unvergehlich geblieben ist. denn es ist nach Brehms«nd anderer Naturforscher Urteil der spiellustigste aller Wiederkäuer. Dah, wenn die Säugetiere gern spielen, die leicht beschwingten Vögel dieselben Eigenschaften besitzen, ist eigentlich selbstverständlich. Namentlich zur Minnezeit sind sie besonders dazu aufgelegt. Ich will hier nur den Kiebitz anführen, von dem Liebe nachstehendes erzählt: „Wieder eine andere Bewegung, die ich zu den spielenden zähle, weil man sie nur sieht, wenn sie sorglos beisammen stehen und durch Zeichen und auch durch leicht krächzendes Gemurmel eine Art Unterhaltung Pflegen, ist die, daß sie den Kopf seitlich nieder- strecken, als ob sie etwas von dem Boden aufheben wollten. Bei starker Erregung wiederholen sie diese Bewegung öfters und führen sie schneller aus. Namentlich kann man das beobachten bei Gelegenheit der Hochzeitsspiele. Das Männchen umschwebt dann das am Boden stehende Weibchen zuerst mit den wunderbarsten Flugkünsten und stürzt sich endlich, wenn sich letzteres in eine kleine Bodenmulde geduckt hat, in der Nähe desselben auf die Erde, geht aber keineswegs immer sogleich zu ihm hin, sondern liebäugelt zil- vor auf eine wunderliche Weise, trippelt bald rechts, bald links vor, immer mit kurzen Pausen, ehe es ganz still steht, und macht dabei jene eben beschriebene Belvegung, welche tiefen Verbeugungen auf das Haar gleicht. Jetzt wird das Weibchen rege, hebt sich ein wenig in den Fersen, schaukelt sich hin und wieder unter leichtem Schwanz- wippen und läßt dabei ein halblautes, recht unangenehm klingendes, krächzendes Geschwätz hören, mit welchem es das Männchen zu ermuntern scheint. Dieses kommt nun näher heran und gibt seinen warmen Gefühlen dadurch Ausdruck, daß es einige Schritte zu dem Weibchen vorläuft, stehen bleibt, dann Binsenhalme, ein Stengelchen oder sonst der- gleichen mit dem Schnabel faßt und über den Rücken hinter sich wirft, das Spiel auch öfters wiederholt. Ein ähnliches Liebeswerben habe ich bei keinem anderen Vogel beobachtet. Ob das Männchen damit auf den Nestbau andeuten will, um im Weibchen günstige Gefühle zu erwecken? Ich möchte das fast glauben, so dürftig auch der Nestbau ist." Aber selbst plumpe Tiere, denen man es sonst gar nicht zutrauen sollte, lieben das Spiel. Ich will hier nur folgende anführen: den Büffel, den Eisbär und den Elefant. Von dem erstgenannten heißt es:„Zurzeit der Nilüberschwemmuug beginnt für sie eine Zeit des Genusses. Schwimmend treiben sie sich auf den überfluteten Feldern umher, vereinigen sich zu großen Herden, spielen im Wasser mit einander und kommen nur damr nach Hause, wenn die Kühe von der Milch gedrückt werden und gemolken sein wollen." Und von den Eisbären erzählt Elliot:„Gesä tigt treiben sie mitunter Allotria, jagen und balgen sich auf dem Eise in lustigem Durcheinander. Aus solchen Spielplätzen ist der Schnee zertranrpelt und zerwühlt, geneigte Flächen scheinen sogar als Rutsckibahncn be- nutzt worden zu sein, und die breiten Fährten, sowie Flocken vom Pelze verraten, lver daselbst gehaust hat." Von dem Elefanten brachten die„Fliegenden Blätter " gelegent- lich ein nettes Bild. Vater und Mutter hielten sich gegenseitig mit ihren Rüsseln fest, die beide eine Leine bildeten, auf dem das Jüngste schaukelte. Das ist natürlich nur Phantasieprodukt, aber daß der Elefant gern spielt, ersehen wir aus folgender Schilderung einer Elefantenjagd von Wißmann:„Bald kamen wir an einen riesigen Termitenbau. in dessen Wänden ein Elefant seine mächtigen Waffen, die Stoßzähne, poliert hatte. Es mußte ein gewaltiger alter Wald- recke gewesen fein, denn die Löcher, in welche die mächtigen Zähne eingedrungen Ivaren, hatten fast eine Handspanne Durchmesser. Bald darauf erzählte uns das Studium der Fährte, daß einer der Dick- häuter eine Liane gesaßt hatte und mit ihr lveiter gewandert war, im Losreißen des zähen Gewächses von den Bäumen und Niederreißen kleiner Bäume seine gewaltige Kraft versuchend. Dann kamen ivir an einen von sumpfigem Boden eingefaßten Bach, in dessen über mannshohem, üppigem Kraut- und Blätterwuchs die Tiere eine kolossale Verwüstung angerichtet hatten. Am Hange des Ufers fanden wir ein ovales, tiefes Loch in den Boden gestampft. Hier hatte sich ein alter Elefant lange Zeit damit vergnügt, den Fuß in den feuchten Boden tief hineinzustampfen, und das Geräusch beim Herausziehen aus dem nassen Lehm hatte ihn scheinbar unter- halten." So unglaubwürdig das an sich klingt, so erscheint es hier im Zusammenhange gar nicht so unmöglich. Sieht man übrigens davon ab, daß b. Wißmann ein ausgezeichneter Tierbeobachter ist, dem man unbedingt trauen kann, so steht auch seine'Annahme ganz im Einklänge mit dem, was man von dem noch viel plumperen Nashorn berichtet. Von diesen, stumpfsinnigen Dickhäuter heißt es nämlich:„Bei guter Laune gefällt es sich, schon seines Vergnügens halber, darin, einen kleinen Baum oder Strauch aus dem Boden zu wiihlen, und fegt zu diesem Zweck mit den, gewaltigen Horn so lange unter den Wurzeln herun,, bis es schließlich den Strauch erfassen und herausheben kann." Da nun auch Insekten miteinander spielen— P. Hnber beobachtete z. B., daß Ameisen sich jagten und taten, als ob sie ein- ander beißen wollten—, so wird man wohl die Behauptung auf- stellen können, daß alle Tiere gern spielen, namentlich in der Jugend. Daß man bis jetzt noch nicht die Beweise für alle Tierarten bei- bringen kann, liegt lediglich daran, daß die Naturforscher diesem Gebiete nur wenig Austnerksamkeit geschenkt haben. � _____ Th. Zell. Kleines feinlleton. K. Der Schwindel mit den echten„Strads". Aus London wird berichtet: Von den vielen Formen des Schwindels im Kunst» Handel, die es in der Welt gibt, scheint neuerdings die mit„echten Stradivariusgeigen" besonders in Aufnahme zu kommen. Es muß zahlreiche Leute in der Welt geben, die auf eine betrügerische Annonce hin„eine alte Stradivariusgeige, ein Familicnerbstück für 15 bis 25 Mark" gekauft haben mit„Bogen, Kasten, Kolophonium und voll- ständiger Anleitung" und nun meinen, daß sie tatsächlich eine„echte Strad" erstanden haben, die ein kleines Vermögen wert ist. Von dieser seltfamen Leichtgläubigkeit erzählte der Londoner Jnstru- mentenbauer Alfred E. Hill ein lustiges Pröbchen. Vor einiger Zeit ging die Nachricht durch die englische Presse, daß ein Arbeiter auf einer Auktion eine alte Geige ftir 6 M. gekauft und sie bald darauf für 12(X)0 M. an einen Händler weiter verkauft habe, der seinerseits für die„lange verlorene Strad" einen Käufer für 32(XKI M. gesunden hätte. Seit dieser Zeit wird seine Firma buchstäblich überschwemmt mit Angeboten alter„Strads" und„Amatis". Ihre Zahl war so groß, daß man zur Beantwortung einen Zirkularbrief hat schreiben lassen müssen. Hill selbst denkt sehr stcptisch über diese Stradivarius- Geige für 6 M., die dann 32 000 M, erzielt haben soll. Es ist auch nicht richtig, wenn bei dieser Gelegenheit behauptet wurde, daß es in der ganzen Welt nur 12 oder 13 echte Stradivarius-Geigen geben sollte.„Wir selbst haben schon mehr als zwölf bei uns gleichzeitig gehabt," erklärte er.„Und im ganzen haben wir viel mehr in unsere Hände bekommen, einmal sogar 46 berühmte zur Vergleichnng ge- messen. Es fehlt tatsächlich, wie damals weiter gesagt wurde, eine Stradivarius, die das Datum 1709 trägt und sich in der Plowdcn- Sammlung befand. Sie ist einem Attache der britischen Gesandt- schaft in St. Petersburg im Jahre 1869 oder 1870 gestohlen worden, und man hat dann nie wieder von ihr gehört. Sicherlich wird sie eines Tages wieder auftauchen, Ferner fehlt von den bekannten Stradivarius-Jnstrumentcn eine berühmte Bratsche. In der Samm» lung im königlichen Schloß zu Madrid waren zwei Bratschen, als die Franzosen Ende des 18. Jahrhunderts die Stadt besetzten.- Eine wurde 1819 in Paris gefunden und von einem Engländer gekauft. Die andere ist„verloren". Außerdem fehlen noch zwei Violinen und sieben oder acht echte Violoncelli. Wie viele echte Stradivarius es überhaupt in det Welt gibt, läßt sich aber nicht mit Sicherheit sagen. Ich weiß, daß man allgemein glaubte, ihre Zahl wäre nur klein und die meisten für echt ausgegebenen Instrumente wären nie von der Hand des Meisters berührt worden. Zweifellos segeln viele uuter falscher Flagge, aber nicht so viele, wie wohl behauptet wird. Wer nichts von Geigen versteht, kann sich freilich leicht täuschen lassen und ein alt aussehendes Instrument allein deshalb für echt halten, weil es ein Stradivarius-Zeichen trägt. Tausende tragen dieses falsche Zeichen? aber davon lassen sich eben nur Leute täuschen, die auf alles hineinfallen. Andere Instrumente wieder sind vorzüglich, und die hohen Preise, die dafür bezahlt werden, sind durchaus berechfigt. Der Handel in falschen„alten" Geigen ist freilich sehr ausgedehnt, weil das Publikum mit besonderer Vorliebe alte Instrumente kauft. Es gibt aber doch auch eine große Zahl echter Instrumente. Stradivarius erreichte ein Alter von 94 Jahren und arbeitete 75 Jahre. Er lebte nur seiner Kunst, die seine Leidenschaft war: er hatte stets ein Werk- zeug in den Händen und arbeitete bis an sein Lebensende. Bei seinem Tode fand man in seinem Nachlatz 92 unverkaufte Jnstru- mente, und eine große Zahl war schon in der ganzen Welt verstreut. Meine Brüder und ich nehmen in unserer Biographie des Stradi- varius an, daß er durchschnittlich zwei Violinen und ein Violoncello monatlich gemacht habe, so daß wir über 1100 Instrumente, darunter 540 Violinen rechnen können. Es würde mich aber nicht überraschen, wenn es noch wenigstens 100 Geigen mehr gäbe. In den Unruhen nach 1790 mögen viele Instrumente zerstört worden sein, aber seit 1815 sind es sicher nur sehr wenige. In unserer mehr als fünfzig- jährigen Erfahrung ist uns kaum ein Fall eines„verlorenen" In- strumentes bekannt geworden. Viele Stradivari, die wir gesehen haben, sind von schlechten Spielern schlecht behandelt worden, andere dagegen sind vorzüglich erhalten. Pablo Sarasate besitzt drei. Seine „1724", die seit dreißig Jahren sein Solo-Jnstrument und ständig im Gebrauch ist, ist heute so frisch wie vor zwanzig Jahren, als sie aus- gebessert wurde. Die Preise hängen natürlick? davon ab, wie die In- ftrumente erhalten sind. Stradivarius selbst nahm nach unserem Gelde 200 bis 300 M. für eine Violine und 700 M. für ein Violoncello. Jetzt zahlt man für ein gewöhnliches Instrument 12 000 bis 20 000 M. und für ein schönes Erzeugnis seiner Kunst 24 000 M. und mehr. 1890 bezahlten wir 40 000 M. für„Le Messie", die Geige, die dem Lehrer Sarasates, Alard, gehört hatte."— Aus dem Pflanzenlcben. — U eberwintern der Dahlien knallen. Zu diesem Thema äußert sich Stcinmatz in der„Rerthns": Um Dahlienknollen gut zu durchwintern, ist es vor allen Dingen notwendig, dieselben durch natürliche oder künstliche Mittel zur Reife zu bringen. Zu Anfang Oktober häufle mar die Erde um den Stamm der Pflanzen an, fo daß die Feuchtigkeit nicht mehr weit in das Erdreich und zu den Knollen dringen kann. Steht Torfmull zur Verfügung, so ist dieses wohl das beste Mittel, das von den Pflanzen ab- fließende Wasser aufzuhalten. Die Erde kann, wenn man Torfmull um die Pflanzen schüttet, eher abtrocknen: es werden demnach die Knollen ftiiher ausreifen. Haben die ersten Nacktiröste
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21 (12.10.1904) 210
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