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Kaffee, Thee , Milch, Limonade und Eiswasser zur Verfügung. Ob man nun ein Rumpsteat oder ein Rührei verzehrt, immer trinkt man jeinen Schluck Kaffee, Thee oder seine Limonade dazu. Brr!

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man zu den Speisen an Stelle des Bieres ein nicht alkoholisches Gea tränt erhält; es unterscheidet sich vom Lunch- Room eigentlich nur durch die höheren Preise. Es giebt allerdings auch einige Cafés, in welchen man ausnahmsweise Bier erhalten kann. Die Bezeichnung darf aber niemanden irre führen; mit unserm gemütlichen Wiener Café hat das amerikanische Café auch nicht die geringste Achna lichkeit. Fred Hood.

Kleines feuilleton.

ot. Bom Wandern. Das ist überhaupt das allerschönste, das freie Wandern über Land, und Roß und Wagen und Rad und Töfftöff und Schiff und Eisenbahn sind gar nichts dagegen. Aber gar nichts!

Ein bißchen schneller kommt man ja vorwärts, wenn man per Rad die Chaussee entlang fliegt; und etwas vornehmer sieht es auch aus, wenn man bequem im Landauer lehnt, im Töfftöff kann man fich sogar als Broz fühlen und Menschen und Hunde niederfahren. Aber das Wandern!

städter?

Selbstverständlich giebt es eine große Reihe von Restaurants, welche mit größerem Komfort ausgestattet find, aber auch hier weilt man nur gerade so lange, wie die Mahlzeit dauert. Niemand fällt es ein, in diesen komfortablen Restaurants Plak zu nehmen, um lediglich ein Glas Bier zu trinken. Dazu sind die Bars oder Saloons da. Der rechte amerikanische Saloon enthält überhaupt teine Sitzpläge; man stellt sich an den Counter, um seinen Drink " zu nehmen. Neben Bier giebt es hier Wiskey und andre alkoholische Getränke, welche zum Teil mit Eis bereitet und vor den Augen des Bestellers gemischt werden. In diesen Bars findet man häufig einen fogenannten Free- Lunch- Counter", d. h. einen Tisch mit Wurst und Käseschnitten, Kartoffelsalat, einigen Schnitten Brot und der­gleichen, von welchen man nach Gutdünken einige fleine Proben gratis entnehmen kann. Den Lunch- Rooms und Restaurants tann dieses kostenfreie Frühstüd teine Konturrenz bereiten; dazu ist denn doch die Auswahl des Free- Lunch- Counter zu gering, den übrigens tein anständiger Mensch regelrecht plündern wird. Das ameri­tanische Bier ist im allgemeinen ziemlich schlecht. Es kostet 5 Cents ( 20 Pf.) pro Glas. Die Gläser sind nicht größer als ein normales Wißt Ihr denn überhaupt noch, was Wandern heißt? Wie viele deutsches Rotweinglas. Importiertes deutsches Bier, meist Würz- bon Euch verstehen es denn noch, Jhr überhezten, blasierten Groß­burger, Münchener, Pilsener, kostet 40 Pf. pro Glas. Will man ein richtiges deutsches Maß echten Bieres haben, also einen halben Liter, so hat man 20 Cents( 80 Pf.) zu zahlen. Teurer noch sind die gemischten alkoholischen Getränke, welche allerdings zum Teil sehr töstlich sind. Mint Julep, Sherry Cobbler, Egg Nogg, Codtails usw. tosten in der Regel 0,80 bis 1,00 M. pro Glas. Bisweilen sind die Bars mit großem Lurus ausgestattet; da ist der Counter aus edlem geschnitten Holz gefertigt und mit schönen Marmorplatten abgedect, das Flaschenregal ist mit großen Spiegelscheiben ausge­legt, der Fußboden ist mit Mosait, Wände und Deden mit Kacheln und Marmorplatten bekleidet oder mit schönen Malereien geschmückt. Doch die äußere Pracht eines Lokales verbürgt nicht die Sauber­keit der Speisegeräte. In den Childs" so werden diese neuen Frühstückslokale furzweg genannt ist es allerdings recht sauber, aber im allgemeinen nimmt man das in Amerika nicht so genau, namentlich wenn man weiter nach dem Westen kommt. In Deutsch­ land sind die Tische mit seltenen Ausnahmen fein sauber gedeckt, gleichgültig, ob man für das Couvert eine Mark oder drei zu zahlen hat. Kommt man in St. Louis nicht punkt 12 Uhr in den Lunch­Room, sondern eine halbe Stunde später, so sind die Tischdecken bereits mit so vielen Speiseresten bedeckt, daß man erst gar nicht die Speisekarte durchzusehen braucht.

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Was nun die Kost selbst betrifft, so ist sie trok des Umfanges der Speisekarte meist sehr eintönig und schlecht. Ich nehme natürlich die vornehmsten Hotel- Restaurants aus. Das Fleisch kommt meist falt oder lau auf den Tisch, und schmeckt darum auch dann nicht, wenn es zufällig einmal gut bereitet ist. Höchst selten begegnet man einem guten Stück Rinder- oder Kalbsbraten, dagegen wird man mit Roastbeef und Sirloin- Steak zu Tode gefüttert. Geradezu gräß­lich wird einem das Chicken ( Huhn), welches man zur Saison auf jeder Speisekarte findet. Der Geruch von Chicken hat mich durch ganz Amerika begleitet, und so oft ich an Amerika denke, werde ich auch an die Millionen von Hühnern denken müssen, welche in diesem Sommer ihr Leben lassen mußten. Der Amerikaner scheint nun auch mehr und mehr zu erkennen, daß diese amerikanische Fütterung ihre großen Schattenseiten hat, denn die Lokale mit deutscher Küche blühen immer mehr und mehr empor.

Wenn Ihr am Sonntag einmal Hunger bekommt nach frischer Luft und frischem Grün, geht" Ihr ja bloß spazieren".

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Jm Tiergarten lustwandelt Ihr mit zierlichen Schritten, oder auch noch ein Stückchen weiter draußen im Grunewald, der ja wohl demnächst endlich" in einen Volkspark verwandelt werden soll. Und wenn Ihr eine halbe Stunde gegangen" feid, werdet Ihr müde und bekommt Hunger und Durst und schaut sehnsüchtig aus nach der nächsten Kneipe und nennt die Gegend weltverlassen, wo auf zehn Minuten in der Runde etwa gar kein Wirtshaus zu finden ist. Das nennt Ihr Wandern!"

Und wehe, wenn eine Regenwolle droht! Ihr habt natürlich Guer bestes Beug" an, und die holde Weiblichkeit trägt weiße Blusen, Hüte, die feinen Tropfen vertragen, und Röcke, die vera derben, wenn ein nasser Halm sie streift.

Und das nennt Ihr Wandern!

D, du mein freies Wandern über Land, was weiß man noch von dir in der großen Stadt!

Stirn!

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Von diesem Weitausschreiten durch Wind und Sonne, ob der Regen fällt oder blauer Himmel lacht, dem frohen Weitausschreiten auf Wegen, da nicht die Menge geht, durch Felder und Wälder, an Dörfern und einsamen Höfen, an Seen und Sümpfen vorbei. Man geht und geht und geht- hinein in die lockende Ferne. Und so weit ist der Himmel über Deinem Haupt und so weit das Land an Deiner Seite, und so frisch geht die Luft um Deine Da hebt sich die Brust in tiefen Zügen, da redt sich der Rüden, von der Last des Alltags und des Lebens gebeugt. Wagen rollen vorbei im Staub der Straße, mitleidig schauen wohl die Insassen auf den Wanderer am Wegesrand. Aber der Wanderer schwenkt den Hut und sieht ihnen nach in lachender Verachtung und hell­aufjubelndem Stolz. Ja, Ihr habt es leicht, Ihr da im weichen Polster. Laßt Euch bequem dahin fahren und rührt nicht Fuß noch Hand.

Wir wandern. Weite Wege gehen wir, gehen über Thal und Hügel fort, und gehen auch über Dorn und Steine, Regen und Sturm entgegen; mit unsern Füßen gehen wir, mit eigner Kraft.

Habt Ihr schon mal gefühlt, wie es ist, wenn man hoch oben steht auf der Höhe, oder allein auf weitem Feld, am Waldrand, und sieht den Weg zurück, den man ging, den weiten Weg?

Ich habe mir einige Preise eines guten, aber feineswegs Iuguriösen Restaurants der mittleren Preislage notiert. Für Fisch zahlt man Preise von 1,40 bis 2,40 M., für drei gekochte oder ge= bratene Gier 1 M., für gebratene Gier mit Schinken oder Speck 1,60 M., für Rührei 1 M., während die Preise der verschiedenen Omelettes zwischen 1,20 und 2,40 m. schwanken. Gewöhnlich giebt D diese jauchzende Wonne, daß man nicht müde wurde, daß es an 10 verschiedene Sorten von Omelettes. Ich will einige der Wissenschaft halber anführen: Spargel, Pfirsich, Trüffel-, man das kann. Und man kann noch weiter gehen, noch viel viel weiter Tomaten, Schinken-, Pilz-, Käse- und Hühnerleber- Omelette. Viele und wird nicht müde sein. Daß man das kann, ja, daß man das Omelettes tragen die Namen irgendwelcher hervorragender Persön­Das macht die Seele so frei und stolz, das giebt so frischen, lichkeiten, und ich kann natürlich nicht sagen, welches die geheimnis­bollen Bestandteile dieser Leckerbissen sind. Auch die Kartoffeln frohen Mut. Das schwellt die Glieder mit neuer Straft. Hervor hinterm Ofen Ihr Stubenhocker, heraus auf die Straße erscheinen in zehn- oder zwanzigfacher Form und unter mehr oder

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tann.

minder rätselhaften Namen. Dabei ist zu berücksichtigen, daß man Ihr Blaßgesichter, auf die freien Straßen, wo die Winde wehen. in Amerika noch eine besondere Sorte großer, süßer Kartoffeln Probiert, was Ihr könnt. Ihr wißt es ja gar nicht, Ihr armen hat es giebt solche bis zu 30 Centimeter Länge die das Koch- Großstädter, Jhr wißt es gar nicht mehr, was es heißt, mal sieben buch natürlich wesentlich bereichern. Diese Kartoffeln sind in der Stunden gelaufen sein und dann zu wissen: Du hast's gefonnt. That sehr füß und schmecken fajt wie Bisquitteig, der nicht durch- und das ist das allerschönste am Wandern, daß es zeigt, was wir gebaden ist. Die Amerikaner lieben diese Kartoffeln außerordentlich; können, daß es zum Maßstab wird unsrer eignen Kraft. ich bin weniger dafür begeistert.

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Alle Er­

Ueber das Arseniteffen der Bergsteiger teilt ein Auffah im Juliheft der Deutschen Alpenzeitung" folgendes mit: Der Zived des Arsenikessens der Bergsteiger nähert sich dem Gebrauch, den man von der Koka und in einigen Fällen auch vom Opium und vom Haschisch macht, um beim Steigen ein leichtes Atmen zu ermöglichen, um sich, wie die Bergbewohner sagen, lüffiger zu machen. fahrungen gehen dahin, daß dieser Zweck durch das Arsenikessen auch Man kann annehmen, daß unter un­wirklich voll erreicht wird. günstigen Verhältnissen ein Mensch durch 0,1 Gramm Arsenik sterben fann; jedenfalls ist eine größere Gabe immer gefährlich. Jene Bergsteiger aber nehmen ihn in Mengen zu bier und mehr Zehnteln Man erfährt nicht viel über die Angewöhnung und die Art und Weise des Nehmens überhaupt, denn fast alle Arsenik­

Endlich muß ich noch betonen, daß es eigentliche Cafés, d. H. nach dem Wiener und Pariser System, in Amerika überhaupt nicht giebt. Wir verstehen unter einem Café- Haus einen gemütlichen Raum, welchen man hauptsächlich aufsucht, um bei einer Tasse Kaffee oder Thee die Zeitungen zu lesen, oder einige Stunden mit Freunden ay plaudern. Dergleichen giebt es in Amerika überhaupt nicht. Es ganz undenkbar, daß man irgendwo in einer amerikanischen Groß­tabt ein bis zwei Stunden bei einer Tasse Kaffee siben tönnte, um ein Dutzend Zeitungen durchzublättern. Diese Cafés halten feine Beitungen, jeder muß sich selbst sein Blatt laufen. Im übrigen ist es auch gar nicht üblich, in Restaurants oder Cafés zu lesen. Das eines Grammes. amerikanische Café ist nichts weiter als ein Restaurant, in welchem