Zweite Freundin:.Seele? Wo sollte sie die wohl her»nehmen?"Flache(zu Bouchot):.Hm, hm.'B o u ch o t(zu Floche):.Hm. hm."Ein junger Mann:„Wer hat den Blumenkorb gestiftet?"Ein junges Mädchen(überlegen):„Gottl wie naiv Siefind! Vater Dupont natürlich I"Eine alte Dame(welche Josephine heißt):„Warum nenntsie sich eigentlich Josette? Ist ihr„Josephine" nicht fein genug?"Zweite alte Dame:„Josette— das reimt sich auf Grisette.Pfui! wie unanständig I"Madame Dupont(zu ihrem Gatten):„1200 dividiert durch48— macht wieviel?"Dupont:„Warum?"Madame Dupont(kategorisch):„Rechne!"Zweites Stück. Neuer Applaus. Weitere Kritiken.Ritadame Dupont:„Das macht wieviel? 120(1 durch 48?"Dupont:„Das macht 25."Madame Dupont:«Schön! Also jedes Stück, das Josettespielt, bringt ihr 25 Frank ein!"Dupont(verblüfft):„???"Madame Dupont(erklärend):„Ich schätze die Zahl derPersonen, welche ihre Billets bezahlt haben, auf 400. Das macht1200 Frank Einnahme. 48 Stücke werden gespielt. 1200durch 48—"Dupont(mit einer Grimasse):«???"Das Konzert wird fortgesetzt, aber der Enthusiasmus wirdimmer geringer. Und die Zuhörer machen es wie der Enthusiasmus:beim 13. Stück sind keine 300 Personen mehr im Saal. Die Gefahrbegreifend, kürzt Josette Chopin ab, verstümmelt Mozart usw. Aberauch diese frevelhaften Opfer, Ivelche das Publikum übrigens garnicht gewahr wird, sind umsonst: bei Schluß des Konzerts ist nochungefähr ein halbes hundert Personen anlvescnd, die durch die Lange-weile versteinert zu sein scheinen.Eine Freundin:„Schon?"Im„Künstlerzimmer". Fräulein Dupont tritt ein, die Thürheftig hinter sich zuschlagend. Madame Dupont schweigt. HerrDupont hüstelt verlegen.Madame Dupont(ängstlich):.Na— alles in allem wares gar nicht so schlecht!"Josette(bitter):„Bloß nicht! Ein anständiges Fiasko!"Wiadame Dupont: Aber durchaus nicht I— Wirklichnicht I"Josette:„Doch!"Dupont:„Ich versichere Dir..."I o s e t t e(aufbrausend):„Es ist aber auch eine Idee, demPublikum 48 Nummern zuzumuten!"Madame Dupont:.An wem liegt die Schuld? AnDeinem Vater! Ich sagte ja, 36 Stücke waren vollkommen ge-nllgend l"Dupont:.Du sei nur ganz still l Wenn wir auf Dich hättenhören wollen, würde Josette noch zwei Stunden länger gespielthaben. Du sagtest tagaus tagein:„Die Leute muffen etwas fürihr Geld haben. Man muß ihnen beweisen, daß Josette etwaskann I"Madame Dupont:„Das sage ich auch noch I Und Josettehat den Beweis erbracht. Uebrigens ganz gleich— wir könnenzufrieden sei».(Zu Josette.) Jedes Stück, das Du gespielt hast,bringt Dir 25 Frank ein."Josette(ohne zu begreisen):„25 Frank?"Madame Dupont:„Ja. Die Einnahme beträgt ungefähr1200 Frank. 1200 dividiert durch 48."Josette(zu Dupont):„Wir haben 1200 Frank Einnahme?"Dupont:„Nein."Madame Dupont(lebhaft):«Mehr?"(Dupont zuckt dieAchseln.).Wieviel?"Dupont:„Wieviel?(Mit Todesverachtung.) Sechs Frank!"(Bestürzung.)Madame Dupont:„Sechs Frank? Wie? Sechs Frank?Aber es waren doch wenigstens 600 Personen im Saal I Und Duhast nur 200 FreibilletS verteilt I(Von Argwohn ergriffen.) Oderhast Du mehr verteilt?"Dupont:„Nun denn— ja I"Madame Dupont:„Dummkopf I"Dupont(wütend):„Dummkopf? So? Na, dann arrangiereDu doch das nächste Konzert, wenn Du so schlau bist!"(Er nimmtHut und Stock.)Madame Dupont:„Wohin gehst Du?"Dupont:„Wo ich zu thun habe. Wenn ich nicht so baldnach Hause komme, beunruhigt Euch nicht weiter!"(Er geht.)Madame Dupont(zu Josette):„Du Unglückskind l Andem Tage, an dem Imanf Dich zum erstenmal hat Klavier spielenlassen— wahrhaftig, man hätte beffer gethan, Dich mit einemgroßen Stein am Halse ins Wasser zu werfen!"Josette(bitter):„Sechs Frank dividiert durch 48— machtwieviel?"m.Ein Pribatkabinett im Restaurant Walter, dem ffeinsten Lokalvon Papotteburg. Amadöe Floche und Alexander Bouchot, die beidenOberpriester der Papotteburger�Kritik, speisen in Gesellschaft von HerrnOnssine Dupont— selbstverständlich auf seine Kosten. Das Souperist exquisit. Gute, alte Weine begießen es. Und dank diesen guten.alten Weinen entdecken die beiden Journalisten plötzlich, daß FräuleinDupont eine ungewöhnliche, gottbegnadete Künstlerin ist.Floche:„Alles in allem, mein teurer Herr Dupont, war eSein schöner Erfolg Ihres Fräulein Tochter."Bouchot:„Ein großer Erfolg I"Dupont„Nicht wahr?"Floche:„Ja, Sie können zufrieden sein!"Dupont:„Das bin ich auch. Wenn nur die Einnahme bessergewesen wäre!"Bouchot:„Na ja— hm— Aber was wollen Sie? Fürein Debüt muß man schon Opfer bringen können!".tt Dupont:„Es scheint so."Floche:„Dieses Konzert wird Fräulein Dupont zweifelsohneviel Schüler—"Dupont:„Ich hoffe es."Floche:„Uebrigens werden die Recensionen, welche wir überdas Konzert schreiben werden, sehr wesentlich dazu beitragen."Dupont:„Ich danke Ihnen, meine Herren!"Floche:„Glauben Sie mir: das Geld, welches Sie fürdieses Konzert verausgabt haben, ist gut angelegtes Geld!"Bouchot(nachdem er seinen Kollegen ins Einverständnisgezogen, indem er ihm heimlich auf den Fuß getreten hat):„Apropos, mein lieber Floche! Da wir gerade von Geldsprechen... Ich möchte Sie um eine kleine Gefälligkeit bitten.Borgen Sie mir doch 200 Frank!"Floche(wichtig, seine Börse ziehend):„Aber gerne I"Bouchot(erklärend):„Ich habe mich nämlich mit einigenFreunden verabredet, eine Partie Baccarat zu machen, habe abervergessen, Geld z« mir zu stecken."Floche:„Donnerwetter! Ich glaubte, die Bagatelle bei mirzu haben— und ich habe nichts!"In diesem Augenblick bedauert Herr Onösine Dupont, daß erbei Beginn des Soupers so unvorsichtig gewesen ist, seine wohl-gespickte Brieftasche sehen zu lassen.Floche(verzweifelt seine Börse durchwühlend):„Nein— ichhabe nichts I Aber— eigentlich— Herr Dupont könnte viel-leicht?"Dupont(ohne Enthusiasmus):„Aber natürlich!"(Er reichtBouchot mit Bedauern zwei Banknoten.)Bouchot:„Pardon! Was Sie mir da geben, sind ja zweiFünfziger I"Dupont:„Ach ja! Richtig! Entschuldigen Sie! Hier, bitte!"(Er giebt noch zwei Banknoten.)Bouchot:„Merci I Ich werde es Ihnen morgen wieder-geben."F lo ch e(plötzlich begeistert):„Auf die Gesundheit von FräuleinJosette I"Bouchot:„Auf ihre künftigen Erfolge!"Floche:„Auf ihr nächstes Konzert I"Dupont(beiseite):„Lieber nicht!"IV.Am folgenden Tage konnten die Papotteburger zum Morgen-kaffee im„Lokal-Anzeiger" folgenden, von Amadüe Floche gezeichnetenAr�Jel genießen:„Das gestern von Fräulein Josette Dupont(Erster MusikprciSdes Konservatoriums von Paris) veranstaltete Konzert ist für diejunge Künstlerin zu einem großen, berechtigten Erfolg geworden.Der Saal erwies sich als zu klein, um alle Verehrer guter Musikzu fassen, welche sich eingefunden hatten, der talentvollen Künstlerinzuzujubeln.48 Nummern auf dem Programm. Die glühenden Verehrerdes Pianos konnten reichlich auf ihre Kosten kommen. Und siekamen auf ihre Kosten. Nicht nur quantitativ, sondern auchqualitativ.Das kraftvolle und doch decente Spiel von Fräulein JosetteDupont hat stürmischen Beifall geerntet. Applaus, Hervorrufe,Blumenspenden— alles wurde der jungen Künstlerin in überreichemMaße zu teil.Wir rufen Fräulein Josette Dupont zu:„Auf baldiges Wieder-sehen!"—_Kleines feuilleton.—„DaS ist für die Kab". Diesem Volksworte widmet die„Frankfurter Zeitung" aus dem Nachlasse von Dr. Daniel Saulfolgende sprachliche Betrachtung: Büchmann führt die wohl all-gemein in Deutschland gebräuchliche Redensart:„Das ist für dieKatz!" oder„Das ist der Katz I"(wie man in Sachsen sagt) auf einevon Burkard Waldis im„EsopuS" erzählte Anekdote zurück. EinSchmied im Harz faßte den Entschluß, für seine Arbeit keine Be-zahlung mehr zu nehmen. Wenn die Leute seinen guten Willensähen, meinte er, würden sie ihn gern lohnen. Er hatte wirklichgroßen Zulauf, wie es aber mit der Bezahlung ging, erzählt BurkardWaldis in folgendem:Und wenn die arbeit war bereit,so nahmen sie's mit dankbarkeit,dankten und giengen aus der tür.der schmit sprach:„katz, das geb ich dir!'Die katz nam ab und ward bald mager