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Viel literarische Reminiszenzen haben mitgearbeitet. Das Hin- 140 Pasteurinstitute in allen Weltteilen, und nach den Berechnungen und Herlaufen nach dem nächtlichen Selbstmord der Heldin- ein Dr. Bernsteins sind in den lekten 18 Jahren im ganzen 104 347 Effekt, von dem der Autor si besonders viel Stimmung versprochen Personen geimpft worden. Der Prozentsatz der Gestorbenen betrug haben mag, der aber wirkungslos verpuffte, ist wohl auf eine ähn- dabei 0,54. Das Verfahren Pasteurs besteht bekanntlich darin, daß liche Szene in Gorkis„ Kleinbürgern" zurückzuführen. Und das man abgeschwächten Impfstoff der Hundswut durch allmähliches Thema der höheren Töchter, die aus Mangel standesgemäßer Aus- Austrocknen von Stücken des Rückenmarks wutkranker Kaninchen stattung nicht heiraten können und so elend verfümmern, wurde herstellt. Das Verfahren ist natürlich im Laufe der Jahre ständig ja seit Gabriele Reuters Aus guter Familie" unendlich häufig in ausgebaut und verbessert worden. Man hat es wirksamer und be= Romanen und Novellen wiederholt. Der Stil der Darstellung aber quemer gestaltet, man hat ein stärkeres Gift angewendet, die Einerinnert insbesondere an„ Die Raben" Henry Becques. Doch wenn sprißungen sind statt unter die Haut in die Blutgefäße vor= das Drame des Franzosen in seinem noch primitiv ungelenken; genommen worden, die Kur wurde wiederholt, und zur Abschwächung nüchtern phantasielosen Naturalismus als Bruch mit der damals des Giftes statt Trocknung des Rückenmarkes eine Verdünnung mit Herrschenden konventionellen Theatermanier einen bedeutsamen Salzsäurelösung vorgenommen. Daher sind die Resultate der Fortschritt bezeichnete, fällt die" Sanna" Bahrs selbst hinter das Impfung immer besser geworden, und Schädigungen durch dieselbe mittelere naturalistische Niveau, wie es heut im Schauspiel ent- kommen nicht mehr vor. Auch gegen den Biz toller Wölfe hat sich wickelt ist und in dieser Saison etwa durch Dreyers Siebzehn- das Pasteursche Verfahren bewährt, auf welchem Gebiete Professor jährige", Holz' Traumulus", Hirschfelds„ Nebeneinander" reprä- Babes in Budapest hervorragend gearbeitet hat. Zu dem Erfolg sentiert wurde, weit zurück, so sehr verzettelt sich das Stück, so der Impfung trägt auch viel der Umstand bei, daß das Verfahren sehr entbehrt es in seiner breiten Ausspinnung belangloser Momente überall unentgeltlich ist. Je früher die Impfung vorgenommen einer einheitlichen, anspannenden und erregenden Konzentration. wird, desto sicherer ist der Erfolg. Lekterer hängt auch vom Sik Eine intime Wirkung, wie sie Bahr mit seiner Schilderung er- der gebissenen Stelle ab. Kopfverletzungen sind schlimmer als Verzeugen wollte, kann nicht bestehen, ohne solchen Hinterhalt. Einzelne legungen der übrigen Körperteile. Daher ist auch nach der Impfung Büge, die man anderswo vielleicht sehr fein empfunden haben würde die Anzahl der Gestorbenen bei den am Kopf Verletzten eine größere. so in dem Verhältnis der Schwestern zueinander gingen in Die Impfung gewährt einen Schutz, der etwa drei Jahre anhält.— dieser losen zerstreuten und zerstreuenden Zusammenfügung fast ohne Nachhall vorüber.
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Humoristisches.
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Schwer zu sagen. Wer ist denn eigentlich schuld an der Scheidung, Frau Nachbarin? Er oder sie?" " Da hört man verschieden reden. Die einen sagen so und die anderen so!" " Sagen denn mehr so, oder mehr so?"
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Das Stück spielt in dem Hause einer österreichischen Beamtenfamilie, die ihre Hoffnungen auf einen achtzigjährigen kindisch ge= wordenen, boshaften Junggesellen, den Hofrai Furnian, setzt. Die Erbschaft dieses widerwärtigen Kauzes soll den evigen Sorgen ein Ende machen; man hofiert ihn mit heißem Bemühen, und als Sanna, gleich der Schwester Luise ein stark und leidenschaftlich fühlendes Mädchen den Antrag eines jungen Leutnants erhält, da bittet der Bärtlich besorgte Vater den Greis, die Kaution, von der der Ehefonsens abhängt, zu hinterlegen. Ilmsonst. Sanna, der die Mutter, hart geworden im Kampfe des Lebens, mit knappen fühlen Worten mitteilt, daß sie nun verzichten müsse, träumt von Romantik und Wundern. Sie will nicht entsagen, wie Luise es getan, und phantaDurch die Blume. Lehrling:„ Ich muß mich siert sich einen Leutnant nach ihrem Herzen zurecht, der um der immer wundern, Meesterin, daß Sie in Ihrem Alter noch mit Liebe willen, den Eltern troßend, Stellung und Karriere in die Schanze schlagen wird. Natürlich denkt der Freier nicht daran, und bloßem Auge die Wurst so fein schneiden tönnen!"
- Verfrühter Seufzer. Wie gefällt Dir's denn im neuen Amt?" ,, Gar nicht!.. Ach, wenn nur die vierzig Dienstjahr schon herum wären!"
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Notizen.
Sie nimmt sich das so sehr zu Herzen, daß sie, vom Ball zurückgekehrt, fich aus dem Fenster stürzt. Um den vierten Akt, in dem das Unglück passiert, zu füllen, wird ein Verrücktheits- Intermezzc des alten Hofrats und eine endlos lange peinigende Szenenfolge, in der Vater und Schwester die Verstörte zu beschwichtigen suchen, eingeschoben. Diesem Akt der Hysterien schließt sich der Aft des Weinens an. In der Tat nichts anderes geschieht im letzten Aufzug. Sanna - Eine Gesamtausgabe der Werke Theodor liegt aufgebahrt als Leiche im Hinterzimmer, und einer nach dem& ontanes veranstaltet der Verlag F. Fontane u. Ko., Berlin . anderen kommen die Leidtragenden schluchzend zur Tür herein. In- Subskriptionspreis pro Band geh. 3 M., geb. 4 M. Der 1. Band des man soll nicht ungerecht sein. Einen Trick hat Bahr sich für ist soeben ausgegeben worden. den Schluß noch aufgespart. Das Stück spielt laut Theaterzettel 1847, im letzten Jahr des alten Regims, und die große Zeitenwende tündet sich sinnvoll darin an, daß der alte, extra zu diesem Zwecke wieder vernünftig gewordene Hofrat am Totenbett der Selbst mörderin etwas vom Staat und vom Segen des Gehorsams redet, worauf Schwester Luise, die Tote verteidigend, pathetisch an das Recht der individuellen Selbstbestimmung appelliert. So wird dem Heinz Tovotes dramatischer Erstling wird im Herbst trivialen Ereignis, das sich jeden Tag auch heute wiederholen kann, die Uraufführung im Leipziger Stadttheater erleben. am Ende gar noch ein zeitsymbolisches Schwänzchen angehängt. Bon den Nebenfiguren haben nur Hansl, die jüngste der Schwestern, ein neugierig gewefener Kleiner Rader und der scheinheilig lüsterne katholische Schulrat, der sich als Bewerber ar Sanna herandrängt, ein deutlicheres Gepräge, die anderen verschwimmen.
-Der Schwäbische Schiller - Verein bringt im Herbst eine dritte Auflage( 25 000 Exemplare) von Schillers Gedichten und Dramen in einem Bande zum Preise von einer Mark heraus. Bestellungen sind an das Schatzmeisteramt des Schwäbischen SchillerVereins, Stuttgart , Kanzleistraße 26, zu richten.-
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,, Benedek, ein österreichisches Soldatendrama", von Ferdinand v. Feldegg, das vom Grazer Landestheater zur Aufführung angenommen war, ist von der Zensur verboten
worden.
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Gespielt wurde, wie immer im Kleinen Theater, sehr gut. - Die Münchener Künstlergenossenschaft wird Pagay als Hofrat, Lucie Höflich als Sanna, Tilla auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1905 Durieur als Luise, Hedwig Wangel als Mutter und mit einer Kollettivausstellung vertreten sein. Steinrüd als fleischig- fleischlicher Schulrat, vor allem die
Eysoldt als das verdorbene Nesthätchen gaben ihren Rollen so viel- Die Münchener Sezession hat in ihrer letzten Wirklichkeit, als bei den kümmerlichen Grundlagen des Stückes nur Generalversammlung den Beschluß gefaßt, in ihrem Ausstellungsimmer möglich war. Aber in der Hauptsache ließ sich nichts retten. gebäude am Königsplatz eine moderne Galerie zu Das Publikum vermochte auf die Tauer die Strapazen nicht zu ergründen.
dt.
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tragen und rebellierte zum erheblichen Teil mit energischem Zischen. Das langsame Spieltempo in den larmoyanten Szenen, durch das c. Höhlenmalereien in Spanien . Ueber Malereien die Regie die Stimmung hatte erhöhen wollen, stachelte nur noch und Zeichnungen an den Wänden der Höhle von Altamira in mehr zur Ungeduld.- Santander( Spanien ) berichten die beiden Entdecker E. Cartailhac und der Abbé H. Breuil in der Zeitschrift' Anthropologie". Die Höhle hat eine Länge von 280 Meter. In einer Vertiefung zur Linfen, nicht weit vom Eingang entfernt, befinden sich große hr. Erfolge der Schuhimpfung gegen Hunds - Fresken. Eine schmale Vertiefung davor ist mit roten Figuren ges wvut. Es sind jetzt zwanzig Jahre her, seitdem Pasteur seine schmückt. In der den Abschluß bildenden Galerie fand man Zeich Schuhimpfung zum erstenmal an einem von einem tollen Hunde nungen in Schwarz, viele Figuren von Bisons, Hirschen, Wild und gebissenen Menschen erprobte. Es handelte sich um einen neun- anderen Tieren, zwei menschliche Figuren, anscheinend mit Tierjährigen Knaben, der vierzehn schwere Wunden am Körper auf- föpfen und erhobenen Händen, einige polychrome Darstellungen von ties, so daß er nach übereinstimmender Ansicht der Fachmänner Bisons und Hirschen und andere Werke, die ein bemerkenswertes unrettbar der Hunswut verfallen mußte. Der Knabe wurde durch künstlerisches Geschick verraten. die Impfung gerettet. Seitdem ist das Verfahren, dem man zuerst, namentlich in Deutschland , mit Zurüdhaltung begegnete, in
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Unter dem Titel„ Biologie " Biologie, praktische Besteigendem Maße angewendet worden; es gehört zu den segens- deutung und Bekämpfung der Mistel" hat das Ge reichsten Erfindungen der medizinischen Wissenschaft und hat einer fundheitsamt bei Paul Parey , Berlin , Hedemannstr. 10, ein Flugungeheuren Zahl von Menschen das Leben gerettet. Es gibt jetzt blatt herausgegeben. Einzelpreis 5 Pf., Porto 3 Bf.-
Verantwortl. Redakteur: Paul Büttner , Berlin.- Drud und Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.