Start in unserm Bunde,

Ficht tein Sturm uns an,

Der im tiefsten Grunde

Unfern Anker jemals lösen kann.

Mächtiges Vertrauen,

Weltbertrau'n zu zweit

Auf der Menschheit neues Morgengrauen Ueberwindet Zweifel und Zerrissenheit.

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weithin in der Arbeiterklasse erteden: es ist eins der herrlichsten Gedichte, die ihr je gegeben wurden. Und wer Henckells Buch zur Hand nimmt, der mag, um den Dichter ganz zu erwerben, sich von des Dichters zuerst zu Berliner Arbeitern gesprochener Mahnung Leiten lassen: Wer einen Punkt ergreift mit ganzer Seele, Dem tritt in einem Punkt das Ganze nah. Franz Diederich .

Kleines feuilleton.

Mit dieser triumphierend ausklingenden Symphonie ist der Weg in das Wesen des Buches aufgethan. Wer den ganzen fünstlerischen Genuß gewinnen will, darf nun nicht blätternd nur da und dort lesen: er muß dem Dichter Schritt um Schritt folgen. Die Gedichte find so geordnet, daß sich das Gefühl ganz entwidelt: man durch­schreite das Jrdische in wunderbar reiner Höhe. Hendell kettet uns an sich und so an Leben und Erde. Aber die Selbstschau seiner Lyrik ist oder mündet überall in Weltanschauung, und diese ist ein jauchzendes Hindrängen zu allem, was bejaht werden muß. Die großen Gedanken feinsten Entfaltens überkommen ihn überall: auch in der Thüringer Tannenstille, die den Blick hellweit über ferngedrängte Grünwipfel schweifen läßt. Die heilige Andacht zum Lebensgroßen weht auch in den bildschildernden Böcklin- Blättern. Licht und Weihe flutet edigen Zeichen, von denen die einen einen Schlüssel der andern durch die Sonette, die ein paar Blüten von einziger Kunstschönheit bieten, darunter das Sonett Erscheinung", ein in vifionäre Dämmer­farbe gehülltes Abbild des eignen seelischen Wesens, das den Dichter als Gewordenen, als Sohn der Lebensspur, die er von Anfang bis hierher gezogen", versinnlicht. Vollgenießend staunt der Dichter sein eignes Wirken an. Ihm klingt es zu:" Selbsteignes Sehnen muß stark dir bereiten und mutig vollenden den fährlichen Pfad. So lasse dich walten und walten du deiner, mit wachem Besinnen dir selber vertraut! Du sollst dich entfalten nur freier und reiner." Drei In­schriften leuchten am Hause seines Lebens. Die erste: Hier ist der Unterdrückten Ort! Die zweite: Hier mag der Schönheitspilger rasten! Die dritte: Ein neues Leben atme durch dies Haus 1 Bor dieser lebensbejahenden Kraft büßt der lebenauflösende Tod seine Macht ein. Es ist wie im überquellenden Frühling, wo selber der Tod fich lichttriefenden Lebens freut. Weg über Tod und Verlust! heißt ein Gedicht, das in die Worte austönt:

Was ich leidend verliere, schafft mir Lichtung.

kh. In einem japanischen Sehersaal. Ueber die Schwierigkeiten, mit denen der Druck einer japanischen Zeitung verbunden ist, plaudert ein englisches Blatt. Die Japaner wie die Chinesen haben eine besondere Schriftsprache, die von dem gesprochenen Wort be­trächtlich verschieden ist. Sie verwenden für ihre Litteratur andre Ausdrücke als bei der gewöhnlichen Konversation. So ist es not wendig, daß die Zeitungen bis zu einem gewissen Grade in zwei verschiedenen Sprachen gedruckt werden, im Kana" und in den vier­bilden. Diese Schriftzeichen sind den chinesischen ideographischen Schriftbildern nachgebildet, einem furchtbaren Mischmasch von geo­metrischen Figuren, Kreuzen und Bidzads, deren Druckbild ungefähr so aussieht, wie wenn unzählige betrunkene Fliegen mit ihren Füßen voll Tinte über das Papier hingelaufen wären. Von diesen ideo­graphischen Druckbildern sind etwa 4000 bis 5000 im täglichen Ge= brauch. Der Seher muß also ein recht gelehrter Mann sein, um diese verschiedenen Zeichen zu unterscheiden, eine Arbeit, die auch eine große Anstrengung für die Augen bedeutet. Um nun dem Schriftsetzer die Arbeit möglichst zu erleichtern, ist der Sezerraum in besonderer Weise eingerichtet. Der Seher sitt an einem kleinen Tisch, auf dem die 47 Kana"-Buchstaben ausgebreitet sind. Wenn er sein Manuskript bekommt, so schneidet er es in kleine Streifen und giebt jeden der Streifen an einen Burschen. Der läuft nun mit seinem Streifen den Saal entlang und sucht sich aus einer Anzahl von Kästen die ideographischen Zeichen aus. Ein halbes Duhend Jungen rennen so fortwährend eifrig hin und her und lassen dabei einen dumpfen murmelnden Gesang hören; sie singen nämlich den Namen des Wortbegriffs, den sie gerade suchen und summen so die Töne vor sich hin, da fein Japaner aus den niederen Volksklassen fähig ist, eine Zeitung oder ein Buch zu lesen, wenn er sich nicht zugleich auch laut die Aussprache der einzelnen Schriftzeichen bildet. So bietet eine japanische Druckerei ein merkwürdiges Schauspiel. Man hört ein fortwährendes Gewirr von Stimmen, die sich zu melancholisch gezogenen Tönen vereinen, sieht Leute geschäftig hin- und herlaufen und glaubt in einer Singschule oder gar in einem Tollhause zu sein, bis man über den Sinn dieses seltsamen Verfahrens aufgeklärt ist. Wenn die Jungen ihre Schriftzeichen alle zusammengesucht haben, dann breiten sie sie vor dem Sezer aus, der nun mit Hilfe einer großen Brille die einzelnen Zeichen enträtselt und dann die dazu passenden Buchstaben in der Kana"-Sprache auswählt; endlich sett er das ganze in Druck. Die einzelnen Korrekturbogen werden dann wieder von dem einen Korrektor dem andern laut zugesungen, wo­durch ein ohrenbetäubender Lärm entsteht, so daß das Druden einer Zeitung in Japan mit dem größten Spektakel verbunden ist. Das Liaothal bezeichnet der amerikanische Konsul in Niutschwang als die größte Vorratskammer der Welt für Bohnen und Hirse, denen der Weizen an Ertrag beinahe gleichkommt. Durch die bedeutende Bohnenernte, die zur Nahrung und zur Bereitung von Del und Bohnenkuchendünger dient, wird das an der Liaomündung gelegene Niutschtvang zur Regenzeit zu einem Stapelplatz für Bohnen, wie es sonst feinen giebt. Aus dem Liaothal werden jährlich für 40 Millionen Mark Brot- und Hülsenfrüchte ausgeführt. Miß­ernten und Hungersnot find unbekannt, die Ernte ist so regelmäßig wie nur irgendwo in der Welt bei natürlicher Bewässerung. durch den Liao und dessen Nebenflüsse bewässerte Landschaft hat einen Umfang von etwa 160 000 Quadratkilometern. Sie ist zum Teil gebirgig, aber das meiste Land ist eben oder von leicht abfallenden und anbaufähigen Hügeln gebildet. Der Boden ist meist sandiger Hendell ist ein Gewordener, aber die junge Feuerfrische starb Lehm mit einer Beimischung von Thon. Kies und Steine kommen ihm nicht. Mit ihr blieb Rhythmisches und Stilgeformtes aus seiner felten vor, so daß es beim Eisenbahnbau eine schwere Aufgabe war, erften Dichterzeit lebendig. Es padt ihn immer einmal wieder. Die an der Strede genügend Schotter beizubringen. Die Bearbeitung Frühlingstantate" ist Beweis. Diese töstliche, von lichten Bildern des Bodens ist im allgemeinen leicht, und die reichen Bohnen- und überschäumende Verslust! Die Fanfarentöne aus Gründeutschland und Hirsenernten scheinen das Erdreich nicht zu erschöpfen. In dem auch die reizvolle Notizblatt- Strophenform aus der Zeit der Amsel- mongolischen Teile des Thales ist das Land meist noch in jung­rufe fehrte wieder. Aber über das Ganze ist eine freiere Helle fräulichem Zustande und giebt nur Weide für Pferde, Rinder, Schafe tünstlerischen Bildens hingegossen. Die Selbstherrlichkeit, das Nicht- und Ziegen. Von diesem Landesteile gehören noch weite Striche unterworfensein, das Darüberstehen, Selbstbestimmen, die Selbst- den mongolischen Fürsten oder werden durch sie beherrscht. ficherheit der Lebensführung- das alles wirkt. Der reine Lebens- Strieg hat eine aufstrebende Geschäftigkeit unterbrochen, welche die flang", den er empfangen, färbt alle Wortfügung und alle Sinn Anlage von modernen Mühlen ins Auge gefaßt hatte und die besten bildung. In dem Gedichte Zukunftsdichter" lebt Rhythmus und Aussichten bot. Man hatte schon darauf gehofft, daß binnen zivei Strophierung des Liedes vom Steinklopfer wieder auf. Es ist eben Jahren die Mandschurei Weizen nach Europa ausführen würde. so: die Empfindungen seiner Jugend leben rhythmisch in ihm fort. Das Liaothal dürfte später für die Ausfuhr von Erzeugnissen der Und so wiederlegt dieses neue Buch kraftvoll all das legendär Molkerei und der Schweine- und der Rinderzucht in Betracht kommen, wiederholte Unzeug von Urteilen über den Wert und das Wandeln und bei der Zusammensetzung des Bodens und seiner Ebenheit sowie von Geist und Wesen Hendellscher Lyrik. Hier find alle Elemente den allgemeinen flimatischen Verhältnissen wird ein großer Teil aufs neue vereint, die uns diesen Dichter lieb machen. Der Hymnus des Liaothales sich besonders für die Gewinnung von Luzerne eignen. Bukunftsdichter", der mit aufgeredter Stirn und leuchtenden Augen Der Liao führt die Wasserläufe aus dem südlichen Teile der in drängend ausquellendem Gefühl die neue Welt fündet, die Mandschurei und einem mongolischen Landesstrich ab.- brunten im Proletariat emporwächst, wird begeisterten Widerhall ( Kölnische Zeitung ".)

Schicksal wächst und will weiteren Raum. Sprachgewalt, Bildlebendigkeit, Rhythmenflut find Zeugen der Frische des gänzlich ungebrochenen Lebens, das diesen Dichter fegnet. Ein Auseinanderklaffen von Inhalt und Form drängt sich nur selten störend ein, und dann nur in einzelnen Verszeiten. Hendells Rhythmen find beseelende Kräfte, sie sind Lebensorgane seiner lyrisch er­griffenen Stoffe. In ihm haben die Rhythmen, die Jahrhunderte alt sind, ursprünglichstes, unverbrauchtes Leben. Sie sind echt und start, weil eben sein Leben echt und start ist. Der gereifte, vertiefte Lebensinhalt muß aber zu neuen rhythmischen Bildungen führen und so drängte sich da und dort ein Aufsprengen alter strophischer Tattgebundenheiten ein, das die Künstlerschaft Hendells zu neuen und feinen Wirkungen führt; es ist, als erschlösse sich eine Schazader, die bisher unberührt blieb und mum das Geheimnis eines eigenartigen Reichtums werden solle. Ein Eindringen in die stilleren Laute und Bewegungen der Natur beginnt. Aber hier bleibt der Dichter zu sehr als von außen nahende, schauende und gleichnisbegeisterte Individualität fühlbar, er wird zu wenig Halm und Blume. So freilich ist die Art, wie man ihn fennt. Die. Freude über das Erschaute überwiegt jedes andre Gefühl. Bis in die Harmonie des Vokalzusammenflanges hinein ist fie lebendig: sie hat die Musik des Jauchzens. Das Spiel der Vokale kann ein Leuchten und Gleißen werden. Hendell ist ein Bacchant in seiner Freude. Das Flutende seiner Lust zwingt ihm die natürliche Vorliebe für participiale Wendungen und Beiwörter auf, die ihn bisweilen wie ein Taumel ergreift und dann der Gefahr opfert, die Herrschaft über die fünstlerisch bildende Sicherheit zu verlieren. Aber stockt man hier, so gebe man sich einem so herrlich ersonnenen Gedichte hin, wie das für den armen lieben Peter Hille eines ist. Wundersam thut Hendells Dichterseele die Heimlichsten Gänge in diesem Gedichte auf.

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