- Christian stand lange im Tunkeln und horchte. Nicht cnif das.was gesprochen wurde. Denn die Worte Versrand er nicht. Ader inihm war etwas, das wollte da hinab.Bis ihm die Hebersepung einfiel. Da schloß er das Fenster, zogdie Gardine zu und zündet« die Lampe an.Nun klang alles nur noch gedämpft von unten herauf— wie ansder Ferne. Und während Thristian schrieb, hatte er das Gefühl, alsrinne das Leben weitab an ihm vorbei, als würde er's nie ergreifenkönnen.,.Kulturgeschichtliches.— Die Medizin im Talmud. Der Talmud ist teilsein suristisches, teils ein religiöses Werk. Seine Auseinandersetzungenhaben fast immer entweder ein religionsgesetzliches oder ein er-bauliches Ziel. Die Verfasser des Talmuds(in den erste» drei bisvier Jahrhunderten nach Christi Geburt) waren wohl fast nieMediziner von Fach; trotzdem nachten sie fich mit medizinischenDingen befassen, da ja der Talmud die Auslegung und Erklärungder Bibel zum Zlvecke hatte und da eine Reihe von medizinischenDingen vorrommen, die dann im Kommentar, also im Talmud, ab-gehandelt werden mutzten, wenn auch in erster� Linie stets vomreligionsgesetzlichen Standpunkt aus. Eine wissenschaftliche Medizinkann man also im Talmud nicht verlangen. Sie steht sicherlich weitrmter der des Hippokrates, etwa auf der Höhe des Durchschnitts-erztes damaliger Zeit, richtiger gesagt, der Talmud bietet' die Volks-Medizin jener Zeit. Was im Talmud besonders auffällt, ist derkrasse Aberglauben und Dämoneuglauben, vou dem Hippokrates über-Haupt rrichts weiß. Ferner der grotz« Mangel an richtiger anatomi-scher oder physiologischer Anschauung, obwohl die Verfasser desTalmuds ausreichend Gelegenheit halrcn, bei den Schlachttieren gewisse Kenntnisse zu sammeln, die auf der andren Seite bei chirurgi-scheu Maßnahmen doch öfter zu Tage traten(Einrichten von Ver-reatimgcn und Kuocheribrüchcn z. B.) Die Diätetik und allgemeinehygienische Lebensführung wird im Talmud zum Teil in mustergültiger Weise beschrieben. Sehr angenehm berührt die Fürsorgefür die Kranken, auch für geistig kranke. Die Jrrenpflege und dieLehre, daß Jrrsein auch eine Krankheit ist, steht im Talmud aufeiner Höhe, die erst in den letzten Jahrzehnten wieder erreicht wurde.Interessant ist, daß der Talmud bereits künstliche Zähne kennt(silberne und goldene). An gauz moderne Organtherapie erinnertdie Vorschrift, daß ein von einem tolle» Hunde Gebissener von dessenLeber essen soll. Wenn nach alledem auch d> Medizin im Talmudwissenschaftlich noch auf einer recht tiefen Stufe steht, so giebt siedoch eine ganze Reihe in kulturhistorischer Richtung wichtige undinteressante Aufschlüsse.—(«Umschau'.)Geographisches.gc. Der größte Gletscher der Welt. Das größteAkpengebirge der Erde ist der die Grenze zwischen Borderindien undTibet bildende Himalaja. Es Ivird an Höhe seiner Kämme undGipfel, an Tiefe und Wildheit seiner Thäler, an Umfang seinerFünfelder und Gletscher von keinem andren Gebirge der Erde er-reicht, es bietet Bilder von überwältigender Erhabenheit, aber anSchönheit steht es unsren Alpen weit nach. Die höchsten Gipfelliegen ün mittleren Himalaja, an der Grenze von Nepal, und imwestlichen Himalaja an der Grenze zwischen Kaschmir und Tibet.Hier steigt der Dapsang in der Wustakhkette bis zu 861g MeterHöhe auf, und somit, da der Gaurisfankar im Central-Himalaja8839 Meter Höhe hat, der zweitgrößte Berg der Erde. In derMustakhkette findet man auch den längsten aller Gletscher: denBaltorogletscher. Dieser Eisstrom stießt von der Mustakhketteherab und hat bei einer durchschnittlichen Breite von IV» Kilometereine Länge von über 50 Kilometer. Zahlreiche kleinere Gletscherkommen von rechts und links aus de» Schluchten und von den Hängenherab und vereinigen sich mit ihm, weshalb auch eine ganze Anzahlvon langen Schutt- und Geröllstreifen, sogenannte Wittelmoräuen,auf seiner Oberfläche sichtbar sind. Das Gletscherende ist mit nn-geheuren Massen von Geschiebe, Geröll und Schutt bedeckt. Diesfindet man übrigens bei allen Gletschern des Himalaja, wodurch sieunansehnUch werden. Die schneeige Weiße, wie bei den Alpen-gletschern, oder das herrliche Blau des Eises, wie im Spätsommeram Siosenlauigletscher. dem Uebelthalferuer, dem oberen Grindelwald-undRhonegletscher, tritt selten hervor. Aus einem gewaltigen Gletscher-thor rauscht ein starkerGletscherbachhervor. Die umgebenden Berghängesind von erschreckender Steilheit, die Pahübergänge nicht unter5000 Meter, also höher als der Gipfel des Montblanc.—Aus der Pfiauzeuwelt.— o— Nelken. Wenn die Rosen ihre eigentliche Blütezeithinter sich haben, dann wendet sich die allgemeine Gunst der Nelkezu. Diese ist die Hauptblume des Hochsommers. Neben Rosen undTulpen ist sie wohl die populärste aller Blumen. Es giebt verschiedeneArten dieser Pflanze, aber wenn jemand von Zielten spricht, dannmeint er immer die Gartennelke. Eine ccbwechselungsreiche Blüten-Pracht und ein berauschender Duft ist ihr eigen, wie kaum einerandren Blume. In Südeuropa einheimisch, ist sie fest alter Zeitein Schmuck der Gärten. In unzähligen Spielarten ist sie ver-breitet, und noch heute bildet die Züchtung neuer Gartennelken einenHauptzweig in den Blmnenzüchtcreien. Die Nelken überstehen beiuns nicht immer den Winter, manche Exemplare erfrieren oder per-Verantwortl. Redakteur: Paul Büttner, Berlin.— Druck und Verlag:faulen unter der Decke. Man hak sich deshalb bemüht, auch solcheNeltensorten zu züchten, die, im Frühjahr ausgesät, noch im Sommerblühen. Diese Eigenschaft besitzen die sogenannten Margareten-Nelke«. Indes kommt ihr Flor doch zu spät im Sommer, so daßüberwinterte Gartennelken immer noch den Vorrang verdienen. Da-gegen rst eine andre, bei uns in Gärten verbreitete Nelkenart, dieChineser-Nelke, die im Anfange des IL. Jahrhunderts eingeführtwurde, schon frühzeitig im ersten Jahre zum Blühen zu bringen.An Farbenbuntheit übertrifft sie fast noch die Gartennelke. Gegen»wärtig ist besonders eine Äbartenklasse dieser chinesische« Blumen,die sogenannten Hedwigsirelken, sehr beliebt. Diese blliheu äußerstdankbar den ganzen Sornmer hindurch.Neben der Gartennelke und den Chine ser- Nelken finden wirin unser« Gärten noch zwei andre Nelkenarten, die jenen beiden anAnsehen jedoch nicht ganz gleichkommen: die Fedcrnclke und die Bart-nelke. Beide Arten wachsen in Süddeutschland wild, sind indes sehrselten. Die letztere besrtzt sehr kleine Blüten, die aber in reicherAnzahl in einem büfchcligen Krqzf vereint find. Die langen, dünnen.haarartigen Deckblätter, welche den Kelch der Blüten umgeben undweit hervorragen, haben der Blume den Namen gegeben. IhreBlätter find weit breiter als die der andren Nelken, darum machtsie nicht recht einen nclkenartigen Eindruck. Die Federnclke dagegengleicht im Blatt der Gartennelke ganz und gar; ihr« Blüten, ur-sprünglich weiß oder rötlich, bestehen aus federiz ausgezacktenBlättern. Es ist eine recht liebliche Blume, dazu ganz winterhartund außerordentlich anspruchslos. Sie wird viel zu Einfassungenvon Beeten gebraucht und eignet fich dazu ganz vorzüglich. Ihrunbändiges Wachstum macht cS indes nötig, ihr, wenn möglich, jedeSFahr einen neuen Platz anzuweisen. Sonst werden die einzelnenExemplare zu breit und imschön.Wir besitzen in Deutschland, selbst im nördlichen, noch eine wildeNelkenart, die es ebenfalls verdiente, im Garten angepflanzt zuwerden. Das ist eine Nelke, der Linne das Beiwort superbns gab,also die Prachtnelke. Sie hat noch mehr federartig zerschlitzte Blütenals die Federnelke, sie sieht darum sehr'lustig und anmutig aus.Ihre Blätter find ebenfalls ganz nelkcnartig, allerdings nicht so weiß-grau von Farbe. Sie liebt einen etwas schattigen Standort. ImFreien kommen noch mehrere andre, aber bescheidenere Nelken beiun? vor. Häufig begegnet man auf trockenen Grasstellen, an Wald-rändern der kleinen Heidenelke, die hübsche rote, weißfleckige Blütenbesitzt. Zu kleinen Büscheln vereint find die Blumen bei derKarthäuser-Nelke, deren Kronenblätter ebenfalls rot gefärbt find,jedoch drei dunklere Längsstreifen besitzen. Im ganzen zählt manneun bis zehn Nelkeuarten, die in Deutschland heimisch sind.—Hnmoristisches.— Erste Sorge. Frau:„Mein Gott, waS thun wir nur!Der Junge hat soeben ein Geldstück verschluckt!'Mann:„Da mach'n wir gleich Kasse— damit wir wissen,wie viell'—— Kleine Gefälligkeit.(In der Sommerftische.)„Hör'nSe, Fräul'n, ha'n Se mein' jung'n Stier nit geseh'n?'„Ihren Stier? Ach Gottl Nein— wo ist er denn?'„Nu, er is losgebroche'!.. Wenn Se'n sollte' seh'n, sin' Sedoch so gut im' laufe Se mit Jhr'm rote Paraplui vorne her inmein' Stall I—— Mißtrauisch. Junge Frau:„Schon wieder schickstDir dem Heiratsvermittler fünf Mark 1.. Sag''mal Arthur— Duhast mich doch nicht etwa auf Abzahlung genommen?'—(„Fliegende Blätter.")Notizen.— Die Freie Volksbühne hat von Anfang April 1003bis Ende März 1904 100 232,25 M. eingenommen, 88 193,97 M.ausgegeben. Im Spieljahre 1392/1893 betrugen die Einnahmen30 687,95 M., die Ausgaben 28 310,95 M.—— Die französischeReg i eru n ghat fürdieHerstellimg vonHaudschriften-Reproduktionen 100 000 Fr. ausgeworfen.ES sollen die wertvollsten Handschristen der französischen Tamm»lunaen vervielfältigt werden, die Leitung der Arbeiten ist der PariserAkademie der Inschriften übertragen worden.—— Der Arbeiterverein der schwedischen Stadt Norr-köping befitzt eine eigne Theaterbühne. Jetzt hat derBerein zum Direktor und Sceneninstruftor seiner Bühne F. Strandberg,bisher Sceneninstruktor am Stockholmer Vollstheater, berufen.—— Das französische Unterrichtsministeriumverbot dje Verwendung von Kindern unter drei-zehn Jahren in Theatern und Tingel-Tangeln.—— Die Pariser Opera C o m i q u e bringt als erste Novitätder nächsten Saison„ D a S königliche Kind' von AlfredB r u n e a u, mit einem Libretto von Emile Zola, heraus.—— Ein Bild Leibis, eine Dachau erin mit ihremTöchter lein, ist für die Nationalgalerie erworbenivorden. Das Gemälde aalt seit 1889 für verschollen; erst vorkurzem tauchte es iu Brüssel wieder auf.—— Für eine Stradivari-Geige wurden auf einerLondoner Auktion 15 900 M. gezahlt.—Vorwärts Buchdruckerei u.VerlagsanstaltPaul Singer LcCo.. Berlin SW.