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1793 ist in Rom ein solch silbernes Kästchen aus einer Braut| bedeutsamen Dichtung eine bedenkliche Hemmung des Total ausstattung gefunden worden, in dem sich eine Schnalle, zwei eindruces sein würde.

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Broschen und zehn Haarnadeln fanden. Dem harten Römer In Jbsens neuerdings veröffentlichten Briefen kann man verfolgen, erschien.der Gebrauch solcher Fibulä schon Fibula schon als weibisch, wie stark in diesem Vorfämpfer des radikalen Individualismus lange denn nach dem Berichte des Plinius beklagte sich Brutus Jahre hindurch die instinktive Abneigung gegen die Demokratie ge­in einem Brief aus Philippi über den wachsenden Lurus wesen ist. Ein seltsamer Widerspruch! In der Zeit als er, provo­im Heere, da die Offiziere goldene Fibeln an ihren Uniformen ziert durch den Entrüstungssturm, den die Gespenster" bei Pharifäern trugen. Im Mittelalter aber hatte die Brosche in der männlichen und Philistern hervorgerufen, den Voltsfeind" schrieb, war jenes Tracht ihre höchste Ausbildung erhalten, indem sie als Gewandnadel Vorurteil, das dann allmählich einer aufrichtigen Bewunderung der und Mantelschließe für die Tracht der Kirchenfürsten verwandt großen sozialen und demokratischen Arbeiterbewegung Platz machte, wurde. Das Pectorale, die große Brosche, die das Pluviale des von ihm noch nicht überwunden. Und die Antipathie gegen jede bischöflichen Ornats zusammenhielt, das Rationale, das den Mantel aktive Beteiligung an dem Parteikampfe hat ihn, so sehr er später schloß oder die Cafel verband, sie sind erlesenste Werke der Gold- dessen Berechtigung und Notwendigkeit einsah, anscheinend nie verlassen. schmiedekunst, berühmte Kostbarkeiten, wie das Aachener Pectorale Was sich aber auch inhaltlich gegen die Tendenz des Volksfeindes" aus dem 14. Jahrhundert. In der kirchlichen Tracht fand so im einzelnen wohl sagen ließe, das Stück in seiner außerordentlichen die Brosche eine ähnliche Verwendung auch in der dramatischen Bewegtheit und Schlagkraft ist formal geradezu ein Frauenkleidung, wo sie hauptsächlich als Brustschnalle das Gewand Muster seines Genres; es zeigt so flar wie wenig andere Werke die zusammenfügte. Als reines Schmuckstück, wie es heute an den völlige Verkehrtheit jener ästhetisierenden Doktrin, die Tendenz und Kragen des Kleides gesteckt wird, finden wir es allgemein üblich erst dichterisch dramatische Wirkung für etwas in sich Unvereinbares im 19. Jahrhundert. Bis dahin diente die Brosche, selbst wenn sie erklärt. mit dem Halskollier aus einem Stück bestand, wie auf Tizians be- Die Aufführung sorgte dafür, daß jede Feinheit des Aufbaues rühmtem Bilde der Königin Jsabella in Madrid , doch immer noch und der Charakteristik zu voller Geltung kam. Bassermanns als Nadel. Auf Bildern Rembrandts glühen dunkle Edelsteine an Doktor ist von früher her bereits bekannt. Er gibt dem schlichten der Brosche auf und sie scheint bereits von diesem Meister, der seine Manne einen strahlenden Schein inneren Glückes; eine findlich arg­Die Frauen mit Schmuck belud, als reine Dekoration behandelt zu sein. lose Butraulichkeit, die im Sturme die Herzen erobert. Dann beginnt die Brosche allmählich modern zu werden, wie wir triumphierende Freude, als er seine Entdeckung, ohne eine Ahnung fie heute tragen, und die Veränderungen und Wandlungen ent- ihrer Gefährlichkeit. mitteilt, sein naives Erstaunen, der lang springen heute noch den Launen und Bizarrerien zurückgehaltene und dann so gewitterhaft erfrischend explodierende der Mode. Nur leise machen sich allgemeine Kultureinflüsse geltend. Born über die verlogene Tücke, der er überall begegnet das Bevorzugung von Kameen und Gemmen im schlichten, antififierenden prägte sich, wie Bassermann es darstellt, gleich echtester Natur den Rahmen, wie sie Semper entworfen, lassen auf griechische Einflüsse Sinnen ein. Wunderbar gelang die Rede vor der Wolksversamms fchließen; farbenglühende, kostbar geformte Gebilde, wie sie Lalique lung. Was so leicht hätte oratorisch wirken können, das erschien in heute als Broschen darbietet, atmen ein reiches modernes Leben. seinem genial legeren Spiel wie eine aus dem Augenblick heraus Im übrigen ist die Brosche bald unförmig groß, bald zierlich klein. geborene, im Grunde ganz selbstverständliche Aeußerung des Trugen die Mädchen der Restaurationsepoche feine Goldstreifen auf Temperaments. Ein vorzügliches Massenensemble unterstügte ihn bei der weißen Halskrause, so schmückten sich die Damen der Gründers dieser, der entscheidenden und schwierigsten Szene des Stüdes. Else zeit mit gewaltigen Schildern, die beinahe Panzern glichen. Bald Lehmann als Frau Stockmann brachte die Mischung von Güte trägt man die Broschen kreisrund, bald oval. Nachdem sie so ihren und Borr.iertheit höchst fein und eindrucksvoll heraus. So war auch eigentlichen Zwed verloren haben, sind sie nun völlig in die Wand- die Gegenpartei der Streber in ausgezeichneten Typen vertreten: lungen der Mode eingeordnet. der Stadtvogt durch Oskar Sauer , der Mäßigungsapostel Aslaksen durch Karl Forest , die beiden Redakteure des Bolts­boten" durch iener und Meinhard.- dt.

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Theater.

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Lessing Theater . Ein Voltsfeind." Schauspiel in fünf Aften von Henrik Ibsen . Was Jbsens Doktor Stock­mann von Wahrheiten, die zur Parteiparole werden, sagt und was für manche gewiß auch zutrifft, daß fie in anderthalb Jahrzehnten etwa fich überleben, daß, was ehedem als fortschrittlich feimkräftige Auffassung das Recht für sich hatte, bei dem raschen Wechsel der Um­stände und der Entwickelung menschlichen Denkens bald zur leeren Hülse wird, aus der der Geist entflohen, das gilt in mindestens dem­felben Umfange auch für das Bereich der künstlerischen Betätigung. Richtungen und Werke, die in ihrer Zeit mit lautem Beifall begrüßt wurden und als fortschrittlich Neues eine solche Aufnahme auch verdienten, er­scheinen oft nach kurzer Frist schon leblos und verstaubt. So ist es unter anderem, als der Naturalismus sich vertiefte, dem ehedem ge­priefenen französischen Gesellschaftsdrama der Dumas, Augier und Sardou gegangen. Aber so wie es in der Politik Wahrheiten" gibt, die diesem Schicksal des Sichüberlebens enthoben sind, so auch fünstlerische Produktionen, die, den Wandlungen des Zeitgefchmades trogend, ihre innere Kraft durch Generationen und Jahrhunderte bewahren; und Jbsen selbst ist einer von den wenigen, dessen Schaffen dieses Los beschieden sein mag. Der Volksfeind" hat jezt über zwei Jahrzehnte auf dem Rücken, also die Lebensgrenze, die eine robuft gebaute Wahrheit nach Stockmann ohne Wert­verlust erreichen kam, bereits bereits erheblich überschritten, aber er wirkte in der Neneinstudierung des Leffing Theaters so frisch lebendig wie an dem ersten Tag. Die paar Schatten, die an dem Bilde stören fönnen, find nicht durch die Zeit hinein geschwärzt; man hat sie damals, als das Wert erschien, ebenso deutlich gesehen wie heute und sich wie heute so damals durch sie den Genuß des Ganzen nicht verflimmern lassen.

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Humoristisches.

-Der folgsame Lehrling. Der Frankf. 3tg." wird von einer Leserin aus Fürth berichtet: Ein hiesiger Schreiner­meiſter hatte im letzten Sommer einen jungen Hund gekauft, der sehr nett heranwuchs und seinem Herrn durch treue Anhänglichkeit und drolliges Wesen viel Bergnügen machte. Nicht so sehr der Gattin des Meisters. Sie liebte das Tierchen gar nicht, es war ihr immer im Wege und wurde sogar nicht selten die Ursache zu einem fleinen Zwist zwischen den sonst sehr friedfertigen Ehegatten. Als nun gar im Januar die Zeit gekommen war, wo der Hund ver­steuert werden mußte, nahm das Brummen und Schimpfen der Frau über den Hund kein Ende. Der Mann sagte gar nichts der Frieden des Hauses war ihm heilig. Aber heimlich gab er einem seiner Lehrbuben fünfzehn Mark und befahl ihm, am nächsten Morgen mit dem Hunde das Haus zu verlassen, ohne daß die Meisterin es merke( er werde schon dafür sorgen, daß seine Frau nicht in der Nähe sei), und den Hund auf dem Rathaus zu ver­steuern. Wenn das Unglück geschehen sei", werde sich die Frau wohl darein fügen. Mehr wie schimpfen fann sie auch nicht," meinte der Schreinermeister, und schließlich muß sie ja gute Miene zum bösen Spiel machen, wenn das Geld nun doch einmal bezahlt ist!" Die Frau aber wußte auch, daß am nächsten Tage der Steuertermin für die Hunde sei. Früh morgens sagte sie zu demselben Lehr­buben: So- der Sache mit dem Hundevich will ich jetzt ein Ende machen! Nimm den Hund heimlich fort( ich werde schon dafür sorgen, daß mein Mann nichts merkt!), führe ihn zum Schinder und lasse ihn umbringen!" Der Bub nahm gehorsam den Hund an die Leine und ging bitterlich weinend mit ihm aus dem Hause. Man fühlt es sofort, daß Jbsen nicht etwa nur mit seinem Das arme Tier tat ihm gar leid; er hatte es sehr lieb, denn es war prächtigen Stockmann, dem Volksfeinde, menschlich sympathisiert, auch ihm ein treuer Freund und ein geduldiger Spielkamerad. Aber sondern daß er in den zwei legten Aften den Doktor zum Herold was war zu machen? Der Wille der Meisterin ist das höchste Gesetz. feiner eigenen Ansichten macht. Die Tendenz, die ihre Spitze erst Bunächst aber führte der Bursche den Auftrag des Meisters aus. nur gegen die engherzig interessierte Henchelei richtet, läuft aus in Er geleitete den treuen Hausgenossen zur Versteuerung, erlegte eine Verherrlichung des Individuums, das grundsäglich von pflichtschuldigst die empfangenen fünfzehn Mart, empfing eine jeder Partei fich Tosfagt und, seltsam verblendet, in Steuermarte und trollte ab. Dann zog er schweren Herzens, dieser folierung die Wurzel höchster Straft zu finden glaubt. Quittung und Marke für den versteuerten Delinquenten sorgfältig Die große Rede Stockmanns geht von dem Angriff gegen eine in der Tasche bergend, mit dem Hunde zur Stadt hinaus, über Felder tumultuarische Volksversammlung und gewissenlose Volksschmeichler, und Wiesen, bis vor das Anwesen des Schinders. Dem übergab er offenbar gleichfalls im Sinne Jbsens, zu einem Angriff gegen die das arme Tier mit der von der Meisterin empfangenen Weisung Demokratie über. Dem Unsinn, daß die Majorität immer recht hat, es umzubringen. Und laut heulend lief er davon, um der Voll­stellt Stockmann den größeren Unsinn, daß umgekehrt das Recht ziehung des grausamen Urteils nicht beiwohnen zu müssen. Welcher immer bei der Minorität sein müsse, entgegen. Die Paradoren, Art der Empfang gewesen, der dem treuen Diener seines Herrn und die als Stimmungsausdruck Stodmanns vorzüglich charakteristisch seiner Herrin zu teil geworden ist, konnte ich nicht ermitteln.- fcheinen, erhalten durch den Akzent, den Jbsen auf sie legt, den Wahrheitsanspruch, den er ihnen beimißt, etwas den Widerspruch Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint am

Herausforderndes, Anreizendes, das in einer weniger reichen und Sonntag, den 26. Februar.

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Berantwortl. Redakteur: Baul Büttner, Berlin , Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co..Berlin SW.

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