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Die Heißlufthöhlen sind, wie gesagt, äußerst felten. Franz Straus bemerkt in seiner Höhlenkunde", daß sich eine ähnliche Grotte in Krain in der Umgebung von Sagor befinden soll. Ein fachmännischer Bericht über diese Naturmerkwürdigkeiten liegt aber nicht vor. Viel häufiger sind dagegen Höhlen mit sehr tiefen Temperaturen, die sogenannten Eishöhlen.
Es giebt viele von der Sage umwobene Höhlen, die den Menschen Glück und Heilung bringen sollen: Schatzhöhlen und Wundergrotten. In der Grotte Giusti geht alles mit natürlichen Dingen zu, und ihre seltsame„ Hölle" ist das eigenartigste Schwizbad der Welt, aber trotz des infernalen Namens lange nicht das heißeste. Ja, um das heißeste Bad der Welt aufzusuchen, müssen wir schon weit übers Meer reisen, nach dem fernen Osten, dem Lande der aufgehenden Sonne. Troß der kriegrischen Zeiten herrscht im Innern Japans Ruhe und Sicherheit, wie das den reiselustigen Welttouristen von den Bürgermeistern japanischer Hauptstädte neuerdings in einer Erklärung versichert wurde. Die Japaner leben auf einem unruhigen Boden, die Erde bebt dort häufig und zahlreiche Vulkane sind noch thätig. Darum ist auch Japan sehr reich an heißen Quellen, die seit altersher zu Heilzwecken benutzt werden. Wenn unsre Altvordern aus dem sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert die berühmten und fashionablen Bäder von Mihanoshita und kao besuchen würden, so fänden sie dort alles in Ordnung, würden daran keinen Anstoß nehmen, daß dort Männ Tein und Weiblein in Adams und Evas Kostüm in den warmen Bassins bunt durcheinander herumplätschern. Ebenso ging es damals in europäischen Bädern zu, und der Japaner hat bis heute die ursprüngliche Naivität bewahrt. Aber nicht von dem für uns so originellen Badeleben der Japaner, sondern von ihrem heißesten Bad wollen wir reden. Dieses ist in Kutsathu in den herrlichen Bergen im Innern Nipons zu finden. Dort entströmen der Erde heiße Quellen, die sich durch ihren Gehalt an Schwefel, Arsen, Alaun und Mineralien aus zeichnen und gegen Rheuma , Gicht, Strophulose, Lepra und andre Hautkrankheiten von vorzüglicher Wirkung sein sollen. Der Japaner ist an heißes Baden gewöhnt, häufig benutzt er zu Hause Bäder von 40 Grad Celsius, die er sehr gut verträgt; aber vor den Bädern in Kutsatsu schaudert er doch zurück. Das ist auch kein Wunder, wenn wir bedenken, daß die Temperatur des Wassers in dem dampfenden, Netfungon genannten Hauptbaffin 70 bis 71 Grad Celsius beträgt! Der Karlsbader Sprudel ist ja auch 72 Grad Celsius heiß, aber man benutzt bei uns in Europa die heißen Quellen erst in gut abgekühltem Zustande zu Bädern. Der Japaner soll aber direkt in den heißen Brodel steigen. Da bedarf er einer Ermutigung und er badet in Kutsatsu auf Kommando. Ein lautes Hornsignal ruft die Badegäste zusammen. Mit langen Holzbrettern stellen sie sich vor dem Bassin auf und wühlen mit Schlägen das Wasser auf; die Prozedur wird im Tatte nach dem Kommando des Bademeisters ausgeführt und dauert eine Viertelstunde. Dann gießen sich die Gäste mit Holzbechern das heiße Wasser über den Kopf, und nun erschallt das Kommando: Hinein! Im Chor singend gehen die Kranken langsam vor und tauchen, bis das Wasser bis an den Hals steigt. Natürlich find Wärter aufgestellt, die genau aufpassen, ob nicht dieser oder jener vom Schwindel oder von Ohnmacht ergriffen wird. Das Bad dauert vier Minuten. In dem beinahe siedend heißen Wasser kommt dem Patienten die Zeit wie eine Ewigkeit vor, und um die Aufmerksamkeit abzulenken und sich gegenseitig Mut zu machen, stimmen fie einen eigenartigen Chorgefang an. Noch drei Minuten!" ruft der Bademeister laut nach Ablauf der ersten Minute, noch drei Minuten!" antwortet der Chor aus dem Bassin. In derselben Weise wird noch zwei Minuten!", noch eine Minute!" und noch eine halbe Minute!" ausgerufen. Freudiger und freudiger lautet die Antwort der Badenden, bis endlich der Ruf Fertig!" erschallt und die Gesellschaft erstaunlich rasch mit krebsrot verbrühten Leibern aus der Flut herausspringt. Das Bad wird 4 bis 5mal täglich genommen und die Nur dauert einen Monat.
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Gerhard Wendemann.
Kleines feuilleton.
k. Ein japanisches Wiegenlied veröffentlicht A. G. Hales in den„ Daily News". In deutscher Uebersetzung lautet es ungefähr folgendermaßen:
In
ind
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,, Schlaf, meine braune Taube, schlaf in der Mutter Hut, Die Sterne steh'n am Himmel, mein fleiner Vogel ruht. Weine nur nicht und balle die Fäustchen, Du! Der Mond ist aufgewacht, mach' Du die Augen zu! Schlaf, braune Taube, schlafe, schlaf!
Schlafe, braune Taube, schlaf' an der Mutter Herz! Was fährst Du so auf, angstvoll und wie im Schmerz? ' s ist nur der Wind, der im Pflaumenbaum weht. Es ist der Hahn, der zum Kampf mit dem Feinde kräht. Schlaf, braune Taube, schlafe, schlaf!
Schlafe, braune Taube, denn Du bist wohl bewacht; Daß feiner Dich stören mag, habe ich sorgsam Acht. Die Schlangen im Grase verscheuch' ich Dir gern, Erdbeben und Blize bleiben Dir fern.
Schlaf, braune Taube, schlafe, schlaf!"
Das Schwimmen als Leibesübung behandelt Dr. R. du BoisReymond in der Naturwissenschaftlichen Rundschau". Wir ent
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nehmen dem Auffabe folgendes: Der Hauptunterschied zwischen dem Schwimmen und andern Uebungen liegt natürlich darin, daß bei jenem der Körper sich im Wasser befindet und das Wasser schon an und für sich merkliche Wirkungen auf den Organismus ausübt. Diese treten beim Schwimmen noch verstärkt auf und bilden so den Hauptbestandteil der Einwirkungen des Schwimmens auf den Körper. Die wichtigsten Wirkungen des Wassers, die Badwirkungen, find thermische, und zwar Reizwirkungen und kalorische. Was letztere anbelangt, so hat sich ergeben, daß ein Bad von vier Minuten Dauer bei 12 Grad Wassertemperatur dem Körper ebenso viel Wärme ( 100 Stolorien) entzieht, wie er normalerweise in einer Stunde vers fieren würde. Dieser Wärmeverlust wird aber vom Körper alsbald ausgeglichen, und so stellt das kalte Bad eine Anregung zur Wärmeproduktion seitens der Körpers dar. Eine bis jetzt noch fast gar nicht beachtete Gruppe der Badewirkungen ist die mechanische Wirkung des Wasserdrucks. Sie berechnet sich nach du Bois- Reymond auf 8 Kilogramm. Man stelle sich, sagt er, dieses Gewicht in Gestalt von Sandsäcken oder Bleiplatten einem liegenden Menschen auf Brust und Bauch gepackt vor, und man wird von der mechanischen Wirkung des Wasserdrucks auf den eingetauchten Körper eine sehr handgreifliche Anschauung gewinnen. Der Wasserdruck beginnt zu wirken, sobald das Wasser dem Eingetauchten bis an die Achseln geht; die Expiration wird nun verstärkt, und die Einatmung erfordert mertliche Anstrengung. Dann erzeugt schon ganz geringe Anstrengung im Wasser, z. B. schnelles Schwimmen über eine Strecke von wenigen Metern, selbst bei geübten Schwimmern anhaltende Atemlosigkeit, die sich bei dem gleichen Maße von Muskelbewegung in der Luft kaum bemerkbar machen würde. Der Wasserdruck wirkt außerdem auch auf den Kreislauf des Blutes. Was den Einfluß der Schwimmbewegungen betrifft, so betont du Bois- Reymond, daß zum Schwimmen an sich, d. h. um sich über Wasser zu erhalten, so gut wie gar keine Bewegungen erforderlich sind. Ganz anders verhält es sich dagegen beim Schwimmen als Fortbewegung; dieses erfordert schon bei mäßiger Geschwindigkeit eine recht bedeutende Anstrengung, und schnelles Schwimmen erschöpft in kürzester Zeit selbst fräftige Individuen, falls sie nicht besonders eingeübt sind. Eine genaue Messung der beim Schwimmen geleisteten Arbeit ist schwierig. Versuche hierzu find angestellt worden, indem man ermittelte, welche Arbeitsgröße ausreichte, um den Körper von einem Boot aus mit derselben Geschwindigkeit durch das Wasser zu ziehen, die beim Schwimmen würde erreicht werden. Es ergab sich, daß diese Arbeit für die Sekunde 7,1 Meterkilogramm beträgt, d. h. gleichbedeutend der Arbeit, die aufgewandt werden muß, um in der Zeiteinheit 7,1 Kilogramm 1 Meter hoch zu heben. Dies ist aber nur etwa 13 Proz. mehr Arbeitsaufwand, als mäßig schnelles Gehen erfordert. Nun fann man aber mit einer Geschwindigkeit von 100 Meter in der Minute stundenlang marschieren, während es eine erhebliche Anstrengung ist, auch nur eine Viertelstunde lang mit der angegebenen Geschwindigkeit zu schwimmen. Dr. du Bois- Reymond löst diesen. Widerspruch, indem er darauf hinweist, daß das Schwimmen eine äußerst unökonomische Art der Fortbewegung ist, indem eine größere Arbeitsmenge darauf verwandt wird, Teile des Körpers herumzuschleudern, als dazu, den Gesamtkörper durch das Wasser zu treiben. Das ist aber zum Erfolge der Schwimmbewegung notwendig, denn diese hängt lediglich von der Geschwindigkeit dieser Bewegungen ab. Nur plötzliche Bewegung der Gliedmaßen beim Schwimmen fann förderlich fein, diese aber bedingt beträchtlichen Energie- Aufwand, und deshalb erfordert besonders schnelles Schwimmen so große Anstrengung. Außerdem besteht ein Teil der Bewegungen der Beine wie der Arme gewissermaßen in einer Umkehr der wegförderlichen Bewegungen, so daß die nußbare Arbeit( die wirkliche Ortsveränderung) der Differenz zweier Arbeiten gleich ist, von denen die eine vorwärts, die andre rückwärts wirkt. Unter diesen Umständen muß nach du BoisReymond die Gesamtleistung selbst bei mäßigem Schwimmen der des schnellsten Gehens gleichgestellt werden. Ueberhaupt ist nach diesem Forscher der Mensch für Bewegung im Wasser ungünstig gestellt, weil er dabei sehr große Gliedmaßen bewegen muß.
te. Die letzte Volkszählung in Südafrika weist für das Kapland eine Einwohnerzahl von 1485 634 Seelen nach, wovon 548 926, also etwas mehr als ein Drittel, Weiße sind. Die Zunahme gegen das Jahr 1891, in dem die letzte Zählung stattfand, beträgt etia 45 Proz.; die Gesamtziffer belief sich damals auf 1 039 860, die der Weißen auf 336 608. Diese Angaben beziehen sich nur auf die eigentliche Kapkolonie ausschließlich der Eingeborenen- Territorien, wo die Volkszählung das Ergebnis von 632 239 geliefert hat; an Weißen sind dort nur 15 770 vorhanden. Auch hier ist die Steigerung seit 1891 nicht unbeträchtlich. Damals waren die betreffenden Bahlen 487 364 und 10 379. In Pondoland und Betschuanaland leben 107 406 Weiße unter einer Gesamteinwohnerzahl von 287 005. Das ganze von diesen Bezirken zusammengesetzte Gebiet hat demnach jest 2 404 878 Einwohner gegen 1527 224 im Jahre 1891. Gleichzeitig hat auch in den übrigen afrikanischen Befizungen des Britischen Reiches ein Census stattgefunden. Für das eigentliche Transvaal sind ermittelt worden 299 327 Weiße, 945 498 Eingeborene und 23 891 andre farbige Personen, zusammen also 1 268 716. Swaziland enthält 898 Weiße, 84 531 Eingeborene und 55 andre farbige Personen, im ganzen 85 484, mit Transvaal zusammen also 1 354 200. Die Stadt Pretoria zählt 21 161 Weiße und 12 295 Eingeborene, die Gesamtziffer ist für diese Stadt be= greiflicherweise herabgegangen. Die Stadtgemeinde Johannisburg umfaßt 84 113 Weiße und 64 577 Eingeborene, zusammen demnach 148 690. In Transvaal und Swaziland ist das weibliche Geschlecht