— DOU—haben!.-, Man merkt's gleich, daß es vornehme Leute sind.Und er ist auch ein vornehmer Herr!" erzählte sie den Nach-ibarinnen am andern Tage. Die Kunde von dem Besuch ver-breitete sich schnell und war Mußja bei dem neuen Geschäft.das er sich ausgedacht hatte, von großem Nutzen. Er hattenämlich angefangen, ganz hübsche Manschettenknöpfe,Cigarrenspitzen, Pfeifen und Federhalter aus Mammutzähnenanzufertigen, und bot sie in den Häusern feil. Tie Not-wendigkeit entschuldigte jetzt sein Herumwandern von Hauszu Haus— eine Beschäftigung, die er über alles liebte. DieFrauen lächelten ihn wieder freundlich an, denn sie freutensich auf die Neuigkeiten, Klatschgeschichten und gewagten Witze,die er zum besten gab, und die Männer machten sich über ihnlustig, indem sie fragten, was er im Schlafzinnner des Doktorsgesehen habe.Ter Sturm, den er heraufbeschworen, legte sich allgemach.Sein letzter Accord war„der Versöhnungsball", den derJsprawnik der Opposition gab. Es war ein glänzendesFest. Lange noch wurden Wunderdinge von denUnmengen Schnaps erzählt, die vertilgt wordenwaren. Herr Jan erzählte, sie hätten sich alle bis„auf diegrüne Schlange" besoffen. Der Doktor, der im Range eines„Generals" stand, hatte dem Jsprawnik, der nur Hauptmannwar, großmütig Verzeihen angedeihen lassen. Der Adjunktsollte allen der Reihe nach die Hände geküßt, sich an die Brustgeschlagen und seine Sünden auf den Knien liegend gebeichtethaben. Kosloff wich keinen Augenblick von Tscherewins Seiteund bekannte sich öffentlich zu den„Socialisten", und umein Haar wäre er deshalb auf die Hauptwache geraten: aberdie allgemeine Stimmung war so gehoben, daß ihm verziehenwurde. Der Ball schloß mit einem herrlichen„ese prompte",das Tenisoff geistreich eingeleitet hatte. Mit Hintansetzungihres Ranges stellten sich die Gäste diesmal nur nach Wuchsund Korpulenz in eine Reihe und faßten eine Schnur, dereneines Ende der Jsprawnik hielt. Wenn er daran zog, ahmtendie andern die Stimmen der Dschurdschnjer Kirchenglockentäuschend nach. Daraus sangen sie dem Gastgeber zu Ehrenein Lied, dann tranken sie und ließen wieder Glockengeläutertönen. Am folgenden Tage gab der Doktor einen Ball,dem Festlichkeiten beim Adjunkten, bclim Kommandanten,beim lllußschreibcr folgten, und auch die andern Potentatenvon Dschurdschnj, die Handelsbeflissenen sowohl, als auch die,denen verschiedene Aemter oblagen— Tscherewiu nicht ausgenommen— ließen es sich nicht nehmen, ihrer Freride durchfestliche Gelage Ausdruck zu geben. Diese Festlichkeiten warennatürlich nicht so glänzend, wie die ersten, aber als der vonHaus zu Haus geführte Pope nach acht Tagen endlich seinHeim aufsuchte, sah er wieder ein„versteinertes Mammut-tier", diesmal aber nicht im Gesträuch, sondern mitten imStädtchen.„Es stolzierte ruhig einher und schwenkte vergnügtden Rüssel."Die Festlichkeiten wurden durch die Ankunft einerKarawane unterbrochen, die aus drei Lastpferden und dreiReitern bestand. Bereist, von Dunstwolken umgeben, vomrosigen Lichte der Abendröte umflossen, ritten sie, die ermüdeten zottigen Tiere mit den Hacken antreibend, schnürstracks auf die Polizei zu. Sofort sprang ein diensthabeiwerPolizist zum Jsprawnik. Ueber das ganze Städtchen, dassein Mittagsschläfchen hielt, verbreitete sich blitzschnell dieKunde:„Die Post ist da!"Selbst diejenigen, die weder Briefe noch Zeitungen er-hielten, ermunterten sich und krochen aus ihren Winkeln.Ter von einem Talglicht erhellte Vorraum des Polizei-Amtesfüllte sich allmählich mit Kosaken, Bürgern und der städtischenAristokratie. Ter Schreiber Denisoff machte die„Honneurs".er stand im Hintergrunde, die Cigarette im Munde, die Händein den Taschen und flüsterte den ihn umdrängenden Gästendie eben aus dem„Gouvernement" angelangten Neuigkeitenzu. Immer wieder knarrte die Thür, immer wieder tratenneue Gestalten ein und brachten mit einem frischen Lust-hauch auch die den Einwohnern von Dschurdschnj eignenDüfte des Kuhstalls, schlecht gegerbter Felle und billigenTabaks mit. Das Geflüster schwoll an, aber es hielt sich dochin gewissen Grenzen, und hütete sich, das Klappern derKugeln auf dem Zahlbrett und die feierlichen Stimmen desJsprawniks, seines Adjunkten und der Geleitkosaken zu über-tönen, die im benachbarten Zimmer Geld zählten. Durch dieThürspalte drang ein heller Lichtstreif in den Vorraum, undab und zu schwankte ein Schatten vorüber. Da knarrte dieThür wieder, aber es klang anders wie bisher, und feste, selbst-bewußte Schritte erschallten.Der Jsprawnik wußte sofort. Laß einer von„denen"gekommen war und runzelte die Stirn.„Wer ist da? Nicht hereinlassen!" rief er-„Niehorski! Er kommt die Briefe holen."„Er muß warten!"Die Kosaken eilten Niehorski entgegen.„Sie müssen warten. Seine Hochwohlgeboren empfangenGelder. Sechzehntausend sind angekommen..." sagten dieKosaken, den Befehl mildernd.Niehorski streckte Denisoff, der ihm die Hand reichte,zwei Finger entgegen und blieb abseits stehen.Durch die Thürspalte sah er den bedenklich kahl werdendenKopf des Jsprawniks. sein rotes Gesicht, das sich über denTisch neigte, und die weißen, beringten Hände, die diePäckchen mit Banknoten geschäftig durchblätterten.„Eins... zwei... drei..» fünf... zehn...zwanzig... dreißig... hundert."„Richtig."„Nachzählen!"(Fortsetzung folgt.)(Nachdruck verboten.)(lnterseeiscbe Vulkane.Unter denjenigen Gebieten der Geologie, auf denen die modernewissenschaftliche Forschung in den letzten Jahrzehnten ganz gewaltigeFortschritte zu verzeichnen hat, nimmt der Vulkanismus vielleicht dieerste Stelle ein. Nur sehr wenige Nallirerscheinungen auf Erdengiebt es, die geeignet sind, den menschlichen Geist in höherem Matzezu fesseln, sein Denken und Forschen mehr anzuregen als dieThätigkeit der Vulkane und als die Frage nach ihrer Ent-stehung. Bollends in Tagen, wie die Gegenwart sie gebrachthat, in Zeiten, wo die geheimnisvollen Kräfte der Unter-welt wieder einmal, wie schon so oft, plötzlich und unerwartetblühende Städte vernichtet, reichgesegnete ftuchtbare Land-striche versenkt haben und ganze Inseln dem Untergange und derVernichtung durch die brennenden Gewalten des Erdinneni geweihtschienen, mutzte mehr und mehr die Frage nach dem Warum undWie dieser Dinge in den Vordergrund drängen und der Geologeniit ganz besonderer Vorliebe und erhöhtem Eifer sich der dankbarenAufgabe der Forschung auf diesem Gebiete zuwenden. Obwohl wirnun interessante und wertvolle Studien über die Vulkane des Fest-laudes der geologischen Wissenschaft verdanken, so ist doch unserWissen bezüglich der unterseeischen Vulkane, besonders deren Aus-bruchSstellen, noch zienilich lückenhaft und unzuverlässig. Giebt esdoch Gelehrte, die der Ansicht sind, daß ihre Existenz überhauptrecht fraglich sei. Um so angemessener dürste es erscheinen, dasWichtigste und Wesentlichste über unterseeische Vulkane zusammen-zustellen. Wir legen dabei ein Kapitel aus dem soeben erschienenenWerke von Dr. Htzppolit Haas.Der Vulkan", Berlin, Alfted Schall,zu Grunde, in dein der Verfasser, Professor an der Hochschule zuKiel, in einer auch dem Laien durchaus verständlichen Schreibwersenach ganz vorzüglicher Methode die Natur und das Wesen derFeuerberge ün Lichte der neueren Anschauung darzustellen ge-lvutzt hat.„Die nach der Katastrophe auf Martinique dahin abgesandteKominission hat erklärt, datz sich auf dem in der Nachbarschaft deSFeucrkegels gelegenen Meeresgründe keine topographischen Ber-ändcrungen vollzogen hätten. Mag sein, datz sie dazu be-rechtigt war. Noch besser hätte sie gethan, wenn sie dasweniger bestimmt ausgesprochen hätte. Rund um die Inselwelt derAntillen herum haben da und dort Brüche und Zerreitzungen deruntenneerischen Kabel stattgefunden, und eS ist die Annahme, datzdergleichen Ereignisse vor sich gegangen sein sollten, ohne die Folgevon einem Wechsel in der Topographie des Meeresbodens gewesenzu sein, recht schwer zu verstehen. Man mutz hier ja beachten, datzderartige Erscheinungen nur auf einen verhältniSmätzig kleinenFlüchenraum beschränkt bleiben und datz deren Feststellung sehrgenaue und sehr mühsame Untersuchungen erfordert, denn unser Blickkann die Tiefe leider nicht durchdringen und das Lot erteilt dochjeweils nur über den einzelnen Punkt genaueren Ausichlutz.Auch zuverlässige Seekarten giebt eS nur erst wenige.Immerhin sind deutliche Beweise für submarine Eruptionen vor-Händen, wenn es der Wissenschaft auch noch nicht gelungen ist, diegenaue Lage eines solchen unter dem Wasser des Oceans verborgenenVulkans festzustellen.Im Jahre 1811 tauchte die Insel Sabrina in der Nachbarschaftder Azoren aus �den Tiefen des Weltmeeres auf. Ferdinandea ander Südküste von Sicilien hat seit ihrem ersten Erscheinen im Jahre1832 mehrfach wieder ihr feuriges Fclseiihaupt aus dem Ocean er»hoben, der Georgios im Archipel von Santorin hat zischend unk»pfauchend die Meeresfluten durchbrochen und sich einen dauerndenPlatz über ihren, Spiegel erobert. Im hohen Norden, bei Alaska, habensich die Bogoslof-Vulkane aus dem Meeresgrunde aufgetürmt, undim Mexikanischen Golf ist die unter 22« 8i' 14" und 93° 38' 16"gelegen gewesene Insel Bermuja infolge des Ausbruchs derMontagne Pelöe ganz plötzlich wieder in der Tiefe der Wogen ver-schwunden.