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mag in dem Stück die beste sein. Sehr hübsch ist auch der Um-[ im Stich zu lassen. Im Schlußakt sieht man ihn als Ehemann und schlag, als der Landgerichtsrat der Mutter nacheilt, um die Be- Krugwirt. Aller, der arbeitsscheue Friseur, den man zurückgeholt leidigte zurück zu rufen. Christinens erzentrischer Empfindung er- hat, weil er ein reiches, von ihm verführtes Bauernmädchen heiraten scheint dies ganz Natürlich- Vernünftige wie ein unerhörtes Unrecht, soll, hat sich schließlich aktlimatisiert, ist ein augendienerischer, das man ihr zufügt. Und in ihrer findischen Verzweiflung, im Fleiß markierender Streber geworden. Den Kaiserjäger Wunsch sich zu betäuben, läßt sie sich von dem rechtzeitig aber hat hat seit seiner Heirat die Unruhe nur noch fester erscheinenden Better entführen. Später tut ihr das selbstverständlich gepackt. Die Wandersehnsucht läßt ihn nicht los. Tages wieder leid. Der Rückweg aus dieser peinlichen Situation wird lang streicht er umher. Ein Streit um einen entsprungenen unter Zuhülfenahme fadenscheinigster Theatermittel von dem Autor Buchthäusler, für den er in lebendigem Solidaritätsgefühle eintritt, bewerkstelligt. Unter anderem muß Christine in ihrer Berstreuung gibt schließlich den Ausschlag. Wie die Frau ihn vor den Gästen den Absagebrief an den Liebhaber mit einer Fleischerrechnung ver- anherrscht, da nimmt der Kaiserjäger seinen Hut vom Riegel und tauschen, damit das Schreiben an den Gatten kommt! Und um eilt davon auf Nimmerwiederfehn. Stoff für die zwei noch nötigen Aufzüge zu gewinnen, steht in diesem Briefe kein Wörtchen, das auf wirklichen Ehebruch hindeutet. Dadurch wird Spannung" erzeugt, indem man nämlich einen ganzen Aft lang sich den Kopf darüber zerbrechen darf, was denn bei diesem rasch bereuten Seitensprung geschehen ist. So kam das lang hinausgezögerte Bekenntnis und die Versöhnung, der Christinens berlumpter Vater als Mahner zu menschlicher Güte assistiert, selbst uch nicht anders als frostig wirken. Man hat in diesem zweiten Teil des Stückes den Eindruck wachsender Verlegenheit.

Die Aufführung war frisch und temperamentvoll. Bauern und Vagabunden, alle wirkten sie echt. In erster Reihe stand Herr Wehrlin, der mit ausgezeichnetem Humor die Titelrolle spielte.­dt.

Humoristisches.

Richter:

- Aus einer Gerichtsverhandlung. Und wie gelangen Sie zu den Mitteln, welche Ihnen eine so üppige Toilette ermöglichen?"

Angeklagte: Aber Rudolf! Das fragst Du mich?"- Galanterie. A, bist Du a Depp! Nöt amal jodeln

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Der Applaus war stark und übertönte einige oppositionelle Zischversuche, der Autor konnte mehrmals erscheinen. Ueberraschend talentvoll, mit äußerst feiner Abtönung der wechselnden Stimmungen gab Marietta Dlly die Hauptfigur. Den unwahrscheinlichen fannst!". Landgerichtsrat spielte Adolf Klein , außer in der letzten Szene, mit trefflichem Gelingen, Julius Strobl den Vetter. Grete Gallus in der kleinen Rolle einer ostpreußischen Schneiderin brachte den gemütlich breiten Dialekt höchst urwüchsig drollig heraus.

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dt.

Berliner Theater. Der Kaiserjäger. Komödie in drei Aufzügen von Hans Brennert und Hans Ostwald . In der Premiere ist die Komödie sehr freundlich aufgenommen worden und auch am Sonntag bei der Wiederholung herrschte große Beifallslust. Selbst auf die bescheidensten Scherze reagierte regel­mäßig ein herzhaftes Gelächter. Hans Ostwald , der das Leben auf der Walze aus eigener Erfahrung fennt, hat in sehr eindrucksvollen. anschaulichen Skizzen darüber berichtet. Seine fachkundigen, von warmem Mitgefühl erfüllten Schilderungen haben auch in Kreise, die sonst dem fatten Philistervorurteil huldigen, manche widerwillig aufgenommene Aufklärung hineingetragen. Aber ein anderes ist Schilderung, ein anderes dramatische Gestaltung. Nicht nur, daß in dem Bagabundenstücke, das Ostwald mit Brennert zusammen gearbeitet hat, jede weiterschauende soziale Perspektive, jeder Ansaß zu einer gegen die Gesellschaft gerichteten Satire fehlt, davon ganz abgesehen, auch in dem enggesteckten Rahmen sind, wie mir scheint, die Bilder matt und kümmerlich geraten. Die Charakteristik kommt über die allgemeinsten Umrisse nicht hinaus, und die magere Handlung schleppt sich, faum irgendwo durch überraschend originelle Episoden unterbrochen, langsam hin. Zwischen einem nüchternen Naturalismus und Posseneinfällen schwankt der Stil der Darstellung. Der ganze Stoff, aus dem eine Erzählung wohl etwas hätte machen fönnen, widerspricht in seinem lockeren Zusammenhang den An­forderungen der Bühne.

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Leich ma Dein Kropf, nachher wer i's schoo tinna!" Wenn zwei dasselbe tun... Unlängst war ich bei Bekannten zu einem Abendessen eingeladen. Wir waren ganz unter uns: mur Papa, Mama, der kleine Werner und ich. Papa, gewissen­haft wie immer, ist damit beschäftigt, aus einem erledigten Knochen noch das Mark herauszuholen; das gibt bekanntlich schöne Musik. Bapa, was machst' n da?" fragt der kleine Werner. Siehst doch, ich lutsch' das Mark aus' m Knochen!"

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Es folgt eine kleine Pause, während welcher Werner in den Inhalt seines Tellers vertieft und seinen Gedanken sichtbar nach­hängt. Plößlich meint er:" Nicht wahr, Papa, wenn das' n kleiner Junge macht, so heißt es Schwein!" (" Jugend.")

Notizen.

- Von den heutigen Leistungen des Buchdrucks gab der unter Mitwirkung der belgischen Regierung veranstaltete zweite internationale Schriftfezer- Wettbewerb einen Beweis, dessen Arbeiten am 12. Februar im Hotel Ravenstein zu Brüssel ausgestellt wurden. An dem Wettbewerb haben sich, nach der Köln . Zeitung", 341 Bewerber beteiligt, und zwar 112 Belgier, 113 Franzosen, 102 Deutsche , 5 Schweizer , je 3 Holländer und Italiener und je 1 Lugem burger, Desterreicher und Norweger. Der Wettbewerb umfaßte zwei Abteilungen: in der ersten handelte es sich um die Herstellung eines dreifarbigen Kalenders, in der giveiten um eine einfarbige Adreß­karte mit Verzierungen. Von den zehn Preisen der ersten Ab­teilung fielen acht, darunter auch der erste, nach Deutschland . In der zweiten Abteilung errangen von den ausgesetzten zwölf Preisen die Belgier sechs, die deutschen und Franzosen je drei. Der erste Preis in dieser Klasse wurde einem Belgier, der zweite einem Deutschen zuerkannt. Klara Viebigs Einafter, Die Bäuerin" hatte in einer Borstellung der Literarischen Gesellschaft in Dresden großen Erfolg. Eine Menzel- Ausstellung soll Mitte März in der National Galerie eröffnet werden.-

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- Die astronomische Rathausuhr in Ulm , die zu den kompliziertesten und schönsten Uhrwerken der Erde gehört und im Jahre 1580 von dem Straßburger Meister Isaat Habrecht ver fertigt worden war, ist wiederhergestellt worden. Auf zwei gewaltigen Bifferblättern, von denen das große wieder eine ganze Reihe von Ringen aufweist, ist die mitteleuropäische und die mittlere Ortszeit abzulesen. Ferner werden der Umlauf des Tierkreisringes, die Be­wegung der Sonne, die verschiedene Dauer der Monate, Sonnenauf und Untergang, Sonnen- und Mondfinsternisse und zahlreiche andere fiderische und astronomische Erscheinungen angezeigt.

Die Vagabunden dieser Komödie", die sich richtiger ein Volksstück" nennen würde, sind dadurch wird von vornherein dem Stück die soziale Spige abgebrochen- Vagabunden von Natur, Leute, die aus Lust zur Sache, nicht darum, weil sie keine Arbeit finden, fechtend im Land umherziehen. Die erste Szene ist hübsch gesehen. Auf grünem Rasen lagern drei stolze Burschen und plaudern mit gutem Humor, während drüben auf den Feldern die Bauern fleißig an der Ernte schaffen. Die sonnige, farbensatte märkische Landschaftsdekoration, die Baluschek entworfen, war der Stimmung vorzüglich angepaßt. Sie weckte Wanderlust und wob etwas von Poesie um die zerlumpte Gruppe. Pfeifend und mit flotten Schritten kommt der Kaiserjäger, ein luftiger Desterreicher, ehemals Kellner, des Weges und wird kameradschaftlich als Kunde be grüßt. Ein patriarchalischer Landrat überrascht sie. Er läßt die armen Teufel, die ohne Ausweispapiere völlig in seiner Macht sind, nicht arretieren, zwingt sie aber, ein Erziehungsexperiment, von dem er sich Wunder verspricht, bei den Bauern in Dienst zu treten. Wie der Versuch dann scheitert und die Vögel mit einer Aus­nahme aus dem Käfige wieder davon flattern, das bildet, mäßig durchgeführt, den Inhalt des Dramas. Der Kaiserjäger, der im Hause der Witwe Werder seine Kellnertätigkeit von neuem aufnimmt, hat Tange Szenen hindurch das Publikum mit den be= ge. Dec Datte. Bu Pfäffingen, Oberamt Balingen, fannten Requisiten abgebrauchter Kellnerkomit zu unterhalten. und in einigen anderen benachbarten Orten herrschte ehemals der So weit geht es hier ins Possenhafte, daß der Landrat höchst selbst Gebrauch, daß Eheleute, die miteinander in Bank und Hader lebten, den ehemaligen Landstreicher ermutigt, die hübsche Heiratsluftige einmal zu stiller Nachtzeit einen starken Schlag an ihre Haustür Wirtin energisch zu hofieren. Und ähnlich spricht der Hochwohl- und den Ruf Der Datte fommt" vernahmen. Das war eine wohl­geborene mit der Witive. Sie hat den schmucken Jungen, der ihr gemeinte Warnung und Erinnerung, daß sie künftighin in Frieden überdies mit seiner quecksilbernen Gewandtheit, seiner Kunst die und Eintracht miteinander leben sollten. Wenn aber die Warnung Leute heranzuziehen und seinem phantasievollen Nenommieren nicht nicht beachtet wurde, wiederholten sich nach etlichen Tagen Schlag wenig imponiert, natürlich gern, und als er ihr unternehmend und Ruf in verstärktem Grade. Nügte auch das nichts, so ließ die einen Kuß auf den Mund drückt, scheint die Sache entschieden. Frei- Strafe dafür nicht lange auf sich warten. Zwei oder drei ber lich, als die Kameraden, die so schlecht arbeiten, daß die Bauern mummte und sonst untenntlich gemachte Männer brachen bei Nacht ihnen je zehn Taler geben, nur um sie vor Ablauf der Kontraktzeit los mit Gewalt ins Haus und bearbeiteten den Rücken der zänkischen zu werden, abmarschieren wollen und ein fröhliches Vagabunden Eheleute so tüchtig, daß dieses Mittel zur Wiederherstellung des lied anstimmen, da schüttelt's ihn und er ist drauf und dran, alles ehelichen Friedens feinen Zwed selten verfehlt haben soll.- Verantwortl. Redakteur: Paul Büttner , Berlin.- Drud und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW,

Die Augsburger Abendzeitung" vom 15. Februar enthält folgende Geburtsanzeige: h bin jest dal Augsburg , 14. Februar 1905. Eugen G jr.

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