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an dem auch ein Huldigungstelegramm abgesandt wurde. Dann glitten die Meßdiener über den Boden. Seit Jahrhunderte wurden die Naturforscher und Aerzte vom Oberpräsidenten, vom Ruhe und schweigendes Nachdenken in diesen Hallen geboten worden. Rektor der Universität, und andern Honorationen in wohlgesetzten, Starr wie von Stein saßen die Mönche da; sie hatten uns ge ehen, jedoch bedeutungslosen Reden begrüßt. Den wesentlichen Inhalt der aber die Neugier war ihnen abgestorben und sie waren versenkt in Versammlung bildeten zwei Vorträge, von Prof. Roux- Halle und die Offenbarungen ihres frommen Schauens oder durch die Regeln Dr. Gazert- Berlin . Der letztere sprach über die Erfolge des Ordens Herr geworden über jede Wallung, über jede sich regende der deutschen Südpolar Expedition, worüber be- Leidenschaft. Die Luft schien erfüllt von aufgeregten Visionen, von reits mehrfach berichtet ist, der erstere über die Entwicklungs- den ekstatischen Verzückungen schwüler, weltabgewandter Träume." mechanit, ein neuer 3weig der biologischen Wissenschaft". In diesem bedeutsamen Vortrage trat Roug für eine streng mechanische Auffassung alles Geschehens in der Welt, auch im Reiche der organischen Entwicklung der Lebewesen, ein. Die gegenteilige Auffassung, speziell die Annahme einer zweckthätigen Seele, scheint ihm mit dem Cauſalgesek im Widerspruch zu stehen, dessen Geltung die erste Voraussetzung für ein wissenschaftliches Be­greifen der Welt ist.

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Theater.

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Deutsche Volksbühne. Genoveva ". Tragödie in fünf Akten von Hebbel. - Es war ein interessantes Experiment die Aufführung dieser romantischen Hebbel - Tragödie auf einem kleinen, mit beschränkten Mitteln arbeitenden Theater. Das Publikum harrte die 4 Stunden, die die Vorstellung bei dem sprunghaften Scenen­wechsel in Anspruch nahm, geduldig auf seinen Plätzen aus, flatschte jedesmal, wenn der Vorhang fiel, und mit demonstrativer Stärke, als k. Seltsame Scenen bei einem Gottesdienst in Lhassa . Eine am Schlusse der Bühnenleiter Direktor Laverrenz hervorkam und sich packende, unheimlich wirkende Schilderung von einem Gottesdienst in dankbar verneigte. Man bezeugte seine Ehrfurcht vor dem Namen der Kathedrale zu Lhassa giebt Edmund Candler , der die englische Hebbel, seine Sympathien mit dem neuen, ernsten Kunstzielen Expedition in Tibet begleitete, ir einer langen Depesche an die nachstrebenden Unternehmen, aber für mehr für das Zeichen einer Daily Mail: Ueber das heilige Lhassa senkt sich der Zauber des spontanen, die Geister zu einem inneren Miterleben zwingenden Herbstes hernieder. In einem fahlen Schwefelgelb flammen die Wirkung wird man die Kundgebungen kaum halten dürfen. Zu Weidenbäume auf, filbrig glänzende Blätter zittern an den Bappeln fremdartig erscheint die alte Sage auf dem Theater, zu unverständ­und vom Dunkel der Wolken, dem schmutzigen Grau der Straßen lich in der Verknüpfung der bunt sich drängenden Begebenheiten. heben sich leuchtend die heißen Farben. Ueber dem Potala wölbt sich Das Handeln Golos schließt sich zu keinem überzeugenden Charakter­wie ein Heiligenschein ein Regenbogen, und dieses aus Kontrasten bild zusammen, man glaubt die Greuelthaten, durch die er Genovevas zusammengesetzte Bild fügt sich zu einem unheimlich überirdischen Liebesgunst erschleichen will, ihm nicht, zu offenlundig widerstreiten Eindruck. Und den also gestimmten Besucher empfängt nun die sie dem vorgesetzten Zweck. Und daß im Drama ein Herenweib, das Kathedrale mit allen Wundern eines gespenstischen und grandiosen Hebbel gleichsam zum Symbol des Bösen steigert, ihm diefe Pläne zu­Traumes. Goldene Dächer funkeln, weiße Mauern heben sich in flüstert, macht jenen Mangel psychologischer Notwendigkeit nicht weniger riesiger Größe. Ein grämlicher Mönch öffnet das Thor, und den fühlbar. So giebt es zwischen Schönem und Großem in der Eintretenden umgiebt ein weiter Hofraum mit einem dichten Wald Dichtung selbst allenthalben Hemmungen und Widerstände dunkler Pfeiler. Die Mauern sind mit buddhistischen Bildern und Schranken, über die auch eine ganz vollkommene Darstellung nicht Symbolen in gedämpften, zarten Farben bedeckt. In der Mitte des hinwegzutäuschen vermöchte, geschweige die der deutschen Volks­Hofes blühen Massen von bunten Herbstblumen. Die Thore sind bühne. Mühe und Fleiß war sicher reichlich an die Aufführung ge­wieder geschlossen, wir treten ein in das Innere der Kathedrale und wendet, und die Inscenierung hatte für stimmungsvolle Dekorationen ein bängliches Gefühl möchte uns beschleichen, wenn wir nicht be- gesorgt. Aber Herr Moissi , in den Räubern" ein so talent­waffnet wären und eine Bedeckung auf uns wartete. Es wird voller Franz Moor, wußte aus Golo nichts Rechtes zu machen. Es gerade feierlicher Gottesdienst gehalten vor dem höchsten Buddha. kehrten, wenig retouchiert, die Töne und Gebärden, durch welche Der braufende Strom tiefer, voller Klänge die wie Orgelmusik er als Franz gewirkt, auch in

markieren bemüht war.

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Humoristisches. Verschnappt. Gremetorte haben gnädiges Fräulein gewiß selbst gebacken?" Gast( bei Tisch): Diese vorzügliche Tochter des Hauses: Wie kommen Sie auf den Ge­danken?"

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Gast( verlegen): Nun, ich meine sie schmeckt fo!"- - Ein Eingeweihter. Dieser Aberglaube bei den Jägern ist doch zu wunderlich. So geht mein Mann principiell nie an einem jüdischen Feiertage auf die Jagd." ,, Vielleicht heißt der dortige Wildhändler Moses?"

ganz ausgezeichnet sprechen kann!" - Ein bißchen Latein. A.: Jch besize jetzt einen Papagei, Förster: Pah, ich besaß sogar einen Papagei, der war Bauchredner!" ( Meggendorfer Blätter ".)

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der neuen Rolle wieder flingen, flutet durch den Raum und unterbricht die stillen Stunden und drückten seinem Spiel hier das Gepräge der Manierirt­der andächtigen Meditation. Der Priester in der Mitte erhebt sich heit auf. von seinem Sessel und nimm: ein Büschel Pfauenfedern aus einer besonders eindrucksvoll im letzten Afte, sprach Elisabeth Schneider Schlicht und einfach, voll warmer Empfindung, Base an seiner Seite. Und wie er die farbig leuchtenden Federn die Genoveva . Die kleineren Rollen wurden schlecht und recht zur Erde senkt, da fallen die Instrumente dröhnend ein, hell gellen heruntergespielt; Büge schärferer Eigenart zeigte die Here Mary die Cymbals, die Trommeln dröhnen und dazwischen schmettert das Klingen der Trompeten, tutet der tiefe Ton der Muschelhörner. Und werner, die nur ihre Bosheit durch allzuviel Gekreisch zu dann erstirbt die Musik allmählich, verhallt leise; der Priester be= ginnt einen Gesang und die Mönche, die in ihren Chorstühlen sizzen, wiederholen dumpf die Litanei; in einem getragenen, dunklen Rhythmus wie aus Gräberfernen Klingen diese tiefen, gedämpften Stimmen, wie ein tausendstimmiger Chor, den Mutter Erde in ihren Tiefen angestimmt, wie das Murmeln unterirdischer Wesen, das Drohen von Geistern aus geheimen Abgründen, die zu den Mächten der Luft und den Göttern der Wolfen beten. In einem inneren Tempelheiligtum thronen die drei großen Bilder der buddhistischen Dreieinigkeit, die Buddhas des Gegenwärtigen, des Vergangenen und des Zukünftigen. Ueberlebensgroß, ganz und gar mit Juwelen und Gold beladen, starren sie in ihrer Ruhe auf die anbetenden Menschlein. Lampen von Gold hängen von den Decken, goldene Schalen glänzen von den Altären, funkelnde Reliquien leuchten aus der den Schreinen der kleineren Kapellen. Ein Gitteriverk vielfach ver­schlungener Ketten schützt diese heiligen Bezirke vor Entweihung und aus der Wand reckt sich eine blutige, drohende Hand, unheimlich glühend in dem ungewissen Licht, als wollte sie mit furchtbarem Griff jeden, der sich hier einzuschleichen wagen würde, zermalmen und zerschmettern. Im oberen Stodivert liegt ein Raum, die Hölle* genannt, in dem stets ein Paar Lamas den beschützenden Dämon des Dalai Lama anbeten und gnädig stimmen müssen. Hier erklang eine barbarische wilde Musik, die in tollen Dissonanzen und starkem Gelärm sich an den Pfeilern und Wänden brach, von denen Teufels­masten und verzerrte, groteske Wesen grinsten, die rechten Zuschauer Der Freundschaftsbund" von Havel und dieses infernalischen Lobens. Der gemeine, gräßlich obfcöne Gegen- Antrott brachte es bei der Erstaufführung im Wiener stand dieser Anbetung und satanischen Verehrung lag in einer Ecke Raimund- Theater zu feinem rechten Erfolg. in wüster Mißgestalt; eine zwergenhafte Misgeburt, eine effe Ver­Mary Möllers Einafter, Totentanz" ist zu einemt unglimpfung menschlicher Formen. Den Lamas liefen Scharen Opernlibretto verarbeitet worden, zu dem Alexander feiner meißer Mäuse um die Füße, eifrig nach den Körnern hin und Sits die Musik geschrieben hat. Die Dresdener Hofoper Herrennend, die ihnen als tägliches Futter gestreut werden. Die wird das Stück noch in diesem Jahre zur Aufführung bringen. Mäuse werden songsam gehütet und geehrt, denn nach der Lehre " Tsching- Bum", eine dreiaktige Operette von der Seelenwanderung huschen in ihre flinken, weiße Körperchen Waldemar Wendland, Text von Franz Arnold, ist vom gebannt, die Seelen der früheren Wächter dieser heiligen Räure Central Theater zur Aufführung erworben worden. daher. In einem andern Tempel brachten Lamas dem vielhändigen Die Zauberfaite", eine Oper von Eugen und Buddha Avalokiteswara ihre Verehrung dar. Die oberen Priester Vilma v. Molborth, wird am 25. Oktober erstmalig im trugen spike, gefärbte Müßen und Gewänder, die in einem matten Karlsruher Hoftheater in Scene gehen. Blau und Gold schimmerten. Die niederen Lamas waren bar Eulen im Taubenschlag. Aus Delsberg wird der häuptig, und ihre Haare ganz kurz geschnitten. Als wir eintraten, Neuen Züricher Zeitung" geschrieben: Hier hatte lezthin eine Eule goß ein Altardiener Thee aus einem fupfernen Kessel, der mit in einem Taubenschlag Quartier genommen. Den gelegten und Jeder Mönch empfing seinen Thee in einer feither ausgebrüteten Eiern sind dieser Tage Junge entschlüpft, so hölzernen Schale, und sie tauchten darei ihre Kuchen aus Gersten- daß im Taubenhaus gegenwärtig ein reges Leben herrscht. Eulen mehl. Niemand sprach, kein Flüstern rings zu hören; geräuschlos und Tauben vertragen fich friedlich.- Verantwortl. Redakteur: Franz Rehbein , Berlin.- Druck u. Verlag; Borwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.

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Notizen.

Das Neue Theater bringt am Freitag Wedekinds Erdgeist", neu einstudiert, heraus. Das National Theater( Weinbergsweg) wird am Sonnabend eröffnet werden.

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