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Mit der Statthalterei führte er jahrelang einen Kampf wegen Beschaffung eines Elektromagneten. Alles Petitionieren war vergebens. Da beschloß er, sich auf seine Art zu rächen. Bei einer Prüfung, bei der der oben erwähnte Statthaltereirat anwesend war, fragte er wie unabsichtlich:
Siel) rief ihm Stellwag, als er zur Tür hereintrat, auf lateinisch| bei dem Pfarrer, der zum warnenden Erempel wie der alte Dudgeon entgegen. Bestürzt wollte ihn der Dekan, der als Vorsitzender gehängt werden soll, eindringen, als der Gesuchte aus; er will sterben fungierte, beschwichtigen. Sed tamen pecuniam accipit!"( Aber für den besseren Mann, will durch eine Tat der Frau beweisen, daß das Geld nimmt er doch!), antwortete Stellwag in seiner gemächlich sie ihn achten darf, will den Feinden zeigen, wie Amerikaner für weinerlichen Tonart. einander einstehen. Dieser zweite Akt und das Kriegsgericht im dritten Afte mit der brillanten, echt Shawschen Episodenfigur des skeptischen Generals Jonny sind die Glanzpartien des Dramas. Läßt auch die Gestalt der Judith die letzte Rundung vermissen, erscheint es äußerst unwahrscheinlich, daß sie glaubt, ihr Mann, der Pfarrer, sei aus Feigheit geflohen, so ist doch der rasche Umschlag der Empfindungen, die rückhaltlose Liebe, die Richards Heroismus in ihr weckt, mit großem psychologischen Scharfblick dargestellt. Der Schluß wirkt volksstückmäßig. Als die Schlinge schon um Richards Hals gelegt ist, Sehr gut, ausgezeichnet, vorzüglich," jammerte Stellwag, der stürzt der Pfarrer, der sich von dem Rebellenheer als Unterhändler Herr Kandidat weiß es, aber die hohe Statthalterei weiß es noch mit freiem Geleit nach Websterbridge hat senden lassen, auf den immer nicht!" Richtplay. Die Amerikaner sind siegreich vorgedrungen. Der enge lische General muß die von den Rebellen ihm gewährten Abzugsbedingungen akzeptieren und den Delinquenten unter dem Jubel der Menge freigeben. Der Teufelslehrling ist zum„ Volfshelden" ge= worden.
Was werden Sie tun, Herr Kandidat, wenn dem Patienten ein Eisensplitter ins Auge fliegt?"
" Ich werde einen Elektromagneten anwenden."
Und als der Herr Statthaltereirat ihn angesichts des Publikums beschwichtigen wollte, wehrte Stellwag ab:
"
Schweigen Sie still, Sie sind derjenige gewesen, an den ich mich hundertmal gewendet habe. Aus meiner eigenen Tasche habe ich schließlich den Apparat kaufen müssen!"
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Theater.
Bei
Berliner Theater. Ein Teufelstert. Stomödie in 4 Aften von Bernard Sha to. Deutsch von Trebitsch . Der Teufelskert" war das erste Werk von Shaw, das auf einer deutschen Bühne gespielt wurde. Der Wiener Aufführung folgten Aufführungen in der Provinz. Fast zwei Jahre hat es gedauert, ehe das merkwürdige Puritaner- Drama" hierher gelangte. allen mitunterlaufenden Unvollsommenheiten der Darstellung, be deutet es ein entschiedenes Verdienst des Berliner Theaters, daß die Regie, ungeachtet mancher Ablehnungen, die dem Stücke außer halb zu teil geworden, sich, an die Aufgabe herangewagt. Unsere ersten Bühnen haben offenbar das Risiko gescheut. Der Erfolg war günstig, in offensichtlich animierter Stimmung, mit gespanntem Interesse folgte das Publikum.
Shaw, der auf seine rührende" Candida" eine übermütige Theaterparodie geschrieben, hat sich natürlich auch über seinen Teufelskerl lustig gemacht. Sehr drollig erzählt er, wie ein berühmter englischer Schauspieler zu ihm gekommen, um ihn zu einem Melodrama anzustiften, und nach der Diskussion mit einem Stompliment vor dem Verstand des Dichters sich enttäuscht zurückgezogen habe. Schwer gereizt durch diese Andeutung, daß ihn seine Intelligenz unfähig mache, ein populäres Melodrama zu erfinden, sei er zu dem Entschluß gelangt, alle die abgedroschenen Zwischenfälle, die abgestandenen Situationen, die in den Spektakelstücken der letzten zehn Jahre treue Dienste geleistet hatten, zusammen zu fassen und fie in ein neues Melodrama umzugießen, das den Anschein eines tiefdurchdachten Originals und eines modernen Schauspiels haben sollte. Als Resultat dieser Bemühungen habe besagter Teufelskerl das Licht der Welt erblickt. Gewiß, Shaw hat ein gut Teil Ingredienzen aus dieser Sphäre übernommen, mit abenteuerlichen Bufällen, sensationellen Ueberraschungen nicht gespart. Aber am Ende ist dennoch nicht nur der Anschein eines Originals, sondern ein wirkliches Original herausgekommen. Durch die primitiven Formen, Die gewaltsamen Willkürlichkeiten in der Handlung schimmert ein ganz neuer eigenartiger Geist. Die paradore Umwandlung des trobigen, mit allen zerfallenen Vagabunden zum todesmutigen Märtyrer hat Shaw mit wunderbarer Kraft und Feinheit durchgeführt.
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Das Spiel hielt sich auf mittlerem Niveau. Temperamentvoll, aber nicht so knorrig- urwüchsig, wie es die Rolle verlangt, gab Wehrlin den Richard. Eine glänzende Leistung war Pittich aus kaltblütig spöttischer General Jonny.
Humoristisches.
dt.
- Alles umsonst. Ich wünsche ein Bilderbuch für ein Kind von zwei Jahren!"
,, Vielleicht ein unzerreißbares?"
" Nein da strengt sich ja das arme Kind beim Zerreißen zu
sehr an!"
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Einer, der feinen Spaß versteht. Aber, beste Freundin, Sie wollen sich also wirklich von Ihrem Manne, dem jungen Doktor, scheiden lassen?... Warum denn nur?" Ich bin fest entschlossen! Jedesmal, wenn ich wegen eines neuen Hutes oder einer neuen Toilette in Ohnmacht falle, pappt mir der Barbar ein Senfpflaster auf den Rücken!"
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- Schadenfreude. Ja, Stoffel, wie schaust denn Du „ Der Michel mit sei'm Sohn hab'n mi' so zug'richt', Herr
aus?"
Pfarrer!"
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Und da machst Du so ein vergnügtes Gesicht?!" Dös will i' meina!".. Dös Prozeßl, dös i' ihna an ( Fliegende Blätter ".)
häng' 11"
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Notizen.
Ein Riesenschulgebäude. Wie aus New York gemeldet wird, haben die dortigen Schulbehörden beschlossen, nach dem Muster der Himmelstraßer" ein Schulgebäude zu errichten, welches einen Fassungsraum für nicht weniger als 8000 Schulkinder haben soll. Die größte Volksschule der Welt soll zehn Stockwerke hoch sein und 150 Schulzimmer enthalten. Das Gebäude wird aus feuerfestem Material errichtet, eine große Anzahl von Ausgängen und Lifts wird die rasche Leerung der Räume ermöglichen. Der „ Tenementdistrikt" der Bauplatz befindet sich im dichtbevölkerten Ostseite, welcher fast ausschließlich von Eingewanderten bewohnt ist. Den Vatersnamen einiger bekannter Theaterleute hat das„ KL. J." Herausgebracht. Mia Werber heißt in Wirklichkeit Tachauer, Lola Beeth ist eine geborene Kohn, der bürgerliche Name von Emmy Deſtinn ist Kittel. Direktor Reinhardt in von Geburt ein Goldmann, Marzell Salzer heißt Manasse, und Alexander schreibt sich Krehan. Usw. usw. Rosa Bertens ist zum Neuen Theater zurück
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Die Zaubersaite",
eine Märchen- Oper
Der Schauplatz des Dramas ist eine kleine amerikanische Stadt zur Zeit des Unabhängigkeitskrieges. Jm Haus des alten Dudgeon, den der englische Kommandeur als rebellischer Gesinnungen verdächtig hat auffnüpfen lassen, versammeln sich die ehrsamen Verwandten, der Testamentseröffnung beizuwohnen. Auch Richard, der berhaßte mißratene Sohn, der Schmuggler und Banditengenoß, er scheint zum allgemeinen Schrecken. Die tückische Bosheit der Mutter hat schon in des Knaben verschlossenem Gemüt die Saat des Miß- gekehrt.- frauens und des Hasses ausgestreut, und üppig ist sie aufgewuchert. Jm Stadttheater zu Lemberg wurden dieser Tage Kein Wort des Schmerzes entreißt ihm des Vaters Tod. Er ist Hauptmanns Weber" zum erstenmal in polnischer Sprache nur gekommen, seinen Grimm an dieser respektabel tuenden Gesell- unter großem Beifall aufgeführt. schaft samt ihrem Pfarrer auszulassen; sich an ihrem Aerger zu -Gorki's neues Stück„ Die Villenbewohner" konnte weiden, wenn das letzte Testament die früheren Verfügungen um es im Dramatischen Theater zu Petersburg zu feinem stößt und ihm die Hauptmasse der Erbschaft zuspricht. Seine Roh- Erfolg bringen.- heit empfindet er als Rache, als gerechte Vergeltung an der Welt, von die ihn verachtet und nicht besser ist als er. Eine Art verschrobenen Bolborth, hat bei der Uraufführung in Karlsruhe ge Rechtsbewußtseins steckt darin, das, wenn der Argwohn des Verfolgt: fallen. seins durch Güte einmal überwunden wird, zu opferfreudigen Taten Mag Klinger's Delgemälde, Die blaue Stunde" sich erheben kann. Denn der hemmende Druck der Furcht, die sich ist für 60 000 M. vom Leipziger Museum erworben worden. sonst zwischen Wollen und Vollbringen stellt, ist ihm ein Unbekanntes. Klinger hatte es seinerzeit für 3000 m. verkauft. Wie er empfindet, handelt er, im Bösen wie im Guten, keine Folgen c. Japanische Knoten. Die Japaner gebrauchen keine scheuend. Blizartig taucht die Möglichkeit derartiger Sinnes- Knöpfe, Schnallen, Haken und Desen. Zu allen Arten der Beänderung von fernher schon in diesen Szenen auf. festigung dient bei ihnen Schnur, und die Art, wie sie diese knoten, Die offene fameradschaftliche Hülfsbereitschaft und Freundlich haben sie in zahllosen künstlerischen Variationen ausgebildet. So feit des wackeren friegerisch gesinnten Pfarrers legt eine erste Bresche haben die Japaner Hunderte von Knotenformen. Für den gewähn in Richards Härte. Uneingestanden tauchen Gefühle der Verehrung lichen und zeremoniellen Gebrauch gibt es Duzende von Knoten, die in ihm auf. Und dies Gefühl verschlingt sich kunstvoll hat das jedes japanische Stind knüpfen kann. So gibt es Pflaumen, Kirschen, der Dichter vorbereitet mit einer stillen unbewußten ritterlichen Fris, Chrysanthemum- und Fichten- Knoten, Fujiyamas, Schild Liebe zu der schönen Pfarrersfrau und männlichem Patriotenstolz fröten-, Storch, alte Manns"," alte Weibs"-Knoten und viele in der Stunde der Gefahr. Er giebt sich, als die englischen Soldaten andere.
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Berantwortl. Redakteur: Baul Büttner, Berlin.-Druck und B