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freute sich eines guten Rufes bis veit über die Schbarschaft. psychologischen Bedenklichkeiten ab. Unverständlich ist, daß der arg­Weniger das Essen. An sich war es wohl nicht übel, auch die wöhnische Despot und Menschenkenner, nachdem er Posas feurig Portionen ließen an Umfang nichts zu wünschen übrig, aber Fliegen schwärmerische Bekenntnisrede angehört, ihn mit dem niedrigsten waren häufige Zugaben. Klagte man's der Wirtin, dann zuckte sie Spionendienst betraut; unverständlich, daß der Marqis nicht Carlos die Achseln, klopfte die Prisenreste von der weißen Schürze und warnt; unverständlich, daß er den Tod wählt, da doch die Königin meinte mit ratloser Handbewegung:" Ja, die verdammtige Duster- nach dem Geständnisse der Eboli den Beweis für ihre eigene und heit! Wat is dagegen zu machen? Janzen Tag Licht brennen lohnt Don Carlos Unschuld in der Hand hat, den Prinzen also ohne Opfer sich nich." Und indem sie die herausgefischten Fliegen vom Tische retten kann, und so fort. Das Wert gleicht einer in den rohen wischte: Die armen Kleenen Viecher!" Dann schlurfte sie zum Lehn- Marmorblock hineingemeißelten Gestalt, deren Glieder je nach stuhl oder man rief sie in ein nach dem Hofe zu gelegenes Neben dem Grad des Interesses, das der Künstler an ihnen nahm, zimmer, das womöglich noch finsterer war als die große Gaststube, zum Teil mit wundervoller Deutlichkeit herausgearbeitet, zum Teil und wo verdächtige Gestalten die Köpfe zusammensteckten und mit- nur, um die notdürftigste Verbindung herzustellen, ganz obenhin einander flüsterten. markiert sind. Ohne solch ein summarisches Verfahren wäre das Jetzt schwebt eine ewige Staubwolke um den Häuserblock. Werk über die Vorarbeiten hinaus vielleicht nie zum Abschluß Tausende Hände sind beschäftigt, mit Spithacke, Beil und Hammer gekommen. Und wer nähme die toten Stellen, in denen selbst noch die Mauern niederzulegen bis auf den Grund. Wo vordem be- hier und da in einzelnen Wendungen bligartig das Genie auf­ängstigende Stille herrschte, lärmen jetzt die Geräusche lebendiger leuchtet, nicht um des Ganzen willen gern in Kauf? Die Tätigkeit. Schwerbeladene Steinwagen machen die Gassen erzittern, meisten Szenen die Vorstellung im Deutschen   Theater bewies Burufe schallen, hundert Schaufeln, die den Schutt forträumen, geben es wiederum wirken noch heute auf der Bühne einen schürfenden Ton, es hämmert, Artschläge krachen und ganze staunlich eindrucksvoll. Unwillkürlich ziehen die glänzenden Mauern stürzen mit Gepolter ein. Der feine Kalfstaub dringt Farben, der hohe Schwung des Wortes, des Gedankens uns in den beißend in Nase und Augen der Vorübergehenden und färbt das Bann der Dichtung, erregen, spannen, allen naturalistischen Doktrinen Holperige Pflaster weiß. Trotzdem: jezt bleibt so mancher Passant zum Troß. Der Geist der Zeit, in der Schiller   schrieb, ihr Freund­stehen und sieht voll Erstaunen auf dieses Bild, das sich da vor ihm schaftskultus, ihr Menschheits- und ihr Freiheitsglaube, der, noch auftut wie die Bühne eines Theaters. Der Vorhang ist fortgezogen. gebunden an die Vorstellung der unbegrenzten Fürstenmacht, die Die schiefen Giebel und krummen Dächer der Straßenfront find ge- Freiheit gerne von der Aufklärung der Könige als Geschenk erwartet, fallen; wie durchgebrochen in der Mitte stehen die halb abgetragenen webt mit geheimem Neize in dem Werk, weckt längst entschwundene Borderhäuser; klaffende Lücken zeigen sich in den Hofgebäuden. Das Erinnerungen und rührt auch dort, wo unser eigenes Denken deutlich helle Licht des Tages flutet in die einst so verborgenen finsteren die Illusion erkennt. Winkel. Erschreckend schwarze Wände mit grausigen Fensterhöhlen grinsen dem Beschauer entgegen. Niedrig, schmal sind diese Löcher in den schmußigen Mauern. Beängstigend niedrig die Zimmer und eng, so eng, daß man noch jest im Geiste sich die Beiwohner dort zusammendrängen sieht, bemüht, einander aus dem Wege zu kommen. Blaue Tapeten hängen in Fezen von den Wänden. Alte, windschiefe Defen mit zerplatten Kacheln neigen sich in die Ecken. An den einſt weißgetünchten Deden zeigen sich große braune und schwarze Flecken, vom Blaken der Hängelampen herrührend. Risse, Löcher, Flecken überall; gespaltene Türen, ausgetretene, morsche Fußböden und ver­räucherte Küchen mit jämmerlichen Herdstellen.

Mama, haben da Menschen gewohnt?" fragt eine vorüber­gehende Kleine mit weißem Federhut, die mit ihrer eleganten Mama zufällig in diese Gasse geraten, und die Augen öffnen sich groß, fast schreckhaft.

Komm nur, fomm!" Die Mutter hat Eile. Abscheu in den Zügen, zieht sie die Kleine fort.

Ach ja, da haben Menschen gewohnt. Viele Generationen. Und mancher hat hier geschafft sein Leben lang, Tag für Tag, von Morgen bis Abend. In den schmalen, langen Comptoirs sowohl, wo das Licht während der Arbeitszeit niemals ausging ,, wie in den Lagern der Tuch- und Häutegeschäfte und in den Kammern der Heimarbeiter, bier Treppen auf dem Hofe.

Ach ja, da haben Menschen gewohnt. Durch diese öden, efel­erregenden Löcher ist das Leben gegangen und der Tod, die Freude und die Sorge. Mehr Sorge wohl wie Freude. Denn ihnen fehlte die Sonne. Kinder haben hier ihren ersten Schrei, Greise ihren letten Seufzer getan und viele Frauen und Männer sind im besten Alter gestorben. Unwillkürlich drängt sich's einem auf: wie ist man mit dem Sarge die schmalen, engstufigen Treppen hinuntergekommen? Man sieht im Geiste die schiefsitzenden Zylinderhüte und schweißigen Stirnen der Träger. Und hört sie fluchen im stillen.

Denn das Ganze ist ein Fluch; eine entsetzliche Anklage. Wie ein Ungeheuer mit hohlen Augen und gierigem Rachen steht der ent­hüllte, finstere Trümmerhaufen da; ein Ungeheuer, das Tausenden von Menschen Sonne und Licht gewehrt, ihnen die frische, belebende Luft geraubt und Leben um Leben schleichend verzehrt hat.

Theater.

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Das nicht sehr zahlreiche Publikum folgte der Aufführung mit warmem Beifall. Sehr gut war Sommerstorff als Marquis Bosa, fortreißend in der großen Rede vor Philipp. Ebenbürtig stand ihm Adolf Klein   in der Rolle des Königs gegenüber, eine in all ihrem Zeremoniell imponierende Gestalt, deren Züge, deren Sprache den Stempel der Herrschermacht und-Klugheit trugen. Sympathisch wirkte Julius Geisendörfers kraftvoll frische Jugendlichkeit in der Figur des Carlos. In merkwürdiger, aber interessanter Maste, die dem falten Menschenschlächter etwas von dem Ansehen eines Strauchdiebes gab, spielte Franz Schläger den Alba. Eine gleichmäßige Geschlossenheit der Vorstellung freilich hatte nicht erzielt werden können. Die Königin z. B. ließ in den späteren Akten viel zu wünschen übrig. Doch im ganzen überwog durchaus das Dankenswerte.

Humoristisches.

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dt.

-Familie Bennede. Die Bennedes sollen eine sehr talentvolle Familie sein?"

lassen, der zweite hat schon mal einen Selbstmordversuch gemacht, " Tja, der Aelteste hat ein Buch im Selbstverlage erscheinen der dritte ist in einer Kaltwasserheilanstalt. Nur der Jüngste ist vollkommen talentlos."

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- Appell an die Wissenschaft. Sprecher der Deputation: Im Namen der Münchener   Schenkfellner täten mir' n Herrn Professor bitten, zu konstatieren, daß, wenn mir besser einschenken tuan, dös an groß'n Schad'n ausüb'n tät aufs Münchener  Bierherz!"

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Bäuerin!"

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Nach der Kirchweih'." Jessas, is mir schlecht, " Jo was! Soll i an Doktor hol'n?" Na, mir fonn bloß no der Pfarrer helf'n!" Mariandjosef, is so weit g'fehlt!" Jo, geh umi und hol bei ihm Medizin, wo eahm allweil hülft, wenn er sich überessen hat!" ( ,, Simplicissimus.")

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Notizen.

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Als nächste Operetten- Neuheit des National Theaters wird die dreiaktige Operette Die Millionenbraut" von Heinrich Berté   angekündigt.

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Deutsches Theater  . Don Carlos  . Dramatisches Gedicht in 5 Aften von Schiller  . Die Aufführung des un­Felig Dörmanns Wiener Komödie Zimmer­gekürzten Carlos im Deutschen   Theater dauerte fast fünf volle herrn", die für Berlin   verboten ist, soll demnächst im Lustspiel­Stunden, und auch diese Zeit hätte bei weitem nicht gereicht, wenn haus vor geladenem Publikum gespielt werden. nicht die zahllosen Dekorationswechsel mit ungewöhnlicher Ge­Albert Heine, gegenwärtig am Wiener Burgtheater, ist schwindigkeit bewerkstelligt worden wären. Die Fülle der Gedanken als Regisseur für das Deutsche Theater verpflichtet worden.- und Motive drängt über die engen Grenzen des Theaterrahmens Die drei Einakter Freiheit"," Der Prophet Hinaus, vieles konnte innerhalb des weit gespannten ideenreichen Elias"," Karneval" von Friedrich Adler   werden noch Zusammenhanges vom Dichter überhaupt nur flüchtig angedeutet im Laufe des Monats im Deutschen   Landestheater zu werden, wenn der Umfang einigermaßen den Bedingungen Prag   in Szene gehen.- der Aufführung sich fügen sollte. Zumal in der giveiten Hälfte, in der statt Carlos Marquis Posa der Held des Dramas wird, eilt Schiller   sprunghaft und gewaltsam vorwärts, greift er, um zu dem Ausdruck der Ideen zu gelangen, in der Entwickelung der Ereignisse zu den seltsamsten Verkürzungen. Posa, der große Freund, der Bürger eines kommenden Jahrhunderts", der Carlos Seele zur Freiheit heranzubilden sucht und von der Herrschaft des Königssohnes Gerechtigkeit und Freiheit für das Volk er hofft, soll für den Freund, soll für sein Ideal freiwillig in den Tod gehen. Das ist das Ziel. Um es rasch zu Frank Wedekind   hatte mit einem Breslauer erreichen und zugleich die neue Handlung an die frühere Variété für einen Monat abgeschlossen. Nach sechs Tagen ging anzufnüpfen, streift Schiller   fura entschlossen hier alleer. Das Publikum mochte ihn nicht. Verantwortl. Nedakteur: Paul Büttner  , Berlin.- Drud und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

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Wagner Vorstellungen für Schüler will der Direktor der Prager   Oper geben. Den Anfang follen die Meistersinger" machen. Damit aber dem jugendlichen Geist die Aufnahme erleichtert wird", wird das Stück halb und halb an zwei folgenden Sonntagen gespielt. Dieselbe Sach' wie mit der Kind und Kunst- Kindlichkeit.

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