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Umsomehr, da von Augenzeugen festgestellt worden ist, daß Mußia alle Tage in betrunkenem Zustande mit einer als Frau verkleideten Brotschaufel herumtanzt, obgleich er, wie auch er­wiesen worden ist, nirgends Schnaps kauft und nicht einmal das Haus verläßt. Wäre es also nicht angebracht, eine plöß­liche Haussuchung bei den Verbannten vorzunehmen, der eine schärfere Aufsicht voranginge?"

Der Jsprawnik blieb wieder stehen.

Mein Herr," sagte er trocken, ich habe das alles schon gehört. Den Doktor versorgte Kosloff mit Schnaps. Ja, Ihr Freund Kosloff versorgte ihn mit Schnaps, um ungestört im Spital wirtschaften zu können. Mußja hat das Recht zu tanzen, mit wem er will und zu trinken, was er will und so viel er will. Was aber die Haussuchung anbetrifft, so geh' ich gern drauf ein, übernehmen Sie dieselbe. Bewaffnen Sie alle Ihre zehn Sofafen mit den ramponierten Gewehren und führen Sie fie an zum Sturm. Bitte! Ich hab' nichts dagegen!"

Eben, während Ihrer Abwesenheit, habe ich die höhere Behörde in meinem Rapport auf den gänzlichen Mangel an Militär in Dschurdschnj aufmerksam gemacht," warf der Beamte zuckersüß ein.

Ich denke, der Dank der Verbannten wird Ihnen nicht ausbleiben. Soviel ich weiß, ist es schon lange ihr Wunsch, ihre Rechnungen mit Ihnen zu begleichen," fuhr der Isprawnik fort, ohne auf die Erklärungen des Adjunkten zu achten. Ich weiß nur zu gut, daß mich die Feinde von Thron, Altar und Vaterland hassen," unterbrach ihn der Adjunkt wieder dehmütig.

( Fortsetzung folgt.))

( Nachdruck verboten.)

Tieren.

Unterhaltungsfpiele bei Tieren.

W

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Shrem Wesen getreu fcheinen fle auch im Walde allerlei Kurzweil zu treiben. Eben dort, wo eine Bande entlang zieht, hört man auf fällig oft das Knacken dürrer Aeste und das wuchtige Niederkrachen morscher Zacken. Wer die Affen kennt, kann nicht glauben, daß sie unting genug wären, auf trügerischen Brücken zu wandeln; es ist vielmehr anzunehmen, daß sie die Hölzer aus reinem Mutwillen in der Höhe abbrechen. Ferner schaukeln sie sich gern an den wie glatte Taue niederhängenden Luftwurzeln der Mangroven, und straffgespannte Lianen seßen sie durch Anspringen sowie Zerren oder Anschlagen mit den Händen gern in vibrierende Bewegung, bringen sie wie Saiten und Sehnen zum Summen und Dröhnen."

Wie die Hunde, so spielen auch ihre wilden Verwandten, die Wölfe und Füchse, sehr gern. Ein Rittergutsbesitzer aus Hinter­pommern erzählte mir, daß seine Großmutter oft gefchildert hätte, wie die den Franzosen nachfolgenden Wölfe  - die sich in seiner Heimat häuslich niedergelassen hatten zur Winterszeit auf dem blankgefrorenen See wie Hunde gespielt hätten.

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Das Spielen junger Füchse ist aus Abbildungen wohl jedem bekannt. Aber auch der schwerfällige Dachs ist Spielereien nicht abgeneigt. v. Pietruvski erzählt von zwei jungen Dachsen, die er besaß:" Sehr schön war es anzusehen, wie sie in hellen und milden Nächten zusammen spielten. Sie bellten wie junge Hunde, murmelten wie Murmeltiere, umarmten einander zärtlich wie Affen und trieben tausenderlei Possen."

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Sehr spiellustig sind ferner Marder, ebenso der Wassermarder, den wir Fischotter nemmen, aber auch der größte Marder, der plumpe Vielfraß. Von zwei Jungen dieser Art berichtet Brehm folgendes: Etiva lustigeres und vergnügteres, als diese beiden Geschöpfe Nur äußerst selten sieht find, kann man sich nicht denken. man fie furze Zeit der Ruhe pflegen, den größten Teil des Tages verbringen sie mit Spielen, welche ursprünglich durchaus nicht böse gemeint zu sein scheinen, bald aber ernster werden und ge­legentlich in einen Zweikampf übergehen, bei welchem beide Recen Gebiß und Taßen wechselweise gebrauchen. Unter kaum wieder­zugebendem Getläff, Gefnurr und Geheul rollen sie übereinander eg jo daß der eine bald auf dem Rücken, bald auf dem Bauche des anderen liegt, von diesem abgeschüttelt und nun seinerseits Nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere haben Freude niedergeworfen wird, springen auf, suchen sich mit den Zähnen zu am Spiel. Das kann man selbst in einer Großstadt beobachten, wo packen, zerren sich an den Schwänzen und kollern von neuem ein auf dem wohlgepflegten Rajen Hunde oft genug die Gelegenheit gutes Stück über den Boden fort. Endet das Spiel beziehentlich wahrnehmen, mit einander zu tollen. Die Analogie geht aber noch der Zweikampf, so trollen beide hintereinander her, durchmessen weiter. Wie bei den Menschen, so ist auch bei den Tieren vorzugs- ihren Käfig nach allen Seiten, durchschnüffeln alle Winkel und weise die Jugend zu allerlei lustigen Gliederübungen geneigt, Eden, untersuchen jeden Gegenstand, welcher sich findet, werfen während das Alter im allgemeinen nicht viel von solchen Torheiten Futter- und Trinkgefäße über den Haufen, ärgern die rechtschaffenen wissen will. Daher kommt es nicht selten vor, daß ein junger Waschweiber, welche ihre Käfige zu reinigen haben, durch unstillbaren Hund mit einem alten zu spielen versucht, der alte Griesgram aber Forschungseifer nach Dingen und Gegenständen, welche sie unbedingt sich mürrisch abwendet. nichts angehen, erzürnen sich wiederum und beginnen das alte Spiel, achtsame Beobachter stundenlang fesselnd."

Außerordentlich gern spielen auch Katzen. Von anderen Haus­tieren sind die Füllen und ganz besonders die Ziegen stets zu mut willigen Streichen aufgelegt. Rief doch eine alte Gouvernante beim Anblicke der Kapriolen, die von übermütigen Bicklein ber übt wurden, zu ihren Schutzbefohlenen:" Sehen Sie, meine Damen, dahin kommt die Jugend, wenn sie ohne Gouvernante auf wächst!"

Aber nicht nur Affen und Raubtiere, sondern auch Pflanzen­fresser lieben in der Freiheit das Spielen. Eine besondere Vorliebe hierfür scheinen die Gemsen zu haben. Auf den schmalsten Felsen­fanten," schildert Tschudi, treiben sie sich umber, suchen sich mit den Hörnchen herunterzustoßen, spiegeln an einem Orte den Angriff vor ,. um sich an einem anderen bloßzustellen, und necken sich auf die mut­villigste Art. Oft sieht man ganze Rudel stundenlang an mutwilligen Sprüngen fich ergößen, zuweilen förmlich in allerlei Turnkünften sich überbieten".

Nicht minder spiellustig sind junge Bären, von denen er folgendes erzählt:" Junge, etwa fünf bis sechs Monate alte Bären sind höchst ergözliche Tiere. Ihre Beweglichkeit ist groß, ihre Tölpel­haftigkeit nicht geringer, und so erklärt es sich, daß sie fortwährend die drolligsten Streiche ausführen. Ihr kindisches Wesen zeigt sich in jeder Handlung. Sie find spielluftig in hohem Grade, flettern aus Aber das Spielen ist nicht nur eine Eigentümlichkeit der Haus- reinem lebermut oft an den Bäumen empor, balgen sich wie muntere tiere, wir finden es ebenso bei den wilden Tieren. Daß die den Buben, springen ins Wasser, rennen zweck- und ziellos umher und Menschen am nächsten stehenden Affen von einer unbändigen Spiel- treiben hunderterlei Bossen." wut besessen sind, weiß ein jeder, der vor einem besetzten Affen­fäfig gestanden hat. Auch in der Wildnis spielen sie sehr gern, wie alle Beobachter übereinstimmend versichern. Merkwürdiger­weise finden sie wenigstens die menschenähnlichen Affen, wie alle Kinder, ein großes Vergnügen daran, an hohlen Gegenständen zu trommeln. Ich will mich hier auf die Beobachtungen berufen, die man an dem vor einem Menschenalter in Berlin   gezeigten jungen Gorilla gemacht hat. Es heißt dort: Wenn M'pungu in seiner Freude einer umgekehrten Blechschüssel, ant die in Käfige Tag, vorüber fam, dann konnte er es nicht unterlassen, im Vorübergehen einigemal mit den Fäusten darauf zu trommeln. Steigerte sich aber sein Vergnügen auf das höchste Maß, dann stellte er sich wohl auch frei aufrecht und flatschte laut zwei- oder dreimal in die Hände, um dann sogleich auf allen Vieren wieder davon zu eilen! Wegen dieser auffallenden und menschenähnlichen Gemütsäußerungen befragten wir den anwesenden Dr. Falkenstein, ob er oder irgend jemand den Gorilla dieses gelehrt habe. Er versicherte, daß weder er noch sonst jemand in seiner Umgebung dies getan, daß vielmehr das ganz jung in die Gefangenschaft gekommene Tier diese Gewohnheit mitgebracht habe und daß diese da auch die Neger niemals in die Lage ge­fommen seien, in die Hände zu klatschendeshalb wohl eine Art eigentümlichkeit, also eine vererbte Gewohnheit sein müsse." Uebrigens trommelt auch sein nächster Verwandter, der Schim­panse, mit Vorliebe. Wimvood Reade berichtet, daß ihn die Neger zu einem hohlen Baume geführt hätten mit der Erklärung, diefer fei die Trommel des gedachten Affen. Sie hätten ihm auch gezeigt, wie der Schimpanse diesem durch Stampfen mit den Beinen einen trommelnden Ton zu entlocken wisse. Von einem gezähmten berichtet er das gleiche: Er zeigt sich wahrhaft entzückt, wenn sich ein Mensch herbeiläßt, in derselben Weise wie er zu klopfen, ja er fordert Be­tannte geradezu auf, derartig mit ihm zu spielen."

Daß die Meerkazen auch in der Wildnis gern spielen, läßt fich von vornherein annehmen. Pechuel- Loesche schreibt hierüber folgendes:

Von einer ganz absonderlichen Art ihrer Spiele berichtet ferner Brehm im folgenden: Wenn Gemsen im Sommer bis zu dem Firn­schnee emporgestiegen sind und sich vollkommen ungestört wiffen, ber gnügen sie sich oft damit, daß sie sich an dem oberen Ende stark geneigter Firnflächen plöglich in fauernder Stellung auf den Schnee werfen, mit allen Läufen zu rudern beginnen, sich dadurch in Bewegung sezen, nunmehr auf der Schneefläche nach unten gleiten und oft hundert bis hundertundfünfzig Meter in dieser Weise gleichsam schlittenfahrend, durchmessen, wobei der Schnee hoch aufstiebt und sie wie mit Buderstaub überdeckt. Unten angekommen, springen sie wieder auf die Läufe und klettern langsam denselben Weg hinauf, welchen sie herabrutschend zurück­gelegt haben. Die übrigen Mitglieder des Rudels schauen den gleitenden Kameraden vergnüglich zu, und eines und das andere Stück beginnt dann dasselbe Spiel. Oft fährt eine und dieselbe Gemse zwei-, drei und mehrmal über den Firnschnee herab; oft gleiten mehrere unmittelbar nach einander in die Tiefe. So sehr sie übrigens ein derartiges Spiel beschäftigen mag, ihre Sicherung laffen fie deshalb niemals aus dem Auge, und der bloße Anblick eines Menschen, be­fände sich derfelbe noch in weitester Ferne, beendigt sofort das Spiel und ändert mit einem Schlage das Wesen und Benehmen der miß­trauischen Geschöpfe."

Ehe wir von den Pflanzenfressern scheiden, wollen wir noch des Gnu gedenken, dessen absonderliche Gestaltes fieht wie aus Rind, Pferd und Antilope zusammengesetzt aus wohl jedem Beschauer

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