grüßen Sie mir recht herzlich Ihr Fräulein Tochter! Stellen Sie ihr, daß ich an jedes ihrer Worte denke MIs Steinert dazu fam ich fannte ja Steinert noch gar nicht hat er sofort dies Gespräch abgebrochen."

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" Ich danke Dir, Vater!"

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Be[ nis nach des Lebens Mühen und Sorgen. In der Erntezeit pflegte " doch in feinem Bauernhause mehr auf den Tisch zu kommen als Schrättele gleich alle Sitten und Gebräuche der Welt verlassen! Dem weicher Käse und allenfalls ein Kirschwässerle. Wer kann um ein Schrättele hatte aber dieses Essen offenbar nicht gepaßt; wie sie am Morgen an den Bettpfosten gestellt worden waren, so hatte der Bläsibauer das Schüssele und das Gläsle noch am Abend vor­gefunden, gefüllt bis an den Rand( und es waren doch nicht' mal fehr große Gefäße gewesen)!

" Na, und dann sind wir eben in die Weinstube gegangen. Was macht Ihr denn für Gesichter?... Pardon, Gretel, Dich meine ich ja nicht... die Mutter meine ich! Ist das denn ein so großes Verbrechen?"

,, Am hellen, lichten Tag!" jammerte Frau Anders. Sieh nur, was er für ein gerötetes Gesicht hat! Pass' auf, es wird ihm schaden!"

,, Vater ist ja so vergnügt... laß ihn doch!" erwiderte fie, und ihre Augen leuchteten.

" Bin ich auch! Wer weiß, was aus mir in meinen alten Tagen noch wird! Denkt Euch nur, sie wollen mich zum Kapellmeister machen!.. Wer lacht da..

" Ich denke, es soll ein Schauspielhaus werden?" fragte Gretel lustig.

Soll es auch!... Und trotzdem brauchen sie einen Kapellmeister. Oder meinst Du, daß zu Shakespeares Sommernachtstraum" keine Musik gehört?... Nämlich" er spitzte den Mund und hob den Zeigefinger ein wenig in die Höhe fie eröffnen mit Shakespeares Sommernachts­traum"!"

"

" Das wissen sie heute schon!" sagte Frau Anders spöttisch. " Du bist eine Gans. Eine Gans bist Du! Heut übers Jahr soll das Theater fir und fertig dastehen! Meinst Du, daß da so viel Zeit zu verlieren ist?"

" Ich dachte."

Du dachtest!... Mutterchen, wie kannst Du so auf­schneiden! Das Denken ist doch immer Deine schwache Seite gewesen. Also, laß Dir sagen," dozierte er in überlegenem Ton, daß das Programm und Repertoire heute bereits fest­gesetzt worden ist... In drei Monaten bekomme ich den Engagementsantrag!... Kinder... ich soll die Sommer­nachts"-Mufik dirigieren!.

"

Er pfiff leise ein paar Takte aus der Mendelssohnschen Musik und durchmaß mit großen Schritten das enge Zimmer. Dann blieb er plötzlich stehen, breitete beide Arme aus, stellte sich auf die Zehen und sagte:

,, Nun horcht einmal hin!"

Und ganz ernsthaft, als wenn er ein volles Orchester vor fich hätte, begann er die Ouvertüre aus dem Sommernachts­traum" zu dirigieren, wobei er die Musiker gutmütig an­schmauzte und in seinem Feuereifer fich furchtbar aufregte, wenn etwas nach seiner Auffassung nicht ganz stimmte. ,, Duftiger.. duftiger!" rief er ein über das andere Mal. Das ist Sphärenmusik, mein Lieber, verstehen Sie?! *** Sphärenmusik!...

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( Fortsetzung folgt.)

( Nachdruck verboten.)

Der Bläfibauer.

Eine Geschichte aus dem Badener Lande.

Von Mar Bittrich.

Der Bläsibauer stand mißmutig vor dem Bett: das Schrättele hatte ihm in der Nacht abermals auf der Brust gesessen. Er prüfte behutsam den Säbel. Die Waffe war haarscharf und hatte noch bei seinem Erwachen mit nach oben gekehrter Schneide auf dem Bett ge­Tegen. Und trotzdem hatte es der nächtliche Quälgeist fertig be­kommen, auf das Lager zu hüpfen und die Brust des Bauern zu­sammenzudrücken, während ihm allerhand Leute, die er tot oder weit fort gewähnt hatte, in sein unreines Gewissen gudten. Er fühlte sich noch wie zerschlagen und gähnte, wenn auch seine Gedanken munter genug waren, um ihm das letzte Mittel zu nennen, das Duckele oder Schrättele unschädlich zu machen: was mit Sprüchen und Waffen nicht zu erreichen gewesen war, fonnte vielleicht noch durch Güte ermöglicht werden. Auch der Kreuzbauer hatte jahrelang gegen das Schrättele gekämpft. Bergebens! Dann hatte es die Teufelsbrut zu einem feinen Mittagsmahl eingeladen. Von da an war das Schrättele in der Nacht ausgeblieben und hatte sich nur noch am hellen Tage öfter eingefunden, um nach guter Speise zu langen. Wer in der Nacht nicht bluten wollte, mußte am Tage die Habgier lassen.

Der Bläsibauer aber mochte unnüße Fresser" nicht gern, und jedes andere Geschöpf war ihm einer. Das Dasein verdiente nur, wwer ihm etwas eintrug.

Das Schrättete verlangte nach seiner Erfahrung fogar feines Effen. Eine Einladung hatte er ja fogar schon ergehen lassen in der vorigen Erntezeit, in den Tagen schlimmer nächtlicher Bedrängs

Was wollte die kleine Kanaille denn? Gebratene Lamprefen. Wer mit dem Teuersten anfing, würde auch später nichts Geringeres geben dürfen! Dieses wüschte Ledermaul, dieses schledrige!

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das Aeußerste versucht werden. Die Kirschen blühten reichlich; die Doch ehe die lüfterne Brut ihm noch länger zufekte, mußte Kronen der Bäume schwammen wie Wölflein in der Frühlingspracht, und eine gute Kirschenblüt verhieß ein gesegnetes Weinjahr. Die Arbeit rief in die Rebberge und da sollte man sich von diesem nächtlichen Geschmeiß plagen lassen und am Morgen, statt hinaus­zuziehen und die Arbeitsleute anzutreiben und ihnen auf die Finger zu gucken, müde und matt im Stuhle hocken! Vielleicht war ein besseres Effen doch vorteilhaft angewendet!

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machte. The alle Stride riffen: ein gebratenes Hühnchen war sicher­Er horchte in den Hof, in dem sich das Federbieh bemerkbar lich etwas Leceres. Man könnte vielleicht und er kniff die un­ruhigen Aeuglein zu, als ob ihm ein Unberufener sonst seine Ge­danten ablesen könnte man fönnte am Ende die alte Glude schlachten, die schon seit einigen Tagen in die Winkel kroch und den Kopf einzog, als stände einer bereit, ihn abzusicheln. Bläfibauer plötzlich zusammen. Vor den Fenstern schlürften schwere Wie ein auf berdächtigen Wegen ertappter Sünder schreckte der Beine. Er warf die Waffe auf den Schrank und steckte den Kopf

hinaus.

In der Morgeniuft standen zwei alte taglöhnernde Weiber. " Ich habe gemeint," schrie er, Ihr kommt um Drei und nicht um Fünf! Ihr hättet gut und gerne schon zwei Stunden binden fönnen!' s wird immer schöner auf der Welt! Der Meister schlägt fich die liebe lange Nacht um die Ohren und wartet auf Euch faule Gesellschaft, und Ihr dreht Euch noch zehnmal auf die andere Seite in Eurer Buchte!" " Wir haben ja an die drei Stunden zu laufen bis hierher!" wagte eins der alten Weiber einzuwenden, und ihre Lippen zitterten wie ihre Hand.

" Da kriecht man drei Stunden eher' raus! Bei dem bißchen Rebenbinden hat sich noch feins totgearbeitet! Jetzt macht, daß Ihr fortkommt auf das Rebstück, drüben in der Holle  !"

Die Leute kannten den Besitz des Bläsibauers nicht, denn zum peiten Male arbeitete bei ihm keiner, und zum ersten Male nur,

wen großer Hunger trieb.

Stundenweit sind die Höhen des Kaiserstuhles mit Rebsteden besät, wie der Jgel mit Stacheln, und freuz und quer ziehen sich in dem weichen bulkanischen Grunde die Hohlwege durch das sonnendurch­glühte Gebirge.

Was steht Ihr denn noch? Ihr kennt wohl etwa mein Reb stüd nicht? Meint Ihr denn, ich würde Euch spazieren führen für mein Geld? Vorwärts, vorwärts! Hier links den Hollenpfad am Berge langgegangen! Nach dem zweiten Hohlweg das erste Stüd Tints an der Mauer gehört dem Bläsibauer. Zu Mittag will ich die Hälfte fertig angebunden sehen für mein schönes Geld!"

Er warf das Fenster zu. Die Leute trugen ihre Bündel mit den Bändern, die Reben und Stecken verbinden sollten, hinein in den Hohlweg und zogen weiter am Abgrund, an dessen gelben Erd­mauern blühendes Schlehengeäst und Brombeeren wucherten und Efeu die schwarzen Akazienstämme zu umschlingen trachtete; fie schleppten sich vorüber an den in die leichte und doch Halt ges währende Lößschicht gegrabenen Höhlen, die im Sommer den Ars beitern Schutz geben mußten vor dem den Rebensaft tochenden Sonnenbrand. Die Leute hatten kein Auge für die nach kurzem nächtlichen Regen doppelte Pracht des Rheins, für die aus dem Elsaß  winkenden Türme und Burgen; sie sahen auch nicht in den nahen Tälern weiße Dunstbällchen über dem warmen Erdboden lagern gleich Rauchwölkchen auf dem weiten Schlachtfelde. Für die beiden alten Frauen bestand die Welt jetzt nur aus bearbeiteten und un­bearbeiteten Rebbergen.

Am Ende eines glitschrigen Fußpfades machten die beiden Wanderinnen Halt. Hier mußte das Feld ihrer Tätigkeit sein! Sie warfen ihre Brotbündel zusammen, und ohne weiter ein Wort zu sprechen, machten sie sich daran, Reihe um Reihe der Reber aufzurichten und einen jeglichen Stoc zwei- oder dreimal an seinen Steden zu fetten. So sehr auch die alten Hände schon zitterten, die Zahl der biegsamen grauen Reben, um die sich der zähe Bast schlang, mehrte sich zusehends; nach einigen Stunden redten sich auf dem Rebstück die verheißungsvollen Pflanzen in geraden Reihen, und als Mittags der Bläsibauer erschien, waren die Frauen gerade. daran, den zweiten Teil der Befihung des Endebauers in Angriff zu nehmen. Die Reben des Bläsibauers aber ruhten noch allesamt an der Mutter Erde, und die Stecken auf seinem Eigentum ragten noch kahl in die Luft wie die Nadeln auf einem Kiffen.

Troß des lenzlichen Sonnenscheins brach plötzlich ein Gewitter aus. Dem Bläsibauer hatte ohnehin der Groll am Herzen ges fessen. Das Schrättele, das Huhn und jetzt noch für sein Geld ein Vorteil für den Endebauer, ausgerechnet für diesen Erzlumpen, der