Serben... Wer wirb mutwillig solche Katastrophen herauf- beschwören? Andrerseits ist's nicht eine Sünde gegen die Natur, daß sich so ein liebes Mädel in Sehnsucht verzehrt, in fruchtlosem Harren, während ein Kerl, wie ich, Marienbader Wasser trinken muß und strenge Radtouren absolvieren, um sich herunter zu bringen?" Sie werden sich damit von dem überflüssigen Fett re­freien." Der Schauspieler überhörte diese Bemerkung und fuhr fort: Glücklicherweise macht mir der Sport viel Vergnügen. Ich behaupte, das Rad ist ein ebenso großer Genuß wie ein Weib." Sehr erfreulich, da wären Sie ja im Moment un­gefährlich?" Reich hob den Kopf und sagte mit lustigem Blinzeln: Gefährlich bin ich immer, das ist mein Beruf." Im Saale schwirrten die Stimmen immer lauter durch- einander. Alles sprach, alles lachte. Man suchte durch eine erkünstelte Lustigkeit sich gegenseitig zu animieren, zur Wiszig- keit anzuspornen. Gusti ersah den Moment, wo sie sich an ihren Vater herandrängen konnte, um ihm zuzuflüstern:Ach Vater, wann werden wir denn essen? Ich bin so hungrig, mir ist schon ganz schlecht." Er tröstete sie, es könne lange nicht mehr dauern. Auch ihm knurrte der Magen, trotzdem er in be- friedigter Eitelkeit schwelgte. Ferdinand ging von einem zum andern, wie vorhin in der Küche, neugierig, naschend, Trivialitäten erhaschend. Er rieb sich die Hände, er war über die Maßen vergnügt: Man unterhielt sich bei ihm er unterhielt sich selbst es war famos! In einer Ecke am Fenster erfreuten sich Tini mit dem alten Brandt eines ungestörten Tete-a-tete. Er sprach lebhaft in sie hinein, sie replicierte nur kurz, denn sie erstickte fast vor Lachen. Paul und Bankdirektor Krämer standen unweit davon und der letztere erörterte eingehend die Schwierigkeiten seiner neuesten Finanzoperation. Paul nickte stumm ihm zu, während sein Ohr aus Tinis junges, herzerfrischendes Lachen horchte, das seinen kranken Nerven wohl that. Aber seine Brauen blieben gefurcht, er sah nur gereizter und verdrießlicher aus. Als einmal sein Blick das ungleiche Paar streifte, lächelte Krämer, er glaubte ihn zu verstehen.Der Baron ist unverwüstlich... vor dem können wir Jungen un-Z ver­stecken... geben Sie acht, der wird Ihnen noch Streiche machen." Paul zuckte vornehm die Achseln und trat hinweg, den Vankdirektor im Bewußtsein seiner Revue zurücklassend. Bringen Sie doch den alten Herrn nicht so ins Feuer," scherzte Paul, als er einige Minuten später an Tinis Seite trat.Das ist nicht edel. Sie flattern ihm doch davon, und er hat das Nachsehen." Es war ein feindlicher Blick, den Vater und Sohn mit- einander tauschten. Tini aber rief fröhlich:Das ist schön, daß Sie mich auch bemerken, setzen Sie sich nur her. Wissen Sie schon, ich Hab' eine Rolle in dem neuen Stück." So ah!" Nur zwei Sätze Hab' ich zu sprechen, aber ich stell' was vor. Bin eine Marquise de Gondreville. In was für einem Kostüm muß ich erscheinen?" wandte sie sich an den Baron. Im Empire-Kostüm." Gondreville Empire," wiederholte sie, die Nasen- laute karikierend.Gon. gon Em Em is so recht?" Sie lachte wieder.Mir thut schon die Nase weh, vor lauter Französisch."Aber sagen's mir. is's wahr, daß das Kostüm so häßlich ist, wie der Baron mir g'sagt hat?" lFortsetznng folgt.), lNnchdnill verboten.) Das fmmlchc Land und Volk. l Schluß.) Eigentümliche Fischgerätschaften sind Korbnetze aus Weiden - zweigen, die in den Stromschnellen angebracht'werden, um Neunaugen zu fangen, und eine Art Fischzäune aus Latten skatschor), die in den See hinaus gebaut werden. Hier, wie in der Pata, sucht der Fisch vergebens einen Ausgang. Eine sehr beliebte Fangart war bis vor kurzem das Stechen der Fische bei Fackellicht. Das Boot gleitet an dunklen Herbstabenden lautlos auf dem seichten Wasser dahin und trägt an seinem Bug ein hell leuchtendes Fackel- licht. Den auf dem Boden ruhenden Fisch blendet der Schein des Lichtes und man überrascht ihn durch einen tödlichen Schlag mit einem spitzen, gabelförmigen Eisen. Ein neueres Gesetz hat das Stechen des Fisches während der Laichzeit verboten. Auch Krebse werden bei Fackcllicht gefangen, am Tage mit Stangennetzen und Köder. Russische Soldaten haben eine drollige Fangart eingeführt. Ein Junge watet barfuß im Bache , den Boden vorsichtig mit den Füßen untersuchend. Der in seiner Ruhe gestörte Krebs packt mit seiner Schere die Zehe, der Fuß wird aufgehoben und der Krebs ist gefangen. Ein großer Teil der Bevölkerung betreibt das mühsame. oft lebensgefährliche Gewerbe des Holzflößens. Die im Winter der Axt des Holzhackers zum Opfer gefallenen Stämme werden vor dem Frühjahr an die Wasserläufe gebracht, und dann zu Tausenden zu Flößen zusammengekettet, die dann auf den Binnenseen mit Schlepp- dampfern weiter geführt werden, auf den Flüssen und Strömen treiben dagegen die Stämme frei mit dem Strome. Monate hin- durch wohnt der Flößer in seiner provisorischen Hütte aus dem Floß. Bald wird dieses vom Sturme auseinandergetrieben, bald geraten die Stämme auf Steine oder an das Ufer des Flusses. Diese Flucht- linge müssen wieder gesammelt und in den richtigen Kurs zurück- gebracht werden, aber mancher Stamm sinkt unter und gefährdet durch sein cmporstehendcs Ende die Schiffahrt. Ter Uferbesrtzer pro- testiert, der Fischer protestiert, die Fahrwasser werden versperrt. Ufer und Wasser werden von Baumrinde verunreinigt. Die Gesetzgebung hat zwischen diesen einander widerstreitenden Interessen zu ver- Mitteln gesucht, aber nicht immer mit dem gewünschten Erfolg. Endlich, nach einjähriger Fahrt, hat der Stamm des Waldes die Sägemühle erreicht. Hier gelangt nun die Föhre der Wildnis unter die Zähne der Säge und wird zu Brettern, Planken und der- gleichen verarbeitet. Die Erzeugnisse der Sägemühlen iverden nach Westeuropa und nach dem Mittelmeer verschifft. Die Bearbeitung des Holzes zu Holzmasse, Papier und andern wertvollen Artikeln gehört der Fabrikindustrie an. Finnischer Teer geht nach Deutschland , England und Süd» Europa . Er wird nach neuerer Methode in Oefcn fabriziert. Die ältere, noch gebräuchlichere Art, den Teer in Meilern zu bereiten, nimmt drei Jahre in Anspruch. Im ersten Sommer wird ein schmaler Streifen von der Rinde der Kiefer herausgeschält. Das Harz sickert hervor. Im folgenden Sommer wird der größte Teil der Rinde abgezogen, so daß nur noch ei» schmaler Rand den Baum am Leben erhält. Im Winter darauf wird der Baum gefällt, ge- spalten, getrocknet und im Frühjahr in einer runden, trichter­förmigen Grube(Teerthal) aufgeschichtet, die mit feuchter Erde bedeckt und nachher in der Peripherie des Thales angezündet wird. Viel Aufmerksamkeit ist da Tag und Nacht erforderlich, wenn der in seinem Innern glühende Meiler nicht in Flammen auflodern soll. Nach vier Wochen ist das Harz in Teer verwandelt, das durch die Oesfnung des Trichters in darunter angebrachte Tonnen herab- fließt und, je nach dem Harzgchalt und der geluiv neu Verbrennung des Holzes 10, 20, 30 oder mehr Tonnen Teer liefert. Die Preise wechseln nach den Notierungen des Auslandes und werfen oft einen knappen Tagelohn, aber nichts für das Material ab. Auch Pech wird durch Kochen von Teer bereitet. Ein großer Teil der öster- bottnischen Wälder ist den Teergruben zum Opfer gefallen. Eine eigentümliche Industrie in Finnland ist die Birken- industrie. Sic ist ein besonders interessanter Ueberrest aus der ältesten Zeit. Die Verwendung der Birkenrinde für allerhand Zwecke ist in Finnland weit verbreitet. Wohin man auch auf der Reise kommt, überall sieht man das Bauernvolk in Rindenschuhen, die sie selbst anfertigen. Die Borke wird in großen Stücke» von den Birkenstämmen abgeschält; daher müssen diese in den finnischen Wäldern sehr oft ihre schöne, weiße Tracht ablegen; die Rinde wird dann in breite Streifen geschnitten und in ordentliche Knäuel oder Rollen von etwa 30 Ccntinietcr oder mehr Durchschnitt aufgewickelt. um so für den gelegentlichen Gebrauch verwahrt zu werden. Ge- braucht nun der finnische Bauer ein Paar neue Schuhe, so nimmt er eine Rolle aus seinem Magazin, schneidet die Streifen zu passender Breite, gewöhnlich 3 bis 5 Eentimeter, weicht sie, um sie geschmeidiger zu machen, in Wasser ein, und flicht sie ganz kunstgerecht zu der ge- wünschten Form zusammen, oft in erstaunlich kurzer Zeit, in einer halben Stunde oder weniger. Auch Gegenstände, wie Messerscheiden, Taschen, Ränzel, 5lörbe. kleine Flaschen, eine Art Schwämme, Schachteln, Dosen, Siebe usw., verfertigt der Finne mit viel Geschick aus Birkenrinde. Das finnische Haus wir folgen hier wieder dem schon ge» nannten Werke ist au? bchauenen Stämmen gezimmert, hat eine oder mehrere Seitenkammern und wird in einigen Landschaften durch einen nach beiden Seiten mit einem Ausgang versehenen Korridor in zwei Hälften geteilt. Gutsgcbäuden ähnliche zweistöckige Häuser baut nur der Großbauer in Oesterbotten. streicht sie mit Oelfarbe an und reserviert den gewöhnlich unbewohnten oberen Stock für Gastmähler. Die gebräuchlichste Farbe ist aus rotem Eisenstaub gewonnen. Je nach der Anzahl und Höhe der Fenster kann man auf das Bedürfnis nach Licht und Aussicht schließen. In dem größten Teile des mittleren, östlichen und südlichen Finnland kommen die Fenster nur spärlich vor und sind klein, zeigen aber doch eine Tendenz, sich zu vergrößern. In dem westlichen Teile des Landes nehmen sie größere Dimensionen an und werden in Oesterbotten so dicht und hoch, daß sie das Haus durch Lustzug auskühlen. Eine andre Ventilation hält man für überflüssig. Fensterscheiben kamen erst im 13. Jahrhundert allgemeiner in Gebrauch. Sie waren zuerst so selten, daß ein Bauer in Savolaks , der sich diesen raren Haus-