worauf der glufe wieder in sein alteS Bett geleitet ward. Nach einem Artikel der.K. Z.' kam diese Bestattungsweise auch sonst öfters vor. Nach einer ungarischen Sage wurde auch der Hunnen- kvnig Attila auf ähnliche Weise in der Theiß., nach anderer Version in der Etsch begraben. Geoffry vön Monmouth szwölsteS Jahrhunderts verzeichnet in seiner lateinisch ab- gefaßte», neun Bücher umfassenden Geschichte Britanniens einen Bericht, wonach Cordeila(Cordelia). die Tochter des Königs Leier(Lear) ihren Vater.an einem gewissen unterirdischen Ort be- grub, den sie unter dem Fluß Sora innerhalb Leyecesttias(Leicester) herzurichten befohlen hatte'. Sogar noch in verhältnismäßig neuerer Zeit kam diese Bestattungsart vor. Die Gefährten des Hernado de Voto, des kühnen Entdeckers des Mississippi , der 1542 in der Urwaldwildnis gestorben war. fuhren mit dessen Leiche in Kähnen um Mitternacht weit auf die Mitte des ungeheueren Stromes und sentten sie in die feuchte Tiefe. Die Leiche des 1538 in Kartapur verstorbenen Hindu Nanak Sikh, des Sttfters der Religion der Silhs, die in Pandschab herrscht, soll heimlich von seinen An- hängern im Bette des Flusses Ravi, nicht weit von Lahore , bestattet worden sein. Nach dem 1657 erschienenen Werk über Afrika von Dapper wurden die Könige der Negervölker Bena und der Susos häufig im Bette von Flüssen beigesetzt, und noch in einem neueren Werke, in dem 1875 veröffentlichten.LÄfrique Equatoriale' von dem Marquis de Compiegne, wird über die Neger am Bouy in Oberguinea zwischen Neu- und Alt-Calabar ähnliches berichtet. Dem Brauch lag wohl die Absicht zugrunde, das Grab gegen Leichen- schäudung und Räuber der dem Verstorbenen mitgegebenen Schätze zu sichern. Mit sämtlichen bisher erwähnten Bestattungsarten mochte meisten- teils eine Tendenz verbunden sein, den Leichnam möglichst zu kon- servieren oder doch die Scheu, ihn durch Menschenhand zu ver- stllmmeln oder dessen Verwesung zu beschleunigen, die noch heut- zutage die jüdische Orthodoxie veranlaßt, gegen Settion und Ob- dukion zu protestieren. Freier dachte man hierüber, wo die Feuer- bestattung in Anwendung kam. Sie begegnet uns schon ftühzeitig bei höher zivilisierten Völkern, jedock, nicht als allgemeine, sondern als VorzugsbestattungSform, bei Fürsten und Vornehmen so schon im Alten Testament . Das hat vermutlich darin seinen Grund, daß sie umständlicher ist als die Erdbesiattung und beträchtlich Feuerungsmaterial kostet. Nur bei Epidemien, wo Massenbestattungen notwendig waren, geschahen solche häufig durch Feuer. „Rastlos brannten die Totenfeuer in Menge' heißt es bei Homer im 1. Gesang der Jlias bei der Schilderung der Pest im griechischen Lager vor Troja . Daß in China aus dem Gebirge der sieben Drachen ein Krematorium für verstorbene Bonzen vorhanden ist, hat unlängst ein Missionar in der„K. Volksztg.' berichtet. Bekanntlich ist neuerdings in christlichen Ländern die Feuer- bestattung wieder aufgekommen, die früher als heidnisch verpönt war, während die Erddestattung als die christliche angesehen wurde. weil Jesus drei Tage lang im Grabe lag, und auch wegen des Auferstehnngsglaubens, dem die Vorstellung in der Erde „schlummernder" Toten mehr zusagt, wogegen die Ver- breunung mit der Vorstellung der Wiederbelebung schwerer vereinbar ist. Bewußt oder unbewußt ist das der eigent- liche Grund der Widerstände von kirchlicher Seite, wofür allerlei andere windige Gründe bei den Haaren herbeigezerrt werden; wogegen die bekannten kriminalistischen Bedenken, die längere Zeit gegen die Feuerbestattung geltend geniacht wurden, im Hinblick auf die allgemein eingeführte obligatorische Leichenschau nach und nach verstummten. Suiitäre Rücksichten und mehr noch das Bedürfnis der Großstädte mit ihrer rapid anschwellenden Bevölkerungsziffer bei fortwährend steigenden Bodenpreisen erwarben der Feuerbestattung immer mehr Shmpathien, und so konnte am 10. Dezember 1378 die erste Einäscherung in Deutschland im Krematorium zu Gotha statt- finden. Seitdem sind auch anderwärts Krematorien errichtet worden, Europa besitzt zurzeit 54(worunter Deutschland 8: Eisenach . Gotha , Hamburg . Heidelberg . Jena , Mainz , Mannheim und Offenbach a. M.). Amerika 29 und sogar Asien deren 7. Weitere find im Bau be- Sriffen. Dagegen wird von den Regierungen der meisten Bundes- aaten die Errichtung von Krematorien noch nicht zugelassen, teils in Uebereinstimmung mit den Parlamenten, teils im Widerspruch zur Volksvertretung. Da aber auch in diesen Staaten die Ueber- führung in ein auswärtiges Krematorium nicht verboten werden kann, die aber ziemlich kostspielig ist, bleibt dort die Feuerbestattung bis auf weiteres ein xrivttegium odiosum der Wohlhabenden.— Kleines feuiUeton. — Gott ist mein Zeuge. Das Wiener „Extrablatt" berichtet: Vor dem Strafrichter des Bezirksgerichts Leopoldstadt stand vor einigen Tagen eine„Dame vom Stand" unter der Anklage, ihren Hund ohne Maulkorb gelassen zu haben. Richter(rasch):„Also nicht wahr, Sie geben ja den Tat- bestand zu?" Angekl.:„Ich? O nein.(Lachend): Herr kaiserlicher Rat, i Hab ja gar kan Hund." Richter:„So. Ja, aber(er verliest die Anzeige): Kleiner schwarzer Rattler mit weißen Flecken." Angekl.:„Ja, ja, so schaut er aus." Richter:»Wer? Woher wissen denn Sie das 1* Angekl.:„No, weil's der Kubicka ihrer is." Richter:„Ab so. Na. wir werden ja sehen." Angekl.:„Herr kaiserlicher Rat. Sö können mir glauben daß i kan Hund Hab. Gott is mein Zeuge!" Richter:„Ja. liebe Frau, wenn Sie leugnen, muß ich di» Verhandlung vertagen." Angekl.: ,J bitt', Herr Richter, da muß i ja wieder kommen. Könnten'? net heut' Schluß machen? Da zahl' i lieber dö zwa Kronln." Richter:«Nein, liebe Frau, das geht nicht." Angekl.:„Aber Gott is mein Zeuge I" Richter(lächelnd):„Ja. diesen Zeugen, liebe Frau, kann ich nicht einveniehmen."(Schriftführer und Staatsanwalt lachen.) Angekl.(erstaunt):„Ja, warum denn nicht? Draußen steht er ja!" Richter:„W— a— s?" Angekl.:„No ja, der verlangt von mir dielleicht dann a Zeugengebühr, wann er noch amol kommen mutz." Richter:«Wie heißt der Zeuge?" Angekl.:„Herr God." Der erstaunte Richter läßt unter Heiterkeit des Publikums den Zeugen durch den Justizwachmann aufrufen. Der Wachmann öffnet die Tür und schreit militärisch:„H e r r G o d I" Sogleich schiebt sich ein kleiner, runder, asthmattscher Herr herein. Richter:„Sie heißen?" Zeuge(sanft):„I haß God, Jakob God. i bin a Fleischhauer... Wahrscheinlich wegen dem Hunderl... Der g'hört gar nit dieser Frau da."— e. w. Eisbein. Schweine werden das ganze Jahr geschlachtet. aber merkwürdigerweise hört inan im warmen Sommer nichts von Eisbeinen. Man sollte doch gerade aus dem Namen schließen dürfen, daß die heiße Jahreszeit eigentlich die richtige Zeit für den Genuß dieser beliebten und nahrhaften Speise sein sollte. Aber erst mit dem Eintritt des Spätherbstes, also der augenblicklich gegenwärtigen Zeit, fangen die Wirte, vom Budiker bis zum Inhaber eines Bierpalastes an. ihren Gästen Eisbeine vorzusetzen. Besonders dürfte es keinen Weißbierwirt von einigem Rufe geben, der nicht wöchentlich einmal an einem bestimmten Tage Eisbein auf seiner starte führte. Freilich läßt sich dies Gericht nicht ohne Erbsen und Sauerkohl denken, und gerade diese beiden Zutaten haben im Herbst, nach der neuen Ernte, ihren besten Wohlgeschmack. Aber der Umstand, daß Eisbeine nur in der kühlen Jahreszeit genossen werden, wo gar kein Eis zu ihrer Aufbewahrung nötig ist, hat den ungelehrten Mann nicht von der Vorstellung abbringen können, daß das Wort etwas mit Eis zu tun haben müsse. Denn wer hat nicht schon gehört, daß jemand, dem in der Winterszeit die Füße frieren, witzig ausgerufen hat:„Hab' ick aber Eisbeene bekommen!" Befragt man ihn aber, wie er sich den Zusammenhang zwischen Eis und dem Bein eines Schweines eigentlich denke, so weiß er auch nichts Rechtes zu antworten und beginnt wankend zu lverden. Verwunderlich ist es aber gerade nicht, wenn er sich über das Wort keine Rechenschast zu geben vermag, denn sogar sehr gelehrte Leute sind schon darüber gestolpert. Jakob Grimm , der kenntnisreiche Gründer der deutschen Sprach- und Altertumswissenschaft, glaubt, einen gelehrten Ursprung an- nehmen zu müssen. Bei Jägern und Schlächtern bezeichnet man die Stelle, wo sich die Beckenkuochen eines zahmen oder wilden Tieres in einer Fuge zusammenschließen, als das Schloß oder das Schluß- bein und in weiterer Ausdehnung auch wohl die beiden Beckenknochen selbst so. Das Hüftbein trägt aber in der Wissenschaft die lateinisch-griechischen Namen(os) ischium. Wenn die alte Enchklo- pädie der Land-, Haus- und Staatswissenschaften von Krünitz (Berlin 1777) nun angibt, daß die eine Hälfte dieses Schlußbeins als Eisbein bezeichnet werde, wenn ferner im Niederländischen oft iscbbcen gebraucht wird, so glaubte Grimm, das Wort Eis mit dem griechischen Wort ischium in Beziehung bringen zu müssen. Diese Erklärung ist aber ziemlich weit hergeholt und hat entschieden ihren Haken. Denn das richtige Eisbein vom Sckjtveine ist gerade das Vorderbein, und hierfür bietet sich, ohne daß ivir erst lange zu suchen brauchen, eine annehmbarere Erklärung. Im Niederdeutschen gibt es ein uraltes Wort isen, das mit dem lateinischen ire(gehen) ur- verwandt ist, und wofür eisen die hochdeutsche Form wäre. Danach würde Eisbein einfach Gehbein bedeuten und das wäre um so sinn» reicher, als das vierfiißige Tier sich tatsächlich nur mit den Border- deinen wirklich vorwärts bewegt, denn die Hinterbeine tragen der» Körper und werden beim Gehen einfach nachgezogen. Diese Er- klärung hat bedeutend mehr Wahrscheinlichkeit für sich, zumal da das Wort entschieden von Schlächtern oder dem Landvolk herstammt und dies sich den Teufel uin so gelehrte Wörter wie das griechische ischium kümmert. Also Eisbeine sind die Beine, mit denen man los- eist, wobei wir noch daran erinnern wollen, daß dies Wort mit dem anderen bekannten loseisen selbstverständlich nichts zu tun hat.— — Die Toggerbank. Die große, zwischen England und Däne- mark gelegene Sandbank in der Nordsee, wo sich der Angriff des Baltischen Geschwaders auf englische Fischerboote ereignete, verdankt ihren Namen dem altholländischen Dogger, das zunächst Kabeljau bedeutete, dann auf die für den Fang dieses Fisches bestimmten Fahr- zeuge überging. Die Bank bildet eine Meerhochebene, deren Waffer- decke zwischen 30 und 90 Meter schwantt. Könnte man den Boden der Nordsee ungefähr 100 Meter heben, so würde die Doggerbanl
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21 (11.11.1904) 223
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