Anterhaltungsblatt des Vorwärts

Nr. 24.

24]

Donnerstag, den 2. Februar.

( Nachdruck verboten.)

Der Baumeister.

Roman von Felix Holländer .

Ja 39 otted 1905

oder nicht. Ich für mein Teil muß es aber ablehnen, unter solchen Voraussetzungen weiter zu verhandeln." Er machte eine Bewegung, als wollte er gehen.

Einen flüchtigen Augenblick firierte Frenzel den Bau­meister. Wollte dieser junge Mensch ihn uzen?! Dazu war er ein zu alter und zu geriebener Fuchs, um auf derartige Regie­und einer gewissen Unsicherheit beherrschte seine Züge. Er lenkte ein.

,, Seien Sie möglichst kühl und zurückhaltend," raunte kunststückchen hereinzufallen. Ein Gemisch von leisem Spott Steinert Keßler zu.

Der nickte mur.

Ein elegant aussehender Herr mit einem sorgfältig gezogenen Scheitel kam ihnen auf der Schwelle entgegen. Freut mich freut mich ungemein!" sagte er zu Seßler und reichte ihm kordial die Hand." Habe viel von Ihnen gehört sind ja über Nacht eine Berühmtheit geworden!" Er schien es ganz natürlich zu finden, daß Keßler auf

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diesen Redeſchwall nicht antwortete, denn er wendete sich sofort an Steinert, den er vertraulich auf die Schulter klopfte.

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" Sie fommen ein bißchen spät, mein Lieber," meinte er im Tone des leichten Vorwurfs. Tut nichts tut nichts ich weiß dringende Geschäfte der Mensch kann nicht immer, wie er will. Uebrigens gestatten Sie, daß ich die Herren miteinander bekanntmache." Er wies auf einen großen, bärtigen Mann, der im Hintergrund des Bureaus stand. Herr Baumeister Keßler, Herr Steinert Herr Ziegeleibefizer Braumann!" stellte er vor.

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Bei dem Worte Ziegeleibefizer" sahen sich Keßler und Steinert wie auf ein Zeichen an.

Herr Frenzel hatte diese Wirkung offenbar vorausgesehen; denn er lächelte geheimnisvoll. drur Also Sie entschuldigen mich, lieber Herr Braumann, ich habe mit den Herren etwas Wichtiges zu besprechen. Ist es Ihnen möglich, etwa in einer halben Stunde noch einmal her­aufzukommen?"

,, Gewiß, Herr Frenzel."

* Ich bitte Sie, nicht jedes Wort auf die Wagschale zu

legen, Herr Baumeister . Wenn Sie Geschäftsmann wären und meine Erfahrungen auf dem Buckel hätten... Haben Sie eine Ahnung, was man als Geschäftsmann alles erlebt!... Im übrigen bin ich nicht abgeneigt, das Geschäft zu machen, vorausgesetzt, daß.

Steinert unterbrach ihn.

Ich habe dem Herrn Baumeister Ihre Bedingungen bereits mitgeteilt. Ich muß bemerken, daß er dem Ankauf Ihres Hauses sehr skeptisch gegenübersteht."

In der Tat," ergänzte Seßler schlagfertig, ich begreife nicht, wie Sie das Objekt so hoch ansetzen können!" Frenzel lächelte.

Wenn Sie sich auf den Standpunkt stellen," sagte er, dürften wir kaum zu einem Ergebnis kommen. Zum Ver­gnügen anderer mache ich selbstverständlich keine Geldgeschäfte. Ich muß schließlich wissen, wo ich bleibe. Denken Sie, ich mache ein Hehl daraus, daß ich verdienen will?"

Er zog dabei die eine Spiße seines Schnurrbartes in die Höhe und sah bald auf Steinert, bald auf Seßler.

,, Sie wollen also Ihre Forderung nicht ermäßigen?" fragte der Baumeister. ,, Bedaure!"

,, Dann bitte ich, unsere Verhandlung als beendet zu be­trachten."

Steinert war starr vor Erstaunen. Er erhob sich vom

Na, dann auf Wiedersehen!... Bitte, wollen die Herren nicht Plat nehmen?... Vielleicht eine Zigarre gefällig?... Sofa. Dieser Keßler verhandelte wie der gewiegteſte Kauf­

Leicht oder schwer?"

Er nahm von seinem Schreibtisch zwei Bigarrenfisten, die

er öffnete.

Diese hier kann ich besonders empfehlen, sehr gute Rosa Aromatica! Pikant und doch nicht schwer!"

Steinert bediente sich, Keßler dankte.

mann mit einer Kaltblütigkeit und Ruhe, die nicht zu er­schüttern war. Wer hätte ihm das zugetraut!

" Ich empfehle mich, Herr Frenzel," fagte er mit heraus­forderndem Hohn.

,, Nun, so schnell wollen wir doch nicht auseinander­

Nun, darf ich wissen, in welcher Angelegenheit die gehen... Vielleicht findet sich doch noch ein Weg." Herren kommen?" fragte Frenzel harmlos.

Steinert riß seine kleinen Augen weit auf.

Sie belieben zu scherzen, Herr Frenzel!... Ich denke, das ist Ihnen nicht ganz unbekannt!"

" Ja, ja!... Gewiß!... Immerhin, wir haben doch beide die Angelegenheit erst ganz flüchtig besprochen, mehr pour parler wie ich sagen möchte!"

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Steinert dachte im stillen: Das ist doch die größte Frech­heit, die man sich denken kann! Laut aber erwiderte er:

Falls Sie heute für das Geschäft keine Stimmung mehr haben, ist ja eine weitere Erörterung gegenstandslos. Nach unserer legten Zusammenkunft

Aber ich bitte Sie, mein Lieber, seien Sie doch nicht gleich so heftig! Bei einer so großen Transaktion hat man doch gewisse Bedenken So eine Sache will doch gründlich und reiflich überlegt sein!..

Steinert erhob sich.

"

Ich sehe, daß Sie Ihre Meinung geändert haben. Es hat daher wohl keinen Zweck, zumal die Zeit des Herrn Bau­meisters ohnehin

Nun sehen Sie sich nur diesen Menschen an, Herr Bau­meister, als ob ich mit einem Worte angedeutet hätte, daß ich das Geschäft nicht machen will!

Die Sache liegt nämlich so," antwortete Steinert statt Keßler, daß uns noch eine andere Offerte vorliegt. Wir stehen dicht vor der Entscheidung."

" Ich zahle für dieses verlorene Grundstück nicht mehr als 250 000 Mark eine Summe, die ich Notabene für lächerlich übertrieben halte. Die Anzahlung beträgt 20 000 Mart, feinen Groschen mehr. Wenn Sie sich auf diese Basis stellen wollen, so bin ich

Hören Sie mal, Herr Baumeister, Sie sind doch' n sehr gescheiter Mensch! Reden Sie nicht, Sie sind' n sehr gescheiter Mensch." Kepler machte ein degoutiertes Gesicht.

Ich bin Ihnen für Ihre schmeichelhafte Meinung sehr verbunden." Können Sie auch!. Also ich mache Ihnen folgenden Vorschlag: Haben Sie schon die Steine für Ihr Theater gekauft?"

Bis jetzt noch nicht." Nun hören Sie mal an: Haben Sie den Mann gesehen, der eben hier war?"

,, Allerdings!"

Schön. Der Mann heißt Braumann und ist Ziegelei­besizer." Er zog Keßler an das Fenster. Können Sie die Ladungen von Ziegelsteinen da drüben am Salzufer sehen?" Gewiß!"

Nun passen Sie mal auf: Die Steine waren von der Baufirma Angerstein u. Ko. bestellt, die vorgestern Konkurs angemeldet hat. Der Mann sigt jetzt mit der Bescherung da. Er hat das Vergnügen, auszuladen, und weiß nicht, wohin er Frenzel setzte seinen goldgefaßten Kneifer auf. damit soll. Er kann die Fracht nicht einmal zurückgehen lassen, " Lieber Herr Steinert," sagte er schmunzelnd, das ist da die Kähne bereits belegt sind. Hier haben Sie eine Ge­doch ein alter Trick...' n Kluger Mensch wie Sie!... legenheit, spottbillig zu kaufen. Haben Sie so verbrauchte Mittel nötig?

Ich möchte unserer Auseinandersetzung doch nicht diese Wendung geben," mischte sich Reßler ins Gespräch. Es steht natürlich bei Ihnen, ob Sie Herrn Steinerts Worten glauben

legenheit, spottbillig zu kaufen. Ich habe mit Braumann bereits gesprochen, bevor Sie eintraten. Er ist bereit, zu außergewöhnlich billigem Preise an Sie zu verkaufen. Was fagen Sie mm?

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Keßler hatte mit angespannter Aufmerksamkeit zugehört.