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gr. Geologisches Alter der Bäume und Jahresringe. Die arglos vertrauenden Bruder Mirjams, der in selbstloser Hingabe Jahresringe entstehen an unseren Bäumen dadurch, daß beim jähr- rührend um die Schwester sorgt, ein Unrecht tue, hat er noch lichen Holzzuwachs die weitlumigen dünnwandigen Zellen des Früh immer fortscheuchen wollen. ber unwillkürlich drücken ihn die jahrs mit den englumigen didwandigen Sommerzellen regelmäßig Heimlichkeiten, und als Tachau   offen kameradschaftlich ihn fragt, ob abwechseln. Dadurch entstehen auf dem Querschnitt des Stammes er in seinen Jahren nicht an eine Heirat, vielleicht mit Mirjam, Tonzentrische Kreise, die wir eben als Jahresringe bezeichnen. Selbst- denke, das Mädchen sei ihm sicher gut, steigt jäh die Scham in ihm verständlich kann sich ein solcher Unterschied im Wachstum der Holz auf. Er liebt sie, aber nie hat er gedacht, die Künstlerfreiheit sich zellen nur da geltend machen, wo es jahreszeitliche Perioden durch eine Ehe einzuengen. Die innere Unruhe wächst, als ein ehe­giebt. In Gegenden, wo immer ein gleichmäßig warmes Kelima maliger Schulgenosse, ein Geistlicher, der mit Gewissensskrupeln ehr­Herrscht, müssen sich die Holzzellen ganz gleichmäßig ausbilden. lich kämpft, ihm einen Gruß vom Vater überbringt. Der alte Daher fehlt, wie Walter Gothan in einem Artikel in der Natur- Johannes Herkner hat sein Leben lang die klare Bahn der Wahr­wissenschaftlichen Wochenschrift"( Nr. 58) ausführt, bei tropischen heit nicht verlassen! Plastisch in feiner Kontrastierung Holzgewächsen die regelmäßige Jahresringbildung unserer Bäume. treten Vor allem Tachau  , die Figuren einander gegenüber. Die Arautarien, jene schönen Nadelbäume, die in heißen Ländern der jüdische Journalist und Feuilletongeist, in seiner Selbst Heimisch find, haben meist einen Stamm mit gleichartiger Ausbildung verspottung, seiner Güte und seinem unbedingten Enthusiasmus für der Holzzellen. Diese Tatsache gibt uns ein Mittel an die Hand, den durch keine Reflexion gebrochenen Naturinstinkt des Künstlers, das geologische Alter gewisser Baumarten zu bestimmen. Aus ver- ist ein brillant gelungenes Porträt. schiedenen Gründen nimmt man an, daß in den ältesten Erdepochen Albrecht lebt in gewohnter Weise weiter, da ruft ein Telegramm Bis auf die Trias diese inbegriffen ein gleichmäßiges ihn nach Hause. Er findet den Vater, der nach ihm verlangt hat, Klima auf der Erde geherrscht habe, während die jahres als Leiche. Zwei lange, langweilige Akte geht er finster und ver zeitlichen Perioden erst später auftraten. Das Klima schlossen zwischen Mutter und Schwester Elisabeth herum, schwört alle braucht nun nicht gerade übermäßig heiß gewesen zu fünstlerische Arbeit ab, redet vom Sterben, ehe man erfährt, was sein, die Hauptsache ist, daß es das ganze Jahr über dasselbe blieb eigentlich in ihm vorgegangen. Endlich entlockt es ihm Elisabeth: Seit und daß deshalb die Holzgewächse ununterbrochen wachsen fonnten. des Vaters Tode erscheint ihm, was er Tachau   zugefügt, als ein un Mit dieser Annahme stimmt nun auch die Erscheinung überei, daß fühnbares Verbrechen. Erst die Schwester muß ihn darauf bringen, die Hölzer aus jenen alten Zeiten feine Jahresringe befizen. Da- daß er dem Freunde doch alles bekennen und Mirjam, die er liebt, mals waren die Holzgewächse aus der Gruppe der Araukarien be- als Frau von ihm erbitten fönne. Der Schluß fällt ganz ins sonders stark vertreten, die Cypressen und Tannengruppe tauchen erst Melodramatische. Der Journalist, der eben erst dem Freunde riet, seit der Trias auf und werden erst im Jura häufiger. Die alten sich ein Verhältnis zuzulegen, gebärdet sich bei dem Bekenntnis, als Arautaritenstämme entbehren nun der Jahresringe, diese sei ein Unerhörtes geschehen. Den Heiratsantrag Albrechts erklärt erschienen bei ihnen erst im Jura. Nun werden solche er, hier geht die Motivierung völlig in die Brüche, für eine Ju Stämme bei uns aber nur noch in der Kreidezeit ge- famie, und durch sein Flehen zwingt er Mirjam, funden, im Tertiär waren sie bei uns ausgestorben. Und auch die Welt hinaus zu folgen. Der Künstler aber erhält diesen Umstand kann man darauf zurückführen, daß sich eine andere, keusche Mufe.. Elisabeth, die die reinen Züge bei uns die Jahreszeiten schon in einer Weise geltend machten, die Johannes Herkners trägt, tritt, angetan mit einem Modellgewande, den Araukariengewächsen nicht mehr zusagte. Sie zogen sich damals in das Atelier. Ihr Bild wird er als Denkmal für den Gestorbenen in wärmere Gegenden zurück. Nun kann man aus dem Besitz von meißeln und so im Herzen gefunden. Mit diesem künstlich an­Jahresringen einen Schluß auf das geologische Alter eines gepappten frostigen Symbole schließt das Drama. Holzes insofern ziehen, als dieses nicht aus einer Zeit vor dem Jura stammen kann. Denn eben sonst würde man an ihm Teine Jahresringe wahrnehmen können. Allerdings kann man nicht umgekehrt aus dem Fehlen von Jahresringen unbedingt auf vor jurasisches Alter schließen. Denn wie bereits bemerkt, kommt es auch bei unseren jezt lebenden Araukarien nicht immer zu einer Durchbildung verschiedenartiger Bellanlagen im Jahreszuwachs. Man hat aber einigen Araukaritenstämmen mit Jahresringen ein Hohes Alter zuerkennen wollen. Jetzt, nachdem man die Bedeutung der Jahresringe für die Altersbestimmung fennt, wird man sich ge­nötigt sehen, die Lebensära dieser fossilen Hölzer nicht über die Jurazeit hinaus zu datieren.

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Theater.

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ihm in

Reicher als Tachau  , Irene Triesch   als Mirjam waren in dem ersten, dem einzigen bühnenfähigen Afte bon ganz frappanter Wahrheit; sehr gut auch Rittner, der den Albrecht spielte, und Grunwald in der Rolle des Geistlichen. Im weiteren Verlaufe verlor sich mit dem Interesse für das Stück auch die lebendige Freude an den schauspielerischen Leistungen. Der Elifabeth, so unklar die Figur ist, hätte sich immerhin noch mehr abgewinnen lassen, als in der Darstellung Marianne Knorrs zu Tage trat. Margarete Albrecht traf fein den resignierten, bescheidenen Ton des alten Mütterchens.

Humoristisches.

dt.

Sie weiß es besser. Dame( zu einer Bäuerin, deren sechsjähriger Sohn eben vom Heustock auf die Tenne fiel und wieder munter aufsteht):" Sehen Sie, Frau, Kinder haben einen Schutz­engel!" Bäuerin( mürrisch): Na, an harten Schädl hat er!" ( Jugend.")

Lessing Theater. Johannes Herkner". Schauspiel in 5 Akten von Ernst Rosmer  . Der Dichterin, die sich Ernst Rösmer nennt, danken wir die Dämmerung", ein Werk, das, wenn es sich auf der Bühne nicht hat halten können, doch mit seiner erstaunlich feinen stimmungsvollen Seelenmalerei einen Ehrenplatz in der neueren dramatischen Literatur verdient. Wie Halbe, der Verfasser der Jugend", hat auch sie, scheint es, in einer Erstlings­schöpfung ihr Bestes gegeben." Johannes Hertner" war eine neue schlimme Enttäuschung. Von der allegorischen Legendendichtung ihrer Mutter Maria" kehrt sie in diesem Drama wieder zu modernen Stoffen- Philipp Langmanns Bühnendichtung" Herzmarke" zurück. Die Wunder sind hier ausgeschaltet, aber darum gibt es leider wird um die Jahreswende am Schauspielhause zum erstenmal nicht weniger des Unklar- Mysteriösen. Wohl ist, wie in der in Szene gehen. Dämmerung", das Streben auf die Erhoffung tiefinnerlicher Vor­

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Notizen.

Die nächste Dpernnenheit des National Theaters ist Dornröschen" von Weweler.

-In Amsterdam   will der dortige Wagner- Verein" im nächsten Sommer Parfival" ohne Kürzung zur Aufführung bringen. Die Dekorationen sollen 70 000 M. fosten.

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Das Lustspiel Die große Leidenschaft" bon gänge gerichtet, aber die Kraft reicht nicht hin, dies Schwebende im Auernheimer hatte auch am Wiener Volks Theater Bilde nachzuzeichnen. Der Anfang mit seinem farbigen, eindrucks großen Erfolg. voll charakterisierenden Dialoge fesselt in hohem Maße. Doch sobald die Dichterin von der Veranschaulichung des Zuständlichen sich der Entwickelung ihres Leitgedankens zuwendet, verwirren sich die Linien Hoffnungslos. Das Schauspiel soll die Schuld, die tatlos brütende Reue und die erlösende, den Mut zur Arbeit wieder erweckende Sühne eines Künstlers uns schauen lassen. Das alles wächst indessen nicht oganisch aus Charakter und Verhältnissen heraus, sondern wird von außen her hineingetragen. Vieles wirkt geradezu verlegend unwahr; die ertüftelte Handlung rückt peinlich und langsam von der Stelle, und nur selten bliẞt noch in dem Dialog eine originelle Wendung auf. Der starke Beifall, den der erste Akt verdient hätte, brach erst verspätet, nach dem zweiten aus. Das Weitere wurde rundweg ab­gelehnt, doch ohne häßliche Demonstration. Die gereizte Stimmung des Publikums tam nur in gelegentlicher leiser Heiterkeit zum Ausdruck.

Die ersten Szenen spielten in Albrecht Herkners Atelier. Mirjam, die schöne Schwester seines besten Freundes und aufrichtigsten Be­wunderers des Dr. Siegmund Tachau, ist Geliebte und Modell des starten, genialen Bildhauers geworden. Mit alles vergessender Leidenschaft hängt sie an ihm. Wie diese Liebe entstanden, ob Albrecht die Schuld eines frivolen Verführers auf sich geladen hat, davon, obwohl es für die moralische Beurteilung von größter Be deutung wäre, erfährt man nichts. Den Gedanken, daß er dem Verantwortl. Redakteur: Paul Büttner  , Berlin.- Drud und Verlag:

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Aus der Wiener Malervereinigung Hagenbund" find zehn hervorragende Mitglieder ausgetreten, weil sie eine finanzielle Gesundung und einträgliches Wirken für ausgeschlossen halten, so lange der Architekt Urban, der bei den Erörterungen der letzten Tage über die Protektionswirtschaft viel genannt wurde, auf die Leitung des Hagenbundes" Einfluß habe. Die im Bund Verbliebenen haben daraufhin Urban ihr Vertrauen ausgesprochen.

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Die Berliner Urania" hat eine Unterbilanz von 245 000 Mart. Das Kapital wird auf die Hälfte reduziert. Vor Gericht. Der Frankfurter Zeitung  " wird aus Kassel  geschrieben: Bei einer Schwurgerichtsverhandlung fragte der Vor­sigende eine als Beugin geladene Kaufmannsfrau aus einem kleinen, Staffel benachbarten Städtchen, nach Personalien und Alter:

Sind Sie die Ehefrau des Kaufmanns Soundso aus...?" Zeugin: Ja." Vorsigender:

Geboren?"

8eugin( errötend und sehr leise):" Fünfmal." Tableau!

Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.