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der Festländer gesprochen, vor Karl Ritter niemand die Weltteile| Nachfolger Sven Hedin wird, wenn dem rüftigen Manne noch ein als die großen Individuen der Erde zu bezeichnen gewagt, gleichsam weiteres Jahrzehnt so wie bisher zu schaffen vergönnt ist, eine als ob sie durch hilfreiche oder verweigernde Gewalten beseelt seien, wesentliche Beschränkung der innerasiatischen„ terra incognita" er= die ihren Bewohnern ein geschichtliches Verhängnis auferlegten, wie zielt haben. Lohnende Aufgaben stellen nach wie vor der Goldene dies in Bezug auf Afrika Ritter so überzeugend nachgewiesen hat. Chersones und die hinterindisch- chinesischen Grenzgebirge. China Er offenbarte uns, daß die alte Welt, auf der sich alle Kontinental - würde, wäre nicht die Staatsraison allen Fremden feindlich gesinnt, erscheinungen verschärfen, ein kräftigeres Gepräge trage, als die rasch ein Dorado des Forschungsreisenden werden. Was Afrika neue Welt, die arm sei an Gegensätzen, wie alle Geschöpfe der betrifft, so sind die hellen Flecke aus dessen Karte zwar noch nicht Oceane, denn das Wasser, bemerkt er, verwischt die Individualität. endgültig getilgt, aber Bahl und Umfang derselben haben gewaltig Europa dagegen, schlank und zierlich gebildet, mit um sich greifenden abgenommen. Das Hinterland der Küste von Oberguinea, das Gliedmaßen und tief eindringenden Gefäßen, erscheint wie ein Waldgebiet zwischen dem mittleren Kongo und dem oberen Nil, höher organisierter Erdenraum und wie ein sinnreich angelegter endlich der Westen des italienischen Somalilandes dürften hier in Entwicklungsplatz für die menschliche Gesellschaft. Nur sein erster Linie zu nennen sein; aber auch im Kongostaate stößt man, spanisches Hochland trägt den Typus starrer Kontinente, doch nicht sobald man sich an vielen Stellen nur ein wenig vom Hauptstrome ihm verdankt Europa seine Charakterform, sondern den Alpen, die entfernt, sehr bald auf Gegenden, die in der Karte nur flüchtig ausvon strömenden Wässern und Thälern durchbrochen und auf- geführt sind, weil man noch keine zuverlässige Kunde darüber bes geschlossen, auf kleinstem Raume die größte Mannigfaltigkeit der fißt. Das große Bassin der Kassai und insbesondere seiner Neben= Erscheinungen vereinigen, ohne die Zugänglichkeit des Festlandes flüsse Lukenje, Oschuma Kuango ist nur ganz oberflächlich bekannt zu verringern. Das Maß der Aufgeschlossenheit eines Kontinentes und erheischt dringend neue Erforschung. Natürlich ist auch das hat Ritter später nach dem Vorgange Ragel mathematisch aus- Innere Madagastars hier mit inbegriffen. Australiens Kontinent zudrüden gesucht, indem er die Entwicklung der Uferlinien mit dem endlich ist von der Forschung zu keiner Zeit vernachlässigt worden, eingeschloffenen Raume verglich. und gleichwohl sind Westaustralien und North- Territory Landschaften, die man mit den mangelhaftest bekannten Teilen ruhig auf eine Stufe stellen kann. Daß dem neuen Jahrhundert bezüglich Neu Guineas noch ein ungeheures Stück Arbeit zu leisten übrig bleibt, dürfte bekannt sein.
Eine merkwürdige Verzögerung in dem geistigen Wachstum unsres Geschlechts war die Folge, daß die ältesten Gesellschaften im Westen und im Osten ohne befruchtende Mischung der gewonnenen Erkenntnisse, ja ohne genaueres Wissen von einander sich Jahrtausende entfremdet bleiben sollten, und die Berührung erst stattfand, als sie für das Abendland ziemlich gleichgültig geworden war. Mit großer Spannung hat Ritter nicht nur erforscht, wie wenig daran fehlte, daß Chinesen und Römer in den kaspischen Niederungen aufeinander trafen und wie bedeutsam das Auftreten der Araber und Mongolen als Vermittler der beiden Gesittungen wurde, sondern er hat auch das physische Geheimnis dieser Verzögerung in der senkrechten Anschwellung Innerasiens erkannt, die um so hinderlicher war, als bei der Armut an Erosionswassern im Kern des Festlandes die Abstürze der Terrassen nicht ausgefurcht und keine bequemen Völkerwege durch sie vorbereitet waren.
Ritter teilte mit Strabo , dem Zeugen einer bewältigenden Kultur, die bessere Einsicht, daß mit dem Erstarken der Gesittung aller Zwang der Natur gemildert werde. Doch hat sich die höchste Verklärung menschlicher Gesellschaft nie an einen Erdenraum fesseln lassen, sondern sie ist rastlos geschritten von Strom zu Strom und von Ufer zu Ufer. Auch von uns läßt sich ihr Enteilen nicht abwenden. Als Amerika entdeckt war," ruft Ritter aus,„ da wurde der europäische Occident ein Morgenland." Dieses Scherzwort hat er in einer seiner letzten Schriften noch schärfer ausgesprochen, indem er Amerika , den oceanischen Erdteil mit seinen aufschließenden Kulturströmen, als den Schauplab bezeichnete, wo unser Geschlecht seiner höchsten Reife entgegenschreiten werde, und Merilo wegen seiner beherrschenden Lage zwischen zwei Oceanen und wegen der Mannigfaltigkeit der lebendigen Natur an seinen Höhenstufen als den begünstigsten aller Erdräume pries. Es leistet die Wissenschaft das höchste, wenn es ihr, wie in diesem Falle, gelingt, die Absichten der Natur zu durchschauen und auf das Unabänderliche vorzubereiten.
Rekapitulieren wir kurz die Verdienste Ritters, des Schöpfers der vergleichenden Geographie, so lassen sich trotz aller Einwendungen jene kurz dahin zusammenfassen: er hat eine wahrhafte Länderfunde teils geschaffen, teils vorbereitet; er bleibt für immer ein nachahmenswertes Vorbild, durch kritische Abwägung von Reiseberichten plastische Länderbilder herzustellen; er hat die Erdkunde aus dem Stande der Demütigung erhoben und zu einem Gegenstand hoher Achtung gemacht; vor allem hat er bewirkt, daß sich der geographische Unterricht den Banden einer ganz anders gearteten Vergangenheit entwand. Durch seine Lehrthätigkeit an Universität und Kriegsschule hat er namhafte spätere Vertreter der Erdkunde für ihre Wissenschaft begeistert. Wir erwähnen nur als begeistertsten Schüler Ritters den größten und glücklichsten aller Afrikareisenden Heinrich Barth . Die bedeutenden Geographen Guthe, Ruge, v. Richt hofen , Schurz, Kirchhoff, der soeben verstorbene Rabel und eine lange Reihe von ausländischen Gelehrten sind in den Bannkreis der wissenschaftlichen Geographie gezogen worden gerade durch die überaus segensreichen Diskussionen, die sich an die Ritterschen Reformen anschloffen. Sie im einzelnen hier zu behandeln, gestattet der Raum nicht.
Gerade aber auch diese Namen geben uns eine Gewähr dafür, daß es an Nachwuchs nicht fehlt, und die von ihm gegebenen Anregungen reiche Frucht tragen werden in dem zwanzigsten Jahrhundert, das eine so reiche Erbschaft angetreten hat. Ihm liegt die Aufgabe ob, die geographische Forschungsthätigkeit zu erweitern und zu vertiefen.
Den Nordamerikanern liegt in entdeckungsgeschichtlicher Hinsicht die Pflicht ob, die Zustände des Territoriums Alaska und der östlich angrenzenden Teile der Dominion of Canada aus dem noch darüber lagernden Dunkel zu befreien. Mexiko und die kleineren mittelamerikanischen Republiken sind auch noch allzureich an Partien, die sich der Erschließung so gut wie ganz entzogen haben; man betrachte nur das Unschuldskleid, in welchem auf unsern Landkarten die Proving Yukatan prangt. Wenn wir endlich zu Südamerika übergehen, so gewahren wir, daß, von Chile abgesehen, die vom Meere entfernteren Landesteile noch viel zu wenig erkundet sind. An Brasilien wird man wohl noch ein Jahrhundert in bisheriger Weise mitzuarbeiten haben, bis es geographisch etwa mit dem Chile von heute konkurrieren fann.
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Immerhin kann man sich, ein so fernes zeitliches Ziel man auch in Aussicht nimmt, eine Epoche denken, in welcher die Aufgaben der tropischen Geographie die wir noch nicht mit einer höhere Zwecke berfolgenden Länderkunde identifizieren als gelöst anzusehen wären. Dagegen wird sich auch die kühnste Phantasie nicht vorzustellen vermögen, daß auch für die allgemeine Geographie, und mit ihr auch für die wissenschaftliche Länderkunde ein Zeitpunkt der Erfüllung aller Wünsche kommen könnte. Jedes gelöste Rätsel stellt nur wieder vor neue Rätsel, und selbst wenn eine große Wahrheit in ihren Grundsäzen erkannt ist, bedarf es ungeheurer Arbeit, um auch für jeden Einzelfall die richtigen Konsequenzen aus ersterer zu ziehen. Eine Durchforschung aller Erdgebirge muß stattfinden, um nur das Erfahrungsmaterial flar überschauen zu können, und erst wenn dessen Durcharbeitung vollzogen ist, darf auch das Suchen nach den Ursachen dieser Verkettung scheinbar verschiedener Dinge auf Erfolg rechnen.- J. Wiese.
Kleines feuilleton.
bt. Die 76. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte wurde am Montag in Breslau eröffnet. In der schlesischen Metropole hat diese älteste wissenschaftliche Wanderversammlung be reits zweimal getagt, im Jahre 1833 und dann vor dreißig Jahren, im Jahre 1874. Inzwischen hat sich das Aussehen der Welt im allgemeinen und der Zustand der Wissenschaft im speziellen sehr erheb= lich geändert, so daß mehrfach bereits die Frage erörtert worden ist, ob sich die Naturforscher- Versammlung nicht bereits überlebt hat. Dabei wird nicht in erster Reihe an die außerordentlich gewachsene Verbreitung wissenschaftlicher Zeitschriften gedacht, durch welche neu auftauchende Fragen sehr rasch zu allgemeinster Diskussion gestellt werden; denn auch die eingehendste schriftliche Auseinandersehung kann nicht annähernd die persönliche Aussprache ersetzen und die Anregungen gewähren, welche durch den persönlichen Verkehr der verschiedensten Forscher erreicht wird. Vielmehr wird vielfach hervorgehoben, daß die Naturwissenschaften, an welche sich auch die Medizin anschließt, im Laufe der Entwicklung in so zahlreiche Einzelwissenschaften zerfallen sind, die sämtlich einen so umfangreichen Stoff zu bewältigen haben, daß für ihre Vertreter besondere Spezialkongreffe notwendig geworden sind. Aber demgegenüber muß doch betont werden, wie auch der erste Vorsitzende der Gesellschaft, Prof. Chiari Prag , in seiner Ansprache bemerkte, daß gerade in den letzten Jahren sich wieder das Streben nach Zusammenfassung der Sonderwissenschaften, nach gegenseitiger Annäherung der einzelnen Disziplinen bemerkbar macht. Diesem Bedürfnis kommt die Naturforscher- Versammlung entgegen, die daher trotz ihrer 82 Jahre- die Organisation ist im Jahre 1822 gegründet worden noch ein jugendkräftiges Leben führt. Es zeigt sich das auch an dem regen Besuch der Versammlungen; zu der diesjährigen waren bereits am Sonntagabend etwa 200 Personen eingetroffen.
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Was bleibt diesen Männern noch zu thun übrig? Wenn wir von den großen Hilfswissenschaften der Geographie absehen und nur die räumliche Erforschung der Erdteile ins Auge faffen, so muß die Antwort lauten: noch sehr viel! Die Polarregionen find noch, nach wie vor, das Schmerzenskind der Erdkunde. In Europa bietet einzig die Baltan- Halbinsel nach Dertlichkeiten, denen gegenüber das Wort„ Entdeckung" einigermaßen am Blake wäre. Asien hingegen ist schon in Kleinasien , Kurdistan und vorab in Arabien überaus reich an größeren Bezirken, die sich bisher dem Geographen Die Eröffnungs- Sigung verlief programmmäßig, d. h. es wurde und Kartographen so gut wie ganz entzogen haben. Auch Central- eine Ansprache gehalten, die nach preußisch- deutschem Herkommen in afien enthält deren noch überaenug allein Brzewalstiis aroker ein hoch auf den Kaiser als Schußherrn der Wissenschaft ausflano