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fir aber müssen sein, wie eine Wolfe: niemand darf wissen, wann und aus welchem Punkte der Blizz fallen wird," pflichtete Niehorski Alerandroff bei.

" Durchaus nicht! Wir dürfen keine Gelegenheit un­benutzt lassen, bei der es möglich ist, gerade die Regierung zu paralysieren, sie zu desorganisieren, den Einfluß der Beamten Bu untergraben!" suchte Arkanoff die Gegner zu überzeugen. Troßdem Alexandroff seinen Standpunkt energisch ver­focht, wurde er überstimmt; sie beschlossen, ihre Weigerung zu motivieren und setzten die Antwort folgendermaßen auf: Wir verweigern den Eid, denn wir können uns nicht ver­pflichten, einer despotischen Monarchie treu zu dienen."

Tscherewin bestand darauf, daß dies alles nur eine Falle sei, und daß er den Eid schwören werde. Alexandroff wies jede Erklärung mit Bestimmtheit zurück.

,, Reiner gegenüber, weder einer despotischen, noch irgend einer andern! Euch werden sie nachher nur festnehmen, und das wird das einzige Resultat sein."

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Wenn wir nicht gehen, werden sie uns auch festnehmen!" Oh, bitte! Abwesenheit ist noch keine Uebertretung! Sie kann verschieden ausgelegt werden. Schweigen ist kein Verbrechen. Das werdet Ihr in keinem Gesetzbuch finden. Aber die Weigerung, einem Befehl nachzukommen, ist schon ein Verbrechen. Nichts ist so schwer durchzuführen, als schweigsamer Widerstand; aber der ist auch am mächtigsten. Ein Gespräch mit dem Feinde ist schon ein Kompromiß."

Da sie fürchteten, ihre Weigerung könnte eine Ver­Haftung zur Folge haben, fanden sie es nicht ratsam, alle auf einmal auf die Polizei zu gehen.

Einzeln kann's noch schlimmer werden."

Wir könnten einen Bevollmächtigten hinschicken." " Das ist nicht gefeßlich. Der Isprawnik wird keine allgemeine Deklaration annehmen. Das ist nicht erlaubt." Was liegt übrigens daran? Schlimmer ist, daß ihnen niemand wehren kann, herzukommen und uns hier zu ver­haften."

" Ich sag' Euch, das ist eine Falle!" wiederholte Tscheremin. Niehorsti ging furchtbar aufgeregt in der Jurte auf und ab.

,, Hört," sagte er endlich, indem er mitten in der Stube stehen blieb. Wir haben einen ganzen Vorrat an Zwieback, haben Gewehre, haben für vier Mann Pulver, mit einem Worte alles, was zur Flucht vorbereitet ist. Das können wir herbringen. Die Wände der Jurte sind dick genug und mit Erde beworfen. Vom Flur aus können wir sehr gut schießen. Wir können Widerstand leisten. Bis zum Frühling können wir eine Belagerung aushalten, und wenn der Schnee ge­schmolzen ist, gehen wir in die Wälder. Laßt Samuel mit amserm Protest auf die Polizei gehen und die andern können indessen die Vorräte herbeischaffen."

Dann setzte er seine hastige, nervöse Wanderung fort. Die Holzscheite im Ofen knisterten; der rote Schein beleuchtete die Menschen, die in bebender Erwartung um den Tisch und auf den Bänken an den niedrigen, schwarzgeräucherten Wänden faßen.

" Nach dem, was in Rußland vorgefallen ist, wird das nicht den geringsten Eindruck machen, glaub' ich!" sagte Arkanoff endlich. Uebrigens, ich bin einverstanden," fügte er mißmutig hinzu, als er in die flammenden Augen seiner Frau blickte.

Niehorsfi blieb vor ihm stehen.

" Wir wollen niemand zwingen. Aber wir vier, die wir fliehen wollen, wir thun's gewiß. Hab' ich recht, Freunde?" Alerandroff, der neben ihm stand, nickte mit dem Kopfe. Woronin und Krafsuski traten bleich und düster blickend zu ihnen.

" Das Pferd geben wir Jan, er wird dafür sorgen." In der Speisekammer und im Flur müssen Schieß­Scharten angebracht werden."

" Das wird sich schon einrichten lassen. Wir haben Zeit genug. Vor allem müssen wir Kugeln und Pulver haben." Krafsuski und Woronin gingen in die Schmiede, die Merte und Gewehre zu holen.

In der Jurte herrschte schweres, peinvolles Schweigen. Fans Eintritt brach dasselbe. Er war vom Scheitel bis zur Sohle mit Schnee bedeckt. Er sah sie an und ohne ihnen einen Gruß zu bieten, machte er sich vor allem daran, seine erstarrten Hände am Feuer zu wärmen.

Woher kommen Sie?" Sie haben mich rufen lassen Nun, und wie war's?"

- des Eides wegen."

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Ich hab' ihnen gefagt, ich hätte schon Treue ge­schworen den Bergen, den Thälern. und den Feldern.." brachte er mühsam hervor und schüttelte den Schnee von seiner Müße.

,, Und sie haben Dich fortgelassen?"

Warum sollten sie mich nicht fortlassen? Ich hab' ihnen nichts gethan!"

Er berichtete haarklein, wie es gewesen war. Ms Krassusti und Woronin mit der Munition kamen, und Niehorski gleich anfing, die Patronen zurechtzumachen, schüttelte Jan traurig den Kopf.

" Ich bin zu alt dazu, meine Herren. Ich habe Kinder... Ich weiß wohl, das Leben wird mir hier nicht leicht gemacht werden

" Ja, Deinen Posten wirst Du verlieren. Aber wir würden Dich nicht bei uns aufnehmen, selbst wenn Du's wollte. Wir bleiben hier, aber ohne verheiratete Leute und ohne Frauen," fügte Niehorski hinzu, indem er Eugenien von der Seite ansah; aber diese rührte sich nicht. An einer Ecke des Tisches schrieb Samuel schnell die Deklaration. Fertig! Unterschreibt!"

( Fortsetzung folgt.)]

Bayreuth .

( Nachdrud verboten.)

Bayreuth ist nicht nur interessant als Festspielstadt. Schon wenn man mit der Eisenbahn sich von Nürnberg aus nähert, fällt die seltsame und eigentümliche Formation des Landes auf. Die Bahn führt durch das Thal der Pegnitz , das von Höhenzügen begrenzt ist. Das Gelände verengt sich und mündet in das obere Begnigthal, das eng und gewunden sich darstellt. An Sommerfrischen, die hübsch im Grünen wie versteckt find, an Dörfern, die abseits von dem Bahngeleise an den Windungen des Flusses liegen, den die Bahn immer wieder überschreitet, vorbei, geht es sacht aufwärts. An den Hängen der Höhenzüge fällt das Gestein auf, das immer wieder unter der grünen Decke zu Tage tritt, unregelmäßige, ragende Felsblöcke, grau und verwittert. Die kleinen Berge erhalten dadurch ein seltsames, beinahe wildes, struppiges Aussehen. Nicht weit von Rupprechtsstegen liegt die Ruine Hertenstein, die in dem mittelhochdeutschen Heldengedicht Wolframs von Eschenbach Parcival" schon Erwähnung findet. Die malerischen Städtchen mit alten Stadtthoren, überragt von Burgen und Besten lohnen auch wohl, daß man nicht mit der Eisenbahn an ihnen vorbeifliegt. Eine Fuß­wanderung bietet des Reizvollen genug, bei dem Dorfe Krottensee liegt die Maximiliansgrotte, eine große Tropfsteinhöhle, die seit 1878 bequem zugänglich ist. Fünf große Hallen nehmen den Eintretenden auf. Brachtvoll ragende Stalaktiten entzüden das Auge, das zum Schluß von den malerischen Effekten des Kristallpalastes geblendet ift. Dann erweitert sich das Thal wieder. Die felsigen Höhen treten zurück. Wie gewunden dieses Thal ist, erfieht man daraus, daß die Eisenbahn, die möglichst den direkten Weg wählt, an zwanzig­mal über die Pegnitz führt und in zehn Tunnels den sonst nötigen Umweg abschneidet.

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Jm sanfthügeligen Flachlande geht es nun weiter, an Kreußen vorbei, dem alten Ort, der durch seine einfach grauen und bunten Töpferwaren in früheren Zeiten bekannt war, dessen beste Erzeug­nisse in unfren Museen stehen, durch das Thal des roten Mains nach Bayreuth . Bevor der Zug in den kleinen Bahnhof einläuft, fommen wir rechts an dem Wagner Theater vorbei, das auf einem kleinen Hügel über der Stadt liegt, ein anspruchs nur Steine loser Bau, ohne Zierrat, sogar ohne Butz, von einem schönen Park und Anlagen um und Fachwerk, geben. Geradeswegs steigt der Fahrweg, zu beiden Seiten von Fußwegen flankiert, hinan zu dem Hause. Ganz Bayreuth ist auf den Beinen, wenn die Anfahrt beginnt. Die Familie Wagner fährt in einer ganz einfachen, schwarzen Landkalesche zum Festspiel hause. Ein wenig höher noch liegt die Bürgerreuth, ein ländliches Haus, das in den Pausen an den im Freien stehenden Tischen die Festspielbesucher erquickt.

Bayreuth liegt etwa in der Mitte zwischen dem Fichtelgebirge und der fränkischen Schweiz . Der Charakter der fränkischen Schweiz ist der eines Hochplateaus, durchschnitten von kleineren und größeren Thälern. Auch hier trifft man überall eigenartige Felsgebilde. Auf den betaldeten Höhen thronen alte Burgen, zerfallen und morsch. Das Gestein, das die Felsen bildete, ist meist Kaltgeſtein. Auffallend find dabei die seltsamen Formationen, die der Fels an­genommen. Mit das Eigenartigste bilden die Höhlen, die eine Sehenswürdigkeit für sich sind. Die Höhlen der fränkischen Schweiz find bekannt und Gegenstand besonderer Untersuchungen. Tropf steingebilde finden wir in den Höhlen. In faft allen Sammlungen finden wir die Neste der urweltlichen Tiere, die hier gefunden wurden, entweder auf dem Grunde der Höhlen unter Schutt und Gestein, oder in Abdrücken im Kallstein. Diese Höhlen sie zerfallen oft in mehrere Stockwerke, die wieder

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