Und ferner:

" Für Böller und für Zeiten Erglänzt dies Bildnis hell, Und ob Gelehrte streiten: Es lebe unser Tell!"

Heil dir, geweihte Stell', Wo einst der Meister Tell Dem Geßler, diesem Prozen, Heroisch wagt' zu trogen."

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Ueberaus zahlreich find lakonisch knappe und doch so vielsagende Inschriften wie folgende:

" Auf der unvergleichlichen Hochzeitsreiſe. Im schönen Monat Mai. Oberarzt N." oder noch straffer, strammer und zugleich voll verhaltener Bärtlichkeit:

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Müller und Frauchen Auf Hochzeitsreise."

Nur ganz gemütvolle Deutsche können sich so sinnig in Fremden­büchern verewigen! Wiederum sehr schön heißt es weiter: Bon fern werde ich Deiner gedenken, Du Land der Freiheit.

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"

Aus Berlin ."

Und da wagt man noch zu behaupten, die Berliner hätten keine Poesie im Leibe! Angesichts einer solchen Leistung ist es sehr wohl möglich, daß auch folgende anonyme, elegische Einzeichnung von einem Spree - Athener herstamme:

Die herzlichsten Lebewohlgrüße dem schönen Schweizerlande. Möge es gedeihen mit seinem wackeren Völklein. Klein, aber mein, kann jeder Schweizer sagen, und das mit Recht. Lebt wohl, ihr herrlichen Gestade!"

Weniger Würde und sittliche Haltung scheint uns dagegen Victor Meher zu beweisen, wenn er die Aeußerung bucht:

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Victor Meyer hat sich sehr wohl gefühlt am 28. Mai a. d. 1904. Das Schiff kommt bald. Dann lebt wohl ihr Berge, ihr geliebten Triften. Johanna geht und nie mehr fehrt sie wieder!" Von dem scharfen, um nicht zu sagen, äßenden norddeutschen Geiste geben uns zwei Reise- Dokumente wie folgende Zeugnis: Nasse Beene- Aussicht keene! Dr. B., Posen."

und

" Hildebrand, Lieutenant

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Wo wird nicht gesagt." Damit sei die fleine Blütenlese aus dem Fremdenbuchgarten der Tellskapelle beendigt nicht ohne die Anregung zu geben: es möchten solche Sträußchen hin und wieder gepflückt werden, sonst fönnte es passieren, daß unsrer deutschen Litteratur ganz wertvolle Erzeugnisse verloren gehen.-

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Musikschule in deutschen Landen, die Würzburger, feiert ihr hundertjähriges Bestehen. Sie entstand, nachdem in romanischen Ländern bereits durch zwei bis drei Jahrhunderte ein verhältniss mäßig reiches Schulwesen der Musik sich entwickelt hatte, als ein erste privates, dann administrativ eingefügtes Unternehmen im Rahmen der Universität, blühte auf, blühte wieder ab und wurde im Jahre 1875 sowohl auf moderne musikalische Höhe gebracht, wie auch zu einer selbständigen Staatsanstalt ausgebaut. Neben ihr giebt es auf deutschem Boden nur ganz wenige staatliche oder zum Teil

staatliche Musikschulen; sie selber ist, obwohl sie für den Musikunter­richt als Ganzes sorgt, vorwiegend Orchesterschule. Ihr jebiger Direktor Dr. Karl Kliebert, der anscheinend schon 1875 die treibende Kraft der Reorganisation war, hat zum Jubiläum eine Denkschrift herausgegeben( Die Kgl. Musikschule Würzburg, ihre Gründung, Entwicklung und Neugestaltung", Würzburg , Drud von H. Stürk, 1904), die nicht nur durch Umfang und Ausstattung, sondern auch durch das Gewicht ihrer Arbeit zu den bedeutendsten unter den noch immer recht seltenen Litteraturwerken der Geschichte des künstlerischen Unterrichts gehört und ihrem Verfasser sowie ihrem Gegenstande selber alle Ehre macht. Es wird geraume Zeit dauern, bis solche Hundertfeiern wieder und in schnellerer Folge erscheinen. Denn erst lange nach jener Würzburger Gründung begann in den deutschen , zumal den reichsdeutschen Ländern jene schwere Menge von Konservatorien und dergleichen zu entstehen, die jetzt als un­bermeidliche Uebel an so vielen Straßeneden deutscher Städte zu finden sind.

Mittel zu geben, ist eine niemals ganz zu vollführende Aufgabe­Von musikalischen Dingen Bilder durch andre als musikalische was wohl auch mit schuld sein mag an dem Zurückbleiben der musik­pädagogischen hinter andrer pädagogischer Litteratur. Noch fühl­barer wird der Widerstreit, wenn die Bildhauerkunst das An­denken von Tonkünstlern versinnlichen soll. Läßt sich dabei Musikalisches anders als etwa durch die kleinlichen Mittel von Attributen andeuten? Wir beſizen in Berlin am Tiergartenrande das Denkmal eines Großen, dessen Namen man in diesem Zusammen­geschicke der Anfügung isolierter Figuren nicht zu sprechen, so ist die Von dem längst nicht mehr neuen Un­hange lieber nicht nennt. Gesamthaltung des( technisch gewiß verdienstlichen) Denkmales, ent­sprechend seinem Ursprung, von einem solchen widernatürlich harten Pathos, daß damit nicht einmal die dichterische Eigenart jenes Künstlers, geschweige denn seine musikalische, ausgedrückt wird. Da­gegen ist uns vor einigen Tagen das Haydn Mozart Beet hoven Denkmal geschenkt worden, ein Werk, in welchem seine Schöpfer, Vater und Sohn Siemering, nicht nur ein Stand­bild von hohem Wert überhaupt geschaffen, sondern auch das Wunder­bare erreicht haben, Musikalisches wenigstens andeutungsweise in Plastischem wiederklingen zu machen. Wer Bedenken getragen hat, einen gemeinsamen Begriff von Rhythmus zugleich für redende und für bildende Kunst zu verwenden, der sieht hier in dem gleichmäßig und doch wechselvoll Dreiteiligen des Denkmals, in seiner Ver­bindung zweier plastischer Materialien, in seiner Versinnlichung der Bewegungsart der Musik aus jener Zeit des Rokoko und der ihm folgenden Kunstweisen eine Leistung vor sich, die nun einmal wirklich ein Neuwert ist. Seine Schöpfer scheinen, fern von aller lauten Oeffentlichkeit, durch ihre allmähliche, an viel Ausprobieren reiche Arbeit zugleich ein Denkmal der höchsten künstlerischen Hin­gabe geschaffen zu haben.

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Notizen.

SZ.

gc. Reiseratschläge aus dem vorigen Jahrhundert. Im Jahre 1810 erschien in Salzburg ein Buch von Mathias Oberhöfer, das den Reisenden allerhand gute Ratschläge erteilt, die, wenn sie auch auf die heutige Art des Reisens nicht mehr immer Anwendung finden können, doch ihrer Originalität wegen zum Teil hier Platz finden mögen. Mathias Oberhöfer ist der Meinung, daß nur reisen solle, wer gesund ist und feinerlei Beschwerlichkeiten fürchtet, und fährt dann fort:" Thue recht viel Geld in deinen Beutel, stecke ihn aber nicht in den Sack, sondern hänge ihn lieber an einer feinen Stette um den Hals, wo er sicherer ist vor den Dieben, die um den Reisenden herum find, wie die Füchse um den Hasen. Suche dir einen Schwager" aus, der mit guten Pferden reist und der in die Deligence Peter Hilles Schöpfungen( Aphorismen, Lyrik, teine Leute nimmt, die mit ihm unter einer Decke stecken, um die Novellen, Dramen und ein großer Roman aus dem Teutoburger Reisenden zu bestehlen. Der Schwager soll auch nüchtern sein, auf Walde Die Hassenburg") werden gegenwärtig für eine Gesamt­daß ihm nichts passieret oder er gar die Deligence umwerfet. Man ausgabe bei Schuster u. Löffler( Berlin ) zusammengestellt. Die sehe, ob er eine Schnapsnase hat, das ist immer ein schlechtes Zeichen von Julius Hart besorgte Ausgabe wird vier Bände umfassen; und verratet seine Unzuverlässigkeit. Nimm mit auf die Reise, was die beiden ersten sollen bereits am 11. September vorliegen.- du brauchest: Einen Kamm, eine Bürste, ein flein Spiegelglas, eine-Mit der Katalogisierung der Handschriften Paraplue, einen Stock und etliche Kugelchen aus der Apotheken, denn des alten Ostfriesischen Landrechts hat die ostfriesische man fann nicht wissen, ob man nicht vergiftet wird, um leichter be- Landschaft den Privatdozenten Dr. Borchling in Göttingen beauf­raubt zu werden. Auch einen Rosenkranz und ein Gebetbuch nimm tragt. mit, denn es ist ein nüßlich und erbaulich Ding, zu beten, wenn man

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Mag Klinger ist vom Leipziger Richard Wagner­Denkmalkomitee mit der Ausführung des Wagner- Denkmals beauftragt worden.

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Die Erstaufführung von Messagers Operette Der nicht schlafen fann oder ein Nachbar dich mit thöricht Worten quälet. Prinzgemahl" im Neuen föniglichen Operntheater Stelle dich gut mit den Reisenden, aber traue ihnen nicht und lasse findet voraussichtlich am 21. Juli statt. ja kein Geld sehen, auf daß du nicht bei ihnen die Begier ent­flammtest, es zu befizen und dich zu bestehlen. Dem Schwager aber versprich ein gut Trinkgeld, wenn er dir gibt einen Bordersiz, wo du sicher bist, im Schlafe nicht überfallen zu werden. Rede mit den Reisenden freundlich, und schimpfe nie über ein Land, durch welches du reisest. Finde alles gut und schön, dann wird es dir wohl er gehen. Wenn du in die Stadt kommst und dir der Thorschreiber dein Wanderbuch abverlangt, gib ihm einen guten Groschen, dann wird er dir auch männlich beistehen, wenn dir etwas widerfahret. Den Herbergsvater empfange freundlich. Lobe seine Kost und seinen Trant, auf daß er dir gibt ein bequemlich Obdach."

Musik.

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- Das Leipziger Kunstgewerbe- Museum wird vom 15. September bis zum 15. November eine Ausstellung von Alt- Thüringer Porzellan veranstalten. Es kommen in Betracht die Fabrikate der Manufakturen von Volkstedt bei Rudolstadt , Limbach, Wallendorf, Kloster Veilsdorf und Gotha , ferner von Großbreitenbach, Ilmenau , Rauenstein, Gera , Blanken­ stein , Eisenberg und Pößneck .

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erbaut.

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Auf dem Monte Rosa ( Schweiz ) wird in 4560 Meter Höhe ein neues geophysikalisches Observatorium Heute( Dienstag) soll in einer deutschen Stadt eine Feier Bilses Nachfolger. Dem Verleger von Bilses Roman stattfinden, die voraussichtlich nicht so beachtet werden wird, wie sie Aus einer fleinen Garnison", Richard Sattler in Braunschweig , es verdient, die aber doch von dem Beginn und Fortgang eines find, wie die Braunschweiger Neuesten Nachrichten" mitteilen, ſeit gewichtigen Stückes Kulturarbeit ein charakteristisches Zeugnis ab- Herausgabe dieses Romans über 150 Enthüllungsroman" legt. Die soweit die allgemeine Kenntnis reicht älteste Manuskripte zugegangen. Berantwortl. Redakteur: Paul Büttner , Berlin.- Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.

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