vertreten. Im ganzen stnd es nur 177 Bilder, 25 plastische,80 graphische Arbeiten.Ein absichtliches Beschränken auf kleinstem Räume, das bei dersonst üblichen Ueberfülle von vornherein günstig stimmt. Dieser Ueber-zeugung must der Künstlerbund dauernd treu bleiben: dag das Wenigesich besser präsentiert als der Ueberflutzund daß das Gefühl des Wenigen,Guten die Empfindungsfähigkeit für künstlerische Werte nur erhöht.Die einzige bauliche Neuerung besteht darin, daß der bis dahin sehrungünstige, stieftuütterlich behandelte Saal der Plastiken ausgebautwurde, mit Oberlicht versehen und weiß getüncht ist, so daß derStein der Slawen sich leicht von diesem Hintergrund und in vollerBeleuchtung abhebt. Dieser Saal schafft auch durch seine von denandren Zimmern abstehende, hellere Veleuchwng und den weißenTon der Wände eine wohlthuende Abwechslung. Und ohne irgendein Gefühl der Ermüdung wandelt man durch diese wenigen Säle,in denen alles mit Raumverschwendung gehängt ist und keineUeberfülle stört. Der schniale Flur, in dem graphische Arbeiten hängen,ist auf der einen Längsseite durch kleine Kojen erweitert, so daßjetzt die Möglichkeit gegeben ist, in diesem schmalen Gang zurück-zutreten und die Arbeiten wirklich betrachten zu können.Von dem Präsidenten des Bundes Kalckreuth hängt gleichim ersten Saal eine große Landschaft, die in ihrem großen Strich,in ihrer durch nichts Kleinliches getrübten Einheitlichkeit, in ihrerempfindungsfeinen Art die günstigsten Erwartungen erweckt. Aufgleicher Höhe steht das Porträt eines am Boden hockenden Knaben,der aufhorchend plötzlich den Kopf nach oben hebt. Heine ist miteinem großen, satirischen Stück„Der Kampf mit dem Drachen" ver-treten, in breitflächig, dekorativer Manier gemalt, das in kleineremUmfang wohl feiner wirken würde. Ein Mann im Narrenkostiimmit Schellenkappe tötet den grimmen Drachen, der sichzu Füßen einer Schönen krümmt, und tritt nun nachdieser That mit tiefer Verbeugung zu der steif undzurückhaltend- anmaßend ihn erwartenden Dame, der erdie zögernd und herablassend gereichte Hand küßt. Einandres Bild„Vestalin" verspottet die künstliche und ungesunde Eni-haltsamkeit, die den Teufel gern bei sich aufninimt, jedoch sich vorallen kompromittierenden Folgen anständig wehrt. Auch eine Plastiksteuert Heine bei, einen phantastischen Teufel in Bronze, mit winzigkleinem Kopf, dünner Brust, riesigen, breiten Hufen und plumpenHänden nebst dickem Bauch, ein grinsendes Ungeheuer, das einen imTraum verfolgen könnte.Ein feines Bild von Block„Der Träumer" stellt einen jungenMann auf dem Sofa sitzend dar, der das Buch sinken läßt und vorsich hinsieht. Dreydorff giebt eins seiner stillen, farbig so gewähltdurchgeführten Interieurs, mit denen er auf sänitlichcn Ausstellungenvertreten ist. H ä n i s ch s„Juli" stellt eine kräftig hingestrichene,frische Landschaft in heller Sounenbcleuchtung dar. Die„Landschaft amBodensee" von Kaiser zeichnet sich durch die Größe der Auffassung,durch die weiten Linien des Räumlichen vorzüglich aus. Noch ist ausdem ersten Saal ein stimmungsvolles Interieur mit zwei Personenzu erwähnen, daS sich durch die feine dunkelgrüne Beleuchtung ans-zeichnet, die hervorgerufen wird durch das Licht, das durch grüneVorhänge strömt. Es ist von Winternitz. Hans Borchardt,Strobentz und N i ß l gehören insofern zusammen, als sie alledrei feine Bildchen in kleinem Umfange geben, in denen ohne jedePrätension die Farben so delikat gemischt werden,— an Stühlen,Sofas, seidenen Kleidern sehen wir es—, daß wir an die bestenHolländer erinnert werden. Hier hängt auch Slevogts brillanter„Andrade als Don Juan" sin der Komthurscene), in dem erwiederum seine treffsichere Charakteristik, seinen schnellen Blickin der Erfaffung der monrentanen Bewegung sowie sein leb-Haft vibrierendes Farbengeftihl beweist. Otto Sohn-RethelgiebtPastellzeichnunngen von holländischen Bauern und Holländerinnen,die, obwohl hart in Zeichnung und Farbe, doch von eignem Sehenund Können zeugen. Die„Spanische Tänzerin""'von Stuck istebenso gewaltsam übertrieben, wie fast alle neueren Arbeiten diesesbegabten Malers, der seine Fähigkeiten dazu benutzt, sie ohne vielUeberlegung zu vergeuden. Das Kinderbild„Die Gratulantin" istmißglückt. Die„Susanne im Bade" hat feine koloristische Momentekein blaues Tirch gegen den nackten Körper, der in grünlichem Wassersteht), doch zeigt dies Bild ebenso Entgleisungen und Oberflächlich-leiten.„Olga", ein Fraucnbildnis, blondhaarig, mit feinem blauenStinrgchängc, ist Lenbach nachempfunden. Thomas Bilder„Paradies",„Eine alte Geschichte" zeigen den schönen, intimen, gelb-lich warmen Ton, der den Werken Thomas so gut steht. DaS zeichnerischeund malerische Ungeschick, das man an ihm rügte, gehört zu ihm wieseine warme Empfindung. Auch Uh de bcihätigt in einem Bilde«ImGarten" seine alte Art, die Farben lebendig im Freien leuchten zulassen. Eine Landschaft in Wind und Sonne von T o o b y entzücktdurch ihren feineu, weichen, breiten Ton. T r ü b n e r giebt einigeseiner schon bekannten Reiterporträts und Porttäts im Freien, diein wuchtigen Strichen wie hingehauen sich ausnehmen. Die Worps-weder Overbeck. Bog est er, Modersohn sind nicht allzugünstig vertteten. Der„Verkündigung" von Vogeler mangelt es anFarbigkeit und der Stimmungsgchalt wirkt nicht suggestiv. Ambesten wirkt noch Overbeck mit einer großen Landschaft„Korn-felder", die in breitem Schwünge die Weite des Horizonts ahnenlassen. Eine Landschaft, die wohl an Tiefe der Auffassung wie anFeinheit der Ausführung mit zu dem Besten gehört. was� hier zulehcn ist, bietet L e i st i k o w. Einfache, schlichte Hänge, wie sie inder Mark oft zu treffen sind: mageres Gras auf sandigem Ge-lände; dazu ein paar ärmliche Häuser in feinem, stumpfem Licht.Mit drei bekannten Bildern.Papageienallee",„Wirtshausgarten",„Reiter am Sttande" beweist Liebe« mann wieder trefflich seinezielsichere Ueberlegenheit. Hier ist jeder Sttich bewußt gethan unddoch dient es nur dem Künstlerischen. Wie zitternd, fein ist die Luftin dem„Wirtshausgarten" I Wie flüssig der Ton in dem Meerbild.Eine große Begabung im Dienste einer hohen Intelligenz. Ton-schöne Landschaften bietet Toni Stadler; die stille Wärme desLichts über weiten Wiesen. Durch eine Reihe von Zeichnungenüberrascht K l i n g e r mehr als er erfreut. Es ist vieles hart inseinen Arbeiten, wenn man auch die überlegene Hand in Einzel-heiten wohl merkt. Die Aquarellstudien„Shringis" sind in ihrensonnig überfluteten Tönen noch am flüssigsten. Nur sollte ein Mannwie Klinger solche Kleinigkeiten, die jeder andre ebenso leistet, nichtausstellen. Sie schaden ihn?. Den, der ihn kennt, freut das Unbekanntedaran. Aber die andern lemen seine Art darin nicht schätzen. Mansieht das ernsthafte Studium wohl. Aber bei einem Klinger giebtman sich doch wohl mit dem einfachen Arbeiten nicht zufrieden.Dill, Brodel, Haider, Kuehl, Steppes, Branden-bürg. Hübner, Breyer, Linde-Walther, Corinth,Diez, Hölze!, L. v. Hofmann, A. v. Keller(Porträt-aufnahmen der Schlaftänzerin Mad. G.), Samberger, Walser,Zwirnt scher sind meist mit schon bekannten Arbeiten vertreten.Unter den plastischen Arbeiten fallen Gauls lebendige, feinmodellierte Tierstudien in Bronze auf, Bären, Ziegen, Gänse,Strauße, Schafe. Der große Entwurf eines Löwen ist in Gipsausgestellt. Alex. O p p I e r hat eine ernste Arbeit, den Kopf eineralten„Fischerin aus der Normandie" hier. Mit das Beste giebtH u d I e r in seinem„Träumer", eine prachtvoll lebendige Bronze-figur, wahr und groß in jedem Teile.Bisher konnte es immer noch so scheinen, als befänden sich dieVertreter der offiziellen Kunst in der Mehrheit und die Secessionen,d. h. die jüngeren Künstler, träten dagegen zurück und müßten sichihre Geltung immer noch erst erkämpfen. Diese Sachlage ändertsich nun. Da der Bund so umfassend die deutschen Kräfte orgäni-sieren will und der Regierung gegenüber seine Unabhängigkeit wahrt,sind ihm die günstigsten Auspicien sicher. Damit ist keine parteiischeStellungnahme für oder gegen verbunden. Solange der Bunddiesem Grundsatz treu bleibt, das Gute selbst unparteiisch zu suchen.und aufzunehmen, hat er von vornherein die Sympathien für sich,da er den Weg beschreitet, der vorwärts führt. Wird er diesemGrundsatze untren, giebt er seine nach allen Seiten unabhängigeStellung auf, treibt er eine kleinliche Sondcrpolitik, so verliert ersein Ansehen, entzieht sich selbst den Boden.ES war eine richtige Erwägung, die erste Ausstellung inMünchen zu veranstalten. Damit versichert man sich der dortigenKräfte, die leicht eifersüchtig aus ihre Stellung sind. Es ist anzu-nehmen, daß die nächste Ausstellung in Berlin sein wird. Da wirdman sich davon überzeugen können, wie der Bund sich in dem bisdahin wohl fertiggestellten neuen Gebäude der Berliner Secessionausnimmt. Die Münchener Ausstellung ist in ihrer Ausgeglichenheitund feinen Reserve sehr gut geeignet, den Reigen zu eröffnen. Fürden Eingeweihten gab es allerdings wenig Ueberraschungen, undviele Bilder hatte man schon anderswo gesehen. Jedoch— wennso viele große Ausstellungen zu gleicher Zeit in Deutschland statt-finden, ist es nicht möglich, überall gleich Ueberraschendes zu bieten.Es ist gerade als ein gutes Zeichen zu betrachten, daß der Künstler-bund so begann. Späterhin wird noch Gelegenheit genug gegebensein, nach allen Richtungen die Kräfte zu sammeln und zu entfalten.Ernst Schur.kleines feiiiUetcrn.— Aus dem Fremdenbuch der Tells-Kapelle. Vom Vierwald-stättersee wird der„Frankfurter Zeitung" geschrieben: Nichts fröh-sicheres, als so ein hellfarbiger Vierwaldstättcr-Dampfer, der beischönem Sommerwetter durch die blaugrünen Fluten dahinschauselt,mit seinen bunt durcheinander gewürfelten Touristen. Angehörigenaller Nasionen. Spaßig waren mir bei meiner letzten Fahrt nachder Tells-Platte die vielen Deutschen, die längs den Außenseiten derKabine über die Tische siefgebeugt dasaßen und mit verzweifeltemEifer ganze Stöße von Ansichtspostkarten an die fernen Liebenniederschrieben„aus der schönen freien Schweiz". Immer unterder kundigen Leisiing BädckerS, verfehlen wenige dieser Fremden.auf der Station Tells-Platte auszusteigen und dort, vor der ver-gitterten Kapelle stehend, mit mehr oder weniger Sachverständnis diepatriotischen Stückelberg-Freskcn in Augenschein zu nehmen. Hernachschreibt nian sich unfehlbar in das mächtige Fremdenbuch ein, dasgleich dem Evangelienbuch auf einem in der Gittermitte angebrachtenPulte aufgeschlagen daliegt. Derartige Fremdenbücher sind seltenganz uninteressant. Sie offenbaren uns die„Volksseele auf Reisen"oder doch wenigstens die Reiseseele des Mittelstandes. Ich möchtedaher nicht unterlassen, ein paar von den neuesten und vielleicht nochnicht edierten kostbaren Aufzeichnungen dieses während der Reisesaison sovielbeschriebcn»n Buche« hierher zu setzen. Von einem solidenpatriotischen Gefühl und Verständnis für den schweizerischen National-Helden zeugen die Verse: