„ Kannst Du nicht.... ausgeschlossen!" nicht Frau Lilly. Aber... aber.. siebenundzwanzig.. ich wollte ich dachte acht oder neun Mart. Ich habe noch nie so viel... " Schlimm genug!" Frau Lilly läßt sie nicht ausreden. So siehst Du auch aus."
Gnädige Frau sind gar nicht eitel," sagt das Korsettfräulein mit heuchlerischer Bewunderung: Ja, es gibt Damen, die gar nicht eitel sind und gar nichts auf ihr Aeußeres geben."
Aber ich..." Jezt fährt die Kleine auf, man hat sie offenbar an einer figligen Stelle getroffen.„ Aber ich. ich
Wir wollen zuerst einmal etwas anpassen", beschwichtigt huldvoll das Korfettfräulein:„ Darf ich einmal messen? Wieviel Taillenweite haben denn gnädige Frau?"
" Hundertfünfzig in dem Bauernmieder", Hohnlacht Frau Lilly, fährt aber sogleich mit einem triumphierenden Lächeln fort: Hab' nur erst mal ein anständiges Korsett an, dann hast Du höchstens achtundvierzig."
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" Ich werde mich so einknallen!"
Das ist aber nicht eingeknallt!" Das Korsettfräulein schlägt die Hände zusammen. Man muß sich doch Figur machen, und gnädige Frau tönnen sich Figur machen. Mit der Büste muß man doch nicht so gehen! Gnädige Frau haben eine ideale Büste, fie muß bloß Fasson kriegen!"
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Ach nein... nicht doch." Die Pummelige wird wieder verwirrt, wirft aber doch einen verschämten Blick in den hohen Pfeilerspiegel und mustert ihr Profil.
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Und Sie glauben, ich könnte das tragen? Aber... die lange Fasson vorn!" Sie streicht an ihren Hüften entlang.„ Die Fasson ist doch gerade und ich... ich bin so... so.
Komplett um die Magengegend," ergänzt Frau Lilly. schnürt man einfach weg."
" Ja... das bringen wir weg," bestätigt das Fräulein. nun wollen gnädige Frau einmal anpassen"
" Ah! Sehen Sie, gnädige Frau!"
„ Das
Und
Endlich siehst Du vernünftig aus!" Frau Lilly und das Korsettfräulein find wieder eitel Bewunderung, die Kleine Pummelige steht vor dem Spiegel und beguckt sich halb verschämt, halb neugierig: „ Ja, das ist aber... aber wirklich wahr... ganz anders, Ganz anders," bestätigen die beiden andern.
Und was gnädige Frau für' ne Büste haben," wiederholt das Korsettfräulein.
Und wie schön grade borne runter alles geht," bestätigt Lilly. Ich hab's Dir ja gesagt, das geht alles weg."
" Bloß hier bin ich' n bißchen breit, findest Du nicht?" Kleine streicht sich die Hüften.
Die
Nun, ja, da ist nun der Leib hingedrückt; irgendwo muß er doch hin." Lilly zuckt die Achseln.
„ Es ist aber gerade die Hüftenfasson, die jetzt Mode ist," betont das Korsettfräulein.
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Und wenn Du Dir nun noch breite Strumpfbänder nimmst und damit das Korsett nach unten ziehst, sind die Hüften auch weg," belehrt Frau Lilly.
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Aber tatsächlich die Kleine hat die Korsettenden zwischen die Finger genommen und vollzieht das Manöver. Der Blick, mit dem fie ihr Spiegelbild mustert, wird ordentlich verliebt. Und ich soll es also wirklich nehmen? Du redeft zu?" " Na objedenfalls nicht. Erst hast Du ausgesehen wie' ne Köchin, jetzt siehst Du erst aus wie' ne Dame!"
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Aber unbequem ist es! Ach je, man kann sich ja nicht mal bücken!" Die Kleine stöhnt:„ Und überhaupt steckt man drin, wie in' nem Panzer. Wenn ich das Ding' n Tag anhabe, Du, dann hab' ich ja die gräßlichsten Rückenschmerzen.
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„ Ja, wenn Du so denkst" Frau Lilly sieht gen Himmel das ist ja überhaupt bloß die Gewohnheit. Du, wenn Du Dir Deinen Körper erst mal in die neue Fasson gewöhnt hast, fühlst Du gar nichts mehr; aber wenigstens bist Du dann auch endlich mal bernünftig angezogen."
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in den ersten Tagen und auch jetzt sind mehrere, die ihrem Ende ents gegengehen und bei denen die menschliche Kunst vergeblich ist. Einem von diesen, einem 24jährigen sympathischen Menschen, mit frischem, blühendem Gesicht, ist die Kugel durch die Seite in die Blase eins gedrungen und dort stecken geblieben. Der arme Junge leidet furchtbar, denn an dem einen Fuß hat sich obendrein der Brand eingestellt und ungeachtet aller Versuche verschlimmert er sich. Man möchte gar nicht glauben, daß dieser nette, freundliche Mensch sterben muß. Gestern schrieb ich ihm einen Brief nach Hause, und als ich ihm und seinem Nachbar die Briefe vorlas, da fingen beide bitterlich an zu weinen. Beide find verheiratet und haben Kinder, und beide müssen sterben. Die schrecklichste Verwundung hatte aber ein armer Soldat, der gestern früh von seinem Leiden erlöst wurde. Eine Granate hatte ihm am rechten Bein oben bei der Hüfte ein furchtbares Loch aufgerissen, den ganzen Knochen zerschmettert, am anderen Bein ebenfalls ein Stück Fleisch so groß wie zwei Handflächen herausgerissen. Unter dem Knie ein perforierender Schuß. Und alle diese schrecklichen Wunden dermaßen bereitert, daß stellenweise der Brand schon anfing. Was hat der arme Mensch aushalten müssen! Ueber eine Stunde dauerte jedesmal der Verband. Die letzten Stunden vor seinem Tode schrie er beständig nach der Schwester, flammerte sich fest an meine Hand oder umschlang mich um die Taille oder um den Hals. Heute schrieb ich seiner Mutter über seinen Tod." Aftronomisches.
Wiederkehr eines Kometen. Aus Nizza wird gemeldet, daß an der dortigen Sternwarte durch Javelle der sogenannte zweite Tempelsche Komet fast genau an dem vorausberechneten Orte wieder aufgefunden worden ist. Der Komet ist ein äußerst schwaches Objekt, steht am Abendhimmel tief im Südwesten und kann mit den besten Instrumenten nur bei reinster Luft gesehen werden. Wegen dieser mißlichen Verhältnisse, die an nördlicheren Sternwarten noch stärker auftreten, war nur wenig Aussicht gewesen, daß er bei seiner jetzigen Rückkehr werde wieder gefunden werden. An den schönen Augustabenden war er zwar noch schwächer als jetzt, stand aber dafür am Abendhimmel höher über dem Horizont. Damals waren die Versuche, ihn zu sehen, die an der Wiener Sternwarte gemacht wurden, vergeblich. Nebst diesem Kometen sind gegenwärtig noch zwei am Himmel sichtbar, der im April von Brooks entdeckte, der noch die Gesamthelligkeit eines Sternes elfter Größe besißt, und dann der periodische End esche Komet. Bei letzterem ist die interessante Tatsache zu bemerken, daß er bereits im September photographisch beobachtet worden ist, während er im Fernrohr erst Ende Oktober sichtbar wurde, wobei die schon öfters bei Kometen bemerkte Erscheinung auftrat, daß man denselben in furzbrennweitigen Fernrohren leicht sehen konnte, während ihn größere Fernrohre entweder nur schwer oder gar nicht erkennen ließen.
Notizen.
Der Preis( 5000 Fr.) der Akademie Goncourt ist in diesem Jahre Leon Frapié , dem Verfasser des Romans„ La Maternelle" zugefallen. Der Autor ist Beamter der Stadt Paris und mit einer städtischen Lehrerin verheiratet, die seine Mitarbeiterin ist.
c. Ein Buch von Oskar Wilde wird demnächst in London erscheinen. Der Autor hat es im Gefängnis geschrieben. Es ist seine legte Prosaarbeit.
Das National Theater bekommt in Leopold Müller vom Wiener Karl- Theater einen Mitdirektor, der frisches Geld anfährt.
-Friedrich Adlers Einakterzyklus Freiheit" ging mit Erfolg im neuen Deutschen Theater zu Prag in Szene. Die einattige Oper" La caprera" von Dupont ist von der Dresdener Hofoper erworben worden und soll noch in diesem Monat zur Aufführung gelangen.
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In der Spielzeit 1903/04 wurde Lohengrin " 311, Carmen" 303 mal gegeben. Dann folgen, Tannhäuser " mit 286,„ Cavalleria" mit 262, Freischük" mit 248, Mignon" mit 247, Troubadour" mit 224 Aufführungen. Von den Operetten wurde„ Die Fledermaus " 436, Bruder Straubinger" 334 und„ Der Rastelbinder " 263 mal gespielt.
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Das Stipendium der Adolf Menzel Stiftung wurde für das Jahr 1904/1905 dem Maler Ernst Gaehtgens aus Kurland zugesprochen.
Der Krieg. In der St. Petersburger Zeitung" veröffent licht das Komitee des russisch- holländischen Feldlazaretts den Bericht einer in Ta olats chao stationierten Strankenschwester über ihre dortige Wirksamkeit. In dem Berichte findet sich die folgende Stelle: Abermals durchlebten wir schwere Tage und es gab Arbeit über und über. Am 7. wurden uns ganz unerwartet aus einem Sanitätszuge 30 Schwerverwundete, die nicht weiterbefördert werden konnten, übergeben. In jenem Zuge waren 1300 Verwundete, die ohne jegliche Bequemlichkeit untergebracht waren und von einem Arzt und zwei evangelischen Schwestern begleitet vom Schlachtfelde nach Charbin gebracht wurden. Die armen Verwundeten waren in einem schreck lichem Zustande; viele hatten mehrere Tage kaum etwas zu essen bekommen. Trage an Trage lagen sie den ganzen Saal entlang und warteten mit rührender Geduld, bis die Schwestern sie der Reihe nach fütterten, dann wuschen, umkleideten und zum Verbinden zurechtmachten. Fast bei allen schwere, hoffnungslose Verwundungen: Magen-, Bruſt- und Blasenschüsse. Einem war die Kugel durch den Mund geflogen, als er ihn beim„ Hurra"-Rufen offen hielt, und am Hinterkopf wieder herausgegangen; 13 Zähne hatte der Unglücksmensch eingebüßt. Einem anderen war der ganze Unterkiefer zertrümmert. Bei einem dritten wieder war die Kugel durch die Wange gegangen und im Nacken herausgeflogen. Sechs Mann starben gleich Verantwortl. Redakteur: Paul Büttner , Berlin.-Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.
t. Eine Neuheit in künstlichen Rubinen. Ein Ver fahren, das neuerdings in Frankreich versucht worden ist, besteht darin, fleine natürliche Rubine, die wegen ihrer geringen Größe feinen besonderen Wert befizen, zu großen und dementsprechend kostbaren Steinen zusammenzuschmelzen. Die kleinen Steine werden zu diesem Zweck vorerst in ein äußerst feines Pulver zermahlen, das in einem elektrischen Ofen geschmolzen wird und nach schnellem Erfalten sich in Kristalle verwandelt. Die Hauptschwierigkeit besteht darin, die Bildung von Hohlräumen und Schlieren zu vermeiden. Auf Smaragde und Saphiere läßt sich das neue Verfahren nicht anwenden, weil sie sich unter der Einwirkung der Hiße entfärben.Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint am Sonntag, den 11. Dezember.