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faftigsten Kleebüschel vorzuwerfen. Das Tier blieb scheu; es rührte kaum das Futter an, das ich ihm gab, während es meinen Gespielen das trockene Heu aus der Hand fraß. Da schüttelte mich die Wut. Und eines Abends, als ich wiederum bergeblich gequält und gebettelt hatte um seine Liebe, packte ich das wehrlose Geschöpf, das sich beängstigt verkriechen wollte, packte es an den langen zitternden Ohren und schmetterte es an die Wände des Stalles, rasend, sinnlos, wahnwißig, einmal, zweimal, dreimal ich weiß nicht wie oft von meinen Rachegefühlen berauscht, bis mich ein schwaches Winseln aus meinem Taumel erweckte.

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Da schleuderte ich das sterbende Tier in weitem Bogen bon mir und stürzte hochatmend in die freie Luft hinaus.

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darüber zerbrochen, ob ich nun eigentlich eine verlobte Braut sei, oder ob der Geliebte erst in Frack und weißen Glacéhand­schuhen, wie ich das so rührend in den Gartenlauberomanen gelesen hatte, bei den Eltern um mich werben müsse. Da diese Werbung nicht erfolgte, so nahm ich den Vollzug meiner Ver­lobung als selbstverständlich an und sah mit unsäglicher Ver­achtung auf meine unverlobten Spielgefährtinnen hinab. Der schöne Erich aber entpuppte sich als Don Juan . Meine Freundin Anna, die Pächterstochter aus dem Nachbardorfe, mit der ich mich vor Jahren in Birkenwein berauscht hatte, war entschieden hübscher als ich- und viel, viel flüger. Der große tragische Konflikt" entstand: Muß ich nun meiner Liebe ent­sagen um der Freundschaft willen?

Ernsthaft und bitterlich hab' ich mit meinem heißen Herzen gekämpft und meine ersten Liebeslieder dazu gesungen als eine Art begeisterten Schlachtengesangs:

Jahrzehnte sind seitdem vergangen. Als Kind hab' ich noch oft das Winseln des Geschöpfes gehört, das die Bestie in mir zerrissen hatte. Und über alles, was da leidet, was ge­quält und gemißhandelt wird, möchte ich die Hände breiten seitdem; nicht aus dem Gefühle meiner Schuld heraus eine Schuld in diesem Sinne eristiert für mich seit langem nicht mehr wohl aber aus einem so heißen und schmerzlichen Mit­empfinden heraus, daß es mir mitunter fast zur körperlichen oder: Qual wird. Fromme Gemüter können hierin eine Sühne er­blicken, ich empfinde es schaudernd als den Schatten einer furchtbaren Stunde, die meiner noch harrt. Ich stehe im Spät­sommer des Lebens; ich habe den Becher des Leides bis zur Neige geleert, ich habe Ströme einer Liebe getrunken, von der ein Tropfen genügen würde, um ein ganzes Menschenleben mit

Und auch du hast ihn geliebet, Dem mein Herz in Treuen schlug, Und die Liebe hat zerrissen Unsrer Freundschaft süßen Trug.

Ich hab' in meinen jungen Jahren Verloren meines Herzens Schatz Und Leid und Schmerz genug erfahren... ( Fortsetzung folgt.)

( Nachdrud verboten.)

Schmerz und Seligkeit zu durchtränken: niemals aber bin ich Bundert Jabre Gasbeleuchtung.

die Furcht losgeworden vor mir selbst, vor der geheimnisvollen Macht, die im dunkelsten Winkel meiner Seele auf ihre Stunde Tauert. Und wenn diese Stunde gekommen sein wird, wenn der Tiger in mir seine Pranken erheben und sich zum tödlichen Sprunge anschicken wird, dann wehe- wehe dem, den ich liebe! jus

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Und dennoch liebst Du mich und wirst mich lieben? Du mußt riesenstart sein, um die Bestie in mir bändigen zu können. Riesenstark oder übermenschlich gut.

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Von meinen ersten Liedern willst Du hören? Mein aller­erftes Gedicht hab' ich als Siebenjährige gemacht. Ach. Du, wie war ich felig! Du denkst, ich habe meine Molly angedichtel, die graue Spithündin mit den treuen Augen oder habe mein Abenteuer im Storchmest besungen? Nein, mein Lieb: mein erstes Lied war tiefschmerzlich, entsagungsvoll, ahnungzitternd

... höre:

Gewesen ist gewesen, Dahin, das ist dahin;

Da hilft teir Drohen, Flehen, Sein melanchol'scher Sinn,

Und auch kein inniglich bittender Blick Bringet die Jahre der Jugend zurüd."

Unzählige meiner Lieder habe ich vergessen. Dieser Erst­ling ist meinem Herzen so teuer gewesen, daß er heut noch in mir nachklingt. Gezeigt oder gesprochen habe ich diese Verse niemandem. Nach ihnen kamen Gedichte, deren Rythmus ich abmaß, indem ich den Taft von Schillers An der Quelle saß der Knabe" mit den Fingern dazu schlug. Eine ganze Weile schrieb ich in Trochäen, ohne eine Ahnung davon zu haben, was Trochäen sind. All meine historischen Gedichte", die mit Vorliebe revolutionäre Stoffe behandelten, hatten dies heroische Versmaß aufzuweisen. Die Opposition lag mir im Blute: die rote Revolution mit Schwerterklang und Sensenklirren hallt in allen meinen Liedern vom neunten bis zum zwölften Jahre wider. Der römische Brutus war mein Lieblingsheld. Ich fand es zwar schauerlich, daß er den Cäsar niedergestochen, den ich für seinen leiblichen Vater hielt, immerhin aber schauer­lich schön:

Romas Krone fonnt ich erben, Romas Krone wollt' ich nicht...

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Ja, und nun wenn Du mich schon nach meinen Liedern fragst- nun kommt der allererste Teil meiner Herzensbeichte. Der schöne Erich war der erste, huschende Schatten, den Du in mein Leben geworfen hast. Ein hübscher vierzehnjähriger Bengel mit dunklem Lockenkopf und einem brennenden Mutter­mal auf der linken Wange, der auf dem Gymnafium nicht hatte gut tun wollen und darum in Einzelhaft gebracht worden war. Erfahren in allen dummen Streichen, wurde er mein erster Lehrmeister in der Liebe. Als er merkte, daß ich schwärmerisch an dem Helden hing der mir das Leben gerettet hatte, bewies er sich großmütig und gab mir einen Auß hinter der Tür.

Nach diesem Kusse hab' ich mir lange Zeit den Kopf

Wie das Verdienst so mancher wichtigen Erfindung von ver­schiedenen Völkern in Anspruch genommen wird, so streiten sich auch nicht weniger denn vier Nationen um den Ruhm der Entdeckung der Gasbeleuchtung. Wenn man nun die Entwickelung der Be­leuchtung mit Hülfe von Gasen kritisch verfolgt, dann kann man leicht feststellen, daß jede Nation recht hat". Auch die Entwickelung der Gasbeleuchtung von der Entdeckung bis zur ersten wirklich brauchbaren Verwendung im großen ist eben Kollektivarbeit. Daher erklärt es sich, daß schließlich die Deutschen, die Franzosen , die Engländer und die Holländer, weil eben von jeder dieser Nationen ein Mann Bedeutendes für die erste Entwickelung des Gaslichtes geleistet hat, mit einem gewissen Recht den Ruhm dieser Erfindung für sich in Anspruch nehmen können.

Schon die Schriftsteller des Altertums kannten leuchtende Naturgase. Sie erwähnen z. B. die aus Erdspalten entströmenden Gase, die mit leuchtender Flamme brannten. Wigon in Lancashire , bis im Jahre 1659 Th. Shirley nachwies,

Berühmt war in England der brennende Brunnen" zu

daß die hier brennende Luft von der Destillation eines unterirdisch brennenden Kohlenflößes herrührte.

Die fünstliche Darstellung von Leuchtgas dürfte nach den bis jetzt feststehenden Ergebnissen der Forschung zuerst der deutsche Chemiker Johann Becher aus Speyer erzielt haben. Dieser Mann stellte zuerst im Jahre 1680 durch trockene Destillation von Stein­fohlen Leuchtgas dar. Becher beobachtete das sich hierbei ent­widelnde Gas. Er machte die ihn zuerst überraschende Entdeckung, daß es brannte, und nannte nun das neu gewonnene Leuchtmittel philosophisches Licht".

Erfindung des Leuchtgases damit, daß im Jahre 1684 der Physiker Die Holländer begründen ihren Anspruch auf den Ruhm der Mintelers eine Abhandlung über dieses Gas veröffentlichte. Pro­fessor Joh. Peter Mintelers beleuchtete auch im Jahre 1685 ver­suchsweise seinen Hörsaal mit Steinkohlengas , das er brennende Luft" nannte.

Wer aber von nationaler Boreingenommenheit frei ist, der wird in erster Linie dem Franzosen Lebon und dann dem Eng­länder Murdoch die größten Verdienste um die erste Entwickelung der Gasbeleuchtung zusprechen.

hundertjährigen Todestag von Lebon, als das hundertjährige Die Franzosen feiern nun den 2. Dezember dieses Jahres, den Jubiläum der Gasbeleuchtung. Diese Feier hat auch insofern ihre Berechtigung, als es im Dezember 1804 dem Engländer Murdoch gelungen war, die erste große Gasbeleuchtungsanlage in Betrieb zu sehen.

Der am 29. Mai 1767 in dem französischen Dorfe Bracheh ge­borene Philipp Lebon war ein Erfinder" im bollen und besten Sinne des Wortes, also ein Mann, der sich für seine Erfindungen aufopferte, der lieber hungerte und darbte, als daß er auf den Ausbau seiner Ideen verzichtete. Lebon, der die Kunst- und Ge­werbeschule in Paris besuchte, dann Wege- und Brückenbau studierte, wurde zuerst durch eine wesentliche Verbesserung der Dampf­maschine befannt. Im Jahre 1791 finden wir Lebon in seinem Geburtsorte mit dem Problem des Leuchtgases beschäftigt. Er untersucht die Eigenschaften des Rauches und kommt dann dazu, Holz der trodenen Destillation zu unterwerfen. In einem Glas­behälter hatte er Sägespäne einer Hißquelle ausgesetzt und ge funden, daß man das sich entwickelnde Gas entzünden fönne. Daß dieser junge Ingenieur sofort die große Bedeutung des Gases für Reucht- und Heizzwecke erkannte, geht aus folgendem hervor: Lebor