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Habe sich meist mit Herumlaufen und Betteln befaßt, wiewohl er et- van Beuren und Zinsser, kamen nach einer freilich kleinen Zahl liche Zeit auch mit Schleiern, Borten und Websteinen im Franken- von Versuchen zu dem entgegengesetzten Schluß, daß nämlich land gehandelt. 3. Vor fast 20 Jahren hab er in der Stadt Erfurt keinerlei Einfluß der Strahlen auf Batterien stattfände, als ein Hausknecht bei einem Gastgeber gedienet. Dort wär auch ein und behaupteten geradezu, daß die früheren anders. armer Gesell gewesen, der eine Jungfrau, eines reichen Mannes lautenden Ergebnisse auf Irrtümern in den Experimenten Tochter, zur Ehe hätt haben wollen, dessen sich aber die Jungfrau beruht haben müßten. Jetzt hat sich Dr. Prescott und deren Eltern geweigert, darauf sie vor das geistliche Recht den biologischen Laboratorien biologischen Laboratorien des Massachusetts Institute of tommen. Der junge Gesell hätt ihm dem Georg Fischer und noch Technology nochmals gründlich mit der Untersuchung der wichtigen ihrer zweien 10 Thaler geben, daß sie falsch Zeugnis ausgesagt, Frage beschäftigt. Der Erfolg, über den er in der Wochenschrift darauf die Jungfrau den jungen Gesellen hätt zur Ehe nehmen Science " ausführlich Rechenschaft ablegt, ist leider ein völlig nega­müssen. Darnach aber wären die falschen Zeugnis offenbar worden, tiver gewesen, trotzdem er eine außerordentlich stark strahlende Probe Derhalben seine beiden Gesellen entloffen, er aber eingezogen worden. von Bromradium zur Verfügung gehabt hat. Das Nadium sendet Und dann seien ihm aufm Markt durch den Scharfrichter zween bekanntlich drei verschiedene Arten von Strahlen aus, die als Alpha-, Finger aus der rechten Hand öffentlich abgeschlagen worden und Beta- und Gamma- Strahlen unterschieden worden sind und von denen sei er dazu auf ewige Zeiten aus der Stadt Erfurt verwiesen überhaupt nur die legteren beiden als wirksam in Betracht kommen worden. 4. Er hab eine Krankheit, das sei der Stein, darauf hab tönnen. Danach wurden die Experimente eingerichtet. Zur Unter­ihm sein Junter vor etlichen Jahren einen Bettelbrief gegeben. Als fuchung tamen frische Züchtungen des gewöhnlichen Bacillus des mensch­dieser Brief alt worden, sei er zu einem in Karlsbad , welcher ein lang lichen Darms( Bacillus coli), des Diphtheriebacillus und eines Hefepilzes schwarzer Mann und sich vor einen vertriebenen Pfarrherrn aus-( Bierhefe). Die Bestrahlungsdauer schivankte zwischen 20 und 80 Minuten, gebe, aber nur im Land herumziehe solche falsche Bettelbrief und er- der Abstand des Radium von den Keimen zwischen 1 und 2 Centi­dichtete Schreiben verfertige. Der hab ihm den Brief rein um meter. In feinem einzigen Fall konnte eine Abtötung der Keime geschrieben, habe seines Erbherrn Siegel mit einem Pferdehaar ab- oder auch mir eine Abschwächung ihrer Entwickelungs- und Lebens­gezogen und auf den neuen Brief abgedruckt. 5. Nachdem auf ikt fähigkeit ermittelt werden. Der Diphtheriebacillus war zu der gemeldeten Brief das Sigil gar zu alt worden und dasselbe nimmer Forschung ausgewählt worden, weil er als Typus eines krankheit­gelten wollen, so sei er zu dem Goldschmied zu Faltenau und hab ein erregenden Kleinwesens betrachtet werden kann und weil man mit Sigil von ihm graben lassen auf Blei. Dafür hab er dem Gold- Bezug auf ihn am stärksten auf eine Bekämpfung mit Hilfe des schmied drei Ort Gulden zu Lohn geben und dann auf den neu ge- Radium gehofft hatte. In der That waren bereits Versuche gemacht fiegelten Brief gebettelt. Dann aber hab er das Sigil weggeworfen, worden, die Diphtherie auf dem Wege zu heilen, daß man dem also nur drei Jahr lang auf den falschen Brief gebettelt. 6. Sein Stranten eine besonders hergestellte Röhre mit Nadiuminhalt in den Weib Margarethe hab er nun fast vor 17 Jahren in der Stadt Schlund einführte. Prescott hält dies Verfahren für aussichtslos Töpel geehelicht; ihr Vater wär ein Pfarrherr gewesen. Jetzt bettle und für ganz ungeeignet, etwa die Anwendung des Diphtherie­auch sie sein Weib for sich selbst auf einen falschen Brief. 8. Der heilblutes überflüssig zu machen. Ueberhaupt verspricht er sich von Halbfuß oder Gemperle, welcher ein alt Weib und einen großen der Benutzung des Nadium für die Heilung ansteckender Krankheiten Sohn hab und jetzt zu Prag sein soll, bettle auch über lange Zeit mit wenig. falschem Brief und Siegel auf Brand und auch auf Krankheit; dem= felbigen Bettler hab das Feuer den halben Fuß abgebrannt. 9. Einer, Christoph von Coburg, der sich auch for einen vertriebenen Pfaffen ausgebe, schreib solche falsche Brief und siegle sie mit falschem Eheglück. A schön's Leben! Jetzt muß ich den ganzen Siegel. 10. Der schwarze Mann im Karlsbad hab ihm seinen neuen Tag liegen bleiben, damit mein Mann' s Bett nicht versezen Brief geschrieben und heiße Peter von Baireut. Er hab ihm damals kann!" Thaler geben; aufm Jahrmarkt zu Eger hab er ihn aber auch be­stellt, da soll er ihm noch einen ½ Thaler zustellen. Auch mit seinem - Die gutgesinnte Ziege. Auf einem kleinen Blaze Weib hab er sich abgeredt, mit ihm am Jahrmarkt zu Eger zusammen- in München sind öfters Ziegen zu sehen, die zu dem Zwecke an­zukommen. Auch von den Briefschreibern werden da hinkommen. getrieben werden, damit sie an leidende Menschenkinder ihre frische Auch glaube er, daß wohl hundert Bettelbrief, die herumfommen, Milch abgeben. An einem Sonntagmorgen nun trat ein Schußmann alle falsche Brief und kaum einer derselben echt sei. 11. Sunsten hab an die Besizerin einer solchen lebenden Milchwirtschaft heran mit er in einem Dorfe bei Prür mit dreien Landsknechten Karten ge- der Warnung:" Sie, vor zehn Uhr dürfen S' fei' nig verkauf'n, spielt und darüber sich mit ihnen geschlagen. Die hätten ihm die damit das Gesetz der Sonntagsruhe net leidet." Darauf antwortete Tinte Hand lahm gebaut; auch hab er einen Stich in die linke Achsel die Frau: Da derfen S' scho' b'ruhigt sei, Herr Wachtmeister, bekommen und fein Weib drei Wunden, also zwei im Kopf und die wenn i aa wollt, vor zehne giebt die Goas, damit i net g'straft dritte am rechten Arm; denn sie sei ein frisch und trußig Weib und wer', gar to a Milli her!" ( Jugend".) wenn sie nicht dabei gewesen, so dürften sie ihn damals wohl gar er­schlagen haben. Und sein Weib trage zwei Sigillen in einem kleinen Beutelein, darbei auch zwei Goldgulden und darzu drei ganze Thaler. Solches hat er bekannt in peinlicher Frag und Marter. Folget das Urtel: Dieweil Georg Fischer nach getanen gütlichen und auch pein­lichen Aussagen wider die Gebote und Ordnung Gottes sich also gröblich versündigt und derenthalben vermöge der Kais. Reformation und peinlicher Halsgerichts- Ordnung an seinem Leben mit höchster Schärfe zu strafen wäre, so ist doch auf sein heftiges Bitten und An­halten hierauf zu Recht erkannt worden, daß er Georg Fischer um erzählter seiner Mißhandlung Willen hinaus an verordnete Richt­stelle gebracht und mit dem Schwert vom Leben zum Tod gerichtet werden solle."

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Naturwissenschaftliches .

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Humoristisches.

Notizen.

Ein neues Wert von Ernst Haeckel : Die Lebens­wunder" erscheint demnächst im Verlage von Alfred Kröner in Stuttgart ( Preis 8 M.). Das Buch bildet eine Ergänzung zu des­selben Autors Welträtsel"..

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- Ludwig Fulda hat ein neues Stück vollendet. Es führt den Titel: Maskerade".-

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-Simplicius oder Der Handschuh ", ein tragisches Märchen in fünf Aufzügen von Friedrich Kayßler , ist vom Neuen Theater zur Aufführung angenommen.

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- Nils Collet Vogts Schauspiel 3 wei Menschen" hatte im National Theater in Kristiania einen durch­

ss. Ist das Radium bakterienfeindlich? Gerade wie nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen hat sich auch nach der Auffindung des Radiums und seiner merkwürdigen Eigenschaften die Wißbegier bald der Frage zugewandt, ob sich nicht ein praktischer Nuzen aus den neu enthüllten Naturerscheinungen werde ziehen lassen. Bei den Röntgenstrahlen lag eine solche Bemühung nament- fchlagenden Erfolg. lich für die Medizin nahe, da ja die Durchleuchtung des menschlichen - Das Opernhaus wird folgende Neuheiten bringen: Körpers und ihre photographische Darstellung das erste war, was die durch die Entdeckung offenbarten Wunder so recht eindringlich von R. Leoncavallo . Der Roland von Berlin". Historisches Drama in 4 Aften Uraufführung. ( Mitte November.) veranschaulichte. Da nun aber die Röntgenstrahlen in der That Rübezahl". Oper in 4 Aufzügen von Hans Sommer . manchen Einfluß gezeigt haben, der ärztlich verwendbar erscheint, so" Ende Dezember.) Die Heirat wider Willen". Komische war eine entsprechende Prüfung der Radiumstrahlen eine Auf­gabe, die sich den Forschern gleichsam von selbst darbot. Als die wichtigste Januar.) Das Fest auf Solhaug". Musikdrama in 3 Auf­Oper in 3 Aften von E. Humperdinc. Uraufführung.( Ende Möglichkeit wird in dieser Hinsicht natürlich eine etwaige Wirkung zügen von" W. Stenhammar. Üraufführung.( Ende Februar.)- gegen die tückischen Krankheitserreger aus der Gruppe der Batterien, Urtiere und Pilze betrachtet. So sind denn schon seit Monaten-Im Hofe eines Molkereipächters in Frauenhain ( Streis Untersuchungen über die mutmaßliche keimtötende Kraft der Radium - Ohlau ) blüht ein Apfelbaum bereits zum dritten­strahlen im Gange. Die Ergebnisse haben verschieden gelautet. mal in diesem Jahre. Eine von der ersten Blüte im Mai her­Pfeiffer und Friedberger fanden, daß Typhusbacillen durch die stammende Frucht ist vollständig ausgereift, während jetzt neben den Strahlen in einem Abstand von 1 Centimeter in 48 Stunden getötet etwa 10 bis 15 wallnußgroßen Fruchtansägen nach der zweiten Blüte würden, auf eine Entfernung von 5 Centimeter aber nicht mehr. um Mitte Juli die dritten Blüten stehen. Milzbrandkeime, die den Strahlen an Seidenfäden angetrocknet aus­gesezt wurden, starben nach drei Tagen, nach 48 Stunden aber noch In der Schlacht bei Lianjang wurde die ganze nicht. Vohn berichtete allgemeiner, daß niedere Lebewesen von den russische Artillerie von einem 600 Fuß hohen Berge aus Strahlen schnell zerstört würden. Zwei andre Forscher hingegen, telephonisch geleitet.-

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Berantwortl. Redakteur: Franz Rehbein , Berlin.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.