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,, Rücksichten auf die internationale Politik .. murrte der Arzt.„ Wissen Sie, wir wollen ein Gläschen trinken!' s ist schade um die Zeit," fügte er lebhaft hinzu.
Oh bitte!" antwortete der sprawnik kühl. Da er aber feine Anstalten machte, die Gläser zu füllen, faßte der Doktor einen verzweifelten Entschluß, trat an das Tischchen und holte mit zitternder Hand eine Flasche von dem ihm so teuren Ungemischten vaterländischen" hervor.
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Ba zu thun? Rücksichten auf die internationale Politik gebieten ihm schon Forscher gegeben, welche die Augen offen hatten, und nicht mir, fie höflich aufzunehmen. Sie gehören einer befreundeten bloß specielle Zwede verfolgten, wie dies wohl so mancher- an und für sich auch der vollsten Anerkennung würdige gethan hat. Nation an." Allein die Vielseitigkeit A. v. Humboldts steht eben doch einzig da, entfernten Dingen Verbindungen herzustellen, das Verschiedenste und ganz unerreicht ist er auch geblieben in seiner Kunst, zwischen unter einen gemeinsamen Gesichtspunkt zu bringen, dem Specialistentum die Notwendigkeit in das Gedächtnis zurüdzurufen, daß das einzelne Resultat für sich allein noch nicht befriedigt, sondern nur als Teil eines großen Ganzen den richtigen Plaz einnimmt. Es ist nicht zu leugnen, daß jener Epoche stürmischer Begeisterung, die um Mitte des Jahrhunderts erlebt wurde, eine Begeisterung, die mits Rückschlag erfolgt ist, und daß man dann, im Bewußtsein, es da und unter zur übertriebenen Verhimmelung ausartete, später der übliche dort ungeheuer viel weiter gebracht zu haben, den großen Mann gar nicht mehr als produttiven Forscher gelten lassen, sondern ihm höchstens wegen seiner Verdienste um die Popularisierung und Verbreitung der Wissenschaft ein kühl gemäßigtes Lob zuerkennen wollte. Die objektiv ihren Wahlspruch abgebende Geschichtserzählung muß demgegenüber daran festhalten, daß in A. v. Humboldt , der den
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Wissen Sie, Herr Isprawnik!" begann er schon fröhlicher, als er das erste, das kleinste" genehmigt hatte. " Friede sei diesem Hause beschieden!" erschallte plötzlich ein tiefer Baß von der Thür her.
Sie wandten den Kopf und riefen dem Vater Pretojewi gleichzeitig entgegen:
" Ach, willkommen!...
Sie kommen gerade zur rechten Zeit," rief der Doktor Kosmos" schrieb und in ihm zuerst ein wohlgegliedertes System der
lebhaft.
( Fortsetzung folgt.)]
( Nachdrid verboten.)
Geographische Etappen.
Weltphysik aufstellte, auch ein schöpferischer Geist allerersten Ranges berehrt werden sollte. Jm Bunde mit seinem Jugendfreunde, zu dem wir gleich nachher übergehen werden, hat er die Erdbildungslehre aus dem Banne einseitig neptunistischer Lehrmeinungen er= löst, in dem sie von hundert Jahren befangen war; nahezu allein hat er die vergleichende Klimatologie gefchaffen und die Lehre vom Erdmagnetismus, die bis dahin in den Lehrbüchern nur ein ziemlich unscheinbares Dasein führte, zu einer selbständigen und geachteten Nur allmählich tritt die wissenschaftliche Erforschung der Erde Disciplin erhoben. Was er aber für die historische Seite der Erdaus dem Dunkel hervor. Jahrtausende find notwendig gewesen, um funde und hier wieder hauptsächlich für das Verständnis des Entdasselbe zu erhellen, und noch heute liegt bieles im Schatten. Eine deckungszeitalters geleistet, das ist teilweise noch heutigen Tages nicht geographische Beschreibung der Erde fann nicht in chronologischem übertroffen. Nicht der mindeste Zweifel endlich kann darüber be= Busammenhange gegeben werden. Auf harmonische Weise das Ganze stehen, daß die Lehre von der geographischen Verbreitung der Genach seine historischen und physikalischen Seite darzustellen, ist rein wächse vor ihm ganz und gar in den Kinderschuhen stat und als unmöglich, denn die Einzelländer treten in ganz verschiedenen Zeiten Wissenschaft das Gepräge Humboldtschen Geistes und Humboldtscher aus ihrer Dunkelheit heraus. Die mannigfaltigen Verhältnisse des Kombinationsgabe trägt. Zustandes der Erde bis zur Gegenwart lernen wir nur aus der Leopold v. Buch( vergl. Siegmund Günther ," EntstehungsGeschichte kennen. Die Entdeckungen bilden einen Teil derselben. geschichte") ist fast in jeder Hinsicht der unzertrennliche Genosse Nur von den gebildeten Nationen des Altertums sind denen der Neu- feines Landsmannes, obwohl es hinsichtlich des Charakters feine zeit Kenntnisse der Erdoberfläche überliefert worden. Die unge- größeren Gegensätze als die zwei Söhne der märkischen Erde geben bildeteren Völker haben zwar eine Kunde ihrer Heimat, aber feine fann. Beide studierten Bergbaukunde an der nicht sehr lange zuvor Erdkunde. Die Indianer Nordamerikas kennen ebenso wie die am begründeten, aber schnell zu hohem Rufe gelangten Bergakademie zu Amazonenstrom genau ihre Urwälder und finden oder fanden die Freiberg in Sachsen , welcher der Mineraloge A. G. Werner ( 1749. Urwälder auf Hunderte von Meilen. Die Beduinen verfolgen durch bis 1817) vorstand. Das„ oryktognostische" Lehrgebäude dieses zwar die Mitte ihrer meeresgleichen Wüsten mit Sicherheit ihren Weg; etwas einseitigen, aber auch mit so manchen Kennzeichen des echten die Estimos der Polarzone zeichneten sogar mit Kohle auf Birken- Genius begabten Mannes stand um 1800 in ungeschwächter Achtung. rinde für die britischen Seekapitäne die Küsten und Inseln ihres Danach waren so gut wie alle Gesteine, die am Aufbau der Erdrinde weiten, furchtbaren Eismeeres und zeigten ihnen so die Wege zu Wasserhülle," welche in früher geologischer Vorzeit unsern Planeten einen irgendwie beträchtlichen Anteil nehmen, Niederschläge aus der den Eingängen der Nordwestpassage. Der Malaie weiß auf unermeßlicher Meeresfläche den Weg, den er steuern muß, um die umgab, und die Vultane, welche mit„ Erdbränden", d. h. mit ents nächste Inselgruppe zu erreichen. Aber weiter kommt er nicht, wenn zündeten Kohlen- und Schwefelfieslagern auf die gleiche Stufe ge= er nicht durch eine oceanische Strömung verschlagen wird. Ueber die stellt werden, haben bei der Gestaltung der gegenwärtigen ErdHeimat, über das nächste Bedürfnis, reicht die Kenntnis solcher oberfläche nicht in irgend nennenswertem Maße mitgewirkt. Man Naturvölker nicht hinaus. sieht, daß Werner, der erst in späteren Jahren über die Grenzen Kursachsens hinausgekommen ist, sich den ihn umgebenden Eindrücken nicht zu entziehen vermochte und die enge Welt, in der er sich berufsmäßig besser als irgend ein andrer auskannte, ohne weiteres zunt Maßstabe aller Dinge machen wollte. So trug feine Lehre den Keim des Verfalles in sich, aber es dauerte Jahrzehnte, bis man an den autoritativen Aeußerungen des berühmten Montanisten Kritik zu üben wagte. So haben denn auch A. b. Humboldt und 2. v. Buch in ihren Jugendarbeiten das Freiberger Glaubensbekenntnis nicht nur anstandslos hingenommen, sondern auch nach Kräften durch neue Beweisgründe zu stüßen gesucht. Erst als ihr Blick durch Reisen geschärft und ihnen eine Fülle von Naturerscheinungen zugänglich geworden war, vollzogen sie, zuerst schüchtern, dann aber immer entschiedener, den Bruch mit ihrer Vergangenheit, und als Werner starb, war der noch vor kurzem in einen Winkel verbannte Vulfanismus eine Macht geworden, deren Anhänger freilich nur zu bald in den Fehler aller siegreichen Parteien verfielen und die alte Wahrheit verachteten, daß die Natur mit weit mehr Mitteln arbeitet, als der Mensch in doktrinärem Wahne zugeben will.
Aber zwischen der Kenntnis der Heimat und der Wissenschaft von der Erde überhaupt ist ein großer Unterschied. Die Erdkunde setzt sich aus einer Summe von Erkenntnissen zusammen, zu denen alle europäischen Völker einen Teil beigetragen haben;' ihre Geschichte gewährt Gelegenheit zu spannenden Vergleichen; denn in der Art ihrer Leistungen spiegeln sich sowohl der Genius als auch die politischen Schicksale der einzelnen Völker wieder. So gehört das Mittelalter ganz entschieden den Italienern an, die seitdem mehr und mehr verschwinden. In der Zeit von Regiomontan bis auf Kepler sind die Deutschen allen andern Nationen weit überlegen; dann kommt die holländische Schule auf. Seit dem Jahre 1696 aber bereinigt sich aller Glanz auf Baris und verweilt dort bis etwa um das Jahr 1760. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts treten die Briten wieder in den Vordergrund; das nächste Jahrhundert aber gehört wieder den Deutschen , und es gehört ihnen bis fast in das jebige Jahrhundert hinein. Gerade im 19. Jahrhundert, dem wir wie feinem andern die gewaltigen Fortschritte in der Erschließung neuer Erdräume verdanten, sind auch die nächsten Ziele der wissenschaftlichen Geographie vollständig klar geworden, die früher Die Sinnesänderung bereitete sich bei dem ersten der beiden noch vollständig unsicher und unklar waren. großen Erneuerer der dynamischen Geologie vor, als er den Bik Diese Epoche fnüpft hauptsächlich an die drei Namen an: von Tenerifa bestieg, und die Südamerikanischen Feuerberge vollv. Humboldt , v. Buch und Ritter. Sie suchten erst eine diesen Namen endeten bei A. v. Humboldt den Sieg der vulkanischen Naturverdienende Erdkunde und hoben nach und nach an Stelle Frankreichs , anschauung. Für seinen Genossen wurden maßgebend der Vesuv das um die Jahreswende auf allen Gebieten menschlicher Geistes- und die eine beredte Sprache sprechenden ausgebrannten Bultane bethätigung die Vormacht darstellte, in geographischer Beziehung des französischen Centralplateaus, so daß die auch für andre Zweige Deutschland zum führenden Lande. Zwei der Männer starben im gleichen Jahre 1859, während der Dritte nicht lange zuvor aus dem Leben geschieden war; so fügt es sich ganz von selbst, daß der Zeitraum, dem dieses Dreigestirn seinen Stempel aufgedrückt hat, mit den ersten sechs Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts gerade zusammenfällt. Alexander v. Humboldt , dessen Meisterschaft in der Kunst des wissenschaftlichen Reisens die Welt neidlos anerkannt hat, war mehr als fünfzig Jahre lang der Repräsentant alles dessen, was in der Lehre von der Erde an neuen Erkenntnissen gewonnen wurde. Man tann sagen, daß er im Bereiche des wissenschaftlichen Reisens als grundstürzender Reformer aufgetreten ist. Gewiß hat es auch vor
der Weltkunde wichtig gewordene Reise nach den Kanarischen Inseln, die er 1815 unternahm und in einem Klassischen Werke von 1826 beschrieb, nur noch offene Thüren einzustoßen hatte. Gewiß haben sich auch v. Buchs vulkanische Theorien, für deren Weiterbildung namentlich der Engländer G. Poulett- Scrope( 1797-1875) und der Franzose L. Elie de Beaumont( 1798-1874) thätig waren, nicht durchweg bewährt, aber gerade seine viel angefochtenen„ Erhebungs frater" haben nachmals eine gewisse Rechtfertigung durch den Nach weis gefunden, daß es Vulkane ohne Krater giebt, und daß dieselben in früheren Perioden der Erdgeschichte sogar besonders zahlreich das Antlitz der Erde verändern geholfen haben.
( Schluß folgt.)