Nr. 264.
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
16. Jahrg.
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Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Eine Handwerker- Idylle im Osten.
Freitag, den 10. November 1899.
Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
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für uns aufzumachen. Allzu üppig wird der Betrag dieser Rechnung schleiert werde. Das gehöre, wie wir meinten, zu den Gründen, nicht ausfallen. Hervorzuheben aber ist, daß über die weshalb das deutsche Proletariat weit eher zu seinem Klassenbewußt Im Nachstehenden veröffentlichen wir einen Vertrag zwischen der Qualität der zu liefernden Materialien der fein gelangt sei, als das Proletariat anderer Nationen, wo die große Gutsverwaltung eines der großen Gutskomplexe in der Proving Vertrag kein Wort enthält. Ist diese so schlecht, daß sie Industrie weit älter sei, oder, um im Stile der Berliner Korrespon Pofen und einem Handwerker( Schmiedemeister), der als sogenannter zu einer Beschwerde des Schmiedemeisters Veranlaffung giebt, so denz" zu sprechen, weshalb das deutsche Proletariat in antinatio= selbständiger Handwerker sich zur Unterzeichnung eines Vertrages entscheidet die Gutsverwaltung beziehungsweise die Guts- naler Gesinnung und in der Hezze gegen das Kapital an der Spitze herbeilaffen mußte, dessen Bestimmungen den Mann zum herrschaft nach eigenem Gutdünken und selbstverständlich der„ Genossen" in aller Herren Länder marschiere. Stlaven der Herrschaft machen, ein Zeichen für den nicht gegen sich selbst. Eine andere Justanz anzurufen ist durch Kulturgrab des deutschen Ostens. Der Leser urteile selbst!! Zwischen der Gutsverwaltung Gl. und dem Schmiedemeister den Vertrag ausgeschlossen. Fr. aus S. wird heute nachstehender Kontrakt verabredet und beschlossen:
Allein so viel ist auch sicher, daß wenn in England oder den Vereinigten Staaten ein Ministerium à la Hohenlohe- Miquel eine Ferner enthält der Vertrag kein Wort darüber, wer die für die industrielle Weltpolitit präsentieren würde, esfortiert hier von dem Arbeit verbrauchten Materialen: Eisen, Nägel, Kohlen, Licht 2c. zu Gespenste des Brotwuchers und eskortiert dort von dem Gespenste Der Schmiedemeister Fr. übernimmt vom 11. November 1898 stellen hat. Der Echmiedemeister arbeitet mit dem Werkzeug der der Zuchthausvorlage, dies Ministerium binnen heute und morgen ab die hiesige Schmiede und verpflichtet sich mit seinem Burschen, Herrschaft, soweit dasselbe langt, so weit es nicht langt durch die englischen oder die amerikanischen Arbeiter von der Bildwelcher mindestens zwei Jahre bereits in der oder nichts taugt, muß er sein eigenes stellen und verbrauchen. Aber fläche gefegt werden würde. Hoffentlich reichen die historischen Schmiede gearbeitet haben muß, alle Schmiedearbeiten er ist auch verpflichtet, das Werkzeug der Herrschaft in gutem und Kenntnisse der Berliner Storrespondenz" so weit, um das anzufür Gl. nebst dazu gehörigen Vororten pünktlich und gut auszuführen. brauchbarem Zustand zurückzulassen, ohne daß gesagt wird, daß er es erkennen, und so möchten wir ihr den Ratschlag zur Güte machen: Sollte Fr. die ihm übertragenen Arbeiten nicht in gutem und brauchbarem Zustand empfangen hat. In all den Gorge sie dafür, daß der Kurs Hohenlohe- Miquel in dem ehrlich schaffen tönnen, so muß derselbe sich auf eigene Kosten einen Gehilfen so lange halten, bis die Differenzen, die aus diesen und sonstigen Bestimmungen entstehen, verdienten Dunkel des politischen Invaliden- Spittels verschwindet Arbeit geschafft ist. entscheidet die Gutsverwaltung, beziehungsweise die Gutsherrschaft, und an seine Stelle eine civilisierte Regierung tritt, die ein für das heißt, die eine vertragschließende Partei ist, souverän und Nichter allemal sowohl auf die Auspowerung als auf die Unterin eigener Sache. drückung der arbeitenden Klasse verzichtet, und dann mag Nach Kenntnisnahme eines solchen Vertrages begreift man sie mit ihren patriotischen Predigten über Weltpolitik wieder ihr Heil vollkommen, daß unsere Ostelbier und alle, welche mit ihnen bei den deutschen Arbeitern versuchen. Wenigstens den Erfolg sympathisieren, keinerlei Schutzmaßregeln gegen die Ausbeutung der können wir ihr dann garantieren, daß ihr Hinweis auf die englischen Lehrlinge und Gehilfen im Handwerk gutheißen können. Daß alles, und amerikanischen Arbeiter nicht mehr als verächtliche Heuchelei was nach wirklichem Handwerkerschuß aussicht- und im vorliegenden zurückgewiesen werden wird. Falle und allen ähnlichen Fällen müßten nicht nur Lehrlinge und Bis dahin schätzt sie den Erfolg ihrer patriotischen Predigten ganz Gehilfen, sondern die Meister selbst gegen eine Ausrichtig ein, indem sie sagt:„ Solche Mahnungen werden beim Vorbeutung ihrer eleuden socialen Lage geschützt wärts" und seinem Anhange vermutlich mur. taube Ohren finden. werden von den Konservativen und ihren Affilierten entschieden Für diese Elemente ist die gesamte Weltpolitik eingespannt in den bekämpft wird. Rahmen der Klassenkämpfe des internationalen Proletariats." Das stimmt auffallend und liefert den tröstlichen Beweis, daß auch ein offiziöses Huhn einmal ein Korn finden kann.
Nimmt Fr. in diesem Falle keinen Gesellen und schafft die Arbeit nicht, so hat die Gutsverwaltung das Recht, die nicht recht zeitig und nicht gut abgelieferten Arbeiten auf seine Stosten ander weitig ausführen zu lassen. Im Winter muß der Schmied mit seinem Burschen( 1) von 6 Uhr morgens an und abends so lange arbeiten, wie die Gutsverwaltung es verlangt, und im Sommer von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, sobald es verlangt wird, auch früher oder später. Gleichfalls muß Fr. auch an Sonn- und Festtagen, wenn es verlangt wird, Pferde beschlagen und andere nötige Arbeiten ausführen.
Nach Feierabend hat Fr. die Schmiede gehörig zu verschließen und den Schlüssel in der Wohnung des Wirtschaftshauses täglich abzugeben.
Bei Erfüllung der zuständigen Obliegenheiten ( worüber zu entscheiden Sache der Gutsverwaltung beziehungsweise der Herrschaft ist. D. V.) erhält Fr. für sich und den Burschen jährlich: 240 M. bar.
Jedisin
1( Einen) Scheffel Weizen.
32( 8weiunddreißig) Scheffel Roggen. 61/8( Sechsundeinhalb) Scheffel Gerste. 61/2( Sechsundeinhalb) Scheffel Erbsen. 41/2( Vierundeinhalb) Scheffel Hafer. 18( Achtzehn) Liter Salz.
30( Dreißig) Centner Kohlen.
4( Vier) Meter Holz.
7090( Neunzig) Scheffel Kartoffeln, wie sie vom Felde
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Da ergehen sich die Vertreter und Lobreduer der herrschenden lassen in den überschwänglichsten Lobpreisungen von der Macht und Herrlichkeit des Deutschen Reiches, sie berauschen sich in dem Gedanken, wie herrlich weit wir es angeblich gebracht und wie wir es weiter bringen müssen durch glänzende Armeen und stolze Armaden, welche die gesamte Welt mit Bittern vor uns erfüllen, aber daß Hunderttausende und Millionen Deutscher mitten in diesem gefeierten Deutschland unter Bedingungen leben, die der bitterste Hohn auf unsere moderne Kultur sind, daß Ungezählte nicht wie Menschen leben, sondern untermenschlich begetieren, dafür haben diese Lobredner unserer Zustände keine Augen und Ohren, das ist einer ihrem Intellekt unverständlicher Begriffe.
Zwischen der Hyperkultur da oben und der an Halbbarbarei tommen, 1/2( Einhalb) Morgen Gartenland, für grenzenden Unkultur da unten giebt es eine Kluft, die alle Schönzwei Kühe freie Weide und Futter im Deputantenstalle. redner und Optimisten Deutschlands nicht wegzudisputieren verFr. arbeitet in der Schmiede mit herrschaftlichem Handwertszeug, mögen. Wollten sie wirklich Deutschland zu einem Musterlande foweit es drängt, sonst mit seinem eignen, und ist ver- machen. Hic rhodus! hic salta! Hier helft!
pflichtet, bei seinem Abgange das herrschaftliche Handwerkzeugingutem und brauchbarem Zustand zurückzulassen. Das Handwerkszeug wird ihm laut InventarVerzeichnis übergeben. Abgaben zahlt Fr. selbst.
Für die Umzugsfuhren hat Fr. bei etwaigem Abzuge in 1. Jahre per Fuhre 6 M., im 2. Jahre per Fuhre 3 M. zu zahlen und im
3. Jahre wohnt er sich frei.
Politische Uebersicht.
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Sämtliche Wasserleitungen wie Pumpen usw. wenn sie entzwei Die„ Berliner Korrespondenz" feuert einige offiziöse Geschosse und Reparatur bedürftig sind, ist Fr. verpflichtet, unentgeltlich gegen unseren neulichen Leitartikel über Weltmachtspolitik ab. Es zu reparieren und für Gutsleute sowie Fremde ohne Grversteht sich, daß sie den Gedankengang unserer Ausführungen in der laubnis der Gutsverwaltung nichts zu machen. forruptesten Weise wiedergiebt, doch nehmen wir ihr das nicht weiter Trunkenheit, Unehrlichkeit oder dergleichen heben diesen Kontrakt übel. Im Gegenteil, wir sehen darin eher ein Kompliment, denn sofort auf und behält sich die Gutsverwaltung das Recht vor, ohne wenn die„ Berliner Korrespondenz" selbst den frommen und naiven jedwede Einmischung des Gerichts den Fr. aus der Wohnung zu Lefern, für die ihre Artikel geschrieben werden, nicht zu sagen wagt, was wir thatsächlich dargelegt haben, sondern mit den rasselnden Schlagworten von gewissenloser Heze gegen die geltende Gesellschaftsund Wirtschaftsordnung" und von längst brüchig gewordenen Marrschen Formeln" darüber hinfährt, so muß sie einige Scheu vor der Logit unseres Artikels haben, und darüber brauchen wir nicht betrübt zu sein.
ſetzen.
Borstehender Kontrakt ist in zwei gleichlautenden Exemplaren ausgefertigt, vorgelesen, genehmigt und unterschrieben. GI., den 4. Juli 1898.
( Folgen die Unterschriften.)
Dieser Vertrag, den der ostelbische Schmiedemeister hier abgeschlossen, ist ein Löwenvertrag, bei dem er alle Pflichten und die Daneben finden sich in dem offiziösen Artikel auch ein paar Gutsherrschaft fast alle Rechte Hat. Es ist ein Vertrag, der in einem bemerkenswerte Geständnisse. Unseren Satz, daß es für eine deutsche Stulturstaate als ein Vertrag wider die guten Sitten Weltmachtpolitik im großen Stile historisch viel zu spät sei, bekämpft und deshalb als ungültig angesehen werden müßte. Der vertrag die„ Berliner Korrespondenz" mit dem Einwande, gerade um„ manche schließende Schmiedemeister rangiert auf Grund der Gewerbezählung Fehler und Unterlassungen der Vergangenheit auszugleichen", unter die selbständigen Eristenzen" und als nomineller Befizer empfiehlt es sich, mit„ nationaler Energie" in die uferlosen Abeneines Stückes Gartenland als Inhaber eines landwirtschaftlichen teuer der Weltpolitik hineinzurudern. Wir nehmen dies offene Betriebes. Seiner socialen Stellung nach aber ist er in einem Zu- Bekenntnis gern entgegen, so heiter die offiziöse Geschichtsauffassung stande der Abhängigkeit, des socialen Druces und der Verelendung, auch sein mag, die eine weltgeschichtliche Entwicklung von vier Jahrdaß kein großstädtischer Fabritarbeiter mit ihm tauschen würde. hunderten als„ manche Fehler und Unterlassungen der Vergangenheit" Dieser Vertrag, der sicherlich nicht vereinzelt vorhanden ist, registriert. In dieser Beziehung denken wir sogar patriotischer als sondern als Musteregemplar einer ganzen Gattung angesehen werden die„ Berliner Korrespondena"; mit wie bleiernem Drud immer der darf, zeigt aber auch, was es mit der Handwerkerfreundlichkeit anserer Absolutismus von der Weltwende des 15. und 16. bis zur WeltOstelbier auf sich hat, denn westwärts der Elbe wäre ein solcher wende des 19. und 20. Jahrhunderts auf Deutschland gelastet hat, Vertrag unmöglich. so erkennen wir doch an, daß seine Fehler und Unterlassungen"
Der arme Schmiedemeister ist verpflichtet, das ganze Jahr, Sonn- weit mehr Wirkungen als Ursachen waren. An eine hirnlose und Festtage einbegriffen, seine Arbeitskraft und geit, man lann Phantasmagorie aber, wie die Rückwärtsrevidieren der Geschichte, sagen bei Tag und bei Nacht zur Verfügung der Herrschaft bereit zu das Blut und Mart der Nation zu sehen, ist ein Würfelspiel, dem halten und ebenso sein Bursche, der mindestens zwei Jahre Lehrzeit gegenüber das Baccarat der Harmlosen" allerdings noch als harmhinter sich haben muß, also schon halbe Gesellenarbeit verrichten loses Vergnügen gelten mag.
In
tann. Können Meister und Bursche mit Aufwand aller ihrer Kräfte Ferner beruft sich die Berliner Korrespondenz" darauf, daß das Verlangte nicht leisten, so muß der arme geschundene Meister die Arbeiter in England und den Vereinigten Staaten gegen einen Gesellen einstellen. Thut er das nicht, vielleicht weil er feinen die imperialistische Politit, über deren kapitalistische Tendenzen doch Gesellen findet, der sich zu einer so menschenunwürdigen Stellung füglich kein Zweifel obwalten könne, nicht offen auflehnen. degradieren läßt, so kann die Herrschaft die Arbeit auf Kosten des dieser Allgemeinheit ist die Behauptung nichts weniger als richtig: Meisters durch andere Arbeitskräfte herstellen lassen. was daran etwa wahr ist, haben wir schon in unserm Artikel über Weltmachtpolitik hervorgehoben, indem wir auf die historische Thatsache hinwiesen, daß in Staaten, die überhaupt eine erfolgreiche Weltpolitit treiben tönnten, der wahre Charakter des Gegensages zwischen Bourgeoisie und Proletariat durch die Erfolge jener Politit ver
Was die Abfindung durch Naturallieferungen betrifft, so haben wir zu wenig fachmännische Kenntnisse, um den Wert derselben abschätzen zu können. Vielleicht ist einer unserer ostpreußischen Partei genossen auf dem Lande so liebeuswürdig, darüber eine Rechnung
Vorlagen des Kaisers nennt die Münchener„ Allgem. Zeitung" das Zuchthausgesetz, den Sanalentwurf und den Marineplan:
Wenn, so schrieb das offiziös bediente Blatt, von augenscheinlich interessierter Seite die Zurückziehung der Arbeitswilligen and der Kanalvorlage als eine petitio principii für die Annahme der Flottenvorlage bezeichnet wird, so müssen wir doch daran erinnern, daß alle drei Vorlagen, und insonderheit auch die die bessere Sicherung des Schutzes der Arbeitswilligen betreffende bis zu einem gewissen Grade solche des Kaisers sind. Sollte sich der Kaiser davon überzeugen, daß er mit dem von ihm erstrebten Schutz der Arbeitswilligen auf einem nicht gangbaren Weg sich befinde, wohlan, so mag er den Befehl erteilen, die entsprechende Vorlage zurückzuziehen."
Es ist klar, daß mit dieser Benennung den drei Vorlagen ein erhöhter Wert verliehen werden soll, während sie in Wirklichkeit zur fonftitutionellen Bedeutungslosigkeit herabgedrückt werden. Es mag ja sein und es ist sehr wahrscheinlich, daß die drei Entwürfe thatsächlich Vorlagen des Kaisers sind, daß also die Regierungen feinen Anteil an ihnen haben, sie vielleicht innerlich nicht einmal gutheißensolche persönlichen Vorlagen des Kaisers haben aber verfassungsmäßig fein Interesse. Für die Voltsvertretung giebt es nur Vorlagen der Regierungen, und wenn der Münchener Offiziofus mit der neuen Bezeichnung sagen will, daß die genannten Entwürfe eigentlich nicht Vorlagen der Regierungen seien, so erübrigt sich für das Parlament jedes sachliche Eingehen und es bleibt ihm nur die formelle Diskussion darüber, warum die Regierungen für Vorlagen, die nicht von ihnen ausgehen, die Verantwortung übernehmen. Die katholische Kölnische Voltszeitung" weist schroff diese Taktik zurück: Den Kaiser noch mehr als bisher in die Bresche zu stellen, indem man von Vorlagen des Kaisers" spricht. Gewiß liegt es im Sinne aller reaktionären Elemente, den Kaiser als Kugelfang zu benutzen, aber tapfer und mannhaft ist das nicht. Es ist auch politisch sehr gefährlich; mache man sich doch nur die Folgen flar. Jetzt werden von den Gesetzentwürfent, welche die parlamentarische Winter campagne beschäftigen sollen, schon drei als als Vorlagen des Kaisers" bezeichnet; erweist sich das Mittel probat, so bringt man nächstes Jahr vielleicht sämtliche Gesetzentwürfe unter diese Rubrik. Augenscheinlich will man dem Parlamente die Opposition erschweren, da ein loyaler Unterthan fich schwerer entschließt, dem Monarchen Widerstand zu leisten als irgend einem Minister. Aber es ist auch ein Maß in den Dingen, und man soll nichts übertreiben, sonst bleibt dem Parlamente gar nichts anderes übrig als zu sagen:„ Wenn schon, denn schon." Der Reichstag und der preußische Landtag sind doch nicht dazu da, alle Wünsche des Kaisers zu erfüllen, sonst könnte man sich überhaupt alles wählen sparen. Heute vergeht im politischen Leben kaum eine Woche, ohne daß nicht für irgend eine Sache der Wunsch des Kaisers ins Gefecht Man macht sich nicht klar, geführt wird. was die Folge davon sein muß: daß nämlich die Parlamente fortan über haupt kaum mehr in der Lage sein werden, Wünsche des Kaisers zu berücksichtigen, wenn sie nicht selber abdanken wollen. Man denke: die Flottenvermehrung, der Mittellandkanal und das Zuchthausgesez follen als Wünsche des Kaisers angenommen werden, dafür aber soll den Parlamenten unbenommen sein, durch Ablehnung einer Budgetposition von 1000 M. oder einer Sekundärbahn von Schievelbein nach einer Nachbarstadt ihre, " Selbständigkeit" zu beweisen. Dann schließe man doch lieber beide Parlamentsbuden zu. Es ist in dieser Beziehung schon so viel gesündigt worden, daß wir nur dringend mahnen fönnen, auf diesem Wege einzuhalten. Das Ergebnis wird schließlich kein anderes sein, als daß ausgesprochene Wünsche des Kaisers die Annahme eines Gesezentwurfes erschweren, nicht etwa aus Animosität gegen den Kaiser, sondern in der berechtigten Be= forgnis der Abgeordneten, durch Jasagen dem ganzen Volke als rüdenschwache Nidemännchen" zu erscheinen, deren Er