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Völkerkunde.

Beit in die Jagd auf diese Tiere und in die andere Arbeit. Selbst ihnen entgegenschlug. Die Kanäle und Röhren, die das heiße Wasser für russische   Begriffe hat dieses Leben einen wilden, rohen Anstrich. aus dem Tunnel herausführen, genügen jest nicht, da 1400 bis 1800 Liter Wasser in der Sekunde abfließen müssen und unter normalen Verhältnissen der Wasserabfluß viel geringer geschäßt worden war. Auch die bis jetzt gebrauchten Maschinen, die kalte Luft in das Zentrum des Tunnels einpumpen, um die Temperabur zu reduzieren, genügen nicht, und müssen mit großen Kosten und Zeitverlust durch andere Apparate ersetzt werden. Es wird wenigstens drei Monate länger dauern, um die noch bleibenden 200 Meter des Tunnels unter den jezigen Bedingungen zu durchbohren, aber man fürchtet sogar, daß sich in der Mitte des Berges, bis zu der man bei den Bohrungen schon fast vorgedrungen ist, eine geschmolzene Maffe befindet, auf deren Vorhandensein bereits mancherlei Anzeichen schließen lassen. Dieses Hindernis erweist sich vielleicht als unübers windlich, da die Hize dann doppelt so groß sein wird, wie sie jetzt ist, und dann könnten menschliche Wesen unmöglich im Tunnel arbeiten. Vorläufig jedoch läßt sich nichts Bestimmtes sagen, ehe nicht die durch die neue Quelle entstandenen Schivierigkeiten beseitigt worden sind. Die Ingenieure wollen erst in vierzehn Tagen ein Endurteil fällen. Der Schweizer   Sachverständige, der kürzlich nach einer Prüfung der Sachlage feststellte, daß die Vollendung des Tunnels mit der jetzigen Betriebsanlage unmöglich wäre, sagt jetzt, daß nur Stahldachsparren von 20 Zoll Ticke imitande sein können, die Hize abzuhalten. Während der letzten drei Wochen ist man nur täglich um zehn Zoll vorgedrungen, statt wie früher um sieben bis acht Meter. Die italienischen Arbeiter planieren jetzt den vollendeten Teil und beenden die neuen Stationen und Zugänge bei Brieg   und Domo d'Ossola. Man hofft, daß die neue Quelle allmählich langs samer fließen wird, so daß eine gründliche Prüfung möglich sein wird, aber die Besorgnis ist sehr groß und die Lage sehr ernst.

Ueber die Titel der Samoaner schreibt W. b. Bülow in der" Samoanischen Zeitung": Es ist ganz allgemein üblich, daß sich Samoaner, die sich nicht gegenseitig fennen, als Susuga, der Anrede für jeden tamaalii, d. h. jeden aus einer Häupt­lingsfamilie entsproffenen Samoaner, anreden. Das Wort Susuga ist gleichbedeutend mit unserem hochwohlgeboren". Anders ist es mit der Anrede Afioga. Dieses Wort wird als Anrede lediglich für die aus Oberhäuptlingsfamilien hervorgegangenen Häuptlinge verwendet. Es ist eine altsamoanische Sitte, die im Aleipata Distrikt auch heute noch geübt wird, daß, falls gewisse hohe Häupt­linge die ihnen von altersher hörigen Ortschaften besuchen, während der Nacht alle Häuser durch das Hausfeuer hell erleuchtet sein müssen. In einigen Ortschaften, z. B. auf den Aleipata borge­lagerten Inseln war es sogar Sitte, daß des Abends an der Seeseite der Häuser die Jalousien( pola), heruntergelassen wurden, sobald Feuer angezündet wurde. Kam jedoch einer der bekannten hohen Häuptlinge auf die Insel, so wurde die pola in die Höhe gezogen und in Aleipata sah man dann die Hausfeuer und sagte:" ua aliitia le nuu", d. h. das Dorf( Insel) hat Häuptlingsbesuch. Das Wort afioga bezeichnet einen Menschen, für welchen die Hausfeuer ange­zündet werden, d. h. also einen hohen Häuptling. Mit der An­rede der Sprecher( tulafale) hat es eine andere Bewandtnis. Im allgemeinen wird jeder Sprecher mit tulafale angeredet. Tulafale übersetzt man am besten mit" Einer, der einen Hausplatz inne hat." Das Land gehörte in alten Zeiten den Häuptlingsfamilien, die ihren treuesten verheirateten Dienern Hauspläße und Land an­wiesen. Hieraus entstand das Wort tulafale. Die Anrede für die hohen Sprecher der Ortschaften und Distritte ist aber Tofa. Tofa hieß nun aber der altsamoanische Opferpriester. Dasselbe Wort eristiert auch noch in anderen polynesischen   Sprachen mit derselben Bedeutung. Die obersten Sprecher der Ortschaften waren nämlich und sind es oft auch noch heute die Opferpriester der Ortschaften und Distrikte, und haben diesen Titel noch heute beibehalten. Inter­essant ist auch die Bezeichnung für die Ausländer, Papalagi. Es ist bekannt, daß die Herkunft der Polynesier von Indien   und dem Malayischen Archipel nachgewiesen ist. Im Malayischen Archipel heißt baba jedes Kind der Nichteingeborenen. Das Wort baba würde in Samoa   papa ausgesprochen werden. Papalagi ist kontrahiert aus papa a lagi. Papalagi heißt demnach Kind des Himmels. Als die ersten Schiffe der Kulturvölker in Samoa   sowohl wie in Hawaii   eintrafen, hielten die Eingeborenen deren weiße Besaßung für Götter. Die Folge dieser Annahme war es, daß Cook ermordet wurde. Denn ein Eingeborener von Owahu warf ihn mit einem Steine, um zu untersuchen, ob Cook die Inkorporation des Gottes Rongo, des Bruders des Gottes Tagaloa, sei. Die Besabung der Schiffe turde sowohl in Samoa   wie in Hawaii   als Kinder des Himmels bezeichnet.-

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Aus dem Tierleben.

Humoristisches.

- Das Schwiegerpapachen. In der Täglichen Rund­schau" lesen wir: Die Frau Professor sagt zum Umzugsmann: Besonders sorgsam behandeln Sie, bitte, diese zwei Büsten. Der Venuskopf kommt auch in der neuen Wohnung in die Fensternische Darauf geht die und der Sokrates über meinen Schreibtisch. Dame in die neue Wohnung voraus. Dort erscheint später der Umzugsmann und dreht verlegen die Müße:" Jnäd'ge Frau, mit den Venus hat es janz jut jejangen, sehen Se, er tommt schon de Treppe ruff! aber was der ältere Herr war, der is meinem Willem een fleen bißchen ausgeschliddert und nu bammeln ihn so'n paar Kriemelchen an de Nase. Aber mein Willem is jleich mit' rum Der Frau Professor nach'n Stuktatör, dat der't anjipsen tut." ahnte nichts Gutes. Nach zwei Tagen erscheint Willem mit Sokrates  im Arm; der hat eine ganz unmögliche schöne, gerade Nase im Gesicht, beinahe der der Venus ähnlich. Das geht nicht," sagt die Frau Professor traurig, die Nase ist ja völlig unähnlich; so mag Darauf Willem: Ent­ich die Büste gar nicht ansehen. schuldjen Se doch man jütigst! Wir haben uns da jar nischt bei jedacht. Jd wußte doch nich, dat Sie den Herrn jekannt haben, wir dachten, daß er bloß aus'n Laden wäre! Nu is et wohl jar Schwiejerpapachen?"

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Notizen.

Paul Grabeins Studentenstück Frei ist der Bursch hatte bei der Erstaufführung im Kölner   Stadttheater großen Erfolg. Nach dem Muster des Kleinen und Neuen Theater hat sich jetzt auch das Lessing Theater die Mitarbeit eines Malers gefichert. Es ist der Engländer Edward Gordon  - Craig. Für Londoner   Bühnen hat er unter anderem Shakespeares Viel Lärm um nichts" und Jbsens Nordische Heerfahrt" eingerichtet. Sarah Bernhardt   eröffnet am 17. Ottober int Berliner   Theater ein Gastspiel, das acht Vorstellungen umfassen wird.

- Den Kampf eines Wiesels mit einem Bläß­huhn( Fulica atra) schildert ein Mitarbeiter der Deutschen Jäger- Zeitung":" Ich stand am Rande eines Rohrdickichts, in das ich eine Anzahl dieser Wasservögel gescheucht hatte, und erwartete deren Herauskommen. Da lief plötzlich vor meinen Füßen ein Wiesel, das einen breiten Wasserlauf durchquert haben mußte, in das Röhricht hinein. Augenblicklich stürzten die Wasserhühner, aufs höchste er­schreckt, an mir vorüber und ins Wasser. Nur eins, ein ausge­wachsenes junges Huhn, zog sich bei meinem Anblick schnell wieder zurück und kam auch nach längerm Warten nicht zum Vorschein. Als ich nun einige Schritte um ein Gestrüpp von Wasserpflanzen gemacht hatte, sah ich eine seltsame Gruppe. Das Wiesel hatte das Bläß­huhn gepackt und beide strengten ihre Kräfte aufs höchste an. Da das kleine Wiesel einen Ständer des Vogels gefaßt hatte und energisch nach hinten zog, so war dieser gezwungen, mit seinen Flügeln, die er in den Sand stemmte, und mit dem anderen Ständer seinem Feinde Widerstand zu leisten. Die Tiere schienen in ihren Kräften einander gewachsen zu sein, denn keines zog das andere vom Fleck. Von meiner gedeckten Stellung aus konnte ich einige bracht. Zeit dem Kampfe zusehen. Als ich hervortrat das Wiesel hatte alles um sich vergessen und nur sein Opfer im Auge zog der fleine Räuber das geängstigte Huhn mit kräftigem Ruck rückwärts, denn der Vogel hatte sich durch mein Erscheinen aus seiner Fassung bringen lassen. Da ich aber sofort still stand, kam der Kampf so­gleich wieder zum Stehen und dauerte unentschieden eine geraume Zeit. Das Wiesel schien mich nicht geäugt zu haben, es wurde immer erbitterter. Doch der arme Vogel dauerte mich, er wäre ficher nicht Sieger geblieben. Und mit einem Schlage wurde er von seinen Qualen befreit und der Räuber getötet.

Technisches.

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ck. Die Arbeiten am Simplon Tunnel sind, wie schon kurz gemeldet wurde, durch eine heiße Quelle zu einem Stillstand ge­bracht worden, und die Situation ist nach den vorgenommenen Untersuchungen noch nicht wieder günstiger geworden. Am Montag morgen betraten die Ingenieure den Tunnel, um eine Untersuchung berzunehmen, aber sie konnten nicht bis zur Quelle vordringen, da eine glühende Hiße, die eine Temperatur von 55 Grad C. hatte, Verantwortl. Redakteur: Paul Büttner  , Berlin.-Drud und Verlag:

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Shakespeares Dthello" wurde unlängst in Schuscha  ( Transkaukasien  ) in tatarischer Sprache zur Aufführung ge= Ein Konzert zeitgenössischer Komponisten findet am 17. Oftober im Beethoven- Saal statt. Unter dem Titel Biologische Postkarten" giebt die G. Winckelmannsche Buchhandlung in Berlin   Ansichtspostkarten heraus, die in bildlicher Darstellung die Entwicklung bekannter Pflanzen und Tiere behandeln.

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Die Weinernte ist in diesem Jahre in manchen Gegen­den Portugals   so reichlich ausgefallen, daß gute Tischweine zu 4 Pfennige der Liter verkauft werden.

Der Druckfehlerteufel hat einem Breslauer Blatte einen argen Streich gespielt. In einem Bericht über einen anläßlich des Naturforscherkongresses abgehaltenen Vortrag, den Gorilla des Breslauer Zoologischen Gartens betreffend, lesen wir: Dr. X,...., jest Sanitätsrat in Groß- Lichterfelde  , ist als Teilnehmer der Natur­forscher- Versammlung in Breslau   anwesend. Dieser Gorilla blieb 16 Monate nnd 6 Tage am Leben."

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Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint am Sonntag, den 9. Oktober.

Vortvärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.