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in verschiedene Kammern abgeteilt find, die die verschiedenen Reste| Hallen, Wasserkünften, Ruinen. Ein Sonnentomet umgiebt in halb bergen je nach der Gattung dienten den Tieren zum Schlupf- rundem Bogen das große Baffin. Die Säulen und die Seiten wintel, in dem sie verenden mußten, um nach tausend und aber wände sind mit farbigen Steinen verkleidet, der Sonnentempel selbst tausend Jahren jezt durch uns ans Licht gezogen zu werden. besteht aus Bergkrystall. In Blei getriebene und vergoldete Orna Staunend und finnend stehen wir davor und lesen mancherlei aus mente schmücken die Außenfront. Bemerkenswert ist hier noch ein diesen jahrtausendalten Zeichen. So genau sind diese Abdrücke, bis steinernes Theater, im Walde als Ruine aufgebaut. ins fleinste ist alles nachgebildet, wie bei einem galvanischen Abdruck. Die feinste Feder, der dünnste Knochen, ja jedes Härchen ist hier festgehalten, und durch diese zufällig aufbewahrten Refte fennen wir die Tierwelt jener uralten Zeit. Es ist ein seltsames Gefühl, vor einer solchen Platte zu stehen, die Jahrtausende überdauerte, die eine Tierform deutlich zeigt, die nicht mehr existiert und von der wir nichts wissen würden, hätten wir nicht diese deutliche, für fich zeugende Erinnerung.
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Bayreuth selbst ist voller Erinnerungen. Man merkt dieses schöne, gesegnete Alter, wenn man durch die kleinen, aber vornehmen Gassen geht. Wenn man abends auf dem Festspielhügel steht von wo aus man den besten leberblick über die nahe Umgebung hat und die Abendsonne auf den weiten Flächen der grünen Thäler liegt, die in diesem gelben Licht fanft glühen, überall, bis zum fernsten Horizont die feinen, leicht und fanft geschwungenen Linien der fränkischen Ebene, Wiesen, gelbe Felder, Dörfer dazwischen, alles ruhig träumend, endlos in der Unendlichkeit der Ebene, dann spürt man diesen feinen Reiz des Alters.
Auch wenn Bayreuth kein Festspielhaus hätte, böte es so genug, um einen Besuch zu rechtfertigen. Und thatsächlich nehmen manche hier längeren Aufenthalt, durch den stillen Charakter der Stadt und die schöne Landschaft angezogen. Ernst Schur.
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Kleines feuilleton.
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Auf dem Fichtelgebirge entspringen Eger und Saale , der weiße Main , die Naab. Es ist eine Wasserscheide. Mit der Elbe, dem Rhein , der Donau ist das Gebirge damit verbunden, tt. Das Fließ. Was anderswo in gebirgigen und hügeligen weiterhin durch diese Flüsse wieder mit der Nordsee und Gegenden der Bach ist, das ist in der norddeutschen Tiefebene das dem Schwarzen Meere. Granit, und kristallinischer Fließ . O, es ist ein großer Unterschied zwischen beiden, ein Unter Schiefer bilden den Grundstock des Gebirges nebst seinen Abschied fast wie zwischen Tag und Nacht. Aber die Nacht ist ein Teil Lagerungen. Dunkle Fichten- und Tannenwälder, ein fruchtbarer des Tages, und das Fließ ist auch nur eine besondere Ausbildung Waldboden geben ihm sein Gepräge. Der Ochsenkopf( 1024 Meter) des Baches. Im norddeutschen Flachlande fehlen nicht nur die und der Schneeberg ( 1058 Meter) find die höchsten Erhebungen. Auf größeren Höhen, wie in jeder Ebene, es fehlen auch die Quellen. dem Gipfel des Schneeberges das Bacöfele, eine Felsgruppe, die Gewiß sind auch Quellen mehr oder minder an Höhen gebunden. fieben Meter hoch und bequem zu ersteigen ist. Eine Schutzhütte Aber einige Hügel hat schließlich die norddeutsche Tiefebene auch. bietet Unterkunft. Die Nundsicht eröffnet den Ausblick auf das Erz- Allein das Terrain ist sandig bis zu einer gewissen Tiefe. 3war gebirge, die Thüringer Berge und die nahe Umgebung. Weiter ist giebt es unten, oft gar nicht so weit von der Oberfläche des Bodens die Aussicht vom Ochsenkopf. Der Weg geht in der Höhe auf Granit entfernt, auch Lehm- und Thonschichten, die das Wasser aufsammeln. stufen am Schneeloch vorbei, einer fünf Meter tiefen Grube, in der Die Entstehung dieser Schichten bringt es jedoch mit sich, daß sie sich im Sommer noch Schnee liegt. Auf einer Steinplatte befindet sich fast immer in gleicher Entfernung von der Oberfläche hinziehen. Sie das uralte Bild des Ochsenkopfs. Früher wurde im Fichtelgebirge treten nie zu Tage, und so kann auch das Wasser, das über ihnen lebhafter Bergbau betrieben, Gold, Silber, Blei, Zinn, Antimon. ruht, nicht zur Oberfläche hervorfließen, es bleibt gleichfalls in der Jezt ist der Bergbau überall erloschen. Nur Schutthalden zeugen Tiefe. Quellenbildung ist demnach sehr selten im niederdeutschen noch davon. Dafür werden jetzt in den Ortschaften andre Industrien Flachland. Von den Höhen aber läuft das Wasser, wenn nicht starte betrieben, Steinschleifereien, Glasschleifereien. Gewitterregen oder Wolkenbrüche sich einstellen, nicht herab, das Wasser dringt mit Leichtigkeit in den sandigen Boden ein. Hier verfickert es entweder in der Tiefe, oder es gelangt auf eine undurchlässige Schicht und läuft an dieser nach dem Thale ab, ohne indes aus den bereits angeführten Gründen zu Tage zu treten. und durch von den Höhen fließendes Wasser gespeiste Bach fast So fehlt denn hier in der norddeutschen Tiefebene der durch Quellen gänzlich, der munter plätschernde, unruhige, überaus liebliche, freundliche Bach. An seine Stelle tritt das Fließ . Es stellt meist ben Abfluß eines Sees, eines Sumpfes oder Moores dar. Da es an Höhen fehlt, der Anfang des Fließes nicht viel höher als seine Mündung liegt, so ist der Lauf träge. Das Wasser fließt langsam dahin. Und weil es langfam fließt, so lagert es viel Schlamm ab und droht, leicht zu versumpfen. Gleich dem Bach schlängelt es sich oft in zahllosen Windungen dahin. Denn wenn die Kraft des Wassers auch nicht stark ist, um die Böschungen schnell zu verändern, so halten dafür die Ufer bei ihrer sandigen Beschaffenheit auch nicht lange der Berührung mit dem Wasser stand. Sie werden unterwaschen und stürzen alsdann ein. Dadurch bekommt der Lauf des Wassers fortgefeht neue Richtungen. Man sieht aber auch sehr geradlinige Fließe, die, von Menschenhand reguliert, nichts weiter als Abzugsgräben auf Mooren, nassen Wiesen und Feldern sind. wo das Fließ sich selbst überlassen bleibt, und wo es nicht allerdings häufig der Fall ist im Hochsommer wasserleer ist, da entwickelt sich an ihm eine reiche Vegetation. Das langsam fließende Durch einen Garten von der Straße getrennt, liegt Richard und darum sehr warme Wasser und der Schlamm rufen große Wagners Haus„ Wahnfried " in der nach ihm genannten Straße. Eine Fruchtbarkeit hervor. Erlen und Weiden, wie auch Eichen wachsen Sgraffito Zeichnung schmückt den Giebel: Wotan als Wanderer an seinen Ufern, dazu eine Menge Sträucher. Der Hopfen wuchert lauscht den weisen Raben, rechts die griechische Tragödie, links hier in unbändiger leppigkeit und bildet, um Baum und Strauch die Musik. Der Knabe Siegfried daneben, die Kunst der Zukunft geschlungen, schöne buschige Lauben an und über dem Fließe. Ein symbolisierend! An das Haus schließt sich hinten ein Garten, der dichter Flor von Blumen begrenzt die Uferränder. In dem langsam an den Schloßpark grenzt. Eine fleine Gitterthür führt direkt hinein. fließenden Wasser gedeiht selbst die Calla und die schöne gelbe So fonnte Richard Wagner von seinem Garten aus ungehindert in Schwertlilie , die sonst meist an sumpfigen See- Ufern zu finden ist. den Schloßgarten eintreten. Hinter dem Hause befindet sich auch Die Ueppigkeit des Pflanzenwuchses ist fast stärker als an den das Grab Richard Wagners, eine einfache Stätte, von schattigen rechten Bächen, aber es ist mehr die leppigkeit des Sumpfes; das Bäumen umstellt; friedlich gehen die stillen Wege des Hofgartens muntere, jugendfrische, rührige, liebliche Treiben, das dem Gebirgsa daran vorbei; eine riesige, von Epheu umrantte Granitplatte liegt bach eigen ist, fehlt dem Fließe der norddeutschen Tiefebene.- auf dem Grabe.
Bayreuth ist voller Erinnerungen. Sie reichen nicht ins Altertum zurück. Aber sie sind gewichtig genug, uns an geistige Epochen unsres Volkes zu erinnern.
Ein Brachtbau ist das alte, 1748 erbaute Rofototheater. Die Logen sind so flein, daß man nur mit Mühe hineingelangt und zu sammengezwängt fizzen muß. Reiche Vergoldung schmückt das Innere. Das Proscenium ist in vollendet schönen Linien gehalten. Die Bühne ist die größte Deutschlands . Der reichverzierte, fammetne Borhang hat ein Schidsal gehabt. Er wurde von Napoleon I. er repräsentierte ein fleines Vermögen nach Baris mitgenommen, dann holten ihn fich die Desterreicher von dort und brachten ihn für das Hofburg- Theater nach Wien .
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Noch ein andrer Toter ruht hier: Franz Liszt . In der Liszt straße liegt das Sterbehaus Liszts. Auf dem Friedhofe birgt ein in romanischem Stil erbautes fleines Mausoleum die Reste. Nicht weit davon ruht Jean Paul unter einem großen Granitblock, dessen Standbild in der Stadt den nach ihm benannten Platz schmückt. Jean Paul lebte hier die letzte Zeit seines Lebens. Das Wohn- und Sterbehaus ist durch eine Tafel gekennzeichnet. Jean Paul ging oft eine halbe Stunde aus der Stadt hinaus nach einem Wirtshaus, das an der Straßenbiegung nach der Eremitage liegt: des Rollwenzels Haus. Die Wirtin, eine alte Frau mit gewandtem Mutterwig, machte es ihm hier bequem, ließ sich von ihm seine Sachen vorlesen und fritisierte sie. Hier dichtete Jean Paul " steht über dem kleinen Haus. Die Stube, in der er zu arbeiten pflegte, ist erhalten in dem früheren Zustand, ſein Bildnis, feine Büste, ein Heft mit Notizen finden sich darin. Es ist nach dem Hofe zu gelegen. Hinter dem Hause stand früher eine Gartenlaube, in der Jean Paul mit seiner Familie schöne Abendstunden verbrachte, wie er selbst sagt, die schönsten seines Lebens".
Eine breite Allee führt weiter zu der Eremitage, einem Luftschloß mit schönem alten Part, Wald und Wiesen, Arkaden und
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was
k. Kinder als Dichter. Ernest Blum teilt in seinem ,, Journal d'un Vaudevilliste" ein paar Dichtungen mit, die Kinder gemacht haben. Eines Tages," so erzählt er, fam einer meiner Freunde zu mir und brachte seinen fünfjährigen Jungen mit. Ich stelle Dir einen Kollegen vor," sagte er. Ich begrüßte den fleinen Mann freundlich, denn fünfjährige Kollegen beunruhigen einen noch nicht. Sein Bate hat ihm ein kleines Theater geschenkt und zu dessen Gro öffnung hat er ein Stück geschrieben. Das will ich Dir zeigen," er flärte der Vater boll Stolz. Dieses Opus lautete wörtlich folgendermaßen: Jujules:„ Guten Tag, liebe Cousine, wie geht's?" Die Cousine:" Dante, gut, Jujules." Jujules:„ Wenn es Dir gut geht, so geht es der Tante, die Dich sehr liebt, auch gut." Die Cousine: " Natürlich, und wie geht es Dir?" Jujules:„ Mir geht es auch gut, nur hat mich Papa heute morgen ausgeschimpft, weil ich immer die Finger in die Nase stede." Die Cousine:„ Warum steckst Du denn die Finger in die Nase?" Jujules:" Ich will sie mir wärmen, wenn mir falt ist." Die Coufine: Ah, da kommt der Schloß gärtner. Guten Tag, Gärtner." Jujules:„ Guten Tag, Gärtner." Der Gärtner: Wünsche auch Ihnen beiden einen guten Tag, Herr Jujules und Frau Cousine." Jujules:" Bringen Sie mir auch mit,
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