben. Aber schließlich, wenn Sie durchaus wollen, so habe ich auch nichts da­gegen einzuivenden. Man soll mir nicht nachsagen fönnen, daß ich irgend etwas zu verbergen hätte.

Der Vorsigende: Also laffen Sie den Kerl reinkommen. Der Zeuge( erscheint): Ich habe 20 000 m. bei Der Vorsigende: Halten Sie gefälligst den Mund. Erst frage ich! Ich warne Sie aber im voraus vor jeder murichtigen Aussage. Darauf steht Zuchthaus . Was wiffen Sie? Bermögen, bei dem Herrn Kommerzienrat deponiert. Ich bin ein Der Zeuge( fleinlaut): Ich habe 20 000 wt., mein ganzes alter Mann und habe nun gar nichts

Der Vorsitzende: Fassen Sie sich fürzer. Sie werden einsehen, daß das Gericht nicht dazu da ist, um Ihnen Ihr Geld zurüdzuerstatten. Wenn Sie etwas verloren haben wollen, so wenden Sie fich an ein Fundbureau.

Der Beuge: Aber der Herr Kommerzienrat hat ja mein

Geld gehabt und ich konnte es nicht wiederbekommen.

Der Angeklagte: Ich kenne den Menschen gar nicht. Der Vorsigende: Damit ist der Gegenstand wohl er­ledigt. and dood Der Verteidiger: Sie behaupten, daß Sie das Geld in der Bank deponiert haben, der die Ehre zu Teil geworden ist, von dem Herrn Kommerzienrat geleitet zu werden. Beweis dafür?

Der Zeuge: Jch habe doch die Quittung der Bank.

20 000 Mart quittiert, ich habe aber keinen Pfennig erhalten. Wir Der Angeklagte: Ich habe zwar über den Empfang bon pflegen solche Quittungen auszustellen, um den Leuten eine kleine Freude zu bereiten.

Der Zeuge: Ich schwöre, daß ich die Summe auf Heller und Pfennig bei der Bank deponiert habe. Es waren lauter preußische Konsols.

Der Verteidiger: Sind Sie in der Lage, die Papiere borzuzeigen, die Sie bei der Bank deponiert haben wollen? Man muß sie doch erst sehen, um zu glauben, daß sie auch außerhalb Ihrer Phantasie eristieren.

Der Zeuge( heulend): Aber wenn ich die 20 000 Mark vor­zeigen könnte, hätte ich sie doch nicht verloren.

Der Vorsigende: Benehmen Sie sich nicht ungebührlich. Sie gestehen zu, daß Sie das corpus delicti, das Ihnen angeblich entwendet worden ist, nicht präsentieren können. Damit ist die An­gelegenheit erledigt.

Der Staatsanwalt: Noch eine Frage: Können Sie fagen, wohin die Ihnen angeblich unterschlagenen Gelder geraten find? Der Verteidiger: Das gehört nicht zur Sache. Der Angeklagte: Ich protestiere gegen derartige indiskrete Der Vorsitzende: Besteht der Herr Staatsanivalt auf feiner Frage?

Fragen.

Der Staatsanwalt: Ich stehe auf dem Standpunkte, daß diese Angelegenheit bis in die letzten Einzelheiten aufgeflärt werden muß. Man soll uns nicht den Vorwurf machen, daß hier irgend etwas vertuscht wird.

Der Vorsitzende( ärgerlich): Na meinettegen. Also, Zeuge, was wissen Sie?

Der Zenge: Jch habe gehört, daß der Hofkoch der Erbgroß­herzogin von Gerolstein die 20000 Mark erhalten hat, um eine Altardecke zu stiften.

Der Angeklagte: Der Herr Hoffoch der Erbgroßherzogin von Gerolstein gehört seit jeher zu meinen wärmsten Verehrern. Er weiß, was er an mir hat. Das ist die ganze Wahrheit. Der Vorsitzende: Herr Staatsanwalt, genügt Ihnen diese walt

Der Angeklagte: Sie hätten lieber diese Agitationspreffe Aufklärung? taatsan

hierher laden lassen sollen. Was geht das die Deffentlichkeit an, wo bie 20 Millionen geblieben sind! Das ist einzig und allein meine

Der Staatsanwalt: Vollkommen. Der Vorsitzende: Damit ist die Beweisaufnahme ge

-