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Leben und Tod begünstigt, ist folgendes: In Westfalen   heißt der die gemessenen und wohlaccentuierten Töne des Menuette gaben, Baum Hollerkenstrûk, d. H. der Holla- gleich Erka-( gleich Herke-) eignet nun dem Gang. Der hohe Stöckelschuh giebt dem Tritt etwas Strauch. Die Herke aber ist eigentlich nur ein Ausfluß der göttlichen Zögerndes, Unsicheres, Kokettes. Die Bewegung der Beine ver­Macht der Frau Holle und tritt in Norddeutschland nicht selten schwindet völlig unter dem steifen Reifrock; in dieser Zeit durfte eine geradezu für sie ein, oder mit ihr zu einem Worte zusammen, wie Dame keine Beine haben", wie der berühmte Ausspruch einer unsre westfälische Benennung bezeugt. So ist denn der Holunder spanischen Prinzessin lautete. Doch dieser steife, terzengerade Gang, bor andern der Baum der im Heidentum unsrer Altvordern allver- diese überzierliche, unbequeme Haltung wird bald durch einzelne ehrten Göttin Holla, der Mutter der Erde, alles Lebens und freie Nuancen gemildert. Der Rock wird ein wenig aufgenommen Sterbens auf ihr und aller Kultur. und läßt ein Paar Füße sehen, die schon wieder in einer lustigen Chiaconne, einem Bauerntanz, sich zu bewegen gewohnt sind. c. Wie die Frauen gehen. Gelassen wandelnd und in sanft Spizentücher und Schärpen lassen diese frischere Note antlingen, und geschwungenem Schritt", so trat die homerische Helena daher vor die das fokette Fächerspiel giebt dem nun beliebten schnellen Trippeln troischen Greise, ein Entzücken dem Auge. Heute flagt man wieder etwas Unruhig- Anlockendes. Mit der großen antiken Strömung, die darüber, daß die Frauen nicht gehen könnten, und die Schönen der zur Zeit der Revolution sich erhob, kam auch ein neuer Rhythmus in einen Nation zucken zum mindesten die Achseln über den Gang die Bewegungen: Freiheit und Ungezwungenheit zogen ein und mit andrer Völker." Was man heute gehen nennt, ist eigentlich nur dem antiken Kostüm wollte man den antiken Gang wieder­ein Sichfortbewegen," hat man verächtlich gesagt, und die Französin, gewinnen.­die vielleicht noch am ehesten sich den Rhythmus einer feinen Kultur in ihrem leichten, eleganten Schreiten bewahrt hat, findet doch, daß die schöne Amerikanerin sich zu steif und gerade, zu eingeschnürt ( corsetée) bewege, daß die Engländerin den Körper ungrazios vor­beuge und zu lange Schritte mache; unsre deutschen Frauen träten, nach dem Urteil der Französin, zu schwer auf und schlenkerten mit den Armen; die Stalienerinnen und Spanierinnen beugen sich zu sehr nach hinten über, die kokette Geziertheit ihrer sehr auswärts gestellten Schritte erscheint unnatürlich. Wollte man so die Schilderungen des Ganges   in Wort und Bild durch alle Epochen ver­

richtet"; der Leib möglichst zurückgebogen; so gehen sie daher wie

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Humoristisches.

Wohlangebrachter Hinweis. Besuch: Sind die Herrschaften zu Hause?... speciell möchte ich die Dame sprechen." Dienstmädchen: Jawohl, im Salon find f' alle zwei und dichten... die mit den kurzen Haaren ist die Guädige." - Schnelle Meinungsänderung. Bankier( zum Gast):" Was der Diener jetzt serviert hat, ist eine der vorzüg­lichsten Delikatessen, ein sogenannter Seehase." Gast: Ja, Seehase oder Lumpfisch." Bankier: Wie haißt: Lumpfisch? Johann, trag weg das gemeine Essen!"-

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Höchste Gemütlichkeit. Passagier:" Sagen Sie, Schaffner, warum hält denn der Zug hier schon über eine halbe Stunde?" Schaffner: Ja, hären Se, der Stationsvorsteher is Sie nämlich e leidenschaftlicher Amadherphotograph, und da braucht er immer de roden Zugladernen, um die photographischen Platten zu entwickeln." ( Meggendorfer Blätter  ".)

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Notizen.

folgen, man könnte eine sehr unterhaltende Kulturgeschichte des Ganges   schreiben. Die vollendetste Art des Gehens ward bei den Griechen erreicht, deren allseitig ausgebildetes Schönheitsgefühl auch die Bewegungen des alltäglichen Lebens beherrschte. In den weiten Faltengewandungen, die die Melodie des Gehens begleiteten, schreiten die Jungfrauen des Parthenon  - Frieses gemessen und wohl abgewogen feierlich daher. Eine große ästhetische Kultur hat die würdige Rundung bestimmt, mit der der eine Fuß das Auftreten des andern begleitet, und ein anmutig wechselndes Spiel des Gewandes belebt dieses Wandeln. Die Griechin setzte den mit den Sandalen bekleideten Fuß fest auf, sie suchte nicht, wie es bei den modernen Völkern Sitte geworden ist, die Bewegungen der Hüften und Schenkel zu verbergen; sie hüllte nicht die Beine in einen engen Rock, der das Ausschreiten unmöglich macht, sondern die frei wallenden Stoffe folgten den Bewegungen der Gehenden, ließen die Wiederholung der Schritte erkennen und gaben dem Gange etwas Notwendiges, während man sich heute manchmal darüber, wie eine Frau eigentlich geht, nicht ganz klar wird, weil die festen Formen der Kleidung den individuellen Rhythmus nicht antlingen lassen. Der Gang der Im Residenz- Theater wird am 3. September der Griechin war der natürliche Ausdrud ihrer Lebenshaltung; ihr dreiaftige Schwant Eine Hochzeitsnacht" von Henri Réroul Gehen war Anmut", so wie sie Schiller von aller wahrhaft schönen und Albert Barré zum ersten Mal gegeben.- Bewegung gefordert. Im Mittelalter, als nach den Zeiten eines Das Jantsch- Theater in Wien   geht im April 1905 untünstlerischen Seins, zur Zeit der Kreuzzüge und der Minne  - in den Besitz Jarnos vom Josephstädter Theater über und erhält fänger frühe Keime eines neuen ästhetischen Gefühls sich regten, den Namen: Wiener   Lustspiel- Theater. mußte man erst gehen lernen. Man war so schwer gewesen und In der Ausstellung der Secession wurden in die plump, der Gang ungleichmäßig und fahrig. Nun kam das Ideal letzten Zeit folgende Werte verkauft: Hans Thoma  : Träumere der Maze", der schönen Selbstbeherrschung der Glieder und der an einem Schwarzwaldsee"; A. Oberländer: Amors Sieg"; Ulrich Seele. Der Gang ward jezt überleicht und tänzelnd; auf Zehen- Hübner: Frühling" und" Stillleben"; Druydorff:" Leyte Strahlen"; spiben glitt man daher, seßte die Füße möglichst spitz und gedenhaft. A. Schmidt Michelsen:" Kastanien"; 23. Büttner; Hornbläser"; Und während der Körper der griechischen Frau in leichter Neigung Phil. Frank: Vorfrühling"; Leo Lutz: Schneckenmütter"; D. Moder der Richtung der Füße folgte, wird nun, während die Füße vorwärts sohn:" Moorstimmung"; H.Lichtenberger:" Variété  "; Frizz Klimsch: schreiten, der Kopf in die Luft gehoben, der Blick aufwärts ge-" Mädchen beim Austleiden". In der Rhön   hat man abermals wichtige archäo­Pfauen". Eine französische Chronik erzählt, daß die Frauen müh- logische Funde gemacht. Auf dem Stallberge bei Rasdorf  fam sich fortbrächten", wie ein segelndes Schiff, unter der Last ihrer wurde ein Steinwall in wunderbar erhaltener Form aufgedeckt. Die Stickereien und der Gezlertheit ihres Ganges  . Allmählich läutert unregelmäßig geformten Basaltblöcke und Säulen sind in geschickter sich dann dieser eckige und übertriebene Gang zu einem lieblichen Weise unter einander verbunden; Mörtel und Holzkonstruktionen Schreiten, wie er in Dantes Werken und den frühen Bildern der fehlen gänzlich. Ferner wurde auf dem Dechsen bei Vacha   ein Kölner   und Sienesen lebt. Die Frau scheint zu schweben; ihre Füße großer Steinwall entdeckt, der dadurch besonders interessant ist, daß berühren kaum den Boden; die leise Neigung des Kopfes giebt den an ihm die erste Mauerschichtung( chilopisches Mauerwert) festgestellt Grundaccord für das feine behutsame Seßen der Füße, das flüchtige verden konnte. Auf dem Geiskopf und auf der Diesburg legte man Erbeben des Gewandes. In der Renaissance verläßt die Frau diese einen wohlerhaltenen Ringwall frei.- himmlischen Regionen, aus denen sie früher herabzuschweben schien, Auf der Jusel Delos wurde im Laufe der letzten fran und tritt als Erdenweib wieder kräftig auf. Sie gewöhnt sich wieder zösischen Ausgrabungen unter andren Juschriften eine umfangreiche an das Ausschreiten, an den Gebrauch ihrer Beine, und ihr Gang Tempelschap- Rechnung in wohlerhaltenem Zustande auf­bekommt leicht etwas Springendes, Hüpfendes, Unausgeglichenes. gefunden. Die lange Urkunde giebt eine Fülle neuer Aufſchlüſſe Man sucht diese freie Art des Schreitens, wie die Frau des Alter- über Einnahmen und Ausgaben eines der reichsten autiken tums sie hatte, wieder aufzunehmen. Das Gangmotiv wird bei den geschürzten Gewändern deutlich hervorgekehrt; aber statt des ge= mäßigten, würdevollen Tempos, in dem die Griechin schritt, flattern hier um die flinker auftretenden Füße die Kleider lustig und toll herum, scheinen erfüllt zu sein von dem überschäumenden Lebensmut dieses Völkerfrühlings. So auf Bildern des Botticelli   und Filippino Lippi. Auch das schöne Motiv, einen Fruchtkorb oder einen Krug auf Kopf oder Schulter zu tragen, das dem herauflangenden Arm eine so weiche Linie, dem ganzen Körper einen wundervollen Schwung verleiht, haben sie von den Griechen gelernt. Doch wird der Gang allmählich massiger und schwerer, bis dann schließlich das Weib des Rubens ungefüge und wuchtig, fast plump einherschreitet. Schwer fällt der Sammet und Brokat ihrer Kleider hernieder, sie scheint zu en; ihre Hand ruht auf der Hüfte. Von dieser fraftvollen Ganges   fort bedeutet der Gang der Rokokodame eine g zum Feinen, Gezierten und Künstlichen. Ein spizzes und ftreten, ein melodiöser und tänzelnder Taft, wie ihn teur: Paul Büttner  , Berlin.-Druck und Verlag:

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Tempel.

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- Das reichhaltige Herbarium des verstorbenen Natur forschers Dr. W. Behrens wurde dem botanischen Museum an der Universität zu Göttingen   als Geschenk überwiesen. Es enthält 6000 Pflanzenarten, darunter solche von den kanariſchen Inseln, aus Algerien  , Madeira  , von den Azoren  , aus Kleinasien   und von St. Thomas.

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Ein praktischer Arzt. Der Doktor Meier erhält ohne vorausgegangene Bestellung von einem Cigarrenhause eines Tages einen Bosten Cigarren laut beigelegter Rechnung zum Gesamtpreise von fünfzehn Mark zugeschickt mit der Bemerkung, daß diese ganz vortrefflich seien. Eine Probe bestätigt dies. Hierauf geht von dem Doktor an die Firma folgendes Schreiben ab:" Ich empfing von Ihnen 150 Stück unbestellte Cigarren zum Preise von fünfzehn Mart. Als Gegenleistung übersende ich Ihnen beifolgende fünf Rezepte a 3 M. 15 M. Sie sind zwar ebenfalls nicht bestellt, aber auch sehr gut. Hochachtungsvoll Dr. Meier, praft. Arzt." Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

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