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Wir treten mun in eine ganz andere Welt. Jtalien. Italienische| Tosigkeit, die das Ende langer Entwicklungen darstellt. Zugleich Bildkunst. Ein ganz anderes Klima. Anderes, sonnigeres Licht. aber neue Ansätze. Die Landschaften Salvator Rosas, Guardis, Leuchtendere Farben. Ruhe. Belottos, eine neue Kunst, deren Anfänge das folgende 19. Jahr hundert weiter fortbildet, dessen Arbeit wir noch weiter entwideln. Ernst Schur.
In den italienischen Räumen ist Plastik und Malerei gemischt. Bänke, Ruhefizze, Truhen stehen an den Wänden. In den Tür füllungen find alte Portale eingelassen. Palastartiger Eindruck. Größe und Freiheit des Räumlichen.
Rechts in dem Flügel an der Spree befinden sich die Italiener. ( Saal 29-48.) Saal 29 beherbergt die frühen Italiener des 14. und 15. Jahrhunderts. Es ist dies einer der interessantesten Säle. Selten wird man anderswo einen so guten Ueberblick über dieses erste Entwidelungsstadium der italienischen Malerei bekommen wie hier. Die Hauptschulen bestehen zu Florenz und Siena . An der Wand links hängen auf der einen Hälfte die Florentiner, auf der anderen die Sienesen. Giotto . Taddeo Gaddi . Fra Angelico . Eine zarte Lieblichkeit lebt in diesen Bildern, erste, schüchterne Anfänge, ein Abglanz einer Welt, die noch still umschlossen für sich ruht. Unter den Sienesen betrachten wir Ugolinos feierlich ernste Gestalten, Lippo Memmis Madonnen, Bivarinis großes Bruntgemälde, dessen Farben noch mit Stuck erhöht find, Pisanos Rundbild mit den kräftigen Gäulen, dem tiefen landschaftlichen Hintergrund. An der Langfeite rechts hängen noch drei Masaccios, sehr seltene Stücke, besonders das eine, Wochenstube einer Florentinerin, ist bemerkenswert wegen der freien Räumlichkeit, die der Maler farbig so schön aus füllte. Das sind die frühen Anfänge der italienischen Kunst, die verheißungsvoll einsetzte.
Kabinett 30 zeigt eine Reihe fleinerer florentinischer Bilder. Vor allem fesseln uns hier Porträts. Namentlich drei Bildnisse von Mainardi. Weiterhin Ghirlandajo , Pollajuolo( bemerkenswert für die metallige Härte des Tons, die Maler waren zugleich Goldschmiede), Bronzino, Berocchio, Porta, Ubertini.
Kabinett 31 ist den Robbias gewidmet. Es ist dies die beste außeritalienische Sammlung von Majoliken der Künstlerfamilie. Wunderschön leuchten diese tiefblauen, glasierten Flächen, das helle Weiß dagegen, zu welchen Farben sich später noch grün und gelb gefellen. Namentlich Luca della Robbia ist zahlreich vertreten, mit Madonnenbildern und Porträts.
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Kleines feuilleton.
Wie ich sie sah. I. Liliencron. Mitte der achtziger Jahre wußte das deutsche Lesepublikum noch nichts von ihm. Bei uns, den Jungen", galt er als ein kleiner Herrgott. Die Gesell schaft" hatte für ihn die Trommel gerührt. Jeder Blick in seine Adjutantenritte" machte uns Frende. Wir alle stammten vom Lande oder aus fleinen Städten. Und da war einer, der die Natur wieder mit eigenen Augen ansah, und, was wir geahnt und gefühlt, darzustellen wußte, daß ein Kunstwerk ward. Briefe fanden ihn bald. Bar gar nicht stolz, der Freiherr. Bu gütig fogar, wie bald einige meinten, in der Beurteilung anderer. Mir sandte er einige Driginale fürs Blättle:„ Der stille Weg", Ueber ein Knicktor gelehnt" u. a. Nahm sie, selbstverständlich, mit geschmaßten Händen, und ließ sie drucken. Als er von München zurückkehrte, suchte er mich auf. Beim Mittagessen, nach der Suppe, sagte die Mutter: ' s hat einer nach Dir gefragt."
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' s wird einer von Deinen Freunderin sein!" „ So..."
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" Ja, aber nicht von denen, wie der unlängst, den Du vierzehn Tage dabehalten mußtest. Na ja, ich sag ja nichts. Als Schweinefleisch, Kraut und Knödeln auf dem Tische standen, fing sie wieder an:
" Sieht sehr anständig aus...."
Ich lachte wie ein Turteltauber. Ms Bauerntochter und Erzs fatholitin konnte sie das" Federvieh" nicht ausstehen.
Lach nur zu 1' s ist doch so!... Er hat seinen Namen gesagt, aber ich hab' ihn nicht recht verstanden.... So was, wie eine Blume oder ein Küchenkraut. Jm„ König von Preußen" logiert er..."
Kabinett 32 ist Donatellos Marmorarbeiten gewidmet. Besonders fällt die farbige Tonbüste des Johannes auf. Lebendige Porträtbüsten Defiderios und Reliefbildnisse von Verocchio schließen fich an. Kabinett 33 und 36 enthalten die reiche Sammlung italienischer Kleinbronzen, 33 die Reliefs und Blaketten, 36 die Statuetten. Gerade hier, bei diesen fleinen Arbeiten zeigt sich die funstvolle Technik und Beherrschung der Verfertiger. Es lohnt sich, wo diese Sammlung eingehend zu betrachten.
Der folgende Signorelli- Saal( Saal 37) gibt die umbrischen und paduanischen Schulen. Luca Signorellis großes Werk, eine Verherrlichung des neu erwachten Naturgefühls Schule des Pan" beherrscht die Eingangswand. In Padua nahm man sich die aufgefundenen, antifen Statuen direkt zum Muster. Mantegna erhebt diesen Stil zu einer eigenen Größe. Seine Schüler erstarren in
übertriebener Manier.
Mit einem Rud schwappte der Kaffee hinab. , Er trägt einen hellen Ueberrock...." Ich war schon draußen.
Auf dem schmalen Ulferweg kam mir einer entgegen.„ Teufel, hast Du das Gesicht gesehen?... In der„ Gesellschaft"." Ich zog den Hut. Herr Liliencron ?"
Bin ich!..."
Wir wandten uns der Stadt zu. As die erste Freude vorüber war, betrachtete ich ihn genauer. Wie hatte mich das Bild der Münchener Zeitschrift irregeführt! Als einen Eisenfresser hatte ich ihn mir vorgestellt, und jetzt ging ein nettes, zierliches Kerlchen neben mir, mit roten Bäckchen, die aussahen, als wären sie gemalt. Und richtig, deutlich hörte ich es, er ging auf hohen Abfäßen. Ganz Der folgende Botticelli - Saal( 38) zeigt wieder die florentinische sprudelndes Leben. Das war ein Zungenschlag, dem ich nicht geKunst auf voller Höhe, mit neuen Triumphen. Gerade dieser Saal wachsen war: Lobeshymmen auf München , Klagen über die Dumm wirft einheitlich und groß. Die eigenartige Rhythmik dieses heit der Zeitungsschreiber, Scheltworte auf den deutschen Spießer, florentinischen Künstlers, die Bartheit der Linien, die stillen Farben jauchzende Freude über einen alten gotischen Hausgiebel, über den geben einen vollen Ueberblick über diese Entwickelungsperiode der gerade die Sonne spielte. Und während er sprach und agierte, sah italienischen Kunst, das Jünglingszeitalter, in dem das Gefühl des er jedem Mädchen, das uns entgegenkam, jeder Frau unter das Werdens und eine leise Trauer charakteristisch gemischt ist. Wie ein Kopftuch, in die Augen. Wie meine Landsleute schon sind, gefiel Jdyll wirkt Piero di Kofimos„ Mars und Venus". ihnen diese Anerkennung ganz und gar nicht. Ein Gebrumm war das wenigste. So wurde der Spaziergang immer angenehmer, besonders den Markt hinauf.
Saal 64 enthält die Teppiche nach den Kartons von Raphael, deren große, frestenartige Wirkung vortrefflich herauskommt. Blasie Farben, stille Feierlichkeit, durch die der Raum ins Weite ausgestaltet wird.
Als im Gasthofe die Zeche gemacht wurde, gab's mir einen Stich. Gott ja, ich war damals jung und dumm und wußte noch nicht, daß auch Dichter, die klagen, Zechen machen können, die nach was aussehen.-
Saal 34 bringt einzelne Werke der ferraresischen und bolognefischen Schulen, als Hauptwerk Cosma Turas prunkvolle Madonna. Ueberall in diesen Bildern reiche Architektur, überquellende Drna- ss. Balsam. Der Begriff Balsam ist in sehr verschiedenem mentit und Zierrat. Cossas merkwürdig blaffes Bild„ Der Herbst" Sinne gebraucht worden. Die ältere heilkundliche Botanit verstand wirkt wie ein schlichtes, modernes Bauernbild. Saal 41 und 44 darunter alle Arten von Harzen in flüssigem Zustand, die einen mehr zeigen die Venezianer. Glut der Farben, Weichheit des Kolorits ist oder weniger angenehmen Geruch ausströmen. Die heutige Chemie die Stärke der Venezianer. Kabinett 43 enthält hauptsächlich dagegen betrachtet als echte Balsame nur solche harzige Säfte, die venezianische Porträts, und venezianische und lombardische Bild- entweder freie Benzoë- oder Zimmtsäure enthalten und daneben ein werke und Gemälde vereinigt Kabinett 42. In Kabinett 40 lieblich riechendes essenzielles Del. Zu dieser Gruppe gehören danach sehen wir Marmorarbeiten aus Florenz vom Ausgange des nicht die Harze, die aus der Pflanzenordnung der Therebentinen fünfzehnten Jahrhunderts. Mit Saal 45 tommen wir zur stammen, wie der berühmte Balsam von Mekka . Die Balsamharze Florentiner Hochrenaissance. An der Wand rechts eine fleine verlassen die Gewächse, in denen sie entstehen, in flüssigem Sammlung von Gemälden Raffaels. Andrea del Sartos mild Zustande, verdicken sich aber bald an der Luft und werden verschwimmende Konturen, die leicht dunkelnd ineinander fließen, fogar zu ganz festen Körpern. Gleichzeitig ändern sie dann Correggio , rechts davon eine Marmorstatue von Michel- ihre chemische Zusammensetzung so schnell, daß lettere für den angelo, einen Jüngling darstellend. Saal 46 gehört Tizian . Augenblick der Ausscheidung aus der Pflanze noch gar nicht recht Als fünfundfiebzigjähriger Greis hat er sich selbst gemalt. Seine bekannt ist. Manche Sachverständige nehmen an, daß die Flüssigkeit Tochter Lavinia mit der Fruchtschale. In seinen Bildern ist höchste zur Zeit der Ausscheidung überhaupt noch kein Harz und keine Säure Meisterschaft. Pracht ohne lebertreibung, Leben ohne willkürlich enthält, die vielmehr erst durch eine Wirkung des Luftsauerstoffes Traffes Betonen des Einzelnen. Er ist der Höhepunkt der italienischen auf das essenzielle Del entstehen. Manche Balsame enthalten Benzoës Kunst. Balma Vecchio, Lotto, Sebastiano del Piombo sind hier noch und Zimmtsäure zugleich, andere nur eine der beiden Säuren. Die zu betrachten. für den Menschen so außerordentlich wertvolle Pflanzenfamilie der Und gehen wir nun noch zu Saal 47, so sehen wir da die Leguminosen liefert die wichtigen Arten des Balsams, für die man Ausläufer; das 17. und 18. Jahrhundert, die Carracci , die die alten im besonderen die Namen Tolu- und Beru- Balsam besiẞt; die Familie Meister von neuem studieren, Guido Reni , Domenichino , Sasso- der Balsaminaceen liefert den Liquidambar und den Styray, die Familie ferrato. Dagegen strebt Carravaggio wieder zu rüdsichtslojem Nader Styraceen den sogenannten Storag und das Benzoëharz. Man turalismus hin. So schließt auch hier das Bild mit einer Maß- unterscheidet nach ihrer Konsistenz die Balsame in drei Gruppen. Die