Sie neigten den Kopf tief zur Erde und streckten die Arme wie beim Schwimmen aus. Krafsuski schlugen die Zähne wie im Fieberfrost zusammen. Oft mußten sie schleunigst vom flachen Ufer fliehen, denn die Wellen schlugen an ihre Füße und drohten sie umzuwerfen. Der Nebel umwogte sie, mert würdig und dicht, sah aber jetzt anders aus, als vorhin, denn er war goldig und gleichsam von Licht durchtränkt. In Streifen und geballten Wolken schwebte er wie der Dunstschleier eines Wasserfalles daher, und schillerte von Zeit zu Zeit in allen Regenbogenfarben. Sie fanden den Nachen, zogen ihn weiter ans Land, stellten ihn seitwärts gegen den Wind und legten sich hinein. Der Sturm pfiff an den Rändern des Schiffchens vorbei, und eine Flut von milchweißem Dunst wälzte sich darüber und stäubte feinen, tauigen Regen auf ihr Gesicht. Zuweilen stieß der Wind ein Fenster in die über den Jägern flutenden nebligen Wirbel und Kaskaden. Dann sahen sie einen furzen Augenblick den sonnigblauen Himmel über ihren Häuptern.
Was ist das? Sieh mal!" rief Krassuski plötzlich, indem er auf den Nebel hinwies, aus den schillernden Windungen blickten ihnen buntgeränderte, scheußliche, große, zottige Gestalten entgegen. Die beiden Flüchtlinge setzten sich vor Erstaunen aufrecht und blickten unverwandt nach den vom Orkane hin- und hergezerrten Wahngebilden. Auf den ineinander fließenden Nebelbildern zeichneten sich, Schattenbildern gleich, die blassen Gestalten eines großen Menschenhaufens ab. Ehe sie denselben näher betrachten konnten, waren sie vom Sturme weggeweht und verschwunden.
Stomm! fommi!... Was ist das? Das ist entsetzlich," flüsterte Krassuski.
„ Wir wollen den Nachen das Ufer entlang ziehen. Die unseren sind jenseits des Kanals. So wie der Wind sich etwas legt, wollen wir hinüber," riet Jan.
Sie versuchten den Nachen aufzuheben, aber der Sturm fegte ihnen denselben von den Schultern, wie eine Feder. Voller Entsezen sahen sie zu, wie das Schiffchen in die Luft flog, dann herunterfiel und im Nebel weiterrollte. Sie holten es nur mit Mühe ein, gaben ihre mit Belzmüßen bedeckten Köpfe dem Ansturme des Windes preis und zogen den Nachen hinter sich her. Die Wanderung über die Nasse, glitschige Erde inmitten des Nebels, der sie umfloß, wie schnell fließendes Wasser, war sehr beschwerlich. Der Mangel an jeder Aussicht, der ihre Schritte unsicher machte, die unaufhörliche Bewegung um sie her, das betäubende Saujen, die Stöße des Windes alles das ermüdete sie unaussprechlich, sie hatten die größte Lust, sich niederzusetzen, zur Erde zu gleiten und das Gesicht in eine Vertiefung zu drücken, um einen noch so winzigen Teil reiner Luft zu finden.
Der ekelhafte Gischt der falten Seedünste drohte sie zu ersticken, als wären es feuchte Wattestücke, die sie schlucken mußten. " Zum Teufel mit solch einem unnüßen Umhertorkeln! Es ist ja rein gar nichts zu sehen," rief Jan, den der Sturm zu Boden riß. Krassuski fiel erschöpft neben ihm nieder. „ Es muß bald aufhören!" tröstete Jan. Der Wind hat sich gedreht und läßt nach."
der Nebel, der hier Surchsichtiger war. Im Vergleich mit dem, was hier vorging, fam ihnen das Brüllen der Wogen in der Meerenge wie elendes Hundegekläff vor. Als sie ganz durchnäßt ans Ufer krochen und den Nachen herauszogen, hatte sich der Wind gelegt und der Nebel war so durchsichtig geworden, daß sie ihr Lager erkennen konnten. Sie gewahrten den im Meerbusen schwankenden Mast der Königin", erkannten die dunklen Gestalten der Genossen, die am Boote zusammengedrängt schliefen. Aber in demselben Augenblick erblickten sie auch etwas, was sie mit tödlicher Kälte durchschauerte. Sie stürzten auf die Ihren zu und ichrien: ,, Steht auf! Steht auf!"
,, Was ist geschehen?" fragten Liese, indem sie sich erhoben und die Decken zurückwarfen.
Sie zeigten nach jener Seite hin, von der die Freiheit kommen sollte.
Aus dem Nebel schlichen dort mit Schießgewehren bewaffnete Menschen in einem großen Halbkreise behutsam auf sie zu, und diesen folgte eine unabsehbare Menge von Wesen mit fupferfarbenen Gesichtern und geschlitzten Augen ein Haufe von wilden, in zottige Belze gehüllten Barbaren, die ihre Speere gesenkt und die Pfeile an den gespannten Bogen in Bereitschaft hielten.
Jenseits dieser Menschenmenge brauste die schwarze wogende See, und aus den aufsteigenden Nebeln, auf denen goldene Sonnenlichter spielten, blickten die bleichen, schillernden Schemen der Eisschollen hervor, die krachend dem Lande zutrieben.-
( Nachdrud verboten.)
Der Schmuggel in Oftalien.
Bei der endlosen Belagerung von Port Arthur spielen die chinesischen Dschunkenführer eine Rolle, fie suchen mit ihren Fahrzeugen die japanische Blockade zu durchbrechen, um irgend auch manche Dschunken von den Scheinwerfern gesichtet und von den ein einträgliches Geschäftchen in Konterbande zu machen. Mögen Geschützen der japanischen Kriegsschiffe in den Grund gebohrt werden und mit Mann und Maus untergehen, so segeln doch die bezopften Führer der anderen Fahrzeuge auf den krummen Pfaden ruhig weiter, weil ein hoher Verdienst beim Gelingen des wagbaljigen Unternehmens in sicherer Aussicht steht. Die Dschunken führen, sofern sie nach Port Arthur fahren, als Konterbande vornehmlich Waffen und Munition, fowie Mehl, Reis, Tee und andere Lebensmittel; als Rückfracht nehmen sie Personen mit, die den Gehöchstem Geschick werden die zahlreichen Schlupfwinkel an der Küste fahren und Entbehrungen der Belagerung entrinnen wollen. benutzt, um sich den Späheraugen der Japaner zu entziehen. Erst in der Nacht wird der Kurs auf der offenen See genommen und dann auf gut Glück die 180 Kilometer weite Ueberfahrt nach Port Arthur oder umgekehrt nach Tschifu gewagt.
Mit
Am Boden des Nachens niedergeduct warteten sie geftandhält. Alle Errungenschaften des modernen Schiffbaues find duldig. Jan war eingenidt. Da stieß ihn Krusfusti an. Auf den Wolkenballen schwebten wieder Riesengestalten über ihnen. Vor Kälte und Aufregung zitternd, wechselten die Flüchtlinge kein Wort, aber sie zogen den Nachen einmütig an das wogende Wasser.
Paß nur auf, fahr gerade auf die Wellen los! Habe nur teine Angst!" belehrte Jan.„ Das Einsteigen wird das schwerste Stüd werden. Die erste Welle ist die schlimmste." Sie schoben den Nachen auf das Wasser einer fleinen Bucht, die durch eine Biegung des Ufers gegen den Wind geschüßt war. Aber obgleich die Wogen sich hier nicht bäumten und nicht ans Land stürmten, gingen sie doch so hoch, daß der Nachen zweimal bis an den Rand Wasser schöpfte. Beim dritten Male gelang es ihnen endlich einzusteigen. Sie setzten die Ruder ein. Ein Wasserschall trug sie zur Bucht hinaus, aber in demselben Augenblick erfaßte sie eine ungeheure Welle und schleuderte sie aus Land zurück. Sie behielten so viel Geistesgegenwart, daß sie sich sofort zur Seite legten und sich an den Rand des Bootes klammerten, um es nicht vom Wasser fortreißen zu lassen. Sie wagten es, den Versuch zu wiederholen, aber es hielt sie auch nicht am Platze. Sie schleppten fich also am Ufer weiter, bis sie einen sandigen Vorsprung erreichten. Sie waren zu weit nordwärts gegangen. offene See lag vor ihnen. Das sagte ihnen der scharfe, mächtige Wind, die Wasserberge, die hoch in den Nebel aufstrebten und mit regelmäßigem Getöse niederfielen, das fagte ihnen endlich
Die
So plump gebaut sind die Fahrzeuge, daß sie selbst bei günstigem Winde nur langsam von der Stelle tommen und zur Ueberfahrt tüchtigkeit sehr viel zu wünschen übrig, zumal ihre ganze Ausrüftung mindestens anderthalb Tage gebrauchen. Ueberhaupi läßt ihre Seeprimitiv im höchsten Grade ist und Stürmen und Böen nur selten an ihnen spurlos vorübergegangen sie sehen noch immer so aus wie jene Dschunken, die der arabische Reisende Jbn Batuta bereits im 14. Jahrhundert geschildert hat. Die Fahrzeuge im Meerbusen von Petschili lassen besonders viel zu wünschen übrig, da hier der Verkehr unter normalen Verhältnissen erheblich geringer als bei Shanghai und an der südchinesischen Küste iſt. Am besten sind die flottille der alten Handelsstadt im Laufe der letzten Dezennien start Dschunken aus der Gegend von Canton. Allerdings ist die Dschunkenzusammengeschmolzen, da sich des Frachtverkehrs mehr und mehr die großen Dampfergesellschaften bemächtigt haben. Auch die Zahl der sogenannten Ho- t'ou, Dschunten mit gabelförmigem Mast, die auf dem Westflusse schwimmen, jedoch wegen ihres bedeutenden Tiefganges stromauf nur wenige Meilen über Canton hinaus tönnen, ist schon längst merklich im Rückgange begriffen. Gleichwohl sind von ihnen noch genug vorhanden, um dem mit allen Künsten und Listen getriebenen Schmuggel als voutrefflich geeignetes Verkehrsmittel zu dienen.
Wo Zoll bezahlt werden muß, wird auch geschmuggelt. Das ist eine alte Wahrheit, die sich in allen Ländern, mögen sie auch die fultiviertesten sein, bestätigt findet. In China sind es die Vertragshäfen, in denen der stärkste Schmuggel getrieben wird. Hier befinden sich große Verbände von Schmugglern, die ihr gefährliches beruht ihre Stärke, denn sie arbeitet mit bedeutenden Mitteln und Gewerbe gleich im großen betreiben. Gerade in der Korporation sichert sic, hierdurch in den meisten Fällen den lohnenden Erfolg.
passieren soll, so wirft sie schon weit vor Canton Anfer, und zwar Wenn eine Dschunke aus guten Gründen die Zollstation nicht an einem recht weltvergessenen, ruhigen, geradezu idyllischen Dert chen, das von unliebsamen Späheraugen unbeobachtet ist. Natürlich