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Bür mich handelt es sich als Vertreter der Bank nur darum, ob Sie unsere Aufstellung unterschreiben wollen oder nicht?" " Ich will Ihnen heute abend Bescheid geben; ich muß mir Das überlegen. Ich fühle deutlich, daß es für mich verhängnis
boll werden fann."
Frenzel betrachtete ihn eine Weile durch den Kneifer. ,, Sie sind wirklich ein Gemütsmensch," sagte er." Sie gehen, wie ich merke, von dem Grundsatz aus, was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß... Mag Steinert unterschreiben mag Steinert' reinfallen! Notabene kann von Reinfallen bei der ganzen Sache nicht die Rede sein, sonst würde ich Ihnen ja nicht einen solchen Nat erteilen," schloß er, mert würdig lächelnd.
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" Ich bringe Ihnen morgen vormittag den Bescheid!" „ Der Brief muß heute abend noch an die Bank abgehen; anderenfalls müßte ich zu meinem lebhaften Bedauern mich zurückziehen."
Gut, ich komme heute abend noch einmal wieder." Reßler nahm einen Wagen und fuhr zu Steinert, dem er den Fall vortrug.
Zu seinem Erstaunen fand Steinert die Sache gar nicht so schlimm.
, Diesmal betrügt er ja nicht uns, sondern die Bank," meinte er lafonisch.
Keßler war verblüfft.
,, Sie vergessen nur," warf er ein,„ daß unter dem Wisch nicht Frenzels, sondern meine Unterschrift prangen wird."
" Sehr richtig!" Sollten sich aber irgend welche Folgen daran knüpfen, so nennen Sie einfach Frenzel als Verfasser, was ja auch der Wahrheit entspricht!"
Keplers Züge verzerrten sich. Sie sahen plötzlich müde und welt aus. All die unaufhörlichen Sorgen, die er während dieses Baues durchlebt hatte, spiegelten sich auf ihnen wider. Auf einmal richtete er sich auf. " Ich habe jetzt den Ausweg gefunden es gibt nur einen Ausweg!- Ich unterschreibe nicht, sondern verschwinde von der Bildfläche.
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Wie meinen Sie das?" stammelte Steinert erschreckt. " Ich glaube, mich sehr deutlich ausgedrückt zu haben Das Theater ist nicht mehr vom Erdboden zu filgen- damit ist mein Traum erfüllt, und ich kann zur Seite treten... Was will ich weiter?..."
( Fortsetzung folgt.)]
( Nachdrud verboten.)
Künstliche Roßbaare.
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Um zu zeigen, wie eine solche Mystifikation des Nichtfachmannes möglich ist, wollen wir zunächst untersuchen, was Baumwolle ist. Die chemische Analyse gibt uns darauf die Antwort, daß Baumwolle, ist, fast nahezu aus einer Cellulose besteht; die der rohen Baumwelche von den ihr anhaftenden natürlichen Verunreinigungen befreit wolle anhaftenden Verunreinigungen betragen nur etwa 5 Prozent. Cellulose selbst besteht aus Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff. In reinem Zustand ist sie eine ziemlich passive Verbindung; sie befigt weder Geruch noch Geschmack, ist unlöslich in Wasser, Alkohol, Aether und den sonstigen Lösungsmitteln. In frisch bereiteter, tonAmmoniat schwillt die zentrierter Lösung von Kupferoryd, Baumwollfafer jedoch beträchtlich auf und bildet dann unter dem Mikroskop sichtbare, höchst eigentümliche Ausbauchungen, welche da durch entstehen, daß die Oberhaut der Faser ihr Gefüge, ein um den übrigen Teil in spiraliger Linie gewundenes Band, beibehält. Diese Umhüllung ist jedoch nicht ganz dicht Ring an Ring, so daß der aufquellende innere Teil sich zwischen den einzelnen Wandungen hervordrängt und so das Bild hervorruft, als wenn man ein Bündel ganz weicher Wollfäden mit einem festen Baumwollfaden straff umwickelt. Nach längerer Behandlung wird jedoch auch die Oberhaut zerstört und es entsteht eine schleimige Lösung, aus welcher durch Säuren eine Gallerte niederschlagen wird. Leptere gibt nach dem Waschen und Trocknen ein weißes amorphes Pulver, das dieselbe chemische Zusammensetzung und Eigenschaft hat wie die ursprüngliche Faser und daher für chemisch unveränderte Cellulose gehalten wird.
Konzentrierte Schwefelsäure läßt die Baumwolle ebenfalls zuerst anschwellen und verwandelt sie dann in eine gallertartige Masse. Durch Aenderung der Konzentration der Säure laffen sich natürlich die verschiedensten Abstufungen in der Auflösung der Fäden hervorbringen, so daß man z. B. Fäden erhält, welche einen Kern, eine Seele aus unangegriffener Baumwolle haben, um welche sich eine mehr oder minder starke Schicht der genannten gallertartigen Masse schließt. Solche Fäden erhalten dann ganz von der rohen Baumwolle abweichende Eigenschaften in chemischer Hinsicht, z. B. in bezug auf die Aufnahmefähigkeit für Farbstoffe, nebenbei auch noch einen gewissen Glanz, die Fäden werden also technisch wertvoller, fie werden veredelt.
Aehnliche Erscheinungen, wenn auch chemisch anderer Natur, werden durch Behandling der Baumwolle mit starker Natronlauge hervorgebracht, und dieses, unter dem Namen Mercerisation bekannt gewordene Verfahren hat auch in der Praxis der Textilindustrie eine sehr große Verbreitung gefunden.
Kleines feuilleton.
gst.
Außer diesen Mitteln gibt es allerdings noch eine ganze Reihe, welche die Cellulose ebenfalls angreifen, wie z. B. die Drycellulose bildenden( Chlor, Chromsäure 2c.); diese haben sich jedoch technisch einen Wert nicht in dem Maße erwerben fönnen; sie werden vielmehr gerade im Gegenteil meist als unerwünschte Erscheinungen gefürchtet, wogegen die Schwefelsäure, obwohl fie auch sonst als gewaltiger Zerstörer gefürchtet wird, eine große Rolle spielt und, in richtiger Weise angewendet, wertvolle Resultate liefert. Eins dieser durch dieselbe erzeugten Produkte find eben die künstlichen Roßhaare, über deren Herstellungsweise nach den voraufgeschickten Erörterungen nicht mehr viel zu sagen bleibt. Die durch Schwefelsäure bis zur Durchsichtigkeit der Gelatine aufgelöfte Baumwolle wird, Wenn jemand auf seinem mit Roßhdaren gepolsterten Lehnsessel nachdem der Zersehungsprozeß im richtigen Augenblick unterbrochen sich so recht behaglich ausstreckt, hat er häufig gar keine Ahnung, wo wurde, zunächst entsäuert, dann mit Abkochungen von schwarzer die Roßhaare, auf denen er angeblich fist, Herstammen. Naive Zu Farbe, der noch etwas Leim zugesetzt war, behandelte und zum mutung! Selbstverständlich stammen Roßhaare doch nur vom Pferd Schluß mit geeigneten Fetten imprägniert, um ihr den dem natürher, wird man erwidern. Es mag zugegeben werden, daß die Büschel lichen Roßhaar eigentümlichen Glanz zu verleihen. Die so präschwarzer und weißer Haare, welche die Gardemänner auf ihren parierten und wieder getrockneten Baumwollfäden haben dann ganz Helmen haben, wirklich echte Pferdeschwänze sind, aber die Roßhaare, das Aussehen und auch das starre Gefühl der natürlichen Roßhaare. welche sich häufig in den Polstermöbeln vorfinden, haben damit Die glatten Fäden werden zu Bürstenwaren verarbeitet, während nichts mehr zu tun, sie sind häufig mit einem Pferd nicht einmal in die wirren Enden als Polstermaterial verwendet werden. Lose Berührung gekommen, sondern sind, trotzdem sie von dem Uneingeweihten auch wirklich für Roßhaare gehalten werden, in ihrem äußeren Aussehen auch zu dieser Annahme unstreitig Veranlassung geben, nichts weiter als nach bestimmten Methoden präparierte Baumwollfäden. Das flingt für den ersten Augenblick etwas parador. Wie können denn Baumwollfäden Roßhaare werden? Allerdings richtige Roßhaare werden sie nicht, und wenn man sich das Vergnügen machen wollte, an ein solches Bolstermaterial ein Streichs holz zu halten, so würde man bald gewahr werden, daß diese Roßhaare mit den den echten Roßhaaren ähnlichen Stoffen, wie Horn, Nägel, Haare, Wolle usw. beim Verbrennen nicht die geringste Aehnlichkeit zeigen. Während nämlich die genannten tierischen Stoffe überhaupt nicht brennen, wenigstens nicht unter Flammen erscheinung, sondern nur schwelen und dabei den befannten unangenehm penetranten Geruch entwickeln, auch nicht im gewöhnlichen Sinne verbrennen, sondern unter Bildung einer Kohletugel zusammen friechen, brennen die Künstlichen Roßhaare lichterloh, entwideln fast gar keinen Geruch und hinterlassen nichts als eine geringe Menge leicht zerstäubbarer grauer Asche. Dieses allgemein zur Unterscheidung von Wolle und Baumwolle in gewebten Stoffen angewendete Mittel fann also auch hier zur Er tennung echter und fünstlicher Roßhaare benutzt werden; indessen wird jemand, selbst wenn ihm diese Untersuchungsmethode bekannt ist, garnicht darauf verfallen, eine solche Probe vorzunehmen, denn er hat wohl in den wenigsten Fällen eine Ahnung, daß seine Roßhaare und Baumwollfäden dasselbe sein könnten, noch dazu, wo diefe angeblichen Baumwollfäden mit Roßhaaren zum verwechseln ähnlich sehen!"
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Bettelmannslied.
Mei' Herzensallerliebster, das is en Bettelmann, Ich sted' em gude Bisse zu un's beste von der Bann. Unn ich geww' em Hasebrate unn delikate Wein Unn nochert ebbes Süßes aach unn en Kuß noch owwedrein.
Heut geht mei' Herrschaft danze, do fimmt mei Bettelmann, Ich stopp' em in sein Bettelsack so viel als ich nor fann. Unn do denkt ich doch, ich mäan als, er könnt' zufridde sein, Doch hör nor äans, er fordert jo aach en Ruß noch owwebrein.
Unn wenn se mich fortjage, des is meer aach all eens, Ich habb ja noch mein Bettelmann, die Welt is jo nit Meenz , Ei, mer ziehn zusamme bettle, so weit nor fließt der Rhein , Unn alles friecht mein Bettelmann un en Kuß noch owwedrein. Peter Cornelius.
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s. Nächstenliebe. Es ist der Teste elektrische Wagen, der nach Friedenau fährt. Nicht nur voll bis auf den letzten Blak, mindestens vier Personen stehen noch und halten sich an den Lederriemen, bei den Weichen immer in Gefahr, durch den unvermuteten Rud auf die anderen Passagiere geworfen zu werden. Die meisten ruhig, schlaftrunken, mit unverhaltenem Gähnen. In der Mitte aber,