3" 499- rWsche Beispiele wären kesser. Sonst wird das Wer! eines Lenbach leicht monoton. Ein sehr schöner Leibl,.der Schauspieler", entzückt durch die breite und doch leichte, wie flockige Art. mit der die Farben hin- gesetzt sind. Gegen das Niveau der Münchener   Künstlergenosienschaft hebt sich die Münchener   Luitpold-Gruppe ein wenig ab. Man merkt das Gefühl für künstlerische Verantlvortichkeit, für Tradition. Die Technik ist eine gewähltere, ist sie gleich auch noch immer nicht gewählt. Doch fiüten sie sich, so faustdick grob zu sein, wie die Künstlergenossen- chast. 12 Säle nehmen die Mitglieder der Luitpold-Gruppe für sich in Anspruch. Moll, E. Liebermann, Wirkner. Zoff sind die besten. Namentlich Zoff fällt durch seine aparte und breite, ruhige Malweise auf. Auch Düsseldorf  , das sich diesen beiden Gruppen anschließt, überrascht nicht durch eignes Streben. ES herrscht dort der gleiche Schlendrian. Erst in kürzester Zeit beginnt sich da wieder ein neues Leben in der Kunst zu regen, von den, man hier nicht viel merkt. Nur Jul. I u n g h e i m erfreut durch eine gewisse Intimität seiner Farbengebnng. Heupel-Siegen bemüht sich, in breitem Strich sich von der tisteligen Kleinheit seiner Genossen zu befreien. Die Chrysanthemen" Petersens sind zwar zu dunkel und zu schwer; die Blüten, weih und lila, leuchten nicht recht. Doch ist das eine gute und ehrliche Arbeit. InSchwere Arbeit",Abendsonne Der alte Gärtner" giebt Marx Stücke von überzeugender Innerlichkeit; er bemüht sich, das Anekdotenhafte fernzuhalten und den farbigen Momenten nachzugehen. Auf gröbere und einfachere Wirkungen spekuliert wieder der Verein Berliner   Künstler. Bei dem Tiefstand der Leistungen freut man sich schon über die ehrlich frech hingepatzten und aufdringlichenInterieurs" von Brandis  . Bei demKönigsttger und Pfau" freut man sich dann über den, wenn auch äußerlichen, farbigen Elan, mit dem das Grünblau deS Pfaues- und das Gelb des Tigers kontrassiert sind. Doch wäre liebevollere, eingehendere Arbeit hier am Platze, und der Maler Kuhnert sollte sich nicht so sehr an der äußersten Oberfläche genügen lassen. Eine lichte Arbeit giebt Mieth in einer Jnterieurstudie einer Dorftirche. Besser repräsentiert sich, wie das meist der Fall ist, Karlsruhe  . Hier hat man ein Gefühl für malerilche Werte. DieEnten" von Koester, denen man in jeder der großen Ausstellungen begegnet, find zwar nicht mit allzu großer Liebe gearbeitet; inanchmal macht sich der Künstler die Arbeit recht leicht. Doch zeigt sich bei ihm wenigstens ein Sinn für farbige Frische und Lebendigkeit. Der.Herbstabend" von Nagel ist fein empfunden und gut in Farbe eingesetzt, eine gründ­liche Arbeit. Die Künstler, die seiner Zeit aus der Berliner  Secession aussiaten und mit dem Verein Berliner   Künstler nicht mitgehen wollten, thaten sich zusammen und bilden die Ver- einigten Klubs Berlin  . Da noch andre Gruppen hinzu- kamen, ist das Verzeichnis der Namen sehr abwechslungsvoll. Und auch das Niveau ist sehr verschieden, im allgemeinen gut und im ganzen wegen dieser Verschiedenheiten interessanter als die andren Gruppen. Die Farben schreien hier nicht so. Und die Künstler bemühen sich, das farbige Leben mit den Augen zu sehen, die ein moderner Mensch im Kopfe hat. Freilich giebt es ja dafür schon so viel Vorbilder, daß es nicht schwer fallen kann, bei einiger Intelligenz diesen Weg zu beschreiten. SchlichtingS Art wird oberflächlich und roh, wenn er sich an große Bilder heran macht. Es reicht dazu nicht aus. Hans K l o h ß zeigt einen freien Blick für die zarten Schönheiten der Mark im Vorfrühling. Ein bunt bewegtes Bild giebt Skarbina   mit einerKirchweih in der Oberpfalz  ", dessen kleines Format, in dem sich das Gewimmel drängt, gerade reizvoll wirkt. Hans Hermann giebt hier drei holländische Sttmmungen, frischer als sonst, und es scheint, er will sich nicht mehr fortwährend selbst kopieren. Die Arbeiten von W. Hamacher zeigen immer einen eignen Charakter. Er siebt die Lust, die über dem Wasser liegt, die farbig eigenttimsiche Beleuchtung im Hafen. Er mischt die Farben in eigner Weise und bemüht sich immer wieder, diese Stimmung der wassergesätsigten Luft zu erreichen. Kräftig dekorasive Wirkungen erzielt Achtenhagen in seinerBurg in Nideggen  "; der Gegensatz der grauen Burg gegen den grünen Hang ist sicher herausgebracht. Den Genannten schließen sich Julie Wolfthorn  , Kahser- Eichberg, Uth, Feldmann, Fenner-Behmer, Staffen, L i e d t k e gleichlversig an. Die BereenigingSt. Lukas" in Amsterdam   verwendet in charakteristischer Werse holländische Mottve. Ihr Niveau ist ein gutes. B r e m a n fällt durch die Helligkeit seiner Farben(Morgen- sonne",Bauerngut") auf, und Therese Schwartze   durch ein feines, breit gemaltes Herrenporträt, dessen vornehme Farben (schwarz und braun) sehr gut zu einander gestimmt sind. Der G l a s g o w- G r o u p, die sinnier noch mit Vorliebe das Braun verwendet, dessen Vorherrschen in ihren Bildern sie bekannt machte, reihen sich die Edinburger Künstler, dieSociety of Scottish Artists", mit weniger guten Arbeiten an. Der eigne Charakter des schleswig  - holsteinschen Landes, sein fettes Grün der Wiesen, die bunten Farben der bäuerlichen Wohnungen giebt den einheimischen Künstlern in reicher Fülle Mosive. Die Schleswig-Holsteinsche Kunstgenossenschaft, die sich vor einigen Jahren bildete, ist bestrebt, diesen frischen. reichen Eindruck festzuhalten. Wir begegnen guten, strebsamen Arbeiten, die in treuer Sachlichkeit ihr Ziel suchen. Leipold (Marschlandschaft), I. Alberts feine Stücke(Blühender Frühling, Sommertag, Blühende Hallig  ) zeugen beredt von der farbig frischen Landschaft, die mit Blüten wie bedeckt ist. Mit fester Hand stellt er das alles hin, die hellrot blühende Wiese, den lauter fließenden Bach. die kleine Holzbrücke, die hinüberfiihrt, ein Bauernhaus seitlich mit breitem Giebel und über all dem der breite, freie Himmel, der alles umspannt. Es sind noch Arp, Feddersen, Kallmorgen  . N o l d e zu erwähnen. Keinen erfteulichen Eindruck hinterläßt die Gruppe italieni- scher K ü n st l e r. Freilich trifft man wenigstens nicht mehr so häufig jene schrecklich bunten, italienischen Kostümstücke an. Segantini   wirkt auf die nachfolgende Generation. Doch immer noch ist genug Oberflächliches, genug Grobes hier vertreten. ES heben sich heraus C h i n i(Sonne auf dem Meer), T o m m a s i(Der Fluß), wo er über eine eigne Zartheit verfligt. G. Ciardi bemüht sich, der Buntheit der Farben Zusammenhang in Luft und Licht zu geben (Sommer in Venedig  "). C a m p r i a n i giebtSegelnäherinnen". bei denen man an Liebermann   denkt. Die Arbeiten von Argentieri zeichnen sich dnrch kräftigen Schwung aus(Auf dem See"). Weich und geschmeidig' ist Chiterin(. Pastorale",Letzter Strahl"). Maria n t, Pellizza.B. Ciardi, Scattola vervollständigen die Auslese des Besseren. So hat man zum Schluß doch noch den Eindruck, daß diese Italiener bestrebt sind, malerisch weiter zu komnien, als man es bisher von ihnen annehmen mußte. Einen flauen Eindruck macht die Stuttgarter Kunstgenosscn- schast. Nur Wirsum(Park"), Mohn(Herbst  ") und Bauer (In der Werkstatt", intime Wiedergabe einer sonnig durchleuchteten Dachstube) heben fich heraus. Ebenso steht es mit der Freien Bereinigung württembergischer Künstler. Hier ist der Kontrast noch auffallender. Diese wollen viel und verfalle» da- durch in ein groteskes Verzerren von Aeußerlichkeiten. Auch ihre kolossalen Skulpsiiren reden die gleiche Sprache. Die grellen Male- reien eines Otterstedt   und die geradezu abschreckend rohen Porträts von Rasch sind bezeichnend. Marie O st h o f f giebt einen guten Akt, und der Eichenwald von Starker ist eine tüchtige, ehr- liche Arbeit. Am geschlossensten wirken auf der ganzen Ausstellung die beiden Säle, die dieScholle" zusammenstellte. Hier ist kein ängstliches Schielen nach Vorbildern. Hier sind die meisten Zukunstsniöglich- leiten. Der junge Geist, der bis dahin nur extravagant sich ge- bärdete und kraftmeierisch, zeigt hier seine tüchtigen Qualitäten. Diese Maler können alle etwas. Und sie freuen sich der bunten Fülle der Erscheinungen, die sie ungebrochen und natürlich wieder- f;ebeu, überall ihr Gebiet malerisch zu versiefen strebend. Man spürt ofort, diese fügen sich nicht ein, sondern sie dominieren, sie bilden einen eignen Kreis, von dem noch manche Anregungen ausgehen werden. Sie werden die Mllnchener Tradition fortpflanzen. Dem Impressionismus der Berliner Secession   stellen sie ein andres Streben gegenüber, das ein eigenkräftigeS Gewächs aus Münchener   Boden ist. Sie nehmen mit dieser malerischen Bravour, die ihnen eigen ist, die alte lieber- lieferung Münchens   wieder auf, die unterbrochen war. Bisher gab es noch nicht eine Ausstellung dieser Vereinigung, die Künstler wie eldbauer. Münzer, Püttner, Georgi, Erler. rler-Samaden, Weise, Putz vereint, die soviel gute Sachen zeigte und das wirkliche Können und den Wert für die Zu- kunst so energisch und deutlich betont. » Der Münchener   Aquarellistenverein zeigt viele gute Arbeiten. I t s ch n e r giebt ein erfteuliches Kinderbild. In Wielands Rauhfrost' fallt die freie Wiedergabe des Schnees auf. Straht- mannsFlora" bietet ein wundervolles Gewirr bunter Blumen auf grüner Wiese dar, die alle aufs sorgsamste ausgemalt sind. Von ihm giebt es auf der Ausstellung noch ein großes phantastisches Bild: Salome, das in gleicher Weise märchenhast reichen Schmuck im einzelnen zeigt. Die Arbeiten von Giese, Hellingroth und K ö s e l i tz sind hier noch als tüchtig anzuschließen. Auch der Verein für Original-Radierung zu München   bewährt wieder seinen guten Ruf. Eine weichtönige Landschaft von Völkerling, eine farbig sparsame und reizvolle LandschaftEral" von Ulrike Woller, eine kräftige Bildnisstudie von Schwarz  . In dem Bund zeich- nender'Künstler in München   zeichnen sich K o l b mit großen, phantasttschen Entwürfen, Ubbelohde mit feinen Landschaften. Kreidolf mit Kinderbildern und Hegenbarth   aus. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß sich dem An- geführten, den Oel- und Temperabildern, den Aquarellen, Pastellen, Gouachen, den vervielfältigenden Künsten eine Architektur-Ausstellung, die nichts Bedeutendes bietet, sowie eine Sammlung von Kopien an- gliedert. Das Kunstgewerbe fehlt ganz. Die Plastik, die sonst noch hier vertreten ist, tritt in ihrer fade« Kleinlichkeit ganz zurück gegen die umfangreiche Kollektivausstellung von Werken Ruo. M a i so n s. Diese zeigt das tüchttge, nie ent- gleisende Können des verstorbenen Bildhauers, der fich seiner Grenzen wohl bewußt war, der es fertig brachte, Denkmäler zu schaffen, die frei von hohlem Pathos waren und doch groß wirkten, weil sie schlicht waren. Ernst Schur  .