Vielleicht sind sie schon fort?" dachte Eugenie. Nein, das ist unmöglich! Es ist noch zu früh. Artemij hat sie wohl faum erreicht. Es ist undenkbar, daß sie auch ihn zurück gelassen hätten. Sie müssen gleich hier sein. Dann wird er endlich begreifen, wie furchtbar grausam er gewesen ist, und wird verlangen, daß sie mitkommt. Sie ist überzeugt, daß er seine Handlungsweise bitter bereut. Und wenn es anders sein sollte... Oder wenn er unterwegs, schon im Boote, seine Drohung ausführte? Wäre es nicht besser, das Schicksal nicht zu versuchen und dazubleiben. Mögen sie von dannen ziehen sie, um weiterzufämpfen, er, um sich zu bessern. Ach, komme, was da wolle! Sie will sie nur noch einmal sehen... Plötzlich stockte ihr Atem. Sie tauchten so leise und unerwartet vor der buschigen Biegung auf, daß sie ihrer erst gewahr wurde, als sie dicht unter ihr waren. Von regelmäßigen Ruderschlägen getrieben, schaukelte die Königin" anmutig und hoheitsvoll in der Mitte des Flusses. Niehorski stand am Steuer, die anderen saßen an den Rudern. Sie sah die weißen Flecken ihrer Gesichter, die ihr zugekehrt waren, aber sie konnte die Züge nicht erkennen, denn sie waren zu weit entfernt. Das Boot trieb schnell, schon kamen sie an ihr vorüber. Tränen verdunkelten ihren Blick, sie hob ihr weißes Tuch und schwenkte es ihnen zum Abschied entgegen.
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stoppte und drehte sich der Strömung entgegen. Einen Augen- reits vertrauter Kapellmeister, Bertrand auch Karl Stark( Gärtner) sei genannt. Ein uns be
blic später stieß ein Nachen ab und flog schnell wie eine
Schwalbe dem Ufer zu.
Wir wußten wohl, daß Ihr nicht hierbleiben würdet, daß irgend ein Mißverständnis vorliege," rief Krassuski bald darauf.„ Kommen Sie schnell herunter!"
hinab.
Eugenie suchte nach einem Abstieg und glitt ans Wasser
Und wo ist Ihr Mann?" fragte er, indem er ihr in Sen Nachen half.
,, Wie, er ist nicht hier?"
„ Nein, aber Sie müssen ruhig siten, sonst fallen wir beide ins Wasser," sagte er, indem er kräftig ruderte und das schwankende Schiffchen ins Gleichgewicht zu bringen suchte. Ihr Mann ist bei uns gewesen und hat gesagt, Ihr würdet nicht fahren, und ist fortgegangen."
Wieder schwankte das Boot bedenklich. „ Das Kahnfahren haben Sie nicht gelernt. Ein Glück, daß wir schon da sind."
Wo ist Arkanoff?" fragten die Verbannten, indem sie Eugenie die Hände reichten.
Sie bestieg das Boot, sah sich noch einmal um, als wollte sie sich überzeugen, ob sie wirklich die Wahrheit sagten, und glitt auf den Boden des Schiffes nieder.
" Fahrt zu! Fahrt zu!" rief Jan ,,, wir werden später erfahren, was das heißen soll! Hier geht's nicht, hier sind die Ufer bewohnt. Hört, wie sich die Hirten im Gebüsch anrufen." ( Fortsetzung folgt.)
Hus dem Mulikleben.
heutigen Operette. Harmlos alles: am meisten das Orchester mit seiner fast fortwährenden Bescheidenheit des Markierens von Harmonie zu lieblichen Melodien und mit seinem leinen, aber stimmungsvollen Klangfarbenspiel. Anders kam es im Zwischenstück vor dem zweiten der beiden Afte durch ein eingelegtes Orchesterspiel von Moriz Moszkowski: Introduktion und Koboldetanz aus dem Ballett Laurin". Laurin". Die Darstellung des Ganzen, dessen Fabel die Erlösung eines in Unwissenheit gehaltenen Mädchenpensionates durch eindringende gute Jungen ist, war vor allem in der Regie und Ausstattung sachgemäß. Von neueren Kräften neben den längst befannten nennen wir rühmend an relativ erster Stelle den Tenor Christian Hansen und den Baryton Arthur Below; dann die Sopranistin Paula Linda und die Altistin Luddy Gaston. Das andere von jenen beiden Opernhäusern, das NationalTheater, strebt etwas höher und bemüht sich vorerst nach möglichst reifen Leistungen von etwas strengerer Art, zumal auf gesangstechnischem Gebiete. So lernten wir neulich in Figaros Hochzeit " mehrere tüchtige Kräfte kennen. Wenn wir da zubörderst Astrid Lous ( als Gräfin) erwähnen, so wollen wir damit sagen, daß durch ihren anfänglichen Mißerfolg hindurch, den starke Befangenheit verschuldete, ein weit höheres Können zu merken war. In Ludwig mantler( als Figaro) besitzt die Bühne einen Baryton von reichem Gesangsausbrud, in Bella Alten ( als Susanne) eine besonders schauspielerisch hervorragende, in Alma Saccur( als Cherubin) eine hoffentlich noch fortschreitende Opernsoubrette, in Franz Roha( Bartolo) einen Vertreter heiterer Baß-, in Friz Birrenoven( Bafilio) einen recht guten Vertreter heiterer Tenorpartien; Sänger, half in gelungener Weise mit zur Einsicht, was alles Mozart gerade für unsere Zeit bedeutet. Noch müssen wir Mary Stöller nennen, die wir am Theater des Westens kennen lernten, und die von da aus auch am National- Theater gastierte. Sie macht ihre Koloraturen gut, sollte jedoch namentlich durch ein höher entwickeltes Spiel für einen günstigeren Eindruck sorgen. Gleichzeitig mit jenem neuen Vaudeville gastierte im anderen Haufe der uns bereits bekannte, italienische Tenor Alessandro Bonci ; er foll etwas weniger Zulauf als der neulich erwähnte Caruso gehabt haben, ihm an Robustheit nachstehen und an Feinheit sogar etwas über sein. Alle hiesigen Opernhäuser beginnen um halb acht Uhr. Von manchen Seiten wird dagegen geeifert, da zahlreiche Besucher frühestens erst um acht Uhr frei werden. Das ist allerdings richtig. Jedoch allen wird's niemals recht zu machen sein; und da fragt es fich, welche Gründe die allgemein gewichtigeren sind. Wir möchten die Direktionen bitten, beim alten zu bleiben, und zwar aus hygienischen Gründen, also solchen, die höher stehen sollten, als sie gewöhnlich gestellt werden. Jede Viertelstunde, die uns von der Nachtruhe genommen wird, wirkt aufreibender als vieles andere, zumal eine Berliner Heimkehr vom Theater bereits eine an Quantität und Intensität beträchtliche Leistung ist. Und mit acht Uhr wird mancher schließlich auch nicht zufrieden sein. Gegen den tiefen Schaden unserer modernen, zumal städtischen Kultur, daß uns zu viel und zu vieles, namentlich allzu Verschiedenartiges aufgebürdet wird, hilft eine Anpassung des Theateranfanges an den Abschluß anderer Tätigkeiten auch nicht. Im Gegenteil kann eine Unachgiebigkeit eher zwingen, das eine dem anderen zu opfern und so nach Vereinfachung zu streben.
Jenes Zuviel belastet auch den Musikreferenten in recht fühlbarer Weise. Nicht die Ueberzahl der Konzerte soll uns flagen lassen. Dingelstedts Wort von der Oper als einem nötigen und von dem Konzert als einem unnötigen Uebel hilft mit zu einer fühlen Ruhe gegen Konzertbillette. Ueberflüssig ist aber, troß allen Ueberfließens, das Konzert doch nicht: denn es gewährt musikalischen Feinheiten, die im dramatischen Rahmen verfümmern, eine Freistätte. Allerdings liegt darin ein Sinn ausschließlich dann, wenn Produktion und Reproduktion auch wirklich von überlegener Feinheit sind; andernfalls wird Sinn Unfinn.
Was uns vielmehr in jener Weise flagen läßt, das ist die Nun sind zwei ernst zu nehmende Operntheater auf hiesigem dem Berichterstatter unterkommende Fülle von interessanten VorBoden im besten Gange. Sie ergänzen das, was die Mufitfreunde gängen auf musikalischem Gebiete, die doch zu wenig aktuelle Beborher nur vom alten Opernhause genoffen haben, und übertreffen deutung befizen, um im Augenblid eigene Berichte zu rechtfertigen. dieses weitaus durch die Frische ihrer Wirksamkeit. Ganz auf ihr So hat sich uns z. B. seit Schluß der vorigen Saison zahlreiches eigenes Auskommen gestellt, ringen fie gegen eine hoch subventionierte, Material angesammelt, das nach Beachtung drängt. Zwar den durch Monopole auf die gewichtigeren, modernen Opern und durch zweiten alte Tradition geförderte Bühne. Dem Publikum kommen sie unbergleichlich besser entgegen. Ehre diesen Anstrengungen, auch wenn der Erfolg nicht immer ganz glatt ist!
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Musikpädagogischen Kongreß", der vom 6. bis 8. d. M. hier tagte, ließen wir gleich ganz beiseite, nachdem wir uns im Vorjahre über diese Bestrebungen ausgesprochen haben. Was ein solcher Kongreß wirklich Wertvolles bringt( und diesmal scheint auch derartiges dabei geivesen zu sein), erfahren die, so dessen bedürfen, nachher bequemer und klarer.
Das eine, das Theater des Westens , sucht seine Bedeutung mit Vorliebe im Wiederaufnehmen von Werken leichterer Art, die sich vor einiger Zeit bewährt haben. So bekamen wir Auch mit der Bedeutung des Ablebens von Personen geht es dort am neulichen Sonnabend ein Vaudeville":" Die ähnlich. In diesem Sommer starb der bekannte Rückwärtsfritiker Kleinen Lämmer" zu hören. Der Komponist, Louis Eduard Hanslid. Es war nun besonders interessant, zu Barney( geb. 1850), und fein Vater P. J. A. Barney sehen, wie die zahlreichen Nekrologe sich bemüht haben, teils ( geft. 1879) find fruchtbare Arbeiter für die Barifer feine Stellung gegen Richard Wagner zu rechtfertigen oder Operette. Baudeville" entspricht unserem Singspiel" und auch zu verschleiern, teils fie als abschreckendes Beispiel u. dgl. geht auf Straßengesänge" zurück, die im 17. Jahrhundert ein be- zu fennzeichnen. Darüber gelangte kaum eine Stimme zu der fonderes Gegenstück zu der ernsten Musik, der großen Oper", waren. Hauptsache: daß nämlich Hanslick wohl ein brillanter FeuilletonDann wurden sie zu Hauptbestandteilen leichter Bühnenwerke. Da- schreiber war, sonst aber ganz einfach nicht an seine Sache herandurch hat die musikalische Chrit, speziell die einschmeichelnde Melodie, reichte. Daß sich ein solcher Mann, den von früh an günstige Berwomöglich mit idyllischer Stimmung, den Hauptcharakter dieser Gattung bindungen auch fachlich fördern und dem Tausendfaches zugefendet bestimmt. So ist es auch diesmal. Nichts von den Aufbauschungen der wird, während 50 oder 60 Jahre eine Materialfenntnis erwirbt wie