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er dem Bläfibauer bar, weil er eigene gerade Wege ging! Wie des Patriarchen den Plänen des Baren mehrfach hinderlich wurde, würde das Getüschel von Mund zu Mund, von Haus zu Haus ließ Peter der Große , der das protestantische jus episcopale und von Ort zu Ort fliegen; der Bläsibauer ist schön hereingefallen;( bischöfliches Recht) des Landesherrn auf die griechische Kirche zu erst prozeßt er ohne Erfolg mit dem Endebauer und nachher läßt er übertragen gedachte, nach dem Tode des Patriarchen Adrian( 1702) dessen Reben anbinden! deffen Stuhl unbesetzt, bis das Volk sich daran getvöhnt hatte, die oberste Leitung der kirchlichen Angelegenheiten einem Kollegium von Prälaten anvertraut zu sehen und errichtete im Jahre 1721 den heiligen dirigierenden Synod als oberste Kirchenbehörde, nachdem er vorher die Rechtsprechung der Geistlichkeit eingeschränkt hatte. Wenn auch die Grundlagen der kirchlichen Ordnung bestehen blieben, so wurde dennoch der Kirchenverfassung durch diese Maßnahmen die Spize abgebrochen, indem die Oberherrlichkeit des Patriarchen auf den Baren überging. Als eine Versammlung Peter bat, das Patriarchat zu erhalten, sprach er das Prinzip des von nun an die Stirchengeschichte Rußlands beherrschenden Cäsareopapismus mit den Worten aus: Hier ist Euer Patriarch!" Aus dieser kurzen Darlegung erfieht man, daß sich die russische Kirche nicht nur dem staats lichen Organismus eng angegliedert hat, sondern daß auch der Synod dem Kaiser verfassungsmäßig untergeordnet ist. Daher werden alle seine Mitglieder von dem Kaiser ernannt, und außerdem übt dieser mittelbar seinen unbeschränkten Einfluß auf diese Behörde dadurch aus, daß er einen ständigen persönlichen Vertreter darin fißen hat, den sogenannten Oberprofuror. Bei der Bedeutung, die die kirchlichen Dinge in Rußland haben, ist leicht zu ermessen, welche Macht dem Oberprokuror durch seine Stellung in die Hand gegeben ist. Diese Macht wird natürlich um so größer, je unbedeutender und schwächer der Herrscher selbst ist. Der jebige Oberprokuror ist der berüchtigte Pobjedonoszew( sprich: Pabidonoszüf, mit dem Ton auf der vorlegten Silbe, zu deutsch etwa: Siegert oder Siegmann), ein abgelebter orthodorer Greis, der freilich nicht ungebildet ist, aber in dem politischen Fortschritt des Westens und in der Abkehr vom Aberglauben das Verderben der Völker zu erblicken glaubt.-
Das Huhn war zwar geschlachtet und gerupft, doch in der folgenden Nacht vergaß er schon das Schrättele, der Bläfibauer, obwohl feine Säbelschneide breit lag, den Feind abzuwehren. Der Quälgeist tam nicht auf die Brust, sondern schien in Adern und Hirn zu wüten. Rein Auge tat der Bläfibauer zu. Er warf sich stöhnend nach der Wand und nach dem Fenster, bis ein Fauchen und Boltern über die Rebhügel drang: es war bier Uhr, denn der erste Bahnzug rollte um den Kaiserstuhl . Der Bläsibauer sah seine Zeit gekommen, der Schande zu wehren, die ihn die ganze Nacht hinSurch geschreckt hatte. Er stand auf, wie sonst aus Groll über das Schrättele, trant ein Kirschwässerle und ging mutterseelenallein den Hollenweg hinauf und zu dem von den Leuten irrtümlich gewählten Hügel. Er wezte die Rebenschere, als ob er schwere Trauben zu schneiden gedächte im Herbst und während die Blütenbäume auf den Matten in seligen Schauern standen, und manch Böglein noch schlaftrunken die fleine Kehle probte, Ilang dem Bläsibauer das falte Klappern der Schere wie Musik nein, noch schöner: wie Geldgeflimper an das Ohr. Band um Band fiel vor ihm nieder; die Reben löften sich wieder von den Stecken, und die Fehen der Fesseln legten sich auf den Boden. Der Schweiß trat dem eifrig Arbeitenden auf die Stirn und die Hände wurden naß; er gönnte sich keinen Aufblid, bis er vor der letzten Reihe stand.
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" Jekt hett sies!" lachte er bissig in sich hinein Schnitte noch, dann steckte er die Schere zu sich.
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ein paar Hinter ihm lag der weite Rebberg des Endebauers wieder im Urzustande; des Bläfibauers Geld hatte seinem Nachbar keinen Vorteil verschafft; die Schande war abgewendet!
Durch den Wald fuhr der Morgenwind in heftigen Stößen. Drunten, in des Bläsibauers Dorf, wurden die Türen der Kirche tveit geöffnet, und der Glöckner machte sich bereit, zu rufen. Der Bläfibauer eilte auf dem kürzesten Wege heim so freudig und leicht, wie zufriedene Menschen tun. Er kam gerade noch recht, den schwarzen Rock anzulegen, das Gesangbuch in die Hand zu nehmen denn das Geläut begann.
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Beinahe hätte er noch einen Teil der Andacht verpassen können durch die gestrige Dummheit seiner Arbeitsleute! Der Braten für das Schrättele mochte nur bis zum nächsten Tage stehen bleiben; jezt hatte der Bläsibauer auch keine Zeit, sich darum zu kümmern. Vielleicht kam das Tierzeug überhaupt nicht wieder! Schließlich hatte doch auch er noch Mark in den Knochen, und am Ende könnte er einmal den Beiniger packen und würgen!
Im neugewonnenen Gefühl der eigenen Würde machte er sich in der Kirchenbank doppelt breit, der Bläsibauer, und sang, daß die Wände zitterten..
Kleines feuilleton.
ab. Der heilige Synod. Oberprokuror. Von den fünf höchsten Staatsbehörden in Rußland ist der heilige Synod eine der wichtigsten und einflußreichsten. Er ist es schon aus dem Grunde, weil er sich mit den geistlichen Angelegenheiten zu befaffen hat, die in allen zurüdgebliebenen Staaten einen unverhältnismäßig breiten Raum einnehmen. Mit dem heiligen Synod, als der höchsten kirchlichen Behörde, schließt die geistliche Organisation der russischen Kirche gewissermaßen ab. Er besteht aus einer Anzahl ständiger und nicht ständiger Mitglieder, von denen die ersteren aus den Metropoliten und die letzteren aus dem Bischoftum genommen werden. Den Vorsiz führt der Metropolit von Petersburg . Die Zuständigkeit dieser Be hörde erstreckt sich auf das ganze Gebiet des firchlichen Lebens, umfaßt also deren Gesetzgebung, Disziplin und Gerichtsbarkeit. Zu den Angelegenheiten des Synods gehört demnach auch die angestrebte Beseitigung des Schismas und die Ausrottung der Setten. Unter Schisma( Spaltung) ist die Trennung des Katholischen Christentums in einen griechisch- katholischen und römisch- katholischen Teil zu vere stehen. Durch die ursprüngliche Verbindung der russischen mit der griechischen Kirche ward der russische Episkopat mit in die Trennung jener von der lateinischen Kirche hineingezogen, und die Unionsbersuche verschiedener Päpste führten nur zu geringfügigen Ergebnissen. Bekannt ist, daß ganz Polen dem römisch- katholischen Befenntnisse anhängt, und so wird es erklärlich, daß dem heiligen Synod in der Verbreitung der Rechtgläubigkeit ein weites Gebiet überflüssiger und für die Beteiligten höchst lästiger Tätigkeit geboten wird. Außerdem hat der Synod sich mit den Ehescheidungsangelegenheiten zu befaffen und besonders die Zensur der geistlichen Bücher zu überwachen.
Der heilige Synod besteht ungefähr seit zweihundert Jahren. Ursprünglich stand der russische Metropolit( Bischof in einer Hauptstadt) von Moskau unter dem Patriarchen von Konstantinopel , der zur damaligen Zeit sozusagen der Papst im oströmischen Reiche war. Als aber dieser lettere fich infolge der türkischen Herrschaft bedeutend in seiner Macht eingeschränkt sah, erkannte er im Jahre 1589 den russischen Metropoliten als selbständigen Patriarchen an. Von da an bestand die russische Hierarchie aus einem Patriarchen, einem Metropoliten und aus sechs Erzbischöfen. Da die zunehmende Macht
k. Winterbilder von den Niagarafällen. Broughton Brandens burg schreibt in Harpers Weekly": Ich hatte die Fälle im Frühling Sommer und Herbst gesehen, aber ich hatte sie noch nie erblickt, wenn ihr donnerndes Brausen zu einem leisen Murmeln erstorben ist, und ihre hinrasenden Wasserströme gebändigt sind durch die eisige, erstarrende Umarmung des Winters. So war ich denn überwältigt, als ich vor jene ungeheuren eingefrorenen Massen trat, die in starrer Ruhe sich majestätisch vor mir ausbreiteten. Ein Nordwind trieb weiße Schneewolfen von Süden her; der Mond hatte ein helles funkelndes. Licht, das noch stärker wurde, weil es auf die weiße Schneedede fiel und sich in vielen flimmernden Lichtern brach. Uns zählige glitzernde Eisprismen strahlten in dem weichen weißen Lichte, und auf den hohen Schneehügeln ließen die Mondesstrahlen weite Streden in prächtigem Schimmer aufleuchten. Eine große Anzahl von Menschen war gekommen, sich dieses Weltwunder zu betrachten. Einzelne Feuer flammten hie und da auf; schwarze Gestalten bes wegten sich gespenstisch in dieser riesigen und seltsamen Szenerie. Eine ungeheure Gisbrücke wölbte sich über mir. Große Eisschollen stürzten bisweilen herab, und an dem Bersten, Krachen und Dröhnen. der Eismassen merkte man die ungebärdige Kraft des zusammen gepreßten Waffers, das sich Bahn zu brechen suchte. Die Formation langjähriges Studium aufzuklärendes Phänomen. Selbst die vers und Bildung dieser großen Eisbrücken ist ein schwieriges, nur durch eisende Gewalt des härtesten Winters ist nicht imstande, die mächtige Flut völlig zu hemmen, die über die Fälle herniederstürzt. Die Wassermenge, die vom Hufeisen- Fall niederdrängt, kann nie völlig zurückgehalten werden, selbst wenn die American- Fälle nur wenig Wasser herabströmen lassen. Wenn der Winter hereinbricht, dann find die Wasser des Erie- Sees bis tief auf den Grund gefroren, und von hier aus breiten sich weite Eisfelder nach den Niagarafällen hin, die in eiserner Umklammerung die Wucht des strömenden Wassers hemmen, so daß es nur dumpf, wie grollend, unter den Eisschichten weiterrauscht. Häufig aber stürzt das Eis auch in einzelnen Stüden die Fälle herab. Die ersten 10 000 Klumpen, die herunterdonnern, machen weiter feinen Eindruck, aber bald beginnen sich die einzelnen Stücke zu sammeln und aufeinander zu häufen; dann ist in einer einzigen Nacht ein Eisfeld gebildet, dessen weiter Spiegel in weißen, grünen, blauen Reflegen leuchtet. Oder diese Stüde türmen sich auch zu Maffen und Haufen an; dann ist in wenigen Stunden ein gigantischer Pfeiler aufgerichtet, zuerst am American-, dann auch an dem Hufeisen- Fall. Wenn die Massen gegeneinanderstoßen, dröhnt es wie Schüsse von Gewehren. Ich sah ein Eisstück, etwa so groß wie der Körper eines Mannes, der durch das Aneinanderprallen zweier Eisschollen 100 Fuß in die Luft geschleudert wurde. Wenn dann das Eis nicht weiter dringen kann, und der Wind mit einer starken Brise von Westen oder Südwesten das Eis zusammentreibt, entsteht eine solche große Gisbrücke. Die Brücke von 1904 war die größte, die bis jetzt beobachtet wurde. Die Teile einzelner anderer Brücken sind noch von riesigeren Dimensionen gewesen, aber noch kein Jahr sah eine so vollständig ausgebaute Brücke wie das vorige Jahr. Am 15. Februar hatte sich ein Eispfeiler von 15 Fuß Höhe gebildet, der binnen wenigen Tagen sich zu einer Höhe von 26 Fuß emportürmte und von starken Eis- und Schneemaffen geſtüßt, fich zu einer Brüde mit einem ähnlichen Pfeiler zusammenschloß. Bis zum 27. Mai standen Teile dieser Brücke. Wunderbare Ers scheinungen harren in diesem Eisgefilde des Reisenden. Die Luft war mit leichten Nebeln erfüllt, die Morgenjonne ließ ihre hellen Strahlen auf die Schneegefilde fallen und bildete einen Regenbogen von wundervoller Schönheit. Herrliche Eisdome, die wie aus viel