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um Milch zu holen. Es gibt feine Milch, habe ich ihnen ge­sagt. Wem gehört denn diese Hütte? Melchior Carta. So, dann werden wir seine Base schicken, die Milch holen. Und warum ist sie heute nicht mitgekommen? Weil sie nach Nuoro gegangen ist und erst später zurückkehrt, haben sie gesagt."

" Und wer hat das alles gesagt? Warum kommen sie nicht, wenn ich da bin, ich würde ihnen Milch geben, sie sollen mur tommen!" brummte Melchior.

" O, sie kommt nicht, seid nur ruhig!"

Was weißt Du davon, Schlaufopf? Kümmere Dich unn Deine Sachen, sonst werde ich Dich lehren, hämisch zu lachen. Und wißt Ihr, Vater," sagte er zu dem Alten, ich habe ganz bergessen, Euch die Heldentaten von dem da zu erzählen. Habe ich ihn nicht dabei betroffen, wie er eine Ziege angebunden hatte, die den Hasen säugen sollte? Er wollte die Probe auf Eure Geschichte machen.

Eine schlechte Probe," sagte Zio Pietro.

Dann schwieg er. Melchior betrachtete ihn; das von melancholischem Frieden erfüllte Gesicht sagte ihm tausend gute Worte, die in seinem bedrückten Gemüt widerhallten.

Er dachte daran, daß er den Tag über immer rauh zu ihm gesprochen und empfand eine Anwandlung von Reue und zärtlichem Mitleid.

" Vater," frug er plöglich mit veränderter Stimme, da er nicht wußte, was er sagen sollte, ist die Geschichte mit dem Hasen wirklich wahr? Aber seht doch, was der Bafilio für einen bösen Sinn hat, daß er so etwas tun fann."

Er ist noch ein Junge," fagte Zio Pietro. Dann er zählte er andere Geschichten, bis sie sich in die Hütte begaben und schlafen legten. Melchior schien ruhiger geworden zu sein. Doch als Zio Pietro nach kurzem Schlummer aufwachte, merfte er, daß sein Sohn nicht da war. Die Matte war leer; auf der Stelle, wo Melchior sich niederzulegen pflegte, fühlte der Alte den weichen, zusammengekauerten Leib der Kaze.

Er ist fort," schrie er auf und hatte Angst. Basilio!" Toch dieser schlief den tiefen Schlaf der Glücklichen und Bio Pietro mußte ihn erst suchen und mit dem Stocke an­stoßen, ehe er ihn hörte.

"

Wer stößt mich? Was wollt Ihr?"

" Wohin ist Melchior gegangen?"

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gewesen ist. Der Schrecken unseres Ruhmes erfüllt alle Meere und Länder, unsere Feinde zittern. Die großen Ereignisse spielten sich auf folgende Weise ab; Es war uns die ehrenvolle Aufgabe geworden, alle Spiritusvorräte Unsere Abfahrt von Reval verzögerte sich um einige Wochen. in Reval zu vernichten, um den japanischen Hunden, wenn sie die Stadt beschießen würden, teine brennbaren Stoffe dazulaffen. Ich halte es überhaupt für das wirksamste Mittel einer vorgeschrittenen Strategie, dafür zu sorgen, daß alles Brennbare entfernt wird. Dann können die gelben Affen umsonst ihre lächerlichen Granaten werfen.

braven Seekosalen auch darauf brangen, alles Petroleum gleichfalls Die Spiritusbeseitigung erforderte einige Zeit, zumal meine au vernichten. Um aber die Abfahrt nicht übermäßig zu verzögern, entschloß ich mich, den noch nicht erledigten Teil des genannten Brennstoffes auf die Schiffe bringen zu lassen, um sie allmählich über Bord zu werfen. So fuhren wir ab. Ein unvergeßlicher An­blick. Alle Frauen und Mädchen Revals gaben uns das Geleit. Als ich nach etwa acht Tagen meine Schiffe revidierte, gewahrte ich mit Stolz, daß der Patriotismus unserer Russinnen nicht an der Schiffsbrüde Halt gemacht hatte: Bahlreich fanden sie sich noch auf den Schiffen vor und schworen, mit uns fiegen oder sterben zu wollen.

Alsbald nach der Ausfahrt bemerkte ich, daß die Japaner bereits bis in die Nähe von Reval vorgedrungen fein mußten. Diese tückischen Teufel hatten nämlich bereits das Meer in einen ebenso abscheulichen wie gefährlichen Zustand versetzt. Eure erhabene Majestät geruhen zu wissen, daß Gott das Waffer aus dem Grunde flüssig geschaffen hat, damit es jederzeit eine ebene Fläche bilde; Eure Majestät können dies Experiment in allerhöchster Badewanne selber jederzeit unternehmen. Ich selbst hatte diese Eigenschaft des Waffers an einer mir ab und zu untergekommenen Waschschüssel gemäß den hehren Intentionen Eurer Majestät wiederholt mit Sicherheit festgestellt und darauf meinen Kriegsplan gebaut. was diese geschlitten Heiden aus Gottes schöner Natur, von ihren Wie groß war deshalb mein Erstaunen, als ich sehen mußte, Gößen frech unterstützt, gemacht hatten. Sie hatten das ganze Meer weit und breit fleißig find die Bestien, das muß man ihnen laffen in ein Gebirge verwandelt, fie hatten ungeheure Wasser­täler ausgegraben und riesige Wasserberge dafür aufgeschichtet. Damit nicht genug, hatten sie noch diese ganze verstümmelte Fläche auf Rollen gesetzt, so daß sich alles unablässig bewegte. Hätten wir nicht unseren Spiritus gehabt, um den furchtsamen Menschenverstand bis auf die Wurzel niederzubrennen, wir wären aus dem Schwindel

" Ich weiß viel davon! Ist er fort oder ist er hier, ich nicht herausgekommen. weiß es nicht. Laßt mich schlafen."

Zio Pietro fühlte sich zum Fürchten einsam.

Er setzte sich auf die Schwelle der Hütte und horchte. Instinktiv fühlte er, daß Melchior, von seiner Leidenschaft hin­gerissen, zu dieser Stunde ihn vergaß.

Es war völlig Nacht. Der Wald erschauerte von neuem; es klang wie das Rauschen eines unsichtbaren Stroms, das Brausen falter, dunkler Fluten, die sich in schwarzen Fernen verloren. Kein anderer Laut. Auch die Felfen lagen jekt schwarz da und erhöhten die peinvolle Finsternis. Am fief­Dunklen Himmel zeichnete die Milchstraße nur einen lichteren Dunststreifen; im Osten lag ein ödes, trauriges, endloses Grau; und auf den in jener Dede verlorenen Bergen brannte ein Feuer. Ein loderndes Feuer, rotleuchtend wie eine Granatblüte.

Dort hielten Arbeiter, die den Berg urbar machten, ihre Nachtruhe; und das Feuer aus brennenden Mastirbäumen sandte den einsamen Hirten des Orthobene einen Gruß.

Zio Pietro aber sah weder die Milchstraße noch das Lebenszeichen der fernen Brüder. In seiner tiefen Finsternis hörte er nur die einsame Klage des Waldes. Ein Gefühl von Verlassenheit bedrückte ihn er stellte sich vor, daß Melchior nie mehr wiederkehren, daß auch Basilio von ihm gehen, daß er auf jener Schwelle allein bleiben würde, dem ewigen Dunkei gegenüber.

Es war ihm, als ob er in die öde Tiefe eines kalten dunklen Meeres verfänke; mit weitgeöffneten Augen saß er und sah doch nur eine leere, schwarze Unendlichkeit, allein in seiner ewigen Nacht, die furchtbarer war, als der Tod selbst. ( Fortsetzung folgt.)

Die Wegblafung der Armada.

Bericht des Admirals Rosch diestwensky an den Zaren.

Wie aber sollten unsere Schiffe dieses Wassergebirge überwinden! Meine Versuche, der Rollen habhaft zu werden, auf denen das Meer schwankte, blieben vergebens; sie scheinen aus unsichtbarem Material gefertigt zu fein. Oder die elenden Barbaren haben Walfische für diesen Zweck abgerichtet.

Schon wollte ich den Versuch aufgeben und die Flotte in den Hafen zurückbringen, da erhörten die Heiligen mein Gebet und vers richteten ein herrliches Wunder. Diese ungeheuren eisernen Maschinen begannen plößlich wie beseelte Menschen zu klettern, fie frallten sich die Berge empor und rutschten die Täler herunter, bogen sich nach links und nach rechts, stemmten sich nach vorn und beugten sich nach rüdwärts, also daß wir trop aller Hindernisse, die uns das japanische Geschmeiß bereitet hatte, weiter drangen. Da fielen wir alle auf die Kniee, beteten und opferten 20 Fäffer Spiritus.

Bald jedoch merkte ich eine neue Gefahr. Die schmuzigen Un geheuer hatten das Wasser undurchsichtig gemacht. Erst glaubte ich, fie hätten es verunreinigt, indem sie sich in ihm gebadet, bei näheren Untersuchungen ergab es sich jedoch, daß sie es mit einer Art mir versuchte zunächst, den Schaum zu beseitigen, indem ich meine brave unbekannter Instrumente listig zu Schaum geschlagen hatten. Ich Mannschaft hineinblasen hieß. Das half jedoch nichts. Der Schaum war unerschöpflich und schien sogar aus fich selbst immer neue Blasen zu erzeugen; es war wie eine anstedende Seuche.

Eure Majestät werden die gewaltige Gefahr ermessen, in die dieser Zustand des Waffers uns brachte. Die Lage schien verzweifelt. sch wußte, daß das ganze Meer von japanischen Minen voll sei. wir aber fonnten nichts sehen, obwohl ich mein Fernrohr direkt ins Meer selbst eingetaucht hatte.

Es gab nur ein Mittel: die Minen mußten weggeschoffen werden. Ich gab alfo Befehl, Tag und Nacht in das Wasser zu schießen; auch wurde es mit Stnuten bearbeitet. Das half, wir ent famen glücklich. Die feindliche Flotte dagegen sahen wir zunächst nicht, auch kein Torpedoboot. Die gelbe Horde war feige zurüd­getvichen, als fie sah, daß wir Ernst machten. Zur Vorsicht schoffen wir aber auch nach links und rechts, nach vorn und hinten. Unter der Wirkung des durch unser Schießen erzeugten Luftdrucks schossen wir pfeilschnell dem Siege entgegen.

Noch ein Wunder hatten uns die Heiligen beschert. Das weiße Geflügel, das unsere Flotte umtreifte, hatte durchweg zwei Köpfe. So fühlten sich die tapferen Mannschaften wie unter dem Wappen schutz der geliebten Heimat. Nur beim Erwachen sahen wir mitunter Vögel mit einem Kopf..

Ich habe die Ehre, Eurer geheiligten Majestät mitzuteilen, daß Während der ganzen Fahrt herrschte überall gehobene und meine Flotte mit Hülfe der Heiligen unseres geliebten Vaterlandes begeisterte Stimmung. Alles brannte darauf, das gelbe Ungeziefer einen glorreichen Sieg errungen hat, wie er selbst in der an so schnell wie möglich auszuräuchern. Auch die Weiber bewiesen Ruhmestaten reichen Geschichte Rußlands nur selten zu verzeichnen einen entzückenden Patriotismus. Je näher wir dem Feinde tamen,