diffizil... Wenn man in ihren Salons aus- und eingeht, ist man zu gesellschaftlichen Rücksichten verpflichtet... Adieu, Herr Hofer," sagte er etwas eilig, indem er Fritz zunickte. Dieser hatte die Augen nicht von ihm gewandt. Ein Nchselzucken, ein trübes Lächeln:Adieu, Herr Witte." Er hatte sich aufs Rad geschwungen, salutierte und fort war er. 22. Kapitel. Tini lebte jetzt in einer Umgebung, die täglich neue Wünsche in ihr entstehen ließ und ihre Begehrlichkeit steigerte. Das Stück blieb auf dem Spielplan und täglich war der Baron im Theater, um die paar Worte zu hören, die sie, wie er ver- sicherte, immer entzückender sprach. Die Proben für die nächste Novität nahmen ihre Bor- Mittage in Anspruch, an den Nachmittagen hatte sie Kon- ferenzen mit dem berühmten Schneider, der ihr Empire- Kostüm komponierte. Es sollte etwas Berückendes werden; ihre Figur sei tadellos, versicherte der gewiegte Kenner und Kleiderkünstler. Sie erzählte dies Urteil zu Hause. Die Direktion läßt es mir machen," erklärte sie dem Vater auf eine diesbezügliche Frage, womit sich dieser zu- frieden gab. Er mochte wohl glauben, daß die Direktion auch den unnumerierten Fiaker beistellte, der sie ins Theater ab- holte und heimbrachte und oft stundenlang vor dem Hause wartete, ihrer Befehle gewärtig. Er forschte wenigstens nicht weiter. Die Mutter aber lief im Hause zu den Parteien und erzählte ihnen, die Tini habe einen Baron... er will sie heiraten... es hängt nur von ihr ab. Zu den Wittes kam Tini nur mehr, wenn sie eine be- stimmte Absicht damit verband. Einmal erbat sie sich eine Blusen-Taille der Gusti, angeblich, weil sie einen so guten Schnitt hatte, den nächsten Tag brachte sie Grüße von Reich, die sie Luise, ungehört von den andern, zu übermitteln wußte. Er habe geradezu tolle Anwandlungen von Sehnsucht, sagte sie ihr, aber er müsse vernünftig sein. Er spiele täglich, habe täglich Probe, studiere außerdem eine neue Rolle. Luise nahm die Botschaft mit durstigem Entzücken ent- gegen, sie entzündete ihr das Blut. Nach Tisch hatte sie Hut und Mantel abgenommen und ging aus dem Hause, dem Theater entgegen. Sie wollte ihn sehen, wenn auch nur aus der Ferne. Es war eine unbezwing- liche Sehnsucht über sie gekommen. Ein heftiger Nordsturm durchfegte die Straßen und fuhr ihr brausend entgegen. Es war als wolle er sich ihrem Thun entgegenstellen, sie am Weiterschreiten verhindern. Sie nahm den Kampf mit ihm auf, sie fühlte sich jedem Widerstande ge- wachsen. Der Wind verfing sich in ihrem Mantel, riß an ihrem Hut, zerwühlte ihr Haar sie lachte des rohen Ge- fellen. Nur zu nur zu! Höher hob sich die junge Brust, sie atmete tiefer und voller, und im Gefühle ihrer Kraft spreizte sie beide Arme aus, Flügeln gleich. Den Kopf er- hoben, die Augen verlangend in die Ferne gerichtet, eilte sie, während ihre Füße kaum den Boden berührten, thatsächlich aus Fittigen des Windes dahin, dem Geliebten entgegen. Die Gartenanlagen vor dem Theater waren um diese Stunde einsam und leer. Im Schutz der Gebüsche ordnete sie ihr Haar, befestigte ihren Hut und blickte durch das kahle Geäst hindurch nach dem Bühneneingang hinüber. Wenn er jetzt mit seinen Kollegen das Theater verläßt, will sie quer über den Platz gehen, als wolle sie die andre Seite gewinnen. Er wird sie sehen, sie grüßen... Schon fühlt sie den schönen Blick seiner Augen aus sich gerichtet und erschauert unter dem Aufruhr süßer Empfindungen. Zuwartend bleibt sie in ihrem Versteck. Die Probe war aus. Damen und Herren traten aus dem Gebäude und gingen nach verschiedenen Richtungen, als hätten sie Eile, zu ihrem Mittagessen zu kommen. Er, den sie suchte, ist nicht darunter. Unverwandt blickte sie nach der Pforte, die auf die Bühne führt, ihr Herz klopfte vor Ungeduld, ihr Abgott erscheint nicht. Schon wurde das Thor geschlossen. Thränen standen in ihren Augen. Angst überkam sie sollte er krank sein? Sie sieht nach dem Zettel, er zeigt keine Veränderung an. Er spielt heute, das beruhigt sie wieder. Er hatte wohl einen andern Ausgang gewählt, war vielleicht schon fort, ehe sie kam. Den Kopf gesenkt, den Mantel fest zusammen- genommen, schreitet sie heimwärts. Der Wind braust über sie hin. sie hat ihm keinen Widerstand mehr zu leisten. In einer der verkehrsarmen Straßen, in der Nähe ihrer Be- hausung, kommt ihr ein junger Mann entgegen, der grüßend den Hut zieht. Es ist Dr. Jensen Er bleibt stehen, sein Blick will sie bannen. Sie erwidert den Gruß und hastet an ihm vorüber, ihre Schritte beschleunigend. Er bleibt betroffen stehen, dann geht er ihr nach. Seit jenem Abend bei Brandt hatte sie seine Gedanken unaufhörlich beschäftigt. Sie gefiel ihm außerordentlich. Nun hatte er einen Brief seines Vaters erhalten, der ihn zurückrief. Er zögert, er fühlt sich gehalten er will nicht abreisen, ehe er sie nicht noch einmal gesehen, womöglich gesprochen hatte. Was will er? Das Mädchen liebt einen andern. Sie bildet sich das nur ein, sagte er sich. Sollte es ihm nicht gelingen, sie von dieser Passion, nein, Verblendung zu heilen? Seine frische Jugend rechtfertigte diesen Glauben, und da seine Eifersucht in dem Schauspieler nur den verlebten Wüstling sehen wollte, wuchs im Handumdrehen sein Verlangen zu einer ethischen Forderung empor. Er wollte sie retten. Vater Witte war ihm nicht unsympathisch, aber eitel und leichtgläubig er.- schienen. In Bezug auf feine Töchter mochte er wohl mit hochfliegenden Plänen sich tragen. Luise war intelligent, aber unerfahren, verwirrt durch die neuen Eindrücke, die von innen und außen auf sie einstürmten. Wie konnte es anders sein! lFortsetzung folgt.). (Nachdruck verboten.) Quecksilber. Quecksilber war schon im Altertum bekannt, wurde aber seiner flüssigen Beschaffenheit halber nicht zu den Metallen gerechnet, die der Mensch damals als Eisen, Blei, Kupfer, Zinn, Gold und Silber kennen gelernt hatte. Die Aehnlichkeit des Quecksilbers mit dem Silber war wohl die Veranlassung, daß man es im AltertumSilber- Wasser" undflüssiges Silber" nannte. Unsre deutsche Bezeichnung Quecksilber" ist die Uebersetzung des lateinischen NamensArgen- tum vivum", der den Haupteigenschaften deslebendigen Silbers" durchaus gerecht wird. Auch Theophrast   wählte um 300 v. Chr. für das Quecksilber in dem NamenWassersilber" eine Bezeichnung, die durch die Natur des eigenartigen Stoffes naheliegend war. Von diesem Schriftsteller wissen wir, daß es das Verdienst des Atheners Callias um 41S v. Chr. war, aus dem steinigen und harten Zinnober Spaniens   durch ein Verfahren die Gewinnung des Quecksilbers ge- funden zu haben, wodurch er zu einem äußerst wohlhabenden Manne wurde. Aus den Mitteilungen, die wir bei den Schriftstellern des Alter- tums über das flüssige Silber finden, verdient die von Plinius  (23 79 n. Chr.) besondere Beachtung, weil sie beweist, daß man damals schon wußte, daß die Metalle mit Ausnahme des Goldes auf dem Quecksilber schwimmen. Plinius   beschreibt auch, wie man mit Hilfe von Quecksilber Gold   auflöste, indem man z. B. dieses Wasser» silber auf golddurchwirkte Gewebe goß. Im Anfang des 7. Jahr- Hunderts unsrer Zeitrechnung weist Jsidorus darauf hin, daß die Auf- bewahruftg des Wasscrsilbers mit Vorsicht zu geschehen habe, da es sich leicht mit Metallen amalgamiere und diese so zerstöre. Daß auch die Neger frühzeitig gelernt haben, Quecksilber zu verwerten, geht aus einer Angabe Humboldts hervor, der die Nachricht des Arabers Edrisi erwähnt, nach der an der Ostküste von Afrika   schon vor dem 12. Jahrhundert seitens der Neger das flüssige Silber zur Amalga» mation in den Goldwäschereien benutzt wurde. Die Araber in Spanien   verstanden ebenfalls die Quecksilbererzeugung, denn der von 912 bis 961 lebende Kalif Abderrhaman besaß in dem Pracht- garten seines Palastes zu Cordova eine mit diesem Wassersilber ge- füllte große Muschel aus Porphyr. Es würde zu weit führen, noch weiter auf historisch interessante Daten zu sprechen zu kommen; es sei nur noch erwähnt, daß die Familie Fugger   im Jahre 1ö2ö die Gruben von Almaden von der spanischen   Krone pachtete, und daß sie der Ouecksilberausbeutung einen großen Teil ihres Riesen- Vermögens verdankte. Da das flüssige Silber bei normaler Temperatur nicht fest ist. so kann es kein Wunder nehmen, wenn man es im Altertum nicht als Metall betrachtete. Die Karthager und Phönicier befaßten sich sehr eingehend mit der Natur des Quecksilbers; die Alchemisten des Mittel- alters untersuchten es mit allen Mitteln der damaligen Chemie. Man lehrte dann, daß Quecksilber neben Schwefel in allen Metallen enthalten sei, oder daß diese beiden Substanzen die Eltern von allen Metallen seien. Zu dieser Auffassung führte wohl ein falscher Rück- schluß aus der schon erwähnten Thatsache, daß sich das Wassersilber sehr leicht mit andern Metallen amalgamieren läßt. Als endlich im Jahre 1759 Braun in Petersburg   feststellte, daß Quecksilber bei genügender Kälte fest wird, da reihte man endlich das bis dahin als Halbmetall betrachtete eigenartige Material In die Reihe der Metalle ein.... Da Quecksilber in der Natur im gediegenen Zustande in �orm fadenförmiger oder kugeliger Tröpfchen nur sehr selten gefunden loird,