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In ihrer Erregung hatte sie vergessen, daß Reßler stets Beschwerdebrief, über dessen Inhalt ich ganz furz referieren tönnte. felbft öffnete. As sie wieder eintrat, durchmaß Freitag mit Nur zwei Minuten Zeit! großen Schritten das Zimmer, als ob er in seiner eigenen Der erste Weltrat: Na, meinetwegen! Schießen Sie los! Behausung wäre. Er blieb dicht vor ihr stehen.
" Glauben Sie, daß der Baumeister ein Verbrecher ist?" fragte er leise.
( Der fünfte Weltrat beschwörend: Aber wir schießen hier doch nicht 1)
Der Sekretär: Es handelt sich um einen Brief mit unleser licher Unterschrift, Bertha Schmidt oder dergleichen. Das FrauenSie verfärbte sich bei dieser unerwarteten Frage und verzimmer führt darüber Klage, daß wir nicht eingegriffen hätten in mochte feinen Laut von sich zu geben.
" Pardon... pardon.. Der Gedanke kam mir nur ganz beiläufig in den Sinn. ich wollte Ihnen ja nicht wehe tun!"
Sen sogenannten Hunnenzug der Mächte nach China . Insbesondere wird ein Protest erhoben, daß die Russen am Amur 20 000 wehrlose Chinesen in den Fluß getrieben hätten, wo fie teils ertranfen, teils, soweit sie sich schwimmend zu retten versuchten, im Wasser erschossen wurden. Frieden, ganz ohne unser Butun. Siebenter Weltrat: Na also, fie haben doch nun ihren
Sie hatte sich erhoben und suchte den Ausgang. „ Nein, nein, das dürfen Sie nicht," sagte er.„ Um Gottes willen, nehmen Sie meine Bemerkung nicht so tragisch. Ich bin ein Mensch, der entsetzlich viel durchgemacht hat! Man nicht zu frivol, mein Lieber! Die Sache ist sehr ernst. Unserer Der erste Weltrat( flopft dem Redner auf die Schulter): hat mich um Millionen betrogen! Um Millionen, mein Weisheit ist es zu verdanken, daß wir einen unübersehFräulein! Oder man versucht es wenigstens.... Im übrigen baren Weltbrand verhüteten, indem wir jede Einbemerke ich, daß ich dem Baumeister ein grenzenloses Ver- mischung unsererseits unterließen. Hätten wir uns nur trauen entgegengebracht habe und noch entgegenbringe. Meine gerührt, so wären alle Nationen in einen furchtbaren Krieg verwickelt Frage war rein akademisch, mein Fräulein, rein akademisch!" worden. Wir haben folglich unsere Pflicht getan, wir haben dem Ich bitte dieses Gespräch abbrechen zu dürfen," ent- Weltfrieden gedient, und ich kann sagen, erfolgreich.( Sehr richtig 1) gegnete fie, es verlegt und verstimmt mich auf das tiefste." In diesem Sinne schreiben Sie der Dame. - Die Sigung ist ge
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Gut, brechen wir es ab. Ich bin vollkommen damit einverstanden, brechen wir es ab! Ich weiß, was ich Ihnen schuldig bin, mein Fräulein Sie müssen wissen, ich bin Offizier gewesen." Grete Anders wurde unheimlich zumute. Auch sie war heute zum erstenmal in diesen Räumen. Er hatte sie so bedrängt und bestürmt, daß sie endlich nachgegeben. Nicht aus fleinen Hengsten hatte sie sich gewehrt, ihn aufzusuchen, aber bor dieser prunkhaften Wohnung, die in großem Stil hergerichtet war- fie fannte sie aus seinen Schilderungen hatte sie immer eine namenlose Scheu gehabt. Und nun war fie, ohne daß er es ahnte, dennoch gekommen, hatte alle ihre inneren Bedenken niedergerungen und traf statt seiner diesen Menschen, der sie wie ein. Unglücksrabe anträchzte und verworrene Reden im Munde führte, die unheilvoll und drohend flangen. Dabei hatte er eine Art, sie anzustarren, die sie aufrührte und erschütterte. Sie vermochte überhaupt nichts Rechtes zu erwidern, so jammervoll und zerrüttet kam ihr dieser Mensch vor. Einmal stieg ihr der Gedanke auf, daß er geisteskrant wäre, denn er blickte sie mit seinen weitgeöffneten, wasserhellen Augen unablässig an und sprach kein Wort.... ( Fortsetzung folgt.)
Vom Weltfriedhof im Haag.
Nicht handelnde Personen: Die Welträte, der Sekretär. I.
schlossen!
II.
Der erste Weltrat: In diesem Sinne fönnen wir mit bescheidenem Stolz sagen: Wiederum haben wir bewiesen, welche erhabene Tat Seine Majestät der Kaiser von Rußland wagte, als er sein Friedensmanifest unter die habernden Böller fandte. Nikolaus II. ist, ich darf es sagen, der neue Heiland. Unsere Institution verdankt die Welt diesem Manifest. Man hat uns beripottet, uns nachgesagt, wir seien ohnmächtig, wir schliefen. ( Der fünfte Weltrat ruft erschreckt aus dem Traum: Oho!) Unsere Handlungen entwaffnen den Spott der Toren und den eine Tat des Friedens das ideale Werk mächtig gefördert. Seit Haß der Feinde. Jawohl, wiederum haben wir durch Jahrzehnten saßen Feuerländer und Südpolarier gleichsam auf einem Bulverfaß. Alle Verhandlungen, in ihrem Fischereitonflitt einen Ausgleich zu finden, scheiterten; der Weltkrieg stand während dieser ganzen Zeit drohend an der Schwelle der Kultur. Da, im höchsten Stadium der Erregung, wandten sich die beiden bis an die Zähne bewaffneten Mächte an uns. Wir aber baten die Erhabenheit des wurde gerungen. Schließlich aber fiel der Spruch der Weisheit. Der Bar Zaren, das Schiedsrichteramt zu übernehmen. Lange und erbittert entschied: die Feuerländer dürfen die Dorsche, die Südpolarier die Stodfifche im Eismeer fangen. Jubelnd unterwarfen fich die beiden Staaten. Der Weltfriede ist gerettet.( Stürmischer Beifall.)
Der siebente Weltrat: Gebe anheim, per Afflamation Baren- Dankadresse zu stiften.
Der erste Borsigende: Es erhebt sich kein Widerspruch. Die Adresse ist bewilligt. Ich schlage vor, daß wir unsere nächste Zusammenkunft der Feststellung des Textes widmen. Auch das ist genehmigt. Ich schließe
Der Sefretär: Bitte, noch einen Augenblick. Die Berta Schmidt hat wieder geschrieben-
Der siebente Weltrat: Donnertvetter, was will denn das Frauenzimmer noch?
merksam, daß es in 5 Minuten 6 Uhr sein wird. Der erste Weltrat( bedeutend): Ich mache darauf auf
Ruhe haben. Wenn das so weiter geht, demissioniere ich.( Unruhe, Der fünfte Weltrat: Man muß doch endlich mal seine lebhafte Proteste, Rufe: Aushalten, Dableiben.)
Der erste Weltrat: Ich darf also nach unseren fünfstündigen hingebenden Beratungen das Ergebnis unserer Debatten dahin zusammenfassen: Wir werden in unserer Dankadresse an Seine Majestät Nikolaus II. nicht, wie von einer Seite gewünscht wurde, vom großen Baren reden, sondern es bleibt bei dem ursprünglichen Entwurf des heiligen Der dritte Weltrat: Also, was will denn die schöne und erhabenen Zaren. Auch werden wir ihm nicht Bertas? Es ist doch interessant, zu hören, was sie denn wieder im unseren warmen Dant senden, sondern unsere in Kopfe hat. Ich kann mir's gar nicht denken. Wir haben alles aufs feuriger Demut hinsterbende Begeisterung und Bewunderung. Meine Herren! Wir können mit unserem Wert beste bestellt. Weltfrieden usw. behütet. Was verlangt man noch zufrieden sein. Es war unser tiefstes, aus dem Innersten Herbor- mehr von uns? Es gibt eben immer Nörgler. Indessen wie gesagt, quellendes Bedürfnis, unserem gewaltigen Schußherrn zu seinem ich bin wirklich gespannt, was los ist- tros meines Hnngers. Ramenstage wiederum unsere dankbare Anerkennung auszusprechen, Der Sekretär: Die Dame beschwert sich über den russischdaß es ihm auch in diesem Jahre gelungen, den Weltfrieden zu be- japanischen Krieg.( Nufe der Enttäuschung: Ach so! Was geht das uns an!) wahren; daß er durch eine weise und großartige Bermehrung von Heer und Flotte wiederum die Völker seinem und unserem Hehren Der siebente Weltrat: Durch die Verleihung des Ordens Biele näher geführt hat, die Staaten von dem immer unerträglicher pour le mérite ist die Sache in unserem Sinne aufs beste endgültig werdenden Druck der Rüstungen zu befreien. Die Adresse ist angenommen. Ich bitte Sie, einzuftimmen in den Ruf: Es lebe der Bar! Hurra, hurra, hurra! Die Sigung ist ge
Der Sekretär: Ich bitte noch einen Augenblic! Wir haben noch einige Eingänge zu erledigen!
Der erste Beltrat( erregt): Es ist jetzt 6 Uhr nachmittags. Sie wissen, daß unsere Bureaustunden des Weltfriedens präzis von 1-6 dauern. Wir fönnen also teine neuen Arbeiten uns mehr aufbürden.( Zustimmungsgemurmel.)
Der dritte Weltrat: Ich bin gewöhnt, um 6 Uhr pünktlich
zu dinieren.
Der fünfte Weltrat( 97 Jahre alt): Ich muß um 62 Uhr zu Bett gehen.
Der siebente Weltrat( preußische Küraffieruniform): Brotestiere energisch. Müßte sonst erst die Information meiner Negierung einholen, ob überhaupt darauf einlassen.
Der Sekretär: Es handelt sich im wesentlichen um einen
erledigt.
eingreifen sollen und den Krieg verhüten, der Hunderttausende Der Sekretär: Aber die Briefschreiberin meint, wir hätten Menschen mordet und verstümmelt
Der erste Weltrat: Genug! Schreiben Sie der Dame: Sie soll nicht so nervös und aufgeregt sein. Natürlich werden wir eingreifen, das ist unsere verfluchte Pflicht und Schuldigkeit. Sie soll fertig den Weltkrieg entfesseln. Aber das hindert nicht, daß wir zu nur Geduld haben. Jetzt unsere Hände hineinmischen, hieße leicht rechter Beit eingreifen werden. Natürlich setzt unser Eingreifen voraus, daß zuvor der Krieg beendigt ist...
III.
Erster Weltrat: Es liegt heute der Antrag vor, der glorreichen Majestät des garen eine Dankadresse zu widmen, nachdem er es verstanden hat, den im Innern seines Landes drohenden Weltkrieg, der die furchtbarsten, unübersehbaren Folgen hätte nach sich ziehen können, im Reime zu ersticken.