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zeugung, daß er auch im nächsten Jahre wieder etwas Gutes| Wenn auch nicht auf dem Lande, so war es also jedenfalls, wie man wachsen ließ.

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Beim Pfarrer in Wegwit waren die Waldfinfen" nicht gut angeschrieben. Sie tämen nur, wenn ein Kind zu taufen wäre, oder Eins im Sterben läge. Und da blieben sie die Gebühren schuldig. Ganz unrecht hatte der Mann nicht. Ich selbst hörte den alten Stoll Sagen: Predigen? Hm! Predigen kann ich mir selber. Und meine Alte versteht's noch besser. Dazu brauchen wir den Pfarrer nicht." Einmal im Jahr machten wir eine Ausnahme. Zur Metten  " ging alles, was Beine hatte, außer was zu alt oder noch zu klein war. Ich wollte schon als Ganz- Kleiner mit. Da sagte der Vater: Wachs'!" Im nächsten Jahr bettelte ich bei der Mutter wochen­lang vor dem heiligen Abend. Sie meinte, das wäre Männerfach'. Als ich gar keine Ruhe gab, fing mich der Vater eines Tages beim Genic und riß mich an der Schwarte empor wie einen Dackel. Ich hatte im Fluge seine Augen gesehen und mudste nicht. Sofort ließ er mich herab und sagte: Ei, schau! Der kann mitgehen."

Vorn beim Garten wurde die Kolonne gebildet. An der Spike der Vater mit dem alten Stoll. Ich in der Mitten. An den Seiten Männer und ganz hinten auch. Der Adjunkt darunter. In der Mitte das Weiber- und Kleinvolt. Vorneweg lief ein Halbwüchsiger mit einer Stallaterne. Und alles in Stiefeln. Und jeder einen Stecken in der Faust. Es schneite, vom Mond war nichts zu sehen. Bitter falt. Solange es auf ebenem Boden ging, ging's auch bei mir halbwegs. Nach jedem zweiten Schritt mußte ich allerdings einen Hoppser machen, um mitzukommen. Als die Hänge kamen, wurde es anders. Von einer Bahn kein Schein. Quer über Aecker und Lehnen ging's. An den beinhart gefrorenen Schollen glitt der Stiefel aus. Da lag Er. Sie auch. Verwirrung. Rufe. Aus­zählen. Weiter! Nach fünfzig Schritten dieselbe Geschichte. Auf einmal schoß der Laternenträger wie auf Schlittschuhen hinab. Gellirr. Vollständige Finsternis. Wie gut so ein Stecken ist! So konnte man sich wenigstens weitertappen.

Endlich waren wir im Pfarrdorf. Den Kirchberg hinauf, hinein in die Kirche. Und im geschlossenen Rudel bis ganz vorn hin, gleich neben die Kanzel. Wie die Bauern schauten! Von der kirchlichen Feierlichkeit weiß ich nichts. Mein Herz klopfte die ganze Zeit vor Stolz und Freude. Gegen ein Uhr in der Nacht war es zu Ende. Der Krämer unten am Steg hatte seinen Laden geöffnet. Eine Petroleumlampe brannte darin. Und jedes, Mann und Weib, trant einen Süßen, nur der Vater nicht. Auf dem Heimwege wurde geplaudert.

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Die Siedelung hatte keine Schule. Die nächste lag in einem Dorfe im Tale. Sie wurde nicht viel in Anspruch genommen. Im Winter blieben die Kinder ganz zu Hause, sie wären in dem tiefen Schnee stecken geblieben. Im Herbst sollte ich einen Versuch machen und mir die Schule einmal anschauen. Die neue Schiefertafel gefiel mir, und so marschierte ich an einem schönen Vormittag mit dem Stoll- May hinab. Diese Bauernbuben! Mich sehen und sofort tos­Spotten war eins: Heh! heh! Wo kommt denn das grünrockete Männl her?" Das Koller stammte von einem Waldrock des Vaters. Da mußte ich mich aufbäumen. Und dem ersten, der mir unter die Hände kam, schmetterte ich die Tafel auf den Kopf, daß die Scherben flogen. Sofort stand der Lehrer da und steckte mich hinaus. Einen Mörder wolle er nicht großziehen. In hellem Zorn lief ich nach Hause. Laß Dir nichts grausen, Nickel!" sagte der Vater und schmunzelte. Dann mischte sich die Mutter drein, und ich kam zu einem Onkel, der weit drüben in einer reinen Bauerngegend Lehrer war.

Die Weihnachten gingen mir deshalb nicht verloren. Vierzehn Tage, drei Wochen vor dem Feste erschien die Mutter oder die Urschel in dem Schulhause. Der Onkel brummte. Aber der Förster hatte es gesagt, und dagegen ließ sich nichts machen. Gut drei Wochen nach Weihnachten, nachdem der Tag der Abreise drei-, vier­mal angesetzt war, brachte man mich wieder zurück. Einmal kam der Vater selbst. An dem Tage habe ich außer ihm keinen Menschen angesehen.

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Oh, ich war stolz auf meinen Vater! Bin es heute noch! Zu den großen Leuten gehörte er nicht. Mittelständig. Aber breit in den Schultern. Kräftige Nase. In seinen Augen hab' ich nie ein Bucken, Flimmern, Lauern gesehen.

Wie feig hat uns der Daseinsfampf gemacht!

Nikolaus Krauß.

Kleines feuilleton.

e. w. Julklapp. Weihnachten. Ich bin ein geborener Dith­marscher, und zwar vom Lande, nicht aus der Stadt. Als ich das Gymnasium einer fleinen Stadt besuchte, verkehrte ich viel in der Familie eines Tischlermeisters, und hier hörte ich zum erstenmal das Wort Julklapp. Die älteste Tochter meinte eines Tages: Wir könnten dem Nachbar eigentlich ein Julklapp machen". Auf meine Frage, was das sei, antwortete sie, daß man ein Geschenk kaufe, es in unzählige Papierbogen wickle, es dem Empfänger in die Haustür werfe und dann davonlaufe. In diesem selben Sinne habe ich es auch später in Reuters   Stromtid" erklärt und geschildert gefunden. Verantwortl. Redakteur: Paul Büttner  , Berlin.-Druck und Verlag:

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fieht, in den Städten Westholsteins bekannt, daß damit ein in der angegebenen Weise gemachtes Geschenk gemeint sei. Wie aus Reuter hervorgeht, ist die Bezeichnung in ganz Mecklenburg   und Vor­pommern gang und gäbe. Das Wort selbst ist schwedischen Ursprungs. weil jul Weihnachten und klappa flopfen, das Ganze aber, also julklapp, Weihnachtsgeschenk bedeutet. Die Sache selbst ist im 30jährigen Kriege von schwedischen Soldaten nach Deutschland   ge= bracht worden und mit der Sache ist das Wort im Norden Deutsch­ lands   haften geblieben. In Schweden   selbst herrscht vielfach der Gebrauch, daß man das Geschenk einfach vor die Türe legt, ein Holzstüd oder einen Stein dagegen wirft und dann davonläuft. Das dabei gemachte Geräusch erklärt das Wort klapp, Slapps, hin­reichend. Das Abwickeln der zahlreichen Umhüllungen bietet natür­lich der Ueberraschungen viele, besonders wenn schließlich ein minder­wertiger Gegenstand zum Vorschein kommt.

Bei den meisten christlichen Völkern leitet das Weihnachtsfest seinen Namen von dem Geburtstage des Erlösers ab. Im Fran­zösischen heißt es noël, im Stalienischen natale, im Spanischen  natividad, Worte, die alle aus dem Lateinischen stammen und Ge­burtstag( dies natalis) bedeuten. Das russische und polnische Wort für Weihnachten   bedeutet ebenfalls Geburtstag( roschdestwo Christowo). Wie wir soeben gesehen, haben die germanischen Sprachen dagegen ein eigenes, aus der heidnischen Zeit überliefertes Wort für dieses Fest: schwedisch jul, altnordisch jól, englisch   yule, altenglisch geól. In England ist das Wort yule jest veraltet und durch Christmas( bon Christ und mas, Messe, Festlichkeit) ersetzt worden. Der Ursprung des Wortes jul ist sehr zweifelhaft und infolge­dessen gibt es dafür viele Erklärungen. Jakob Grimm   und andere haben es mit dem schwedischen Worte hjul, Rad, englisch   wheel, in Verbindung gebracht, indem sie meinten, daß jul der Name des heidnischen Festes der Wintersonnenwende sei, wo die Sonne, die man fich allgemein als Rad vorstellte, aufs neue begönne, fich der Erde wieder zuzuwenden. Hiergegen sprechen aber hier nicht weiter zu erörternde sprachliche Gründe. Andere haben es anders zu er­flären versucht, was wir hier unmöglich alles berücksichtigen können. Wir möchten uns der Erklärung des nordischen Profeffors Bugge anschließen, der es von dem lateinischen jocus, joculus Scherz ableitet. Diese Erklärung ist aus dem Grunde am annehmbarsten, weil das Wort ja ein religiöses Freudenfest bezeichnet. Man ver­gleiche das französische   joli munter, heiter, und das davon ab­geleitete englische   Wort jolly. Die eigentliche christliche Weihnacht begann erst spät gefeiert zu werden. Sich an ein altes Jsis- und Osirisfest anknüpfend, entstand zunächst in Aegypten   ein Fest, das am 6. Januar den Tag feierte, an dem Christus von Johannes im Jordan getauft wurde. Erst später begann man den 28. Dezember als Geburtstag des Erlösers zu feiern. Erst im Jahre 354 wurde es zum ersten Male in Rom   er­wähnt und verbreitete sich von dort sehr schnell zuerst in den abend­ländischen und dann in der morgenländischen Kirche.

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Auch hier gab es Anknüpfungspunkte an das Heidentum und ebenso an das Judentum, nämlich erstens an das jüdische Fest der Einweihung des Tempels, das zurzeit der Maffabäer entstand, und an dem man überall in den Synagogen und Häusern sieben Lichter an­zündete, und zweitens das römische Fest der saturnalia. Dieses Fest war ursprünglich ein Fest der Wintersonnenwende und zwar ein Freudenfest, das zur Erinnerung an das goldene Zeitalter im Dezember, im Monate Saturns, gefeiert wurde. Das Fest dauerte acht Tage lang, vom 17. bis zum 24. Dezember. Der 25. Dezember, der jetzige erste Weihnachtsfeiertag, wurde bruma oder dies solis invicti, der Tag der unbesiegten Sonne, genannt. Den Schluß des Festes bildeten die sigillaria, das Geschenkfest, wo die Kinder Geschenke von Bilderchen oder Püppchen aus Wachs, Ton und Teig( sigilla) erhielten.

Schließlich beschenkten die Erwachsenen einander am Neujahrs­feste mit Backwerk, Früchten und Kostbarkeiten.

Von diesen römischen Saturnalien sind viele Gebräuche auf die christlichen Weihnachten übergegangen, vor allen Dingen das Geben von Geschenken. Während der Saturnalien wurden in Rom   viele Belustigungen abgehalten, viele Spiele gespielt und unter anderem auch stark und zwar um große Sunumen gefnobelt, was sonst streng berboten war. In manchen Gegenden werden während der Weih­nachtszeit auch Maskeradenaufzüge veranstaltet. Möglicherweise hängen diese und der umhergehende vernummte Weihnachtsmann mit den alten längst vergessenen Saturnalien zusammen.

Wir erinnern noch an den Hampelmann, als den lustigsten Fraßenschneider, den man sich denken kann.

Bitt':"

Humoristisches.

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Summarisch. Gnaden Herr Graf i' hätt' a' große

,, Nun, mein lieber Loist, was wollen Sie denn?" " J' taat' Jhna recht schön bitt'n, Gnaden Herr Graf, daß S' mei' Waldl ma a' biß'l' was von Ihr'm Bartfärb'mittel gebet'n friegt auch schon a' weiße Schnauz'n!" Zurückgezahlt. Sie mögen fagen, was Sie wollen, Herr Dinipfl Ihr jeliebtes Bier macht eben doch die Leute stumpffinnig, tritiflos und dumm!" Aber a' schöne Ausred' hab'n mer halt damit! Was haben denn z. B. Sie für eine?" ( Fliegende Blätter  ".) Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin   SW.

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