04/PhhäseNä. Menschenhände sind fortwährend in Bewegrmg, um diesenRevolten zuvorzukommen oder sie unschädlich zu machen.Man hat berechnet, daß Finnland im Verhältnis zu seinerGröße ein Drittel mehr Binnenwasser hat als Schweden, 3V, malmehr als Norwegen und die Schweiz, 8 mal mehr als das europäischeRußland, 10 mal mehr als Deutschland und Schottland und beinahe40 mal mehr als Dänemark, Oesterreich-Ungarn und Frankreich.Infolge der Landerhebung, des Fällens der Wälder und des Aus-trocknens der Moore sind die Wassermaffen in langsamem, aber fort-währendem Abnehmen begriffen. Jedes Jahr werden Seen undTeiche abgelassen oder ausgepumpt, um Land zu gewinnen oder trockenzu legen, aber nicht selten folgt nachher die Reue, wenn der Siedleranstatt des frischen, blauen Sees einen frostbringendcn Sumpf er-halten hat.Die Tiefe der Seen wechselt vom seichtesten Wasser bis zu Thal-schluchten, bedeutend tiefer als das draußen vor der Küste wogendeMeer. In der Vorstellung des Volkes find einige Seen bodenlos.In einem Teil derselben ist das Wasser von Lehm getrübt oder durchden Ausfluß der Moore dunkel, in andern krystallhell und cmf bedeutenden Tiefen durchsichtig. Ebenso wechselnd ist ihre Farbe voneinem fast schwarzen Wasser bis zu dem grellsten Blau.Die finnische Landschaft ist ein beständiger Wechsel von Bergen,Seen, Wäldern, Höhen, Mooren und Heiden; dazu kommen in denKüstenthälern noch die Ebenen und die Flüsse. Die harte, meilen-weite, mit Heidekraut und spärlich mit Fichten bestandene Sandheideist für Finnland eigentümlich und wird nirgends in derselben ein-samen Größe wiedergefunden.„Sie ist nicht Wüste, nicht Steppe,nicht Prairie, nicht Todesstille, nicht Lebensfreude und doch mitallem dem einigermaßen verwandt, eine in sich verschlossene Kraft,ein grübelnder Ernst, eine Natur, die in ihren Stimmungen wehmütigweich sein kann, aber ungeteilt sich selber treu sein will. ZurSommerszeit verdunkelt, zum Winter belebt der Nadelwald diefinnische Landschaft. Ter See ist ihre Sonnenseite, ihr Fenster, ihrpulsierendes Blut. Der See ist im Sommer und im Winter ihrfreier Ausblick, ihr offener Weg, ihre Mahnung zum Leben. OhneSeen wäre dieses Land ein Steinhaufen unter Schnee."Das finnische Volk ist nicht weniger interessant als das Land,das es bewohnt. Natur, Schicksale und Traditionen haben demfinnischen Voltsthpus ein gemeinsames Gepräge aufgedrückt, daswohl innerhalb des Landes bedeutend wechselt, von dem Fremdlingaber leicht erkannt wird.Der Tavastländer(Hämäläinen) bildet den Kern dieses Volks-typus, der von ihm die am meisten ausgeprägten Züge empfangenhat. Er bewohnt die Landschaften Tavastland, Satakunta, das nörd-liche Nyland und das südliche Oesterbotten mit Ausnahme der Küsten-strecke, und das eigentliche Finnland.>vo eine Kolonisierung seinernahen Verwandten, der Esthen, ihr Blut und ihre verstümmelteSprache mit vermengt haben. Er ist grob gebaut, mitunter hoch-gewachsen, muskulös, breitschulterig, mit breitem Gesicht, eingebogenerNase, grauen Augen und hat braune oder flachsgelbe Haare.Der Karele(Karjalainen) bewohnt die Landschaften Karelen,Savolaks und das nördliche Oesterbotten. Im Vergleich zum Tavast-länder ist er schlanker, beweglicher, lebhafter, empfänglicher, un-beständiger, ein eingeborener Dichter und geborener Geschäftsmann.Das Haar ist braun, die Augen grau oder braun, die Gliederschmächtiger, sein ganzes Aeußere offener und zugänglicher.Die schwedische Bevölkerung des Landes bewohnt ganz Alandmit den umliegenden Skären, das südliche Nyland und die Küstendes südlichen Oesterbotten. In den Küstenstädten ist die schwedischsprechende Bevölkerung zahlreich, in einigen überwiegend. Da dieschwedische Sprache mehr als zwei Jahrhunderte lang die Spracheder Bildung gewesen ist, haben viele, die finnisch redeten, ihre Mutter-spräche gegen diese vertauscht, während andre beide Sprachen an-wenden. Das Schwedische der Landbevölkerung wird in den alter-tümlichen Mundarten, welche Spuren der alten norränen Zunge be-wahren, gesprochen. Der Stammtypus, lichtes Haar, blaue Augen,schlanker, hoher Wuchs variiert, aber das beweglichere, hitzigere, frei-wütigere und unbeständigere schwedische Volkstemperament ist leichtzu erkennen. Das Selbstgefühl ist stark ausgeprägt. Seit undenk-baren Zeiten Besitzer fteien Bodens, ist der schwedische Bewohnervon Oesterboften geborener Demokrat, und ängstlich um seine Freiheitbesorgt; zugleich ist er geborener Holzarbeiter sslöjdare), weshalber den Ackerbau den kräftigen Frauen überläßt und als Zimmermannin die weite Welt hinauszieht. Der Nyländer, weniger geschickt alsTischler, aber besserer Landmann, ist im Herrendienst nachgiebigergeworden und hat seine Spannkraft verloren. Sein Leben am Bordseines Schiffes, mit dem er Holztransport betreibt, ist ein Wechselzwischen harter Mühsal und schläfriger Ruhe während des Wartensauf günstigen Wind. Der Aländer ist Seemann, Schiffsreeder, undinfolge der steten Berührung mit Schweden, am meisten mit diesemLande vertraut. Fischer wie alle Küstenbewohner, wagt er sichweiter ins Meer hinaus, als die andern.Der Lappe steht durch seine Sprache, aber nicht an Sitten undGemütsart dem finnischen Volke am nächsten. Er nennt sichsamelads und rechnet sich die Verwandtschaft mit dem Finnländcrals Ehre an, die aber der Finnländer seinerseits nicht anerkennenwill, und die bedeutend entfernter ist als die zwischen Karelen undTavastländern.Ein Haupterwerbszweig des finnischen Landvolkes ist derAckerbau. Besonders wird Roggen und Gerste gebaut. In gewissenTeilen des Landes, die größere Ebenen besitzen, besonders in Oester?botten, giebt der Acker einen vorzüglichen Ertrag. Aber in vielenausgedehnteren Strecken ist der Boden keineswegs dankbar, sondernim Gegenteil sehr unfruchtbar. Große waldbewachsene Heiden undSandrücken durchkreuzen das Land, Sumpf und Moor füllen oft dieThalsenkungen zwischen ihnen. In deren Nähe ist der Frost häufiger zerstört oft in ein Paar Nächten alles, was der Bauer mit Müheaus der Erde hervorgelockt hat. Es ist daher wohl wenig zu ver-wundern, daß er seinen Roggen lieber höher oben, auf den Ab-hängen der Hügel oder Rücken ansät. Von alters her hat man sich ge-wöhnt, den Wald zu verachten, der dem Bauer eher ein Hindernisals ein Reichtum erscheint. Von alters her hat er daher auch ge-lernt, sich durch die Zerstörung des Waldes Boden zu verschaffen,Durch Brandwirtschaft erhält er ohne allzuviel Beschwerde eine ArtAcker. Er fällt den Wald und brennt ihn nieder und sät dann seinenRoggen, wo er ein Stückchen Boden findet, nachdem er den Grundmit einer Art primitivem Pflug, der wie ein Schweinsrüssel zwischenden Steinen des Bodens umherfährt, aufgerissen hat. In neuererZeit hat indessen die Gesetzgebung dieses Ausroden des Waldes zuhemmen versucht, und heute wird bereits an vielen Stellen mitmodernen Gerätschaften ein rationeller Ackerbau betrieben. DieJagd, die früher für das Volk Finnlands ein wichtiger Nahrungs-zweig war. hat heute an Bedeutung verloren. Reiche Erträge liefertder Fischfang, besonders der Lachsfang, der auf folgende Weise mitder sogenannten Pata(Lachswehr) betrieben wird. In der Strom-schnelle wird eine geräumige, dreieckige, im Boden mit Bohrlöchernversehene Kammer gebaut; die Basis ist in einen Winkel eingebogenund die Spitze gegen den Strom gerichtet. Der Lachs geht gegenden Strom und findet in dem Winkel eine Oeffnung, durch die er indie geschlossene Pata hereinkommt. Hier findet er die enge Eingangs-thür nicht wieder. Die Pata wird herausgehoben, daß Wasser fließtab und die Lachse zappeln am Boden, manchmal zu Hunderten aufeinmal. Die kräftigeren Fische werden durch einen leichten Schlagauf das Maul getötet und am Strande der Größe nach aneinandergereiht, wonach der Fang gewöhnlich an die bereits wartenden Käuferversteigert wird.(Schluß folgt.)kleines Feuilleton.or. Die Sommerwohnung.„Aber ich störe wohl?" ftagte Luise.„Nein, wenn ich störe"... Sie kam nicht weiter, die Cousine schobsie einfach in das Wohnzimmer hinein und schloß die Thür hinterihr zu.„Nichts störst Du, setz' Dich da drüben hm, ich krame einfachweiter und wir schwatzen."„Na ja, wenn Du meinst... aber sonst... Na, zunächst malguten Tag auch, Kinderl" Sie reichte dem Vetter, der auf demSofa saß, die Hand und begrüßte die Nichten und Neffen. Maxsprang ihr gleich an den Hals und Emmy untersuchte ihren Pompadour, fand auch richfig die Bonbons, die bei Tante Luise niemalsfehlten. Klärchen, die Große, grüßte nur mit einem Kopfincken.sehr geschäftig, sie kam eben mit einem Arm voll Kleider vomKorridor herein.Es sah überhaupt wüst aus im Zimmer, alle Stühle und Tischebelegt mit Sachen, alle Schrantthüren aufgesperrt, alle Kästen vor-gezogen.„Ihr habt wohl groß Reinemachen?" ftagte Luise—„aber jetztim Juli..."„Werde ich groß reinemachen.. fiel ihr die Cousine spöttischins Wort:„Wir packen doch für die Reise, wie Du siehst."„Ach. Ihr verreist doch? Wohin soll es denn gehen? In denHarz oder ins Riesengebirge?"„Ins Seebad." bemerkte der Mann trocken.„Seebad Friedrichs-Hägen."„Na. Adolf, laß den Ton." die Frau zog die Augenbrauen hochund wandte sich dann wieder dem Besuch zu:„In die Sommer»Wohnung gehen wir, ich kann Dir ja nicht sagen, wie ich mich freue.Alles so nett,'ne niedliche Wohnung."„Wohnung ist gut. Stube und Kammer,'n Loch und noch ems,der Vetter war offenbar in schlechter Laune.Die Frau stampfte leicht mit dem Fuß auf:„Aber, Adolf, wasLuise bloß denken muß. Wir kriegen'ne sehr niedliche Wohnung,in der Sommerwohnung richtet man sich ein, und aus dem Fensterkann man direkt auf den See seh'n."„Besonders auf die Richtung, wo er liegt."„Ach. Papa, das ist ja gar nicht wahr. Klärchen kam derMutter zu Hilfe.„Wenn der Wind die Bäume bewegt, sieht mandas Waiser ganz deutlich."„Also hoffen wir, daß eS alle Tage stürmt," lachte Luise.„UndIhr wollt wieder in Sommerwohnung?"„Ja man mutz mal was für ferne Erholung thun", nrckte dieFrau,„besonders Adolf, der ist so runter.".„Darum muß er auch die nächsten sechs Wochen n Tag zweimalEisenbahn fahren, das dient zum Dickwerden." wandte sich derVetter zu Luise._.„„Ja. ich kann doch nicht dafür, daß Du ,ns Geschäft mußt,die Frau zuckte die Achseln;„und an die schonen Morgen denkst Duwohl nichr und an die schönen Abende, die..."„Für mich um sieben aufhören und um halb zehn ansangen. �