Leuten nicht unterhandeln kann. Im übrigen sind sechs Wochen für eine so große Transaktion ja gar kein Zeitraum!... Was nun meine Person anlangt, so können Sie über mich leicht Erkundigungen einziehen. Ich nenne Ihnen nur Herrn Staatsanwalt von Drenkwitz vom Landgericht l, ein Freund von mir, der gern bereit sein wird, Ihnen Näheres über meine Persönlichkeit mitzuteilen." Das ist ja alles ganz schön, Herr Baumeister," gab Kleefeld zurück,aber ich weiß doch nicht, ob das Konsortium geneigt ist, eine derartig einseitige Offerte zu machen, die uns bindet und Sie zu nichts verpflichtet." Keßler erhob sich. Die Herren mögen sich das überlegen," sagte er ge- messen.Ich möchte nur noch wissen, wie groß die Anzahlung sein würde. Gleichzeitig füge ich hinzu, daß wir nicht un- bedingt gerade auf dieses Terrain angewiesen sind." Herr Kleefeld war hinter die Stuhllehne getreten und pendelte mit seinem Kneifer hin und her, während er Keßler mit zwinkenden Blicken zu durchdringen bemüht war. Ich darf Sie Wohl in diesem Falle bitten." sagte Keßler, sich verabschiedend,den Bescheid des Konsortiums möglichst umgehend an mich gelangen zu lassen!" Gewiß, blebrigens möchte ich Sie um die genaue Adresse des Herrn ersuchen, den Sie mir als Referenz angaben!" Herr Staatsanwalt von Drenkwih," wiederholte Keßler, Landgrafenstraße Nummer Ii, erste Etage... Jetzt muß ich aber schleunigst fort," sagte er, sich verbeugend,mein Kutscher wartet bereits ungebührlich lange." Mit einer freudigen Genugtuung nahm er sofort die Wirkung wahr, die diese Worte auf den Kaufmann ausübten. Aber mit einer Selbstbeherrschung, deren er sich später noch mit Freuden erinnerte, gab er sich den Anschein, als ob er es nicht bemerkt hätte. Während� er die Treppe hinabging, war er sicher, daß Herr Kleefeld ans Fenster getreten war, um sich seinen Wagen anzuschauen. Er stieg, ohne emporzusehen, ein und befahl dem Kutscher, eine Stunde durch den Tiergarten zu fahren. Zurück nehmen Sie den Weg über die Linden und die Leipzigerstraße!" kommandierte er. Mit dem Wagen werde ich schon auf die Kosten kommen, dachte er. Er war überzeugt, daß er die Offerte bekommen würde. Wie war er denn nur darauf gekommen, Staatsanwalt von Drenkwitz als Referenz aufzugeben? Der würde schöne Augen machen! Ob er es ihm vorher mitteilte? Nein, unter keinen Umständen! Wer wußte, ob die Gesellschaft sich nicht mit der bloßen Angabe des Namens begnügte und darauf ver- zichtete, mit dem Herrn Staatsanwalt, wenn auch nur auf diese Weise, in Beziehung zu treten! Ein verschlagenes, geheimnis- volles Lächeln spielte um seine Mundwinkel.. (Fortsetzung folgt.)
l�aturmflcnscKaftUcKe Qcbcrftcbt. Von C u rt Grottewitz. Wenn auch jetzt noch einzelne Forscher wie der verdienstvolle Ameisenkenner E. Wasmann alle geistigen Regungen der Tiere auf Instinkt zurückführen wollen, so wird man im allgemeinen den Tieren nicht mehr eine gewisse Intelligenz absprechen können. Wasmann   selbst erkennt den Ameisen die Fähigkeit zu, ihre Instinkte den Verhältnissen anzupassen, Erfahrungen zu sammeln und- aus ihnen zu lernen. Das sind aber geistige Vorgänge, die man nicht mehr instinktive nennen kann, und darum läuft gerade bei diesem bedeutenden Kenner der Tierscele die Gegnerschaft gegen die jetzt allgemein zur Geltung gekommene Ansicht aus eine bloße Meinungs- Verschiedenheit im Wort, auf eine etwas gezwungene Erweiterung des Jnstinktbegriffes hinaus. Es ist aber, obwohl es auch hier Uebergänge geben mag, doch sehr vorteilhaft, zwischen Instinkt und Intelligenz genau zu unter- scheiden. Beide Seiten des tierischen Geisteslebens lassen sich auch tatsächlich im allgemeinen sehr gut von einander trennen. Die Charakterisierung, die von ihnen jetzt wieder H. E. Ziegler in seinem Beitrag zur Festschrift für A. Weismann gibt, dürfte das Richtige treffen. Die Handlungen des Instinkts werden von allen Individuen einer Tierart in ganz gleicher Weise ausgeführt. Sie brauchen auch nicht erst erlernt zu werden. Dagegen sind die verstandesgemäßen Handlungen bei jedem Tiere anders, je nachdem sie durch die indi- diduelle Erfahrung beeinflußt werden. Der Hauptunterschied ist eben der, daß der Instinkt eine ererbte, die Intelligenz eine indi- viduell erworbene geistige Fähigkeit ist. Den beiderseitigen geistigen Leußerungen liegen auch anatomisch verschiedene Organteile zu- gründe. Die Aeußerungen des Instinkts haben ihre materielle
Grundlage in ererbten Nervenbahnen des Gehirns, des Zentral- Nervensystems. Deswegen muß für die intelligenten Handlungen die Bildung neuer Leitungsbahnen vorausgesetzt werden, eine Vor» aussctzung, die ja auch in gewissen neueren Gehirnforschungcn eine Stütze findet. Wenn der Vogel den schreienden Jungen Futter zu» trägt, so ist das offenbar eine Handlung des Instinkts. Seit un- gezählten Generationen brachten so die Vögel ihren Jungen Futter, und die Arbeit des Futterholens vererbte sich als Instinkt auf die Nachkommenschaft. Das Gehirn der Jungen bekam die Nervenbahn, welche in ihnen jenen Trieb erweckte. Dagegen ist es eine intelligente Handlung, wenn ein Papagei den Riegel an der Tür seines Käfigs zurückschiebt, um aus diesem zu entfliehen. Die geistige Einsicht in die Mechanik des Türverschlusses ist ihm nicht vererbt worden, er hat sie sich neu erworben. Instinkt und Intelligenz sind die beiden großen Domänen des tierischen Geisteslebens. Es gibt aber verschiedene Abstufungen auf beiden Gebieten. Eine der allerprimitivsten Aeußerungen geistigen Lebens ist die sogenannte Reflexbewegung. Ein von außen kommender Reiz wirft auf einen Nerven ein, und dieser antwortet mit einer Bewegung, ohne daß dadurch das Zentralorgan in Mit- leidenschast gezogen würde. Kommt irgend ein Gegenstand in die Nähe unseres Auges, so übt er einen Reiz auf gewisse Nerven aus, welche ein plötzliches Schließen des Lides veranlassen. Das geschieht ganz ohne unser Bewußtsein, ganz ohne unseren Willen. Fliegt ein Jusell an einer Blume vorüber und kommt ihm von ihr ein Duft in die Riechorgane, so geht von diesen sofort eine Leitung nach den Flügeln, und unwillkürlich wendet sich das Tier nach dem Objekt, von dem der Tust ausgeht. Der Reflex unterscheidet sich, wie auch Ziegler hervorhebt, nur durch seine größere Einfachheit von dem Instinkt. Auch dieser wird durch bestimmte äußere Einwirkungen angeregt, aber die Bewegungen folgen nicht so unmittelbar und es sind nicht einfache, einmalige Bewegungen, sondern eine Kette von Handlungen. Eine Kette von Reflexen, nichts anderes ist der Instinkt. Der Instinkt kann aber mit dem Verstand gepaart sein. H. I. Kolbe ist(Naturw. Wochenschr." XIX. Nr. 1) sogar der Meinung, daß er nur in der Anlage als solcher vorhanden ist. Er ist ein Naturtrieb, aber die aus dem Naturtriebe hervorgehende Handlung ist nicht mehr instinktiv, sondern sie ist eine selbständige und bewußte Tätigkeit. Also nach Kolbes Auffassung ist in dem Vogel zwar der Trieb vorhanden, seine Jungen zu ftittern, aber der Ausflug zum Futterplatz, die Jagd auf Beute, die Rückkehr, das alles sind bewußte Tätigkeiten, wobei der Vogel seinen Verstand, sein Gedächtnis, seine Erfahrung zu Rate zieht. Es ist indes doch schwer, zu entscheiden, was an den einzelnen Handlungen, die durch den Instinkt hervor- gerufen werden, instinktiv und was verstandesmäßige Tätigkeit ist. Kolbe meint, es sei bisher noch zu wenig auf diese Unterschiede ge- achtet worden. Um sicher zu gehen, müßte man junge Tiere beobachten. Man müsse daraus achten, wie sie sich von Geburt an benehmen, was sie von selbst wn und was sie von ihren Eltern erlernen, ob und wie sie ihre Handlungen vervollkommnen und wie sich diese von denen älterer Tiere unterscheiden. Kurzum, es müßte streng unterschieden werden, was ein Tier genau so wie die anderen instinktiv tut und was es infolge von individueller Wahrnehmung und infolge von Lernen selbständig tut. Gerade solche Beobachtungen sind noch sehr selten gemacht worden, und gerade sie würden sehr viel Aufschluß geben über die Machtsphäre des Instinkts wie anderer- seits über die Weite des Verstandes bei den Tieren. Obwohl theoretisch Instinkt und Intelligenz nach den bisherigen Ausführungen leicht zu unterscheiden sind, so legen wir doch bei den einzelnen tierischen Handlungen oft zu sehr den menschlichen Maß- stab an und kommen bald zu einer lleberschätzung der einen, bald zur Unterschätzung von anderen geistigen Aeußerungen der Tiere. In der Vereinigung und sozialen Differenzierung der Ameisen sehen wir wohl ganz besonders hohe intellektuelle EntWickelung, weil jeneStaaten" der Ameisen einige oberflächliche Aehnlichkeit mit menschlichen Institutionen haben, während wir andererseits nichts Besonderes darin finden, wenn ein Hund auf einen Ruf des Menschen herbeikommt. Um den Verstand eines Tieres richtig beutteilen zu können, müssen wir uns ganz auf den Standpunkt des letzteren stellen. Th. Zell führt in seinem Buche: Ist das Tier unvernünftig? (Stuttgart  , 1904, Kosmos) ganz richtig aus, wie wir viele Tiere mit Unrecht für dumm halten, weil sie sich in den Verhältnissen, in die wir sie bringen, nicht zurechtfinden. Es gibt z. B. Tiere, die schlechte Augen, aber ein ganz vorzügliches Geruchsorgan haben. Für sie besteht die ganze Welt aus Objekten von verschiedenem Geruch, während sie die äußere Gestalt und Farbe der Wesen nicht unterscheiden. Solche Tiere werden natürlich Veränderungen der Form von Gegenständen wenig bemerken, dagegen werden sie den Menschen in der Unterscheidung von Objekten nach dem Geruch tausendfach übertreffen. Will man sich aber ein Urteil über die Geisteskräfte eines solchen Tieres bilden, so darf man eben nicht den menschlichen Maßstab zugrunde legen. Wie der Instinkt oft durch verstandesmäßige Handlungen unter- stützt wird, so sinkt mitunter eine selbständige geistige Tätigkeit in das Gebiet des Instinkts hinab. Man nennt das Automatismus. Wir ziehen des Abends beim Schlafengehen die Uhr auf, ohne uns dessen bewußt zu werden, und ohne uns dessen später zu erinnern. Viele Handjungen, die wir regejmäßig wiederholen, die unszur Gewohnheit werden", sind automatische. Durch die häufige Aus- führung einer und derselben Handlung scheinen sich feste Nerven-