der mit jenem die Liga hauptsächlich geleitet, verhasten und ent-haupten. Gegen seine auf dem Todbette liegende Mutter, die Mit-Urheberin der furchtbaren Bartholomäusnacht, rühmte der Königsich ausdrücklich jener ersten Tat; er sei jetzt König von Frankreich,denn er habe den König von Paris töten lassen.Das ganze Reich geriet in Aufruhr; alle Bande lösten sich, jedeStadt, jeder Flecken bildete eine Art Republik. In Paris wardvon allen Kanzeln herab auf das wütendste gegen den König unddas ganze Geschlecht der Valois gepredigt.„Der PfarrerLineestre ließ am Neujahrstage seine Zuhörer die Hand erhebenund schwören, bis zum letzten Heller und dem letzten Bluts-tropfen die beiden Märtyrer zn rächen. Mädchen, Weiber undKinder hielten bei Tag und bei Nacht auf höchst unanständige WeiseProzessionen, und diese wurden zuletzt so ärgerlich, daß die Pfarrerselbit, welche doch die Urheber des ganzen Skandals gewesen waren,dagegen predigen mußten." Auf die Frage der Sechzehn, ob dasVolk berechtigt sei, sich dem König zu widersetzen, entband dieSorbonne unter Berufung auf die Bibel in einem Dekret alleFranzosen vom Eid der Treue und erklärte in einem zweiten, mankönne mit gutem Gewissen die Waffen ergreifen, einen Bund bilden,Geld erheben, kurz, alles tun, was„zur Beschützung der katholischenReligion" nötig erscheine. Die Mehrzahl der Geistlichen ersetzte inKirchengebet den König durch die„christlichen Prinzen". Unterdiesen Umständen warf Heinrich Hl. sich seinem anderen Widerpart,dem Bourbonen und Führer der Kalvinisten Heinrich IV., in dieArme. Beide vereinigten ihre Truppen und marschierten auf Paris.Dies steigerte den religiösen Fanatismus der Stadt zu einerimglaublichen Höhe. Die Prediger erklärten offen den Mord beiderKonige oder eines derselben für ein christliches, verdienstvolles Werk.Was Wunder, wenn sich der Mann fand, der sich zu dieser Missionauserivählt glaubte I Der 25jährige Dominikaner Cleinent, einebenso fanatischer wie einfältiger Mensch, unternahm es, sich denHimmel zu verdienen, indem er den„Tyrann" Heinrich III. ausdem Wege räumte. Zuvor offenbarte er sich jedoch seinemBeichtiger, und dieser hieß ihn fasten und beten,„damitder Teufel ihm keinen Streich spiele". Als dann Clömentauf seinein Entschluß beharrte, erklärte er ihm, die Tatsei verdienstvoll, sofern sie nicht persönlichen Gründen entspringeund zum Vorteil des Glaubens und des Staates geschehe. Selbsthochgestellte Personen, der Herzog von Aumale und die Herzoginvon Montpensier, trieben zu jenem Verbrechen. Es glückte.'Heinrich HI. fiel unter dem Dolch des fanatischen Mönchs.Diese Tat des„Legitimisten" rettete Paris aus der Not derBelagerung und erst 1594 sollte die Stadt Heinrich IV. zufallen.Er bequemte sich zu jenem Kompromiß mit Adel und Geistlichkeit,der das Bürgert, im preisgab und die Vertreibung der Hugenottenvom französischen Boden in seinem Schöße trug.—H. L a u f e n b e r g.kleines Feuilleton.� Erinnerungen an Böcklin finden sich in einem Aufsatz, denHans Thoma unter dem Titel„In München im Anfang der70er Jahre" im Januarheft 1905 der„Süddeutschen Monatshefte"veröffentlicht. Thoma erzählt: Viktor Müller war es, der mich beiBöcklin einführte,— schon vorher hatte er mir von dem Bilde vonden zwei Faunen erzählt, das auf der Ausstellung 1K69 war, unddas er für das weitaus beste erklärte, das auf dieser Ausstellungwar. Das ist jetzt nicht merkivürdig, aber eS geschah zu seiner Zeit,da ich von später zu Böcklin-Schwärmern gewordenen berühmtenMalern den Ausspruch hörte, es sei viel Unsinniges auf dieser Aus-stellung, aber der Gipfel der Narrheit sei das Bild Won Böcklin. Inbezug auf die Maltechnik huldigten wir meist der Meinung, daß es,um Kraft zu zeigen, nötig sei, die Farbe faustdick aufzutragen, freilichblieb da manches feinere Empfinden in der Technik schwerem Breistecken— und ich erholte mich immer wieder an den Altdeutschenin der Pinakothek, an ihrer ruhig vollendeten Technik, mit der sie sofeierliche Farbenharmonien erreichten, in denen eine so bewußteKlarheit und Raumdeutlichkeit herrschte. Mit Böcklin war ich nunöfters, und besonders in der alten Pinakothek, zusammen; er sprachfast nur über Technisches vor den Bildern und teilte mir gern vonseinen reichen Erfahrungen und vielfachen Versuchen mit. Auch beimir im Atelier sprach er sich nie über Allgemeines oder Gegenständ-liches in meinen Bildern aus, sondern er sprach vom Farbenmaterialund von Kontrastwirkungen der Farbe, dabei zog er aus der Westen-tasche farbige Wollenstreifen, an denen er demonstrierte, Komple-mentärfarben erklärte usw. Beim Frühschoppen im Achatz, zu demer mich ein paarmal abholte, ging das Farbenfinden schon ins Phan-taftische, wohl auch ins Sarkastische über; so sprach er davon, daßfür das Blau, was ihm vorschwebe, es noch gar kein Farbenmaterialgebe, er suche danach, Indigo sei so etwas, aber nicht haltbar; ertrug einen dunkelindigoblauen Rock, da meinte er, man müßte ein-mal so einen Rock auskochen und den Farbstoff herausziehen, diesermüßte dann, in Oel angerieben, wohl dauerhaft genug sein. Sounterhielten wir uns mit gutem Humor, und der Schweizerdialekt,den wir beide gebrauchten, half uns dabei vortrefflich. Die Flug-Maschine beschäftigte ihn damals sehr, und das Atelier lag vollerBambusstäbe und Segeltücher; er erklärte mir die Sache mit Zeich-nungen, aber auch hier ging er bald ins Phantastische und insHumoristische über, und als ich im Sommer fortging nach Säckingen.sagte er, ich solle nur aufpassen, eines Tages komme er dort über denEggberg geflogen auf dem Wege nach Basel. So gern ich mitBöcklin, meist Sonntags vormittags, in die alte Pinakothek ging,nach seinem Ausspruch in München der einzige Ort, wo man kein«!Malern begegnete, so folgte ich ihm doch nicht gern zu den Rem.brandtbildern, die ihm höchst zuwider waren. Böcklin ging sehr baldnach Italien, so daß mein Zusammensein mit ihm nur kurz war.—ie. Geologie und Landwirtschaft. Die geologische Landesuntersuchung, für die es jetzt in jedem modernen Staate eine besondereAnstalt gibt, hat nicht eine ausschließlich wissenschaftliche Bedeutung.Der Zusammenhang mit dem Bergbau ist von vornherein gegeben,und die Geologie ist überhaupt bis zu einem gewissen Grade aus denErfahrungen des Bergbaues hervorgegangen. Weniger zeitig hatman die Bedeutung der Geologie für die Landwirtschaft erkannt,weil erst der landwirtschaftliche Betrieb auf wissenschaftliche Grund-lagen gestellt sein mußte, ehe die Lehren der Geologie im einzelnenFall verstanden werden konnten. Heute weiß jeder größere Land-Wirt, was er an einer geologisch-agronomischen Aufnahme seinesGruntBesitzes hat, wie sie beispielsweise von der preußischen geo-logischen Landesanstalt in Gestalt von Spezialkarten geliefert wird.Von dieser Veröffentlichung sind bereits 579 Blätter erschienen, jedesvon einem Heft besonderer Erläuterungen begleitet. Leider wird dieungeheuere Arbeit, die in diesen Karten niedergelegt worden ist,von den Landwirten noch immer nicht genügend ausgenutzt. ImHinblick darauf hat es der Landesgeologe Professor Jentsch unter-nommen, dem praktischen Landwirt eine Anleitung zu geben, wie eraus einer solchen Karte Tatsachen und Lehren herauslesen kann,die für seine Arbeit und deren Erfolg von größter Wichtigkeit sind.Die fraglichen Karten geben nicht nur das vollständige Bild derErdoberfläche nach ihrer Zusammensetzung aus verschiedenen Boden-arten, sondern auch umfassende Aufschlüsse über die Beschaffenheitdes Bodens bis zu zwei Meter Tiefe. Professor Jentsch hat nun einBlatt der großen Karte, das eine Gegend bei Graudenz in West-Preußen darstellt, in zwölf Abzügen derart koloriert, daß jedesExemplar dem Landwirt die Beantwortung einer praktischen Fragevorführt. Die erste Frage ist, wie hoch seine Feldmark über demMeere liegt. Dieser Punkt ist von großer Bedeutung, weil sich schonbei geringen Unterschieden der Höhe ein verspäteter oder frühererEintritt der wärmeren bezw. kälteren Jahreszeit, eine andere Ver.teilung und Häufigkeit von Nebel und Regen usw. zeigen kann.Die zweite Frage ist die Richtung, in der sich der Boden entwässert.Die dritte Frage bezieht sich aus den Grad des Neigungswinkelsdes Bodens in den verschiedenen Teilen des Gebiets. Von der Rich-tung der Bodenneigung, die in der vierten Frage behandelt wird,hängt der Betrag von Wärme und Licht ab, den ein Geländeempfängt, indem sechs Stufen der Besonnung und Beschattungunterschieden werden. Von selbstverständlicher Bedeutung ist dieFrage der Verteilung von Ton, Lehm, Sand und Humus im Acker-boden, ebenso im besonderen die nach dem Tongehalt der Ackerkrume.Die siebente und achte Frage richtet sich auf den Nachweis vonMergel bezw. Sand bis zu zwei Meter Tiefe, die neunte auf denDurchschnittsgehalt von kohlensaurem Kalk, die zehnte auf den vonKali, die elfte auf den von Phosphorsäure. In der zwölften wirddann noch die Aufnahmefähigkeit des Bodens für Stickstoff erörtert,in welcher Hinsicht selbstverständlich große Schwankungen gegebensind, wenn als äußerste Gegensätze öder Dünensand und fetter Ton-boden angenommen werden. Die Antwort auf all diese Fragenkann nun auch der geologisch nichtgebildete Landwirt nach der An-Weisung ohne viel Mühe und Hebung ablesen.—Voltskunde.Den Wohnsitzen und Namen der Kimbernwidmet Franz Matthias im Programm des KöniglichenLuisengymnasiums in Berlin, 1994, eine Abhandlung, der der„Globus" das Folgende entnimmt: Die Kimbern bewohnten einst,was wahrscheinlich bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. den Kultur-Völkern bekannt war, als ein mächtiger Stamm zwischen Nord- undOstsee die Halbinsel, welche nach ihnen heißt, entweder in ihrerganzen Ausdehnung oder mindestens die reiche» Marschen der Küstevon Kap Skagen bis zur Wesermündung, westlich schloß sich daSTeutonen gebiet an. Durch Senkung der Küste wie Kinderreichtumtrat dann Landnot ein, und ein Teil der Kimbern wanderte aus.Immerhin blieben noch genug zurück, und so konnte denn auchTacitus in seiner„Germania" nach den Berichten eines Augen-zeugen von gewaltigen Bauwerken auf der Kimbrischen Halbinselerzählen; damit sind wahrscheinlich die riefigen Ringwälle undHünengräber zwischen Elb- und Wesermündung bei Sievern imLande Wursten gemeint, welche die größten in Norddeutschland seindürften. Ptolemäus kennt 159 n. Chr. diese Germane» nur nochan der Nordspitze Jütlands. Daß sie aber die ganze Kaiserzeit hin-durch sich hielten, dafür sprechen drei dem MercuriuS Cimbrius oderCimbrianus, d. h. dem kimbrischen Wodan gewidmete Keilinschriftenaus dieser Zeit, ferner zwei Stellen bei Claudia». Die letztenKimbern dürften sich, gleich den übrigen Stämmen der Halbinsel,an dem großen Eroberungszuge nach Britannien beteiligt haben.Die Landschaft am Lijmfjord heißt noch heute Himbärsyffel oderdas Himmerland. Der Name Kimbern iF von einem alt--germanischen, an der ganzen Nordseeküste verbreiteten ThemaKimber gleich Kante, Rand. Ufer abzuleiten. Kimbern bedeutetalso Leute vom Rand, von der Küste des Meeres, von der Water»kant.—